Frankreich und eine denkwürdige Niederlage?

Irgendwie ist Frankreich selbst Schuld, dass man nun im Viertelfinale gegen den EM-Top-Favoriten Spanien antreten muss. Das 0:2 gegen die bereits ausgeschiedenen Schweden war völlig unnötig, denn personell und technisch sollte die „Equipe Tricolore“ der Konkurrenz aus dem hohen Norden eigentlich überlegen sein. Aber in diesem Fall hat Form die Klasse geschlagen. Eine Niederlage, die vielleicht noch einmal weh tun könnte. Und zwar schneller als gedacht.

Schon bei der WM 2006 in Deutschland kreuzten sich die Nachbarn aus Spanien und Frankreich in der ersten K.o.-Runde. Damals hatten die Franzosen das bessere Ende für sich, weil unter anderem ein gewisser Franck Ribery ein überragendes Spiel absolvierte und das Siegtor erzielen konnte. Vor dem Spiel gab es eine grenzenlose Euphorie im Land des guten Weins und der feinen Küche. Europameister soll das Team von Trainer Laurent Blanc bitteschön werden. Doch diese Aufforderung ist ein wenig zu ambitioniert, denn die Leistungen sind definitiv zu schwankend.
Zugleich endete am gestrigen Tag die beeindruckende Serie von 23 Spielen in Folge ohne Niederlage. Blanc war realistisch, als er der wartenden Journaille erklärte: „Ich denke, dass Schweden verdient gewonnen hat.“ Und spielt auf die schlechte Leistung seines Teams an: „Sie spielten für die Ehre – und das hat gegen ein sehr durchschnittliches Frankreich gereicht.“ Ein kleiner Silberstreif am Horizont war jedoch die Tatsache, dass der Weltmeister von 1998 erstmals seit 2006 wieder eine Vorrunde überstehen konnte.
Nun wurde sehr leichtfertig der Gruppensieg verspielt. Nun muss man sich gegen die derzeit beste Mannschaft der Welt Spanien behaupten. Die Köpfe waren hängend, denn nun weiß man, dass ein frühzeitiges Ausscheiden droht. Auch wenn Trainer Blanc eine zweifelhafte Aussage tätigte: „Als ich die Mannschaft übernommen hatte, hätten alle das Erreichen des Viertelfinales unterzeichnet“, so der ehemalige Nationalspieler nach dem Spiel und führte weiter aus, „dem sollten sich alle bewusst sein, auch wenn wir es einfacher hätten haben können.“ Allerdings muss dem entgegengehalten werden, dass sein Team mit vielen überragenden Auftritten und 23 ungeschlagenen Spielen in Folge für ein neues Anspruchsdenken gesorgt hat.
Dies war die offizielle Version von Blanc, der jedoch wenige Minuten später seine wahre Gefühlswelt erklärte, als er gegenüber „spiegel-online“ eingestehen musste: „Eigentlich liegt uns ein Gegner, der selbst die Initiative ergreift mehr“, so der 46-jährige Teamchef, „aber das Problem gegen Spanien wird sein, dass wir nicht oft den Ball haben werden.“
Zu allem Überfluss wird nun auch noch im wichtigen Viertelfinalspiel Verteidiger Philippe Mexes ausfallen, der wegen einer völligüberflüssigen Gelbsperre ausgefallen ist. Der Spieler des AC Mailand ist einer der wichtigsten Abwehrspieler bei den Franzosen. Gerade gegen Spanien könnte dies ein Problem werden. Blanc versucht Optimismus zu verbreiten, indem er sagt, dass jeder „ab sofort jeden Tag ein bisschen zuversichtlicher sein sollte.“ Hoffnung macht ihm das letzte Gruppenspiel des amtierenden Welt- und Europameisters: „Die Kroaten haben gezeigt, wie man gegen Spanien spielt.“
Franck Ribery kann auf die Frage von „Spiegel-online“, ob eine realistische Chance für Frankreich gegen Spanien bestehen würde antworten: „Natürlich!,“ und fügt hinzu, „Es wird schwierig, aber wir haben vier Tage zur Regeneration. Wir müssen uns zusammensetzen und alles besprechen. Wir sind alle traurig, aber nicht geschockt.“

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