Hoeneß-Steuergeschichten und die Auswirkungen für das Barcelona-Spiel


Diese Schlagzeile hat die deutsche Fußballwelt ein wenig aufgeschreckt und in Unruhe versetzt, denn Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat Selbstanzeige beim Finanzamt wegen eines Kontos in der Schweiz erstattet. Der mächtige Bayern-Boss hat in der Vergangenheit massive Steuerhinterziehung angeprangert und dafür plädiert, dass Steuern in Deutschland abgeführt werden sollen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft München II gegen den Verdacht der Steuerhinterziehung. 3-liga-com Reporter Henning Klefisch versucht ein wenig Licht ins Dunkeln dieser hochinteressanten Thematik zu bringen und nennt die Hintergründe.

Focus klärt in Ermittlungen auf
In zwei Tagen steht für den FC Bayern München das Champions League-Halbfinale gegen den FC Barcelona an. Der Fokus soll allenthalben auf dieses eminent wichtige Spiel gelenkt werden. Nun wird medial vor allem die Geschichte um den langjährigen Bayern-Manager intensiv diskutiert. Hoeneß wurde europaweit wegen seiner seriösen Finanzpolitik gerühmt und hat den FC Bayern zu einem der wirtschaftlich gesündesten und finanziell kräftigsten Vereine der Welt geformt. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“ konnte nun jedoch sowohl der Präsident des FC Bayern München als auch Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich bestätigen, dass tatsächlich Ermittlungen gegen eine der wichtigsten Personen des deutschen Fußballs aufgenommen worden sind.

Auch Hoeneß Haus wurde untersucht
So ist nach Angaben von „Focus“ Hoeneß` Anwesen im Tegernseer Tal untersucht worden. Spekulationen, aber keine konkreten Angaben gibt es hingegen über die Summe. Die „Münchener Abendzeitung“ hat berichtet, dass „mehrere Millionen Euro“ auf einem oder sogar mehreren Konten sich befinden würden. Mit der Selbstanzeige hat Hoeneß immerhin schon einige Millionen an den Fiskus bezahlt. Nach Angaben der AZ soll es sich dabei um „über fünf Millionen Euro“ handeln.

Auch Ministerpräsident Seehofer weiß Bescheid
Selbst Bayerns-Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer hat Kenntnis davon: „Ich weiß, dass ein Verfahren läuft,“ erklärte er gegenüber der „AZ“. Und er sei darüber bereits „seit geraumer Zeit“ informiert gewesen, ließ er mitteilen. Er fügte hinzu: „Das müssen jetzt die Justiz- und Finanzbehörden regeln.“ Und er verspricht absolute Gleichheit vor dem Gesetz beim vielleicht einflussreichsten Bundesliga-Präsident derzeit: „Er wird behandelt wie jeder andere Bürger auch.“

Erst dementiert Hoeneß, dann gibt er zu
Noch am vergangenen Mittwoch gab es hingegen ein heftiges Dementi seitens von Uli Hoeneß, dass Ermittlungen gegenüber seiner Person in Steuersachen angestellt worden sind. Nun hat er jedoch für Klarheit sorgen können, als er deutlich machte: „Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht.“ Und er fügte hinzu, dass dies „mit einem Konto von mir in der Schweiz“ zusammenhängen würde. Die Frage des Warum muss nun beleuchtet werden, da der überaus clevere Hoeneß doch weiß, wie sehr er in der Öffentlichkeit steht und wie intensiv mögliche Fehler von ihm bewertet werden. Er machte selbst deutlich, dass die Wirksamkeit der Selbstanzeige und auch die steuerlichen Folgen „derzeit von den Behörden geprüft“ würden. Selbst, wenn er in dieser Angelegenheit tatsächlich als unschuldig erscheinen sollte, so bleibt ein bitterer Beigeschmack definitiv bestehen. Stets hatte der moral- und pflichtbewusste Bayern-Boss dafür plädiert, dass Steuersünder angemessen bestraft werden müssten. Nun könnte er selbst eine Person sein, die sich finanziell nicht an die Regeln gehalten hat. Allerdings muss in diesem Zusammenhang stets der Konjunktiv benutzt werden, da noch nichts bewiesen ist und es sich um reine Spekulationen handelt, deshalb sollte vor einer vorschnellen Vorverurteilung Abstand genommen werden.

