Giovanni Trapattoni und die Gewissensbisse

Legendär ist sicherlich Irland-Trainer Giovanni Trapattoni, der durch seine besonderen Interviews mit einem ungewöhnlichen Deutsch während seiner Zeit beim FC Bayern München aufgefallen ist. Vor einigen Jahren trainierte er außerdem noch den VfB Stuttgart. Allerdings war dort der Erfolg eher mäßig und er wurde entlassen. Seit Mai 2008 ist „Trap“ der Nationaltrainer von Irland und das sehr erfolgreich. Während die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika wegen eines klaren Handspiels von Frankreichs Thierry Henry noch verpasst worden ist, hat er sich nun für die EM qualifiziert.

Er weiß, dass sein Nationalteam zuerst die primären Tugenden wie Kampf, Einsatz und Leidenschaft in die Waagschale werfen muss, um eine wirklich realistische Chance zu haben. Dennoch hat er große Hoffnungen, dass seine „Inselkicker“ durchaus noch für eine Überraschung gut sein könnten. Dies teilt er im Interview mit „sportbild“ mit. Angesprochen auf die Tatsache, dass relativ viele junge Spieler in seinem Kader stehen, erklärt er: „Eine gute Mannschaft ist nur die, die Erfahrung mit der Dynamik einiger Jungen mixt. Eine junge Mannschaft ist auf internationalem Parkett ein großes Risiko. Ich setze jedoch auf Shane Long, einen schnellen Stürmer, erst 25.“

Mit seinen 73 Jahren und einer enormen Erfahrung als Spieler und Trainer kennt er die Drucksituation, dass gewonnen werden muss. Am heutigen Tag wartet kein Geringerer als Welt- und Europameister Spanien auf die „Irish Boys“. Trotzdem sieht er noch eine Chance. „Wir haben die Partie gegen Kroatien in der ersten Halbzeit verloren. Aber Spanien und Italien haben auch nur einen Punkt, das ist noch nicht so weit weg.“

Viel Vertrauen hat er in seine Spieler. „Sport Bild“ hat er verraten, dass ein paar besondere Spieler sehr hoch von ihm eingeschätzt werden. „Wir haben Robbie Keane, unseren Torjäger, Kapitän, besten Spieler, auch wenn er jetzt in Los Angeles spielt. Wir haben Richard Dunne, einen Fels in der Abwehr, Damien Duff von Fulham als Antreiber und im Tor mit Shay Given, einen großen Rückhalt. Aber unsere Qualitäten liegen nicht bei den wenigen Stars. Unsere Qualität ist die Mentalität. Die Ehre und der Stolz der Spieler.“

Am kommenden Montag geht es Giovanni Trappatoni um das Duell gegen sein Heimatland Italien. Ein vielleicht alles entscheidendes Match für beide Teams. Der sensible Erfolgstrainer gibt bei „Sport Bild“ ganz ehrlich zu, dass dies kein alltägliches Spiel für ihn werden wird. „Ich denke, das wird ein schwieriges Spiel für mich. Meine Sympathien gehören zu 50 Prozent zu Italien. Unabhängig von dem, was passiert ist. Aber die anderen 50 Prozent will ich gegen sie gewinnen.“

Sympathisch ist Giovanni Trapattoni. Er weiß, dass die Möglichkeiten arg begrenzt sind, dass er mit der irischen Nationalmannschaft ins Viertelfinale einziehen kann. Auch er weiß, dass in einem Land, wo Rugby Volkssport ist, es immer schwer wird gegen Spitzenteams wie Spanien und Italien oder auch Kroatien bestehen zu können. Die vielen irischen Fans sollen jedoch nicht enttäuscht werden, deshalb ist zu erwarten, dass der „Maestro“ sein Team so einstellen wird, dass Kampf Trumpf sein wird. Mit der nötigen Einstellung können nämlich auch spielerische Defizite kompensiert werden. Wenn heute abend nach hartem Kampf das vorzeitige Ausscheiden stehen sollte, dann werden die treuen und leidenschaftlichen irischen Fans dem Team und dem Trainer gewiss keine Vorwürfe machen. Allein schon die Teilnahme sollte als Erfolg betrachtet werden.

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