Ex-Skandalprofi di Canio wird neuer Cheftrainer in Sunderland

Bei einigen leidenschaftlichen FC Sunderland-Anhängern war erst einmal kollektives Durchatmen angesagt. Grund für diese vermeintliche körperliche Reaktion ist die Verpflichtung des umstrittenen italienischen Ex-Profis Paolo di Canio als neuen Trainer gewesen. Die Reaktion von Vorstandsmitglied David Miliband war mit seinem Rücktritt klar und deutlich. Die kontinentalen Reaktion sind außerordentlich. Besonders seine oftmals rechtsgerichtet scheinende Einstellung stellt einen massiven Kritikpunkt dar.

„Erster faschistischer Trainer der Premier League“
Selten hat eine Trainerverpflichtung solch ein heftiges Echo nach sich gezogen. Auch der Chef des Netzwerks „Fußball gegen Rassismus in Europa“ (FARE) hat sich lautstark zu Wort gemeldet und bei Twitter di Canio als „ersten faschistischen Trainer“ in der englischen Premier League bezeichnet. Besonders in seiner aktiven Profizeit beim italienischen Spitzenverein Lazio Rom hat der ehemalige Mittelfeldspieler aus seinem rechten Gedankengut keinen Hehl gemacht.

Di Canio: „Es tut weh, wenn Leute versuchen deine Würde zu nehmen“
Nun versucht er in einer gemeinsamen Stellungnahme auf der Klub-Homepage gegen diese Anschuldigungen sich zur Wehr zu setzen, wenn er die Leute, die von Rassismus sprechen als „absolut dumm, dumm und lächerlich“ bezeichnet. Und er führt weiter aus: „Natürlich tut es weh, wenn Leute versuchen, dir deine Würde zu nehmen. Das ist nicht fair.“ Gleichzeitig versucht der 44-jährige Coach jedoch auch für Klarheit und Entschuldigung gleichermaßen zu sorgen: „Wenn ich jemanden verletzt haben sollte, tut es mir leid.“ Und er betont, dass ihm wahrscheinlich einige Dinge falsch ausgelegt worden seien.

„Ich bin Faschist, kein Rassist“
Als absolutes Unschuldslamm sollte sich di Canio nun jedoch definitiv nicht zeigen, da er in zahlreichen Aktionen deutlich gemacht hat, dass er zu offen rechtsradikalen Aktionen steht und diese auch gegenüber den Medien deutlich macht. So hat er als Lazio Rom-Kicker die eigenen Anhänger mit einem Hitler-Gruß begrüßt. Wegen ähnlicher Delikte ist er mehrfach zu Geldstrafen bestraft worden. Und damals machte er schnell deutlich: „Ich bin Faschist, kein Rassist.“

„Wir sind nicht im Parlament, sondern auf dem Fußballplatz“
Mehrere Jahre später macht er nun hingegen deutlich, dass Politik kein Thema darstellt, über das er explizit sprechen möchte, „weil das nicht mein Gebiet ist. Wir sind nicht im Parlament, sondern auf dem Fußballplatz.“ Wahrlich liegen wichtigere Aufgaben vor ihm. Sunderland steht auf dem 16. Tabellenplatz in der englischen Premier League und muss alles Erdenkliche dafür tun, dass am Saisonende nicht der Abstieg betrauert werden muss.

Rücktritt von Vorstandsmitglied Miliband
Unterdessen war die Reaktion des ehemaligen britischen Außenminister geradezu heftigster Natur, da er nach di Canios-Verpflichtung nicht mehr länger im Amt und Würden des Vereins stehen wollte. Gegenüber englischen Medien ließ er sich mit diesem Satz zitieren: „Im Lichte der früheren politischen Äußerungen des Trainers halte ich es für richtig zurückzutreten.“ FARE-Chef Piara Powar gab artig ein großes Kompliment an Miliband, indem er bei Twitter deutlich machte: „Respekt vor Miliband.“ Anders hingegen Vereinschefin Margaret Byrne, die klare Worte gesprochen hat: „Ihn als Rassisten zu beschuldigen oder ihm faschistische Sympathien zu unterstellen, wie es einige gemacht haben, beleidigt nicht nur ihn, sondern auch die Integrität dieses Fußball-Vereins.“

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