Greuther Fürth-Keeper Hesl: „Ich muss niemanden etwas beweisen“


Nun gibt es also für Wolfgang Hesl die Rückkehr an seine ehemalige Wirkungsstätte. Mit Zweitligist Spielvereinigung Greuther Fürth kehrt er zum Gastspiel beim Hamburger SV nun also zurück. Beim HSV konnte er seine ersten Einsätze in der Bundesliga erleben. Er blieb jedoch stets nur Ersatzkeeper. An Frank Rost und Jaroslav Drobny kam er leider nicht vorbei, sodass er 2010 zunächst auf Leihbasis nach Österreich zum SV Ried gewechselt ist, bevor er zu Dynamo Dresden weiterzog und seit einer Spielzeit zurück ins Frankenland zur SpVgg Greuther Fürth gewechselt ist. Nun äußert sich der 27-Jährige im Gespräch mit „DFB.de“ über seine Zeit am Ronhof und warum er sich in Hamburg keinen Stammplatz erkämpfen konnte.

Greuther Fürth-Keeper Hesl: „Ich muss niemanden etwas beweisen“
Bild: dfb.de
„Wir fahren nach Hamburg, um eine Runde weiterzukommen“

Mit 17 Punkten steht Fürth in der 2. Bundesliga auf dem ersten Tabellenplatz. Der Hamburger SV befindet sich mit gerade einmal vier Punkten im Tabellenkeller eine Spielklasse höher. Deshalb äußert sich Hesl auch positiv, wenn er auf die Chancen seiner Mannschaft angesprochen wird: „Natürlich fahren wir nach Hamburg, um dort eine Runde weiter zu kommen. Ein anderes Ziel gibt es im Pokal nicht. Wir wollen die Überraschung schaffen. Wichtig ist, dass wir uns nur auf uns konzentrieren. Die Entwicklung beim HSV können wir nicht abschätzen.“ Taktisch gibt es beim HSV derzeit noch einige Unklarheiten. So wird Interimstrainer Rodolfo Cardoso zusammen mit seinem Assistenten Otto Addo auf der Trainerbank Platz nehmen. Zur Taktik seines Ex-Vereins kann Hesl nicht allzuviel beitragen, wenn er sagt: „Natürlich weiß man nicht so genau, mit welchem System der HSV spielen wird und welche Spieler auflaufen werden. Aber wir sollten uns ohnehin lieber auf unser Spielsystem konzentrieren.“

„Wir wollen mutig nach vorne spielen“

13 Treffer haben die Franken in ihren bisherigen acht Saisonspielen im deutschen Unterhaus erzielen können. Auch deshalb macht der 27-Jährige deutlich, dass ein massives Defensivsystem ganz gewiss nicht im Fokus seines Teams ist: „Ich glaube jedenfalls nicht, dass wir uns mit elf Spielern hinten reinstellen werden. Das wäre einfach nicht unsere Spielweise. Wir wollen mutig nach vorne spielen, uns Chancen erarbeiten und diese nutzen.“ Besonders ärgerlich ist ganz gewiss die unnötige 0:2-Heimniederlage gegen den VfL Bochum für die Fürther gewesen, weshalb sich Hesl nach dem Spiel zu der Aussage bewegen ließ, dass seine Mannschaft noch kein Spitzenteam ist. Gegenüber „DFB.de“ versucht er nun diese Aussage ein wenig zu begründen: „Uns fehlt noch die Konstanz in unserer Spielweise, um Spiele wie eben gegen Bochum erfolgreich zu gestalten.“

„Mein Verhalten ist genauso wie vorher“

Mit Ende 20 und seiner reichhaltigen Profierfahrung ist er für das Kapitänsamt in der noch relativ jungen Mannschaft bestens prädestiniert gewesen. Hesl äußert sich nun zum Umgang mit diesem neuen Amt: „Viel verändert hat sich nicht. Mein Verhalten ist genauso wie vorher auch. Ich habe schon immer lautstark Anweisungen gegeben - das bringt die Torhüterposition mit sich. Ich sage, was Sache ist, wenn es einmal nicht so gut läuft. Die Rolle als Kapitän hat lediglich zur Folge, dass ich nun ein oder zwei Termine in der Woche mehr habe.“

„Das Los Hamburg ist für mich ein Glückslos“

Bekanntlich hat Hesl insgesamt sieben Jahre zwischen 2004 und 2011 beim Gegner Hamburger SV unter Vertrag gestanden. Man wird nicht übertreiben, wenn man sagt, dass er ganz gewiss die „Raute im Herzen“ getragen hat. Deshalb ist es auch nicht allzu verwunderlich, wenn Hesl zugeben muss, dass dieses Auswärtsspiel für ihn etwas ganz besonderes ist: „Natürlich ist das Los "Hamburg" für mich persönlich ein Glückslos. Ich habe dort schließlich meine ersten Schritte im Profifußball gemacht.“ Die Fluktuation beim HSV ist in den letzten Jahren besonders massiv gewesen. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass Hesl nur noch zu Mitarbeitern im Verein einen guten Kontakt pflegt, wie er ehrlich einräumt: „Zu Mitspielern zwar nicht, aber zu einigen Mitarbeitern des Vereins. Außerdem habe ich natürlich in der Stadt einige Freunde außerhalb des Fußballs. Ich hoffe, dass ich noch ein paar bekannte Gesichter treffen werde. Wir reisen ja bereits am Montag an.“

