FC Porto-Trainer Fonseca: „Bayern und Dortmund sind vielleicht die stärksten Teams von Europa“


Der Neidfaktor bei vielen portugiesischen Trainern war vor der Saison absolut gewaltig, als offensichtlich wurde, dass Paulo Fonseca neuer Trainer des großen Spitzenvereins FC Porto geworden ist. Grund dafür ist ganz gewiss auch die Tatsache, dass der 40-Jährige über keine große Titelsammlung verfügt. Zuletzt hat er den kleinen Provinzverein Pacos de Ferreira auf einen beachtlichen dritten Tabellenplatz in der portugiesischen Spielklasse geführt. Nicht unbedingt seine Vita, aber vielmehr die Tatsache, dass er Talente entdecken kann, um diese dann gezielt weiterzuentwickeln, haben ihn wahrscheinlich für diesen Posten prädestiniert. Der FC Porto ist es traditionell schon gewohnt mit Geld gezielt umzugehen. Durch gezielte Transfers konnte ein stattlicher Überschuss von 300 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Trotz der Abgänge von zahlreichen großen Spielern gelangen nationale und internationale Erfolge. Nun äußert sich Fonseca gegenüber „Sport1.de“ zu den Aussichten seines Teams vor dem heutigen Champions-League-Auftaktspiel gegen Austria Wien.

FC Porto-Trainer Fonseca: „Bayern und Dortmund sind vielleicht die stärksten Teams von Europa“
Bild: dfb.de
Portos große Erfolg in Beziehung zu Deutschland

Direkt kann er sich noch an einen besonders großen Triumph über ein deutsches Team erinnern, wenn er erklärt: „Da denke ich natürlich sofort an das 2:1 gegen Bayern München in Wien im Jahr 1987. Unser erstes europäisches Finale in Basel 1984 gegen Juventus Turin hatten wir noch verloren, aber da bekamen wir nochmal die Chance. Danach holten wir auch noch Europas Supercup, das war unser Jahr – auch wenn die ganz großen Jahre des FC Porto erst mit einem gewissen Jose Mourinho in den 2000er Jahren kamen.“ 2004 gelang unter dem heutigen FC Chelsea-Trainer der sensationelle Sieg in der europäischen Königsklasse, als der AS Monaco in der Schalke-Arena mit 3:0 geschlagen werden konnte.

„Die Bundesliga ist vielleicht die stärkste Liga in Europa“

Grundsätzlich hat er nicht nur wegen der engen Symbiose der größten Vereinserfolge von Porto zu Deutschland eine sehr hohe Meinung über den deutschen Fußball, den er derzeit als den vielleicht besten in ganz Europa klassifiziert: „Die Bundesliga ist vielleicht die stärkste Liga in Europa in diesem Moment. Und mit Borussia Dortmund und Bayern München hat sie vielleicht die beiden stärksten Mannschaften in Europa in diesem Moment. Sie spielen guten Fußball, nicht jenen Fußball Deutschlands von früher, der sehr, sehr physisch ist. Heute sind die Mannschaften aus taktischer Sicht sehr weit fortgeschritten. Und das ist ein Fußball, den ich mit Interesse verfolge und der mir sehr gefällt.“

„Der deutsche Fußball hat sich technisch und taktisch sehr verbessert“

Konkret nennt er einige ganz bestimmte Gründe, die für den massiven Aufschwung eine gewichtige Rolle gespielt haben: „Ja, es gibt weiterhin eine körperliche Komponente, aber der deutsche Fußball hat sich technisch und taktisch sehr verbessert – wenn Sie wollen, durch den Einfluss des Latino-Fußballs wie es der portugiesische oder spanische ist. Dass Pep Guardiola Trainer in München ist, beeinflusst offensichtlich auch das Spiel der Bayern. Es ist auf jeden Fall ein sehr starker Fußball, und das überträgt sich auch auf die Nationalmannschaft, die immer exzellente Ergebnisse, exzellente Spieler, exzellente Trainer hat. Und der deutsche Fußball hat derzeit Jürgen Klopp, der wegen seiner Leidenschaft ein Bezugspunkt für uns alle ist.“

