Ex-Nationalkeeper Illgner: "CL-Finale war eine großartige Werbung für den deutschen Fußball


Dieses erste deutsche Champions League-Finale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München hat ganz Europa erfreuen können, denn selten hat ein Endspiel in der Königsklasse solch eine Klasse und spielerische Brillanz aufweisen können, wie am vergangenen Samstag im Londoner Wembleystadion. Durch einen Last-Minute-Sieg konnte Bayern letztlich mit 2:1 gegen den BVB gewinnen und erstmals seit 12 Jahren auf den europäischen Fußball-Olymp emporsteigen. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert sich nun Ex-Nationalkeeper Bodo Illgner zur kontinentalen Meinung über den europäischen Fußball.

So hat er folgende Meinung über das Finale der Champions League:
"Es war ein tolles Spiel, eine großartige Werbung für den deutschen Fußball. Dortmund war in der Anfangsphase stärker als Bayern. Frischer, williger, unbeschwerter. Und dann war es natürlich fantastisch, wie die Bayern sich ins Spiel gespielt und gearbeitet haben. Sie haben ihre Souveränität wieder gefunden und schließlich ihre Erfahrung und Klasse ausgespielt. Es war ein extrem intensives Spiel, es hat mir großen Spaß gemacht zuzuschauen. Das Echo in den internationalen Medien ist euphorisch. Alle sind begeistert vom Auftreten der Deutschen in England. Was das spielerische Niveau betrifft sowieso, aber auch, wie sich alle Beteiligten als Botschafter für Deutschland präsentiert haben."

Bemerkenswerte Leistung von Neuer und Weidenfeller im CL-Finale
Besonders die beiden Keeper haben mit starken Paraden dafür gesorgt, dass auch beste Tormöglichkeiten nicht den Weg ins gegnerische Gehäuse gefunden haben. Der Ex-Nationalkeeper lobt Neuer und Weidenfeller ausführlich, wenn er sagt: " Was Manuel Neuer und Roman Weidenfeller gehalten haben, war wirklich bemerkenswert. Ohne die beiden wäre es ein torreiches Finale gewesen. Diese Partie hat einmal mehr gezeigt, dass Deutschland auf der Torhüterposition kein Problem hat. Aber das war ja eigentlich immer der Fall." Und er nennt auch den Grund, warum die deutschen Torhüter über solch eine Stärke verfügen: "Dafür gibt es verschiedene Erklärungen, ich erkenne drei Komponenten: Zum einen findet sich ein Grund in dieser Tradition selbst. Wenn im Tor der Nationalmannschaft ein Weltklasse-Torhüter und guter Typ steht, wollen viele Kinder so werden. Vorbilder fördern Nachahmer. Das führt dazu, dass das Reservoir an Talenten groß ist. Und wo viel Quantität ist, entsteht das Potenzial für große Qualität." Und er nennt weitere Stärken und Gründe für die weltbeste Qualität in diesem Mannschaftsteil in Deutschland: "Ein weiterer Aspekt ist, dass die Deutschen in der Lage sind, dieses zu fördern und zu nutzen. In der Bundesliga gab es schon Torwarttrainer, als dies international noch völlig unüblich war. In Köln hatten wir Rolf Herings, der als einer der ersten mit Toni Schumacher torhüterspezifisch trainiert hat. Und beim DFB war Sepp Maier ein Vorreiter, erst nach ihm haben andere Verbände damit begonnen, bei ihren Auswahlmannschaften Torwarttrainer arbeiten zu lassen."

Torhüterspiel ist Mentalitätssache
Zudem sieht er auch eine echte Mentalitätsfrage, wie er „dfb.de“ verraten hat: "Ich glaube, dass die Mentalität der Mitteleuropäer für das Torhüterspiel hilfreich ist. Torhüter sollten sehr ausgeglichen und sachlich sein und es verstehen, ihre Emotionen zu kontrollieren. Man muss als Torhüter nicht nur Ruhe ausstrahlen, man muss tatsächlich sehr unaufgeregt sein. Und das trifft auf die Deutschen voll zu."

Spanier interessiert an deutschem Fußball
Mehrere Jahre spielte Bodo Illgner beim spanischen Spitzenklub Real Madrid. Deshalb hat er auch gute Kenntnis, was die Spanier über den deutschen Fußball denken: "Die Spanier verfolgen sehr interessiert, was sich in Deutschland getan hat. Die Achtung ist wieder so wie früher. Als ich 1996 nach Madrid gekommen bin, war der Respekt vor dem deutschen Fußball gewaltig. Durch die Erfolge der spanischen Vereine und schließlich der Nationalmannschaft hat sich bei ihnen nach und nach ein großes Selbstvertrauen entwickelt. Der Spruch von Gary Lineker mit den 22 Spielern und dass am Ende immer die Deutschen gewinnen, hatte Mitte der 90er-Jahre noch Gültigkeit. Aber irgendwann hat er seine Berechtigung verloren und sich Richtung Spanien entwickelt. Mittlerweile kann man aber davon sprechen, dass sich das Gewicht wieder zu unseren Gunsten verschoben hat. Und mein Eindruck ist, dass dies auch in Spanien so wahrgenommen wird."

"Ecuador hat eine richtig gute Mannschaft"
Wohnen tut er derzeit in den USA, wo am morgigen Mittwoch die deutsche Nationalmannschaft ein Länderspiel gegen Ecuador und am Sonntag gegen die USA bestreiten wird. Über die Stärke des arg dezimierten Nationalteams weiß er folgendes zu berichten: "Ecuador hat eine richtig gute Mannschaft. Wenn man auf Platz zehn der Weltrangliste liegt, ist das kein Zufall. Wie stark sie ist zeigt auch, dass die Mannschaft Ecuadors auf Platz zwei der WM-Qualifikation in Südamerika liegt. In einer Gruppe mit Nationen wie Argentinien, Uruguay, Paraguay und Chile. Es wäre ein großer Fehler, diese Mannschaft zu unterschätzen."

"Die Amerikaner darf man auf keinen Fall unterschätzen"
Zusammen mit Jürgen Klinsmann ist Illgner 1990 in Italien Fußball-Weltmeister geworden. Bekanntlich war Klinsmann von 2004 bis 2006 als deutscher Nationaltrainer tätig. Nun agiert er als Nationaltrainer der USA. Über die Arbeit des ehemaligen Nationalstürmers meint Illgner folgendes: "Ja. Jürgen hat hier viel bewegt. In den letzten Spielen war zu sehen, dass er insbesondere in der Abwehr auf junge Talente setzt. Jürgen geht hier ähnlich konsequent seinen Weg, wie er das in Deutschland getan hat. Durch das Remis in Mexiko und den Heimsieg gegen Costa Rica ist die Mannschaft auch sportlich wieder mehr in der Spur, und Jürgen hat für seinen Weg Rückenwind bekommen. Die USA verfügt jetzt über eine Abwehr, die sich langsam findet, und mit Jermaine Jones und Michael Bradley hat sie ein interessantes Mittelfeld. Auch die Amerikaner darf man auf keinen Fall unterschätzen, insbesondere nicht, wenn sie zu Hause spielen. Für die Spieler ist der Auftritt gegen Deutschland ein Highlight, an Motivation wird es ihnen nicht fehlen."

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Bodo Illgner; Klinsmann; Nationalmannschaft; Neuer; Weidenfeller; Schumacher
Datum: 28.05.2013 18:50 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ex-nationalkeeper-illgner---cl-finale-war-eine-grossartige-werbung-fuer-den-deutschen-fussball-5712.html


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