Dortmunds Sven Bender: „Wir müssen uns überhaupt nicht verstecken, wenn wir unser Spiel durchziehen“


Bei einem Sven Bender kann sich Borussia Dortmunds-Trainer Jürgen Klopp sicher sein, dass er die Zuverlässigkeit in Person hat. Nicht umsonst wurde dem lauf- und zweikampfstarken Mittelfeldspieler in der jüngsten Bundesliga-Partie gegen den FC Augsburg das Kapitänsamt zuteil. Vielleicht lag dies auch an der Tatsache, dass der BVB-Trainer drei Tage vor dem Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Malaga auf eine 1b-Variante gesetzt hat, um auch den Reservisten Spielpraxis zu gewähren. Von sechs deutschen Nationalspielern durften mit ihm und Marcel Schmelzer nur zwei anspielen.

Benders Glückwünsche an den FC Bayern München
Die Laufmaschine aus Rosenheim hingegen hat gespielt und demonstriert, dass inmitten der technisch Begabten solch ein mannschaftsdienlicher Spieler eine exorbitante Bedeutung besitzt. Auf und außerhalb des Rasens zeigt er Präsenz und so ist es nicht allzu verwunderlich, dass er auch im Gespräch mit "DFB.de" wenige Stunden vor dem eminent wichtigen Königsklassenkick gegen den spanischen Vertreter aus Malaga deutlich macht, dass Motivation und Ehrgeiz für ihn eine ganz besondere Tugend darstellt. Am vergangenen Wochenende ist Dortmunds-Erzrivale FC Bayern München durch den 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt der frühste Bundesliga-Meister aller Zeiten geworden. Höflich wie der gebürtige Bayer ist, richtet er selbstverständlich auch einige Glückwünsche an den Nachfolger von Borussia Dortmund. „Natürlich gratuliere ich dem FC Bayern. Sie waren die konstanteste und beste Mannschaft in diesem Jahr und sind verdient Deutscher Meister geworden zu sein. “

Über die verpasste Meisterschaft: „Wir haben es uns selbst zuzuschreiben und selber verbockt“
Auch wenn die Münchener-Jubelbilder wegen der allgemeinen Champions League-Konzentration eher ein wenig dezent ausfallen, so gibt es sicherlich schönere Ansichten als den FCB in dieser Art und Weise jubeln sehen zu müssen. Der entspannt wirkende Bender macht hingegen deutlich, dass eigenes Verschulden dazu geführt hat, dass der Schmerz des Bedauerns nicht allzu sehr ausgeprägt gewesen ist. Seine Begründung dafür lautet: „Wir hatten in diesem Jahr nicht die Konstanz der letzten Jahre, das hat Bayern uns voraus gehabt. Das muss man anerkennen, das gönnt man dem FC Bayern auch. Wir haben es uns ein bisschen selber zuzuschreiben und selber verbockt, aber Bayern hat auch gut gespielt.“ Und sogleich berichtet er von seiner persönlichen Premiere, als er den noch amtierenden deutschen Double-Gewinner als Kapitän aufs Spielfeld geführt hat. Über das Gefühl kann er folgendes berichten: „Stimmt, das war eine Premiere und hat mich natürlich gefreut. Wobei ich zunächst selber ein bisschen überrascht war. Aber Roman Weidenfeller war nicht dabei, Mats Hummels war verletzt und Sebastian Kehl zunächst auf der Bank - dann bin ich als Nummer vier an der Reihe.“ Gleichzeitig gibt er auch ganz ehrlich zu, dass das Amt als Kapitän keine allzu große Überraschung für ihn dargestellt hat: „Es hatte sich angedeutet und war der richtige Zeitpunkt, um ein bisschen zu rotieren. Es waren zuletzt viele Spiele, auch mit der Länderspielpause, in der die meisten von uns weg waren. Wir haben genug Qualität im Team, auch wenn wir das mit so extrem vielen Wechseln noch nicht so oft gemacht haben. Das haben wir angenommen und ganz ordentlich auf den Platz gebracht.“

