Hamburger SV: Wird Bert van Marwijk neuer Trainer beim HSV?

Als Fan des traditionsreichen Nordklubs Hamburger SV hat man es in diesen Tagen ganz gewiss nicht gerade leicht. Am gestrigen Samstag ist sogar noch das Nordderby gegen die ebenfalls krisengeschüttelten Bremer mit 0:2 verloren gegangen worden. Die Leistung des HSV war nicht bundesligareif und offenbarte zudem die Erkenntnis, dass Interimscoach Rodolfo Esteban Cardose solch einer auch bleiben wird und möglichst schnell durch einen neuen Übungsleiter ersetzt werden muss, was auch Spielmacher Rafael van der Vaart im Gespräch mit „Sky“ nach dem Spiel deutlich gemacht hat: „Wir wollen einen neuen Trainer, hoffentlich schnell.“

„Der HSV hat ein prächtiges Team mit einer großen Tradition“

Diese Suche scheint offenbar schon beendet worden zu sein, denn nach übereinstimmenden niederländischen Medienberichten zufolge wird der ehemalige Bondscoach Bert van Marwijk neuer Trainer beim „Bundesliga-Dino“ werden. In der Sendung „NOS Studio Sport“ hat van Marwijk deutlich gemacht: „Der HSV hat mich direkt nach der Entlassung von Thorsten Fink angerufen.“ Und er wird ein wenig konkreter, wenn er sagt: „Wir haben uns dann noch in der Woche zusammengesetzt. Ich habe gesagt, was ich anbieten kann. Sie haben mir gesagt, was sie wollen. Der Vertrag läuft über zwei Jahre mit der Option einer Verlängerung von einem Jahr." Ausdrücklich lobt der ehemalige Bundesligatrainer von Borussia Dortmund diese Perspektive bei einem der bedeutendsten Traditionsvereine der Bundesliga: „Hamburg ist eine fantastische Stadt. Der HSV hat ein prächtiges Team mit einer großen Tradition und einem schönen Stadion. Sonntagmorgen fahre ich nach Hamburg."

Auch Christian Gross offenbar ein Thema beim HSV

Mit Roel Coemans soll er nach diversen Medienberichten zufolge den Co-Trainer des niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard mit an die Alster nehmen. Gegenüber dem „Aktuellen-Sportstudio im ZDF“ hat Hamburgs-Boss Carl-Edgar Jarchow hingegen keine Bestätigung der Gespräche mit dem bekannten Trainer abgeben können: „Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab." Etwas redseliger präsentierte sich hingegen Hamburgs-Sportchef Oliver Kreuzer, der Gespräche mit van Marwijk schon vor dem Bremen-Spiel zugegeben hat. Allerdings wollte er auch deutlich machen: „Es wird immer der Name van Marwijk hervorgehoben. Aber er ist nur einer der Kandidaten, mit denen wir gesprochen haben." Zudem ist wohl auch der ehemalige Stuttgarter-Bundesligatrainer Christian Gross im Gespräch, der zuletzt für die Young Boys Bern in seiner Heimat, der Schweiz tätig gewesen ist. Der ehemalige Bremen-Trainer Thomas Schaaf soll hingegen abgesagt haben.

„So konnten wir den Bremern nicht wehtun“

Die Hoffnungen vieler Hamburger sind offenbar mit dem neuen Trainer verbunden. Auch van der Vaart drückt diese Hoffnung in Worten aus, wenn er sagt: „Es ist wichtig, dass ein Trainer mit neuen Ideen kommt, dann kriegen wir die Wende.“ Gegen Bremen gab es einen spielerischen Offenbarungseid. Selten konnte eine gelungene Kombination des HSV begutachtet werden. Deutlich Worte fand der einmal mehr nicht überzeugende Abwehrmann Heiko Westermann gegenüber „Sport1.de: „Jetzt geht es gegen den Abstieg, ich sage das schon seit ein paar Tagen. Es geht um die Existenz." Defensivkollege Marcell Jansen sieht eine Spätfolge des Dortmund-Desasters in den Köpfen der Spieler: „Das 2:6 gegen Dortmund ist immer noch in den Köpfen. Wir hatten nur ein, zwei Torchancen, und das zu Hause. So konnten wir den Bremern nicht wehtun."

Kieferbruch bei Hamburgs-Mittelfeldmann Rincon

Immerhin konnte im zweiten Spielabschnitt der HSV etwas besser auftreten und erarbeitete sich immerhin noch die eine oder andere Tormöglichkeit, die aber geradezu kläglich vergeben worden ist. Nun ist auch bekannt geworden, dass die Hamburger für längere Zeit aus den venezolanischen Nationalspieler Tomas Rincon verzichten müssen. Nach einem Zusammenprall mit Caldirola hat der defensive Mittelfeldspieler einen Kieferbruch erlitten und hat sich zu einer Operation ins städtische Krankenhaus begeben.

HSV-Fans wollen sich Frust wegprügeln

Vieles scheint derzeit beim Hamburger SV falsch zu laufen. Auch das Zuschauerinteresse sinkt offenbar gewaltig, denn das Stadion war bei diesem so sehnsüchtig erwarteten Nordderby gegen den Erzrivalen aus Bremen nicht einmal ausverkauft. Ein klares Indiz, dass die HSV-Fans nicht mehr komplett bedingungslos hinter ihrem Team stehen. Vor dem Spiel wollten einige so genannte HSV-Anhänger ihren Frust noch einmal loslassen, indem sie sich gewaltsam Zutritt zum Werder-Block verschafften und wild und sinnfrei auf die verdutzten Gäste-Anhänger prügelten. Zu schwerwiegenden Verletzungen kam es jedoch nicht.

„Die beste Halbzeit seit langem“

Der Gast Werder Bremen konnte diesen hochverdienten 2:0-Auswärtssieg sichtlich genießen und konnte damit ins Tabellenmittelfeld springen, wohlwissend, dass der Gegner an diesem Tag äußerst schwach war und die Tabelle äußerst eng. Nils Petersen konnte getrost als Matchwinner bezeichnet werden, denn der Neuzugang des FC Bayern München konnte mit seinem Doppelpack quasi im Alleingang für den so wichtigen Prestigeerfolg sorgen. Dementsprechend glücklich bilanzierte er: „Das war seit langem die beste Halbzeit, die ich mit Werder gespielt habe. Da war Leidenschaft, jeder hat Gas gegeben." Mit nunmehr neun Punkten aus sechs Partien zeigt sich auch Werder-Trainer Robin Dutt einigermaßen entspannt. Sein Fazit zum Spiel fiel wie folgt aus: „In der ersten Halbzeit haben wir spielerisch überzeugt, die Jungs hatten eine gewisse Gier. In der zweiten Halbzeit hatten wir die nötige Mentalität, die man in einem Derby auf dem Platz braucht."

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