Ex-Bayern-Trainer Heynckes: "Alaba hat eine ganz tolle Entwicklung genommen"


Mehr als 100 Tage liegt mittlerweile schon der Champions-League-Sieg des FC Bayern München über Borussia Dortmund zurück.
Nun gibt es das große Wiedersehen, wenn Erfolgstrainer Jupp Heynckes das Bayern-Quintett beim freitäglichen WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich in der Münchener Allianz-Arena wiedertreffen wird. Dazu gesellt sich noch David Alaba im österreichischen Team und Mario Gomez, der mittlerweile zum AC Florenz nach Italien gewechselt ist. Im Gespräch mit "DFB.de" äußert sich der mittlerweile 68-Jährige nun über die mögliche Vorentscheidung hinsichtlich der WM-Qualifikation. Nebenbei wird er vom DFB mit der Fairplay-Medaille des DFB ausgezeichnet. Grund dafür ist sein vorbildliches Verhalten auf und außerhalb des Platzes.

Ex-Bayern-Trainer Heynckes:
Bild: dfb.de
"Alaba gehört heute zu den besten Außenverteidigern der Welt"

Alaba war stets Heynckes`Lieblingsspieler. Er hat den jungen Österreicher gefordert und gefördert. Über seine Fähigkeiten kann Heynckes nun folgendes erklären: "Kennengelernt habe ich ihn Ende der Saison 2008/2009, damals habe ich kurzfristig die Bayern übernommen, und wir schafften noch die direkte Qualifikation für die Champions League. 17 Jahre ist er damals gerade geworden. Ich habe schnell gesehen, das ist ein junger Spieler, wahnsinnig ehrgeizig, der jedes Training hundertprozentig gegangen ist. Diese Qualität hat er sich bis heute bewahrt. In den folgenden zwei Jahren hat er dann eine ganz tolle Entwicklung genommen. Er ist unheimlich belastbar, hat Intelligenz und Fußballinstinkt, Technik, einen Schuss, er bedenkt alles mit. Er gehört heute zu den besten Außenverteidigern der Welt." Trotz der beachtlichen Einzelspieler, die zum Teil auch in der Bundesliga beheimatet sind, glaubt der routinierte Heynckes keineswegs, dass die Österreicher eine echte Gefahr für das DFB-Team darstellen können: "Nein, das glaube ich nicht, obwohl ich einen guten Draht zu Nationaltrainer Marcel Koller pflege, den ich sehr schätze. Wir werden die Qualifikation souverän durchziehen. Die Österreicher werden auf den zweiten Platz schielen müssen."

"Die deutsche Nationalmannschaft verfügt über ein riesiges Potential"

Zudem kann er sich glücklich schätzen, dass er eine ganze Menge an jungen Spitzenspielern sieht, die die spielerische und technische Qualität im Spiel der deutschen Nationalmannschaft enorm weiterentwickelt haben. Über mögliche optmierungspunkte möchte der erfahrene Ex-Trainer jedoch nicht sprechen, wie er gegenüber "DFB.de" deutlich gemacht hat: "Das weiß der Bundestrainer selbst. Eines aber ist entscheidend: Wir haben ein riesiges Reservoir an absoluten Topspielern. Auf dem ganz hohen Niveau gute Spieler zu haben, darauf kommt es heute an. Und die haben wir. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft ist das deutsche Champions-League-Finale von Wembley ein unschätzbarer Vorteil. Unsere Bayern-Nationalspieler gehen durch den Titelgewinn mit einer gewissen Selbstverständlichkeit in die WM. Die deutsche Nationalmannschaft verfügt über ein riesiges Potenzial. Jetzt wird Jogi Löw alles zusammenfügen."

"Dieses Gerüst sind Disziplin und Fairplay"

Heynckes wird am Freitag im Stadion auch wegen der Ehrung für die Fairplay-Rangliste anwesend sein. Dort hat der FC Bayern München den ersten Platz belegt. Deshalb gibt es durch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach für den ehemaligen Weltklassespieler auch eine persönliche Ehrung. Über diese Auszeichnung kann er nun folgendes berichten: "Eins bedingt das andere. Keine Rote Karte, das bedeutet, dass kein Spieler gesperrt war - ein klarer Wettbewerbsvorteil. Ich habe als Trainer immer großen Wert auf Disziplin und Fairplay gelegt. Fairplay gehört genauso zum Fußball wie die 17 Regeln. Es ist wie in einem Symphonieorchester: Die verschiedenen Charaktere einer Mannschaft müssen zusammenpassen. Dafür braucht es ein Gerüst. Dieses Gerüst, das sind Disziplin und Fairplay."

