Dortmunds-Watzke: „Bayern München hat uns nicht gerettet“


Dieser 3:2-Sieg von Borussia Dortmund im letzten Bundesliga-Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim war nur ergebnistechnisch eine knappe Angelegenheit. In dieser Partie vor 80.000 Zuschauern im ausverkauften Signal-Iduna Park konnten die Schützlinge von Trainer Jürgen Klopp äußerst attraktiven Offensivfußball bieten. Nun hat sich BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am vergangenen Sonntag im Sport1-Doppelpass umfassend zu den derzeit kursierenden Themen geäußert. Was der Unternehmer sagt, hat Sinn und Verstand. Der 54-Jährige bringt eindeutig zum Ausdruck, dass man auch in den kommenden Jahren weiterhin voll angreifen möchte.

Dortmunds-Watzke: „Bayern München hat uns nicht gerettet“
„Nicht so tun, als ob es ein total harmonisches Verhältnis gäbe“

So sagt er etwa: „Wir denken nicht klein. Wir denken nur so groß, wie wir uns das leisten können. Das ist schon deutlich größer als früher, aber es ist noch nicht so wie bei Bayern München.“ Und er fügt zugleich hinzu: „Man muss jetzt nicht so tun, als ob es ein total harmonisches Verhältnis gäbe. Das ist aber auch kein Drama.“

„Für mich ist Roman Weidenfeller für die WM gesetzt“

Auch zu anderen Themen hat der meinungsfreudige Watzke ausführlich Stellung genommen. So auch zu den Chancen des Dortmunder-Keepers Roman Weidenfeller bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien dem Tor anzugehören: „Für mich ist Roman Weidenfeller für die WM gesetzt, da brauchen wir gar nicht lange diskutieren - das ist meine Überzeugung. Vor allem international hat er super gehalten gegen den FC Arsenal und Real Madrid - das ist es doch, worauf es bei einer WM ankommt. Manuel Neuer ist als Nummer 1 gesetzt, aber dahinter ist Roman Weidenfeller der perfekte Mann!"

Watzke will kein herzliches Verhältnis zu Bayern München

Zuletzt kam immer wieder der Streit mit dem Branchenprimus FC Bayern München auf, wo es auch über die Medien einige Streitigkeiten gegeben hat. Watzke ist ehrlich und offen, wenn er das derzeit steigerungsfähige Verhältnis der letztjährigen Champions League-Finalisten gar nicht erst schönreden möchte: „Wir müssen jetzt nicht so tun, als ob es ein total harmonisches Verhältnis gäbe. Wir haben Respekt vor den Bayern. Es gibt glaube ich niemanden, der schon so oft gewürdigt hat, was der FC Bayern in den letzten 50 Jahren für den deutschen Fußball geleistet hat. Sowohl sportlich als auch wirtschaftlich ist Bayern ein großartiger Klub. Man muss aber nicht mit jedem der Verantwortlichen besonders befreundet sein. Wir werden das auch beim Pokalfinale in Berlin so lösen, dass niemand zu Schaden kommt - und fertig aus!"

Watzke erinnert sich an BVB-Beinaheinsolvenz

Vor knapp zehn Jahren ist Boruss Dortmund fast zahlungsunfähig gewesen. Durch einen grandiosen Rettungsplan und dem Gönnertum von einigen Gläubigern ist der BVB durch die Finanzkrise noch relativ glimpflich davongekommen. Oft ist in den letzten Wochen diskutiert worden, dass angeblich der FC Bayern München ganz wesentlich zur Rettung des von der Insolvenz bedrohten Traditionsvereins aus dem Ruhrpott beigetragen hat. Dieses Gerücht möchte Watzke nun aber jedoch aus der Welt räumen im Gespräch beim Sport1-Doppelpass: „Mir ging es damals darum, klar zu machen, dass Bayern München Borussia Dortmund nicht gerettet hat. Sie haben damals meinem Vorgänger ein Darlehen gegeben. Als ich gekommen bin, war das schon weg. 2005 mussten wir die Zahlungsunfähigkeit erklären und von diesem Moment haben uns die Gläubiger und alle anderen gerettet, aber nicht mehr Bayern München! Das ist ein zeitlicher Ablauf: 2005 war die Zahlungsunfähigkeit und 2004 ist das Darlehen gekommen."

