Joachim Löw: „Wechsel waren der Schlüssel zum Erfolg“


Die deutsche Nationalmannschaft beweist Konstanz auf Spitzenniveau. Bereits zum vierten Mal in Folge wurde ein Halbfinale bei einer EM oder WM erreicht. Eine Leistung, die auch beweist, dass Deutschland in der Weltspitze angekommen ist. Schon jetzt wurde somit das Minimalziel erreicht, aber diese Truppe scheint so ambitioniert zu sein, dass sie noch erfolgreicher sein möchte. Sicherlich waren die Griechen kein Gradmesser, dennoch muss hervorgehoben werden, dass Löw sein Team so gut vorbereitet hat, dass nun auch spielerisch eine Qualitätssteigerung sichtbar erscheint. Im Gespräch mit dem „Sport-Informations-Dienst“ zeigt sich Löw sichtlich zufrieden über die jetzige Situation in der Nationalmannschaft und nimmt zu verschiedenen Themen Stellung.

Auch die Tatsache, dass sich nach 2006, 2008 und 2010 nun zum vierten Mal in Folge für ein Halbfinale bei einem großen Turnier qualifiziert werden konnte, nötigt ihm großen Respekt ab: „Das ist schon eine tolle Leistung. Nach 2004 hat das keiner gedacht. Die Mannschaft hat zudem 15 Pflichtspiele in Folge gewonnen. Es ist die jüngste Mannschaft des Turniers, sie hat eine großartige Perspektive. Großes Kompliment, was sie geleistet hat. Wir können schon stolz sein auf die Mannschaft.“
Selbstbewusstsein demonstriert er, wenn er sagt, dass es nur einen Sieger geben konnte. Man merkt an seinen Worten, dass er sehr stolz auf sein Team ist und seine Mannschaft als klar überlegen ansieht: „Keine Frage, wir sind der klar verdiente Sieger. Griechenland hat aus einer Chance zwei Tore gemacht. Das ist eine kuriose Mannschaft. Wir haben es am Anfang versäumt, ein, zwei Tore vorzulegen, hatten ein paar leichte Ballverluste zu viel. Wir haben aber von der Spielanlage sehr gut gespielt, haben uns auch vom Gegentor nicht aus der Ruhe bringen lassen, sind nicht in Hektik verfallen, die Tore sind dann zwangsläufig gefallen. Die Griechen waren mit vielen Dingen, die wir gemacht haben, überfordert.“
Für viele auf der Pressetribüne und auch für die Kameras war ersichtlich, dass sich der Bundestrainer für kurze Zeit eine kleine Auszeit genommen hat, um in der 25. Spielminute im Kabinengang zu verschwinden. Den Grund erklärt er der „sid“: „Zu einem Espresso hat es nicht gereicht, weil wir schon wieder die nächste Chance vergeben hatten. Ich habe mich einfach geärgert. Wir hatten zuvor drei, vier Chancen, aber kein Tor gemacht. Ich war ein bisschen sauer über die verpassten Möglichkeiten. Das waren eben die Emotionen, die rausgekommen sind. Letztendlich haben wir vier Tore gemacht und können zufrieden sein.“
Viel wurde auch vor dem Spiel diskutiert, warum die erfolgreiche Mannschaft der Vorrunde, die mit drei Siegen gegen Portugal, Dänemark und die Niederlande aufgewartet hat, auf vier Positionen verändert worden ist. Mit Reus, Schürrle und Klose für Müller, Podolski und Gomez kamen drei Spieler für die Offensive, die ihren Job mehr als zufriedenstellend lösen konnten. Löw beschreibt die Intention für die Wechsel: „Das war der Tag der Veränderungen. Ich dachte, ich müsste nach drei Siegen etwas verändern. Das ist mir schon länger im Kopf herumgegeistert. Ich war nach drei Siegen keineswegs unzufrieden. Aber wir mussten unberechenbar sein. Ich musste frischen Wind bringen, andere Spielertypen, die zwischen den Linien besser spielen können.“
