Italiens Cassano hat die Lacher auf seiner Seite – und die Kritiker


Das italienische Nationalteam ist ein wahrer Traum für jeden Journalisten. Immer wieder liefern die Kicker aus dem Stiefelland herrliche Anekdoten, mit denen die Leser in Verzückung versetzt werden können. So füllen sich die Zeilen, die an manchen Tagen mit viel Kreativität und Einfallsreichtum gefüllt werden müssen, scheinbar wie von selbst. Diesmal erfreut besonders die Boulevardjournalisten die Aussage von Antonio Cassano, der behauptet hat, dass er auf Homosexuelle in seiner Mannschaft liebend gerne verzichten möchte.

Allerdings muss der fast 30-jährige Angreifer vom AC Mailand auch ein wenig in Schutz genommen werden, denn die italienischen Journalisten haben sich als extrem hartnäckig erwiesen und den sonst so souveränen, wie selbstbewussten Stürmer in eine Falle gelockt. Letztlich wurde er regelrecht zu dieser Aussage gedrängt, die er sofort schon wieder bereut hat. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Cassano kein Philosoph im Fußballzirkus ist. Dafür trägt er sein Herz zu sehr auf der Zunge. Jedoch hätte er bewusst das Gespräch mit hartnäckigen Journalisten bewusst auf ein anderes Thema lenken sollen, um die Spannung aus dieser Pressekonferenz zu nehmen und vor allem sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen. Vom Übersetzer wurden die Worte Cassanos in die Welt hinausposaunt, die nun ein wahres Medienecho ausgelöst haben. „Ich hoffe, dass es bei uns im Team keine Schwulen gibt“, so Cassano, der um ehrlich zu sein, sich sogar mit dem italienischen Wort „frocio“ ausgedrückt hat, was mit „Schwuchtel“ eine bessere Übersetzung erfahren würde.
Nachher ruderte er noch zurück, indem er sich kleinlaut in aller Öffentlichkeit entschuldigte und preisgab, dass er „auf keine Fall die sexuelle Freiheit einzelner Personen zur Diskussion stellen wolle.“ Die Medienlawine war jedoch zu diesem Zeitpunkt schon längst losgetreten. Einige Homosexuellenverbände fordern nun sogar den sofortigen Ausschluss des Exzentrikers.
Für den auf konzentriertem Arbeiten bedachten Nationaltrainer Cesare Prandelli sind diese Worte seines derzeitigen Stammspielers gewiss nicht gerade auf ungeteilte Gegenliebe gestoßen. Der Coach möchte seinen Fokus vielmehr auf das Spiel heute abend gegen Kroatien richten. Dieses muss unbedingt gewonnen werden. Stolz erzählt er auf der Pressekonferenz den anwesenden Journalisten: „Wir haben gezeigt, wozu wir fähig sind. Das wollen wir auch gegen Kroatien zeigen, das wird unser wichtigstes Gruppenspiel. Viele Tifosi waren stark verwundert, weil sie mit einem solch starken Auftritt beileibe nicht gerechnet haben. Der mutige Offensivfußball ist auch für sie arg überraschend gewesen. Die renommierte Gazzetta dello Sport hat sogar von einem „neuen Schwung“ für Italiens Fußball gesprochen.
Das Spiel gegen Kroatien dürfte von einer enormen Bedeutung sein. Italien kann einen großen Schritt Richtung Viertelfinale tätigen. Cassano soll seinen Fokus derweil auf das Toreschießen richten. Natürlich nur, wenn bei ihm die Lust dazu groß genug erscheint. Er gilt als Spaßvogel, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Dies demonstrierte er auch vor der Abreise nach Posen, als er erklärte: „Ich bevorzuge es, Vorlagen zu geben. Tore schießen mag ich nicht so sehr.“ Die versammelte Journaille hat bei solch einem Akteur sichtlich seinen Spass.
Dem wegen Herzproblemen lange Zeit in der Saison aussetzenden Cassano, ist ein besonderer Egoismus eigen. Für Stürmer ist diese Eigenschaft gewiss nicht schlecht. So antwortete er auf die Frage, welchen Sturmpartner er den präferieren würde: „Mir egal. Hauptsache, ich spiele.“
Derweil hat sich der Coach von Gegner Kroatien, Slaven Bilic, zu einer gewagten Aussage nach dem 3:1 Sieg gegen Irland hinreissen lassen. So sagte er: „Gegen Italien werden wir noch besser spielen.“ Zugleich versuchte er seine Aussage zu relativieren, indem er sagte: „Wir haben noch schwere Spiele und dürfen jetzt nicht euphorisch werden.“

Quelle: www.welt.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Italien; Kroatien; Cassano; Bilic
Datum: 14.06.2012 16:32 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-italiens-cassano-hat-die-lacher-auf-seiner-seite-–-und-die-kritiker-1719.html
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