Hoeneß vertraut der Arbeit der Justizbehörden
Immerhin zeigt sich Hoeneß kooperativ und arbeitet mit seinen Anwälten und Beratern „in vollem Umfang“ an dieser Prüfung mit, wie der FCB-Boss nun erklärte. Und der 61-Jährige fügte diesbezüglich hinzu: „Ich vertraue voll und ganz auf die Arbeit der mit dem Fall befassten Behörden und bitte, mit Respekt darauf von weiteren Anfragen abzusehen.“ Eine Aussage des Vereins hat es am Samstag nicht gegeben. Gegenüber der „Münchner Tageszeitung“ erklärte Pressesprecher Markus Hörwick lediglich, dass der Verein keine näheren Kenntnisse von diesem Bericht erhalten habe und es sich letztlich um eine Privatangelegenheit von Hoeneß handeln würde, die den Verein nicht direkt tangiert.

Bayern möchte Fokus auf Barcelona legen
Die Gerüchteküche wird jedoch auch weiterhin munter brodeln, da beim gestrigen Bundesliga-Auswärtsspiel des FC Bayern München bei Hannover 96 die gesamte Führungsriege, bestehend aus Hoeneß, Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Finanzchef Karl Hopfner, im Stadion durch Abwesenheit glänzten. Vielleicht wollte man so den Fokus auf das Sportliche legen und unangenehmen Fragen durch die Medien ausweichen, eine sinnvolle Entscheidung wenige Tage vor dem eminent wichtigen Duell mit dem weltbesten Team aus Barcelona in der europäischen Königsklasse. Die Konzentration soll nicht gestört werden, da man die 0:4-Demütigung vor vier Jahren mit einem Einzug ins Finale unbedingt tilgen möchte. Die Motivation auf eine sportliche Revanche und der Stolz des deutschen Rekordmeisters sind gleichermaßen exorbitant ausgeprägt.

Hoeneß zeigt sich kooperativ
Hoeneß ist ein Finanzfachmann Par exzellence und deshalb war es auch ein überaus sinnvoller Schritt vom Fleisch-Unternehmer, dass er sich selbst angezeigt hat, womit das Strafmaß und die Nachzahlungen deutlich geringer ausfallen werden. Nun hat auch Hoeneß deutlich gemacht, dass er diese „Angelegenheit“ ursprünglich über das Deutsch-Schweizer Steuerabkommen regeln wollte, welches „bekanntlich Mitte Dezember 2012 nicht zu Stande gekommen“ sei. „Sport1.de“ berichtet über diese Variante wie folgt: „Über das Steuerabkommen hätten Personen, die in der Schweiz nichtversteuerte Gelder liegen haben, dies mit einer für den deutschen Fiskus anonymen pauschalen Einmalzahlung legalisieren können.“

Berthold sieht keine Beeinflussung für Bayern-Spieler
Auch Ex-Nationalspieler Thomas Berthold hat sich nun gegenüber „Sport1.de“ zu Wort gemeldet und über den möglichen Ablenkungsfaktor berichtet: „Das interessiert die Spieler nicht.“ Und der Weltmeister von 1990 fügt mit besonderem Fokus auf das Champions League-Hinspiel hinzu: „Da spricht man kurz drüber und dann ist auch schon wieder gut. Die haben ja jetzt erstmal ein Bundesliga-Spiel, dann kommt der Sonntag, dann ist am Montag das Trainingslager und dann geht es auch schon weiter mit dem Barcelona-Spiel.“

Magath sieht die Steuergeschichte sogar positiv
Sogar etwas Positives kann der ehemalige Bayern München-Trainer und derzeitige Ligatotal-Experte Felix Magath diesem Thema abgewinnen, wenn er damit indirekt auch den Druck auf die Spieler nicht mehr so ausgeprägt sieht, weil dieser Nebenkriegsschauplatz den kompletten Fokus der Medien auf dieses Spiel verhindert: „Das glaube ich nicht, weil es Privatsache von Uli Hoeneß ist. Es ist vielmehr eine willkommene Ablenkung vor der Champions League – damit konzentriert sich nicht alles auf das Spiel“, so macht der zweifache Bayern-Doublegewinner deutlich, dass er keine negativen Konsequenzen für das Spiel gegen Barcelona erkennen mag.

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Uli Hoeneß; FC Bayern München; FC Barcelona
Datum: 21.04.2013 17:19 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-hoeness-steuergeschichten-und-die-auswirkungen-fuer-das-barcelona-spiel-5104.html


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