Ex-Nationaltrainer Bilic: „Deutschland würde sich nicht freuen, gegen Kroatien zu spielen“


Der mittlerweile 45-jährige Slaven Bilic ist in Deutschland wohlauf bekannt. So hat er einst für den Karlsruher SC in der Bundesliga verteidigt und Deutschland als Trainer der kroatischen Nationalmannschaft bei der EM 2008 schlagen können. Seit Sommer ist der ehemalige Defensivspezialist nun Trainer beim türkischen Spitzenklub Besiktas Istanbul. Im Gespräch mit „www.bild.de“ unterhält er sich nun über das DFB-Team, die politische Situation in der Türkei und was er von Bundestrainer Joachim Löw hält.

Ex-Nationaltrainer Bilic: „Deutschland würde sich nicht freuen, gegen Kroatien zu spielen“
Bild: dfb.de
„Wenn wir uns qualifizieren, können wir sehr weit kommen“

Nach dem torlosen Remis von Kroatien im Playoff-Hinspiel auf Island stehen die Chancen für Bilic` Heimatland sehr vielversprechend, dass sie sich für das anstehende Weltturnier tatsächlich qualifizieren können. Slaven Bilic ist von den Nationalkickern absolut überzeugt, wenn er deutlich macht, dass die Chancen für das Team definitiv vielversprechender Natur sind: „Wenn wir uns qualifizieren, können wir dort sehr weit kommen. Weil wir einen guten Teamgeist haben. Das ist sehr wichtig bei einem Turnier. Bei den Quali-Spielen sind die Spieler höchstens fünf Tage zusammen. Da kommt das nicht so zum Ausdruck. Aber bei der WM können das leicht vier, fünf Wochen werden. Da sind dann 50, 60 Männer auf einem Haufen. Immer zusammen. Ohne Frauen. Das kann sehr gefährlich werden. Viele Mannschaften haben dann Probleme mit der Atmosphäre, Holland oder Serbien zum Beispiel. Aber nicht Kroatien.“

„Sogar gut im Skifahren – obwohl wir gar keinen Schnee haben“

Gerade einmal vier Millionen Einwohner hat Kroatien. Bilic kann sich nicht erklären, warum sein Land so erfolgreich im Sport ist: „Ich wurde das schon 200 Mal gefragt. Aber ich weiß es nicht. Aber es ist einfach so: Wir sind gut im Fußball, Handball, Basketball, Tennis. Und sogar im Skifahren – obwohl wir gar keinen Schnee haben.“

„Mein WM-Favorit ist Brasilien“

Etwas auskunftsfreudiger ist er hingegen, wenn er über die Aussichten von Deutschland bei der kommenden Weltmeisterschaft spricht: „Mein WM-Favorit ist Brasilien. Deutschland wird sicher die Gruppe gewinnen, aber danach ist alles offen. Es wäre keine Überraschung für mich, wenn Ihr gegen Spanien, Italien, Frankreich, England oder Brasilien verlieren würdet. Und ich glaube auch nicht, dass sich Deutschland freuen würde, gegen Kroatien zu spielen...“

„Vor Löw habe ich einen Heidenrespekt“

Auch wenn Bilic in seiner aktiven Spielerkarriere ein robuster Defensivspieler gewesen ist, so genießt er als Trainer auch den feinen Fußball. Mit einem Spieler von Arsenal London hat er sich einen Lieblingsspieler im DFB-Team ausgeschaut. Auch vor dem Bundestrainer hat er einen großen Respekt, wie er offenbart: „Mesut Özil und Jogi Löw. Bei Özil mag ich seinen Charakter, seine Art zu spielen. Er ist unglaublich. Vor Löw habe ich einen Heidenrespekt. Er ist ein Top-Mann, ein Top-Coach. Er hat Ideen, er traut sich, etwas Neues zu probieren. Der Fortschritt zwischen der EM 2008 und der WM 2010 war deutlich zu erkennen. Das ist sein Werk. Deutschland hat keine Schwachstelle. Schmelzer als Linksverteidiger wird häufig als Schwachstelle genannt, aber ich kenne keinen Verein, keine Nationalmannschaft, die hinten links einen besseren Spieler hat.“

„Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt“

Zugleich hat er ebenso verraten, dass eine Rückkehr in die Bundesliga, diesmal als Trainer, durchaus eine reizvolle Option für ihn darstellen könnte: „Welcher Trainer will nicht nach Deutschland? Ich habe in Karlsruhe gespielt und spreche die deutsche Sprache, es gibt da keine Barriere. Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt.“

„Besiktas muss immer um die Meisterschaft mitspielen“

Zunächst jedoch möchte er in der türkischen Metropole bei Besiktas Istanbul erfolgreich sein: „Wir müssen immer um die Meisterschaft mitspielen. Das muss jedes Jahr das Ziel sein. Dazu müssen wir gut arbeiten, gut trainieren, gut spielen. Im Vergleich glaube ich nicht, dass wir schlechter sind als Stuttgart oder Hamburg.“ Bekanntlich gab es in diesem Sommer mehrere Unruhen in Istanbul. Bilic hat davon jedoch nichts mitbekommen, wie er der „Bild-Zeitung“ verraten hat: „Nichts. Ich habe über die Vorgänge rund um den Taksim-Platz nur von Freunden und der Familie aus Kroatien gehört. 80% der Zeit bin ich entweder auf dem Platz oder zuhause.“

Deutsch-Türken? „Das ist eine Super-Kombination!“

Wie schon gute Tradition ist, gibt es auch bei Besiktas Istanbul einige Deutsch-Türken. Insgesamt gibt es vier Deutsch-Türken im Kader. Bilic weiß über das Quartett folgendes zu berichten: „Das ist eine Super-Kombination. Die Türken haben Talent und eine gute Mentalität und das wird mit deutscher Disziplin und Erfahrung gemischt. Davon haben wir in Kroatien ja auch profitiert. Ich erinnere nur an die Kovac-Brüder oder Ivan Klasnic.“

Quelle: bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Slaven Bilic, Kroatien, Deutschland, Besiktas Istanbul, WM 2014, Island, Bundesliga, Karlsruher SC
Datum: 17.11.2013 14:30 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ex-nationaltrainer-bilic--%84deutschland-wuerde-sich-nicht-freuen--gegen-kroatien-zu-spielen%93-8957.html


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