„Ich freue mich auf das Spiel in Hamburg“

Für viele Zweitligisten ist es ein echter Ärgernis, dass sie nicht, wie die Vereine ab der 3. Liga abwärts, automatisch Heimrecht genießen. Bei Bundesliga-Heimspielen im DFB-Pokal ist das Stadion oft nur unzureichend gefüllt, wenn ein Zweitligist zu Besuch ist. Auch Hesl könnte sich mit einer Regeländerung diesbezüglich durchaus anfreunden: „Natürlich wäre ein Heimspiel für uns angenehmer. Aber ich habe auch kein Problem damit, in einem anderen Stadion zu spielen. Gerade bei einem Bundesligisten ist die Stimmung noch etwas anders. Es macht irgendwie auch den Reiz des Pokals aus, in Stadien zu spielen, in denen man ansonsten nicht auflaufen würde. Ich freue mich auf das Spiel in Hamburg.“

„Ich war ein großer Bayern München-Fan“

Nun gibt er ein Geständnis ab, was viele HSV, wie Greuther Fürth-Anhänger ganz gewiss nicht unbedingt erfreuen wird. So macht er deutlich, dass er als Kind ein glühender Anhänger des FC Bayern München gewesen ist. Trotz eines konkreten Angebots seines Lieblingsvereins hat er sich jedoch für den Wechsel zum Hamburger SV entschieden, weil er sich auch auf seine Intuition verlassen hat. Wolfgang Hesl erinnert sich: „Um ehrlich zu sein, war ich ein großer Bayern München Fan. Ich hatte so ziemlich alle Fanartikel - von der Bettwäsche bis zur Federmappe. Der Schritt in den Norden war letztendlich einfach nur eine Bauchentscheidung. Der HSV hat sich damals wahnsinnig um mich bemüht.“

„Drobny-Verpflichtung war für mich eine große Enttäuschung“

Insgesamt hat er sportlich nicht gerade eine gute Zeit beim HSV erleben dürfen. Nach dem Abschied vom langjährigen Stammkeeper Frank Rost hat Hesl sich Hoffnungen gemacht, dass er als Ersatztorwart auch neuer Stammkeeper bei den Hansestädtern wird. Diese Rechnung hatte er jedoch ohne HSV-Vereinsbosse gemacht und so musste er sich ein Duell mit dem tschechischen Nationaltorwart Jaroslav Drobny liefern, das er letztlich verloren hat. Klare Worte findet er nun, wenn er sich an die damalige Zeit zurückerinnert: „Das war schon eine große Enttäuschung. Ich bin diesen langen Weg über die A-Jugend und die zweite Mannschaft mit dem Ziel gegangen, eines Tages Bundesligatorhüter zu werden. Das wollte ich möglichst bei dem Verein schaffen, der mir die Jahre zuvor so viele Schritte ermöglicht hat. Leider hat das nicht geklappt. Trotzdem überwiegen für mich die schönen Zeiten.“

„Wir können ganz frei aufspielen“

Immerhin hat er einen möglichen Grund dafür ausfindig machen können, warum er beim Hamburger SV niemals so eine echte Chance erhalten hat: „ Ich habe zu einer Zeit beim HSV gespielt, als kaum auf den eigenen Nachwuchs gesetzt wurde. Die Vereinsführung hat lieber viel Geld für teure Stars ausgegeben. Für einen selbst ausgebildeten Spieler blieb nicht viel übrig.“ Nun kann Hesl im direkten Duell bei seinem Ex-Verein auf dem Spielfeld demonstrieren, dass es vielleicht doch ein Fehler gewesen ist, den reflexstarken Gegner nie eine echte Chance gegeben zu haben: „ Darum geht es mir nicht. Ich muss niemandem etwas beweisen. Wie gesagt: Ich habe in Hamburg viele schöne Momente erlebt, habe dort auch mein Bundesliga-Debüt gegeben. Ich habe dem Verein also viel zu verdanken. Und letztendlich hat der HSV mit Rene Adler ja ohnehin einen sehr guten Torhüter bekommen.“ Zudem hat er einen weiteren Vorteil erkennen können, warum die Spielvereinigung Greuther Fürth in Hamburg keineswegs chancenlos sein wird: „Das ist richtig. Wir können ganz frei aufspielen und möglicherweise für eine Überraschung sorgen.“

In Hamburg andere Ansprüche als in Fürth

Über die Unterschiede zwischen Hamburg und Fürth hat er nun folgende Meinung: „Die Stadt Hamburg hat einfach ganz andere Ansprüche als Fürth. Spielt der HSV eine durchschnittliche Saison und landet auf Tabellenplatz 7, ist das Umfeld meist unzufrieden. Es ist dort schwer zu akzeptieren, momentan nicht zu den ganz großen Vereinen zu zählen. Das ist in Fürth völlig anders. Die Menschen wissen, dass unser Verein nicht das ganz große Geld hat. Landen wir auf Tabellenplatz sechs oder sieben, ist niemand böse.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Hamburger SV, Wolfgang Hesl, Greuther Fürth, Jaroslav Drobny, Frank Rost
Datum: 24.09.2013 13:36 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-greuther-fuerth-keeper-hesl--„ich-muss-niemanden-etwas-beweisen“-7830.html
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