Ex-Werder-Spieler Hermann: „Das Herz blutet schon“


Auch nach dem hochverdienten und peinlichen 2:2-Unentschieden im Heimspiel gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth nimmt die Kritik an Trainer Thomas Schaaf nicht ab. Bedenklich ist zweifelsfrei die Tatsache, dass nicht nur die Medien, sondern sogar ehemalige Weggefährten sich von ihrem einstigen Mitspieler immer mehr abwenden. Nach Uli Borowka hat sich nun gegenüber „sport1.de“ auch der ehemalige Bremer-Nationalspieler Günter Hermann zunehmend kritisch über die Arbeit von Thomas Schaaf beim krisengeschüttelten SV Werder Bremen geäußert.

Sportlicher Niedergang in Bremen
Zweifelsfrei steckt Werder Bremen derzeit in der größten Krise unter Trainer Thomas Schaaf. Die Alarmglocken schrillen in diesen Tagen lauter denn je. Die Bilanz in der bisherigen Saison gibt jedoch auch keinerlei Anlass für Optimismus, denn nach nur acht Siegen, sechs Remis und zwölf Niederlagen steht ein extrem enttäuschender 14. Tabellenplatz für den hanseatischen Traditionsverein in dieser Spielzeit zu Buche. Zu wenig für die chronisch ambitionierten Ansprüche des mehrfachen deutschen Meisters. Schon jetzt gilt so gut wie sicher, ,dass es auch im vierten Jahr in Serie in Bremen keinen internationalen Fußball geben wird. Sogar der Abstieg ist weiterhin möglich, was eine echte Katastrophe für die klammen Bremer darstellen könnte.

Hermanns Sorgen über Bremen
Nun hat sich mit der Bremer-Fußballikone Günter Hermann ein Mann zu Wort gemeldet, der zwischen 1982 und 1992 231 Bundesligaspiele für die Grün-Weißen von der Weser bestritten hat und zu einem echten Publikumsliebling mutiert ist. Der nunmehr 52-Jährige verteidigte zusammen mit Schaaf bei Werder. Nun zeigt er sich gegenüber „Sport1.de“ besorgt über die Entwicklung an der Weser. Dies macht er auch deutlich, wenn er sagt: „Wenn man noch in Bremen wohnt, nah dran ist und das alles mit verfolgt, dann ist es nicht schön zu sehen, was momentan abläuft. Das Herz blutet schon.“

Kommt Bremen mit der Situation klar?
Und er macht sich gewaltige Sorgen, dass bei nur noch sechs Zählern Vorsprung auf einen Relegationsplatz der Abstieg tatsächlich realistisch sein könnte: „Es ist fünf vor 12. Es sind nur noch sechs Punkte auf einen Relegationsplatz. Schon in den letzten drei Spielen, wo man hätte mehr punkten können, hat man es nicht geschafft.“ Auch weiß der erfahrene Profi, dass der Druck, der auf Werder lastet, sicherlich nicht geringer sein wird. Und er hat bereits erkennen können: „Ich habe das Gefühl, dass Werder mit der Situation schwer klar kommt.“

Ende der heilen Werder-Familie?
Neun Spiele müssen in dieser Spielzeit noch bestritten werden. Derzeit macht Werder einen fast schon hilflosen Eindruck in vielen Begegnungen, wo das Selbstvertrauen spürbar zu fehlen scheint. Und er fordert indirekt einen Rücktritt von Trainer Schaaf, wenn er ihm rät: „Ob er sich noch einen Gefallen damit tut zu bleiben, weiß ich nicht. Es kann nur von Schaaf selbst kommen, weil der Verein nicht reagieren wird.“ Und der Weltmeister von 1990 sieht realistisch, dass das Ende der einst heilen Werder-Familie schon passiert ist. Deshalb hat er die Ansicht, dass der Verein etwas tun müsse, „weil der Trainer verantwortlich ist, aber der Klub sieht immer noch diese Werder-Familie und die gibt es nicht mehr. Es ist eine ganz schwierige Situation.“ Nach der Länderspielpause hat Bremen ein Spiel beim FSV Mainz zu bestreiten. Dieses wird Schaaf auf der Werder-Bank erleben, „wenn er nicht selber zurücktritt.“