„Der FC Porto kann überall und gegen jeden gewinnen“

Wenn er sich eine ganz bestimmte Bundesligamannschaft aus der Bundesliga aussuchen dürfte, hätte er sich für den Ruhrpottrivalen von Borussia Dortmund am liebsten entschieden: „Gegen Schalke. Das soll nicht heißen, dass es keine starke Mannschaft ist. Aber wir wissen, dass Bayern und Dortmund die vielleicht stärksten Teams Europas in diesem Moment sind. Wenn wir diese Mannschaften vermeiden können – mit dem größten Vergnügen. Aber wenn wir gegen sie antreten müssen, werden wir das natürlich mit Bestimmtheit und Mut tun. Der FC Porto kann überall und gegen jeden gewinnen. Unabhängig davon: Ob es gegen die Borussia, Bayern oder Schalke ist – Porto hat immer die Verpflichtung, zu versuchen, zu gewinnen.“

FC Porto mit schon 27 Meisterschaften

Wie bereits eingangs erwähnt, lebt der FC Porto von guten Transfers. Trotz dieser extrem Fluktuation konnte man bereits 27 Meistertitel in Portugal einfahren. Mit geschickten Zugängen, die die Mannschaft enorm verstärken und zudem sich schnell integrieren können, hat der Verein von der Küstenstadt bislang optimale Erfahrungen machen können. Fonseca nennt nun mögliche Gründe dafür: „Ich glaube, das Leben in Portugal ist sehr einfach für jemanden, der von außen kommt. Gutes Essen, gutes Wetter, sympathische Menschen. Im Ernst: Der FC Porto hat auf allen Ebenen starke Strukturen, um Spieler zu integrieren. Das kann er wie sonst keiner. Und das ist ein sehr wichtiger Teil, damit die Spieler sich danach auch auf dem Feld einbringen können.“

„Wir suchen speziellen Märkten Talente“

Es ist auf den ersten Blick ganz gewiss ein wenig ärgerlich, dass die besten Spieler den Verein immer so frühzeitig verlassen müssen. Der Porto-Coach erklärt nun das System: „Es besteht kein Zweifel, dass Porto ein großartiges Scouting hat. Der Klub weiß, dass ihm nicht viel Geld zur Verfügung steht, um große Spieler zu kaufen. Wir suchen in speziellen Märkten Talente, mit denen wir hier danach hier auf eine beispielhafte Art und Weise arbeiten. Da ist Porto ständig hinterher, in dem Sinne, dass wir dauernd versuchen, junge Spieler zu entdecken, die große Spieler werden und Gewinn bringen können.“

Fonsecas Erinnerungen an Villas-Boas und Mourinho

Als sehr gutes Beispiel nennt er den jüngsten Zugang Quintero, der aus Kolumbien zum FC Porto gewechselt ist und sofort funktionieren kann. Für Fonseca ist diese Tatsache nicht allzu verwunderlich: „ Es ist einfach: Quintero ist ein technisch sehr starker Spieler, und dadurch, dass er bisweilen in eine Partie kommt und diese entscheidet, hat er ein gutes Standing vor allem bei den Fans. Wir glauben, dass die Stunde kommen wird, in der er Stammspieler wird. Aber noch fehlen ihm ein paar Schritte. Bei seinem Talent bleibt allerdings keine andere Hypothese: Wenn er so weiterarbeitet wie bisher, wird er ein wichtiger Teil des FC Porto.“ Und er nimmt einen kurzen Rückblick in die Historie des Vereins, wo große renommierte Trainer ihre ersten Erfahrungen im Trainerbereich machen durften: „Die, die vor mir hier waren, allen voran natürlich Andre Villas-Boas und Jose Mourinho, haben diese Gabe gehabt. Ich hoffe, ich habe sie auch. Aber alle, die Porto bisher trainiert haben, haben eine sehr harte Arbeit geleistet, wenn es darum ging, Spieler einzuschätzen. Offensichtlich ist, wer Spiele gewinnt, Meister wird und Titel holt, viel anerkannter und geschätzter als andere.“

„Entwicklung ist manchmal wichtig als Titel zu holen“

Selbst hat er sich folgende Maxime auferlegt: „Ich legen großen Wert darauf, diejenigen zu entwickeln, die mit mir arbeiten. Das ist manchmal wichtiger als Titel zu holen. Und wenn die Menschen offen sind, dann gibt es die Möglichkeit, sie in ihren Karrieren weiterzubringen. Zu lernen ist ein Anliegen von mir. Und zwar nicht nur, dass die Spieler lernen, sondern auch, dass ich von Ihnen lerne. Ich glaube, wir haben alle viel zu lernen.“

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Porto, Paulo Fonseca, Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Schalke 04, Jose Mourinho
Datum: 18.09.2013 12:05 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-fc-porto-trainer-fonseca--„bayern-und-dortmund-sind-vielleicht-die-staerksten-teams-von-europa“-7689.html


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