Griechenland: Fokus auf die Euro, nicht den Euro


Es ist die vielleicht größte Überraschung, dass sich Griechenland für das EM-Viertelfinale gegen Deutschland qualifiziert hat. Vergnügungssteuerpflichtig war der Fußball der Hellenen gewiss nicht. Vielmehr zeigten die Spieler von Nationaltrainer Fernando Santos eine gnadenlose Kaltschnäuzigkeit im Spiel gegen Russland, das sie letztlich glücklich mit 1:0 gewinnen konnten. Nun wartet Deutschland. Es geht um die Euro und nicht um den Euro. Dies sollte allen bewusst werden.

Die Turnhalle nahe der polnischen Hauptstadt Warschau ist schmucklos. Praktisch, ohne Besonderheiten. Grundsätzlich schlicht und zweckerfüllend. Irgendwie eine perfekte Symbiose zu der griechischen Nationalmannschaft, die ebenfalls sich auf das Wesentliche konzentriert. Vor der Pressekonferenz spielen die gut gelaunten Journalisten Basketball. Danach gibt es die traditionelle Fragerunde. Diesmal sitzen die beiden Leistungsträger Giorgos Samaras und Kyriakos Papadopoulos auf dem Podium, um die Fragen der unzähligen Journalisten zu beantworten.

Einige stellen den Vergleich mit der EM 2004. Da verziehen sich leicht säuerlich die Mundwinkel von Pressesprecher Michael Tsapidis. Als einige besonders mutige Zeilenknechte sich hingegen dazu getrieben fühlten, einen Vergleich zur politischen Situation zu stellen, bringt der Mund auch Töne heraus. Töne, die ein für alle Mal für Klarheit sorgen sollen. Der allgemeine Tenor des bestimmenden, aber zuweilen auch emotional agierenden Pressechefs: Über Fußball soll geredet werden, Politik ist kein Thema. Die Brandrede hat sichtlich Eindruck gemacht. Auch bei den verdutzt dreinschauenden Spielern Samaras und Papadopoulos, aus deren Blick die blanke Verwunderung sprach.

Die Finanzkrise und das angespannte Verhältnis zu Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint irgendwie ein ganz sensibles Thema zu sein. Die provokanten Boulevardzeitungen aus Griechenland wollen die Stimmung anheizen, doch die Spieler konzentrieren sich auf das Sportliche, was schwierig genug sein wird. Sportlich wird es kein Duell auf Augenhöhe sein. Die DFB-Mannschaft ist in allen relevanten Bereichen den griechischen Kontrahenten überlegen, die auch auf ihren besten Spieler Karagounis verzichten müssen. Die Griechen zeichnet eine enorme Defensivstärke aus. Die beiden Bundesliga-Akteure Sokratis von Bremen und Papadopoulos aus Schalke bilden ein wahres Abwehrbollwerk. Kopfballstärke und auch die geschickte Zweikampfstärke ist Trumpf bei den Hellenen. Oft ist einzig Samaras im Offensivbereich zu finden. Der Celtic-Stürmer kann wegen seiner technischen Fähigkeiten den Ball sehr gut halten und verteilen.

Auch wenn der griechische Pressesprecher wieder seinen chronischen Wutanfall bekommen würde, so darf auch ein Vergleich zur wirtschaftlichen Stabilität gezogen werden. Deutschland ist dem Kontrahenten in diesen beiden Parametern überlegen. Während politisch geholfen werden kann, wird sportlich das Löw-Team ganz egoistisch auf Sieg spielen, um die Rolle als Topfavorit auf den EM-Titel auch deutlich werden zu lassen. Wie schlimm es derzeit in Griechenland wirklich aussieht, wird deutlich, wenn man die Nachricht vom griechischen Olympiakader mitbekommt. So müssen die Leichtathleten erhebliche finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. So erklärte Sportminister Panos Bitaxis Ende April: „Es werden rund 100 Sportler nach London fahren und Griechenlands Farben vertreten, aber sie müssen auch die Begleiterscheinungen dieser Zeit anerkennen. Die Finanzkrise kann den Sport nicht unberührt lassen. Unsere Ressourcen sind knapp.“

Quelle: www.welt.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Griechenland; Deutschland; Papadpoulos; Samaras
Datum: 20.06.2012 20:25 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-griechenland--fokus-auf-die-euro--nicht-den-euro-1762.html


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