Abnutzungserscheinungen bei Schaaf?
Hermann spart jedoch auch bewusst nicht mit Lob, wenn er über seinen alten Weggefährten sagt, dass er ihn „seit Jahren kenne und schätze, er hat viele Erfolge in Bremen gehabt“, so der ehemalige Defensivspieler. Er begründet seine drastische Meinung mit folgenden Worten: „Ich glaube einfach, dass man jetzt reagieren muss, weil Thomas schon seit 14 Jahren da ist. Es müsste ein frischer Wind rein. In der jetzigen Situation geht es nicht mehr anders.“

Hermanns Gedanken um Eichin
Der jüngste Wirbel ist zweifelsfrei durch Werders-Geschäftsführer Thomas Eichin entstanden, der zuletzt deutlich machte, dass auch in Bremen ein Trainerwechsel längst kein Tabuthema sei und Schaaf keine Institution sein würde. Gegenüber „sport1.de“ versuchte Eichin seine Aussagen nun ein wenig zu relativieren, wenn er sagt: „Ich habe das nur deshalb erklärt, weil diese Behauptung, Thomas Schaaf sei unantastbar und nur deshalb mache man nix, Quatsch ist.“ Auch hat er unlängst einmal mehr betont, dass er über eine mögliche Trennung von Schaaf nicht nachdenken würde. Hermann übt auch leise Kritik an Eichin, wenn er deutlich macht: „Eichin hat es nicht einfach, kommt von einem Eishockey-Club zu einem großen Verein, wo es nicht läuft und soll dann gleich reagieren, das ist nicht leicht.“
Der Konter des Werder-Geschäftsführers ließ jedoch nicht allzu lange auf sich warten: „Das ist für mich überhaupt keine Überlegung wert. Wir arbeiten gerade an den Dingen, die wir für das nächste Spiel verbessern müssen.“ Und er fügt hinzu: „Alle anderen Nebengeräusche, die immer wieder entstehen und von irgendwelchen ehemaligen Spielern kommen, interessieren mich überhaupt nicht.“

Fehler in der Vergangenheit
Derzeit ist man an der Weser absolut überzeugt, dass der Klassenerhalt tatsächlich gelingen wird. Man ist bei Werder von der Qualität des eigenen Kaders einfach zu sehr überzeugt, als dass man ein kommenden Gastspiels in der Zweitklassigkeit tatsächlich für realistisch erachten würde. Vielleicht täte dem SVW ein wenig mehr Realismus ganz gut. Hermann hingegen legt ganz unverkrampft den Finger in die Wunde, wenn er deutlich macht: „Ich glaube, dass man in der Vergangenheit nach Özil, Micoud, Diego verpasst hat die Mannschaft kontinuierlich zu verstärken. Das ist in den letzten Jahren nicht gelungen und deshalb hat man jetzt die Probleme.“

Verlieren verboten in Mainz
Die linke Außenverteidiger-Position ist bei Werder Bremen schon seit einigen Jahren eine Achillesferse. Deshalb ist er nicht gänzlich sorgenfrei, wenn er an die nächsten Ligaspiele denken muss: „In Mainz muss auch mal wieder ein Dreier her. Augsburg oder Düsseldorf kennen den Abstiegskampf, bei Werder würde vieles zusammenbrechen.“ Wenn Bremen das kommende Spiel bei den Rheinhessen wirklich verlieren sollte und Augsburg gewinnt sein Heimspiel gegen die auswärtsschwachen Hannoveraner, dann ist der Vorsprung auf nur noch drei Punkte zusammengeschmolzen. Hermann sagt dazu: „Ich hoffe, dass man damit klar kommt, glaube es aber nicht.“

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: SV Werder Bremen; Eichin; Hermann; Schaaf
Datum: 19.03.2013 16:42 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ex-werder-spieler-hermann--„das-herz-blutet-schon“-4614.html


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