Besonders die Personalie Mario Gomez, der trotz drei Turniertreffern nur auf der Bank Platz genommen hat, verwunderte den einen oder anderen Journalisten. Löw gibt zu, dass ihm die Entscheidung nicht einfach gefallen ist. Dies ist das Schicksal der hohen Qualität im Kader der deutschen Mannschaft: „Das hat mir natürlich auch ein bisschen weh getan. Mario hat drei Tore gemacht und war an einem beteiligt. Auch Poldi (Lukas Podolski, d.Red.) hat zuletzt ein Tor gemacht. Aber die Zeit war reif. Manchmal spürt man so etwas. Es ist sehr gut aufgegangen. Marco Reus hat sehr gut gespielt, auch André Schürrle, und Miro Klose hat ein Tor gemacht. Das war der Schlüssel zum Sieg.“
Für viele Beobachter war Sami Khedira der überragende Spieler dieser Begegnung. Der Madrilene steht häufig im Schatten der Kreativspieler, die mit ihren Fähigkeiten die Massen begeistern. Khediras Arbeit wird hingegen nicht so richtig wahrgenommen. Löw hingegen ist voll des Lobes über einen der Leistungsträger im deutschen Team: „Sehr dynamisch, sehr präsent. Er ist seit 2010 wirklich eine Führungspersönlichkeit geworden. Er verlässt seine Position, macht Druck, zieht sich aber auch wieder zurück. Es ist schwer, im Zweikampf gegen ihn zu bestehen. Es ist gut für die anderen, die um ihn herum spielen, dass er da ist.“
Zuletzt wurde offen Kritik am Spielmacher Mesut Özil laut, dem es anscheinend an der notwendigen Kreativität gefehlt hat, so der allgemeine Tenor. Immer wieder hat Löw betont, dass der Techniker auch bei der WM 2010 in Südafrika erst in den K.o.-Spielen stark aufgespielt hat. Dies hat sich auch beim Griechenland-Spiel wieder bewahrheitet, denn mit einem großen Aktionsradius und Zauberpässen sorgte er für die überraschenden Momente im Spiel der DFB-Elf. Daher war auch Löw zufrieden mit seiner Leistung: „Er ist völlig zu Recht „Man of the Match“ geworden. Er war immer mit dabei, immer anspielbar, viel in Bewegung. Es lief fast alles über ihn.“
Nun wartet also das Halbfinale auf die deutsche Mannschaft. England oder Italien warten in der Runde der besten Vier auf das deutsche Team, das aber als Favorit nach dieser formidablen Leistung ins Rennen gehen dürfte. Löw sieht Parallelen zwischen den beiden Teams: „Beide Mannschaften sind sehr, sehr unangenehm. Roy Hodgson hat das Spiel von England umgestellt. Die stehen sehr eng, nicht mehr so zweigeteilt wie noch 2010. Er hat eine klare Ordnung in diese Mannschaft gebracht. Sie sind besser organisiert und kontern schnell. Italien spielt ein bisschen ähnlich.“
Gewiss weiß Joachim Löw, dass sein Team nicht erst seit dem berauschenden Spiel gegen Griechenland zum Top-Favoriten zusammen mit Spanien ausgerufen worden ist. Der ehemalige Profi äußert sich aber diplomatisch zu dieser Thematik: „Alle Mannschaften, die im Halbfinale stehen, sind berechtigterweise Titelanwärter. Sie können alle auf einem ähnlichen Niveau spielen. Es entscheiden Kleinigkeiten in solchen Spielen. Das sind alles große Nationen.“

Quelle: sid.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Deutschland; Löw; Reus; Schürrle; Klose
Datum: 23.06.2012 14:45 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-joachim-loew--„wechsel-waren-der-schluessel-zum-erfolg“-1784.html
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