„Mein Ansprechpartner bei Bayern ist Karl-Heinz Rummenigge“

Die Kritik, die danach vom neuen Bayern-Präsidenten Karl Hopfner via „Sport Bild“ gekommen ist, war hart und hat Watzke sichtlich gestört. Daraus macht er überhaupt kein Geheimnis: „ch habe idiotischer Weise, weil ich noch eine andere Zahl im Ohr hatte, den Zinssatz verwechselt - ich habe statt fünf Prozent acht gesagt. Aber da hätte Bayern auch anrufen können und sagen: 'Du hast dich mit der Zahl vertan!' Mich aber in dieser Form zu beleidigen, hat mich geärgert." Auf eine baldige Versöhnung mit Hopfner hat er aktuell kein gesteigertes Interesse, was er auch wie folgt begründen kann: „Es ist aber auch kein Drama, mein Ansprechpartner bei Bayern ist sowieso Karl-Heinz Rummenigge - mit ihm habe ich mal ein besseres, mal ein schlechteres Verhältnis, aber immer ein sehr belastbares Arbeitsverhältnis gehabt. Und was habe ich mit Karl Hopfner zu tun? Ehrlich gesagt gar nichts!"

„Wir denken nicht klein“

In den letzten drei Jahren war Borussia Dortmund mit zwei Meisterschaften, einem DFB-Pokal und dem letztjährigem Einzug ins Champions League-Finale extrem erfolgreich. In dieser Spielzeit steht der 2. Tabellenplatz mit einem stattlichen Abstand von 19 Punkten auf den FC Bayern München. Zudem ist man im Viertelfinale der Champions League nur äußerst knapp und unglücklich nach einem tollen Rückspiel am Finalteilnehmer Real Madrid gescheitert. Am 17. Mai steht aus BVB-Sicht das Highlight bevor, wenn es zum Endspiel gegen den FC Bayern München kommen wird. Natürlich sind aufgrund der genannten Erfolge die Ansprüche in Dortmund merklich gestiegen. Watzke bringt das neue Selbstvertrauen auch eindeutig zum Ausdruck: „Wir denken nicht klein. Wenn man zum zweiten Mal unter den besten Acht in Europa ist, geht das mit Kleindenken sowieso nicht! Aber wir denken nur so groß, wie wir uns das leisten können. Das ist schon deutlich größer als früher, aber es ist noch nicht so wie bei Bayern München. Wir tummeln uns ja in der Champions League in einem Haifischbecken mit Gegnern, die uns wirtschaftlich noch weit voraus sind. Trotzdem haben wir den Abstand ein bisschen verkürzt."

Watzke will keinen 30-Jährigen für 15 Millionen Euro

Es ist schon angekündigt worden, dass sich der BVB in der kommenden Saison noch einmal erheblich verstärken wird. In diesem Jahr haben die Dortmunder über ein enormes Verletzungspech geklagt. Auch Watzke weiß, dass die Kaderqualität bei Borussia Dortmund noch einmal erheblich verbessert werden sollte. Die Transfertaktik hat Watzke bei Sport1 nun verraten können: „Wir werden transfertechnisch noch ein bisschen was machen, das ist keine Frage. Das hängt nicht von der Größenordnung ab, es ist nicht so, dass wir unter akutem Geldmangel leiden. Aber es geht immer um die Idee, die dahinter steckt, es geht immer um Werte und um Nachhaltigkeit. Und entscheidend ist auch: Ein Spieler, der zu Borussia Dortmund kommt, muss auch immer noch eine gewisse Perspektive haben. Einen 30-Jährigen für 15 Millionen Ablöse zu holen, könnte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen."

Watzke steht einer Kagawa-Rückkehr kritisch gegenüber

Vielfach ist auch über eine Rückkehr des Japaners Shinji Kagawa diskutiert worden, der mit starken Vorstellungen beim BVB aufgefallen ist, aber bei seinem neuen Verein Manchester United alles andere als zufrieden ist. In der Offensive ist Borussia Dortmund wahrlich glänzend besetzt. Vielleicht hat man sogar eine der besten Offensivreihen in ganz Europa. Watzke sieht einem möglichen Transfer deshalb eher kritisch gegenüber: „Wir haben mit Marco Reus einen Zehner, der, um es mal vorsichtig zu formulieren, in aller Munde ist. Und wir haben mit Henrikh Mkhitaryan noch einen, der das auch großartig spielen kann. Würde dann ein dritter Zehner noch Sinn machen? Wenn du dich mit der Situation beschäftigst, solltest du auf der Zehn eine Planstelle frei haben - das sehe ich nicht so wirklich!"

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Borussia Dortmund, Hans Joachim Watzke, Bayern München, Kagawa, Hopfner, Rummenigge
Datum: 05.05.2014 16:33 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-dortmunds-watzke--%84bayern-muenchen-hat-uns-nicht-gerettet%93-12540.html


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