"Erfolg und Fair-Play hängen eng zusammen"

Mit 25 Punkten Vorsprung ist der FC Bayern im letzten Spieljahr Deutscher Meister geworden. Vielleicht war auch wegen dieser grenzenlosen Dominanz die Fair Play-Tabelle auch eindeutig zugunsten der Münchener. So musste der bajuwarische Vorzeigeverein lediglich eine Rote Karte und eine Gelb-Rote Karte kassieren und hat insgesamt gerade einmal 35 Gelbe Karten hinnehmen müssen. Der ehemalige Bayern-Trainer sieht darin definitiv einen Zusammenhang zur sportlichen Stärke, wie er "DFB.de" anvertraut hat: "Das ist kein Zufall. Meine Spieler haben sich auch außerhalb des Platzes diszipliniert verhalten. Es gehört einfach dazu, den Gegner immer zu respektieren. Das haben meine Spieler vorbildlich gemacht. Nicht zuletzt deshalb hatten wir diesen langen Atem. Erfolg und Fairplay hängen eng zusammen. Das hat viel mit dem Innenleben der Mannschaft zu tun. Aber eben auch damit, dass die Verantwortlichen diese Werte vorleben. Als Trainer der Bayern hatte ich die Schlüsselrolle."

"Gerade beim FC Bayern München liegt die Kunst darin, das Ganze zu moderieren"

Das letztlich grausam verlorene "Finale dahoam" in der heimischen Allianz Arena war zweifelsfrei eine ganz besondere Motivationsspritze für das Triple ein Jahr später. Deshalb hat Heynckes enorm viel diesem Erfolg untergeordnet, wie er gegenüber "DFB.de" auch ehrlich zugibt: "Die ganze Strecke fing mit dem verlorenen Champions-League-Finale 2012 in München an. Anschließend haben wir jeden Stein umgedreht. Wir haben versucht, viele Dinge zu optimieren und zu modifizieren. Im Sommer 2012 hatte ich praktisch keinen Urlaub. Und danach begann diese wahnsinnig strapaziöse Saison. Die Spieler haben mir geholfen. Es gab keine Ausraster. Heute ist ein Spieler auch selbst für seine Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Das haben sie perfekt gemacht. Jeder hat sich zurückgenommen, wir haben wirklich eine Einheit gebildet. Stressig war es dennoch. Wir hatten praktisch jeden dritten Tag ein Spiel, dazu Gespräche mit der Presse, mit den Verantwortlichen im Verein, mit der ganzen Crew. Gerade beim FC Bayern München liegt die Kunst darin, das Ganze zu moderieren. Ich denke, dass ist mir ganz gut gelungen."

"Stressig war es schon. Aber Druck.nein"

Souverän nahm er letztlich auch die Verpflichtung vom spanischen Welttrainer Pep Guardiola als neuen FC Bayern München-Trainer Anfang diesen Jahres auf. Der Druck wurde keineswegs erhöht, wie er deutlich macht, wenn er sagt: "Das hat den Druck für mich nicht erhöht. Als Spieler und in meiner zweiten Karriere als Trainer war ich immer sehr ambitioniert und ehrgeizig. Ich habe mir immer selbst den Druck auferlegt. Ich bin bei Borussia Mönchengladbach aufgewachsen. Wir hatten dort die Philosophie, erfolgreich zu sein und attraktiven Fußball zu spielen. Und wir hatten immer das Ziel, Titel zu gewinnen. Große Mannschaften werden an Titeln gemessen. Auch als Spieler war ich psychisch unheimlich stark. Ich hatte nie Probleme mit Druck. Nein, die Verpflichtung von Pep Guardiola hat für mich nichts verändert. Es war eher eine andere Sache." Und er wird ein wenig konkreter, wenn er sagt: "Ich wusste schon im Januar, dass ich meine Karriere und vor allem mein Engagement beim FC Bayern beenden würde. Unterbewusst wurde ich noch akribischer, habe noch mehr gearbeitet, noch mehr fokussiert. Als das Triple greifbar wurde, hat sich diese Tendenz noch verstärkt. Stressig war's schon. Aber Druck, nein, das habe ich mit den Jahren abgelegt."

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Jupp Heynckes, FC Bayern München, Borussia Dortmund,
Datum: 04.09.2013 11:54 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ex-bayern-trainer-heynckes---alaba-hat-eine-ganz-tolle-entwicklung-genommen--7390.html


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