„Wir können nicht immer glänzen“
Mit seinen 23 Jahren hat er zu einem der älteren Spieler gezählt. Beim BVB gibt es zahlreiche Spieler, die mehrere Jahre jünger als er sind und mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit sehr eindrucksvoll auf sich aufmerksam machen können. Über die Tatsache, dass er beim letzten Bundesligaspiel gegen den FCA zu einer der älteren und damit erfahreneren Akteure gehört hat, weiß er zu berichten: „Das ist mir erst hinterher bewusst geworden, dass ich da mit Nuri Sahin schon einer der Älteren war. Das habe ich so noch nie gehabt. Natürlich kann man denen helfen. Das hatten wir auch vorher gesagt, dass jeder den anderen unterstützen muss. Die Abläufe können nicht hundertprozentig stimmen, aber mit viel Reden und Helfen kann man das ein bisschen kompensieren.“ Und besonders der schnelle 1:2-Rückstand war extrem überraschend für alle Beteiligte. Einen möglichen Grund versucht „Manni Bender“ dafür ausfindig zu machen. „Das war kein einfaches Spiel, aber wir können nicht immer nur glänzen. Wir sind eigentlich ganz ordentlich ins Spiel gekommen und haben es auch bestimmt. Kurz vor der Pause haben wir den Ausgleich gekriegt und uns danach nicht clever verhalten, sind sogar in Rückstand geraten. Dann war es ein ganz anderes Spiel, die Augsburger haben alles gegeben. Sie sind kein typischer Abstiegskandidat, sondern spielen sehr guten Fußball. Wichtig ist, dass wir drei Punkte geholt habe und, ich denke, am Ende auch verdient gewonnen haben.“

Chancenverwertung besitzt Optimierungsbedarf
Geradezu auffällig war sicherlich die Tatsache, dass ähnlich wie im Hinspiel gegen den FC Malaga zahlreiche hochkarätige Tormöglichkeiten geradezu leichtfertig vergeben worden sind. Spielerisch und läuferisch kann man dem Verein aus dem Ruhrpott keinen allzu großen Vorwurf machen. Letztlich stellt jedoch die Chancenverwertung ein klares Manko dar, welches zukünftig schnellstmöglichst behoben werden sollte: „Natürlich ist das bitter, wenn man die Tore nicht macht. Nachher kriegt man fast noch einen Treffer, dann hätten wir mit einem 3:3 dagestanden und uns furchtbar geärgert. So ist alles gut gegangen. Wir haben vier Tore geschossen, das ist doch mal was. Daher hoffe ich, dass das am Dienstag so weitergeht.“ Auch wegen dieses Defizits ging das Hinspiel im andalusischen Malaga nur mit einem torlosen Unentschieden aus. Eine mögliche Erfolgsformel für das Rückspiel im Dortmunder-Signal Iduna Park hat er ebenfalls ausfindig machen können, wie er „DFB.de“ verraten hat: „Zunächst ist es fürs Selbstvertrauen ganz wichtig, dass wir gegen Augsburg einen Dreier geholt haben. Im Hinspiel haben wir gemerkt, dass Malaga eine gute Truppe hat. Aber wir müssen uns überhaupt nicht verstecken, wenn wir unser Spiel durchziehen. Die Chance ist da, ins Halbfinale einzuziehen. Was wir in Malaga schon gezeigt haben und jetzt mit dem Selbstbewusstsein aus dem Augsburg-Spiel mitnehmen, damit können wir am Dienstag richtig angreifen.“

Hinspiel-Ergebnis birgt Gefahr
Borussia Dortmund muss dieses Spiel unter allen Umständen gewinnen. Jedes Unentschieden würde zumindest in eine Verlängerung führen. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass dieses Hinspiel-Resultat eine gewaltige Gefahr birgt. Schon ein 1:1-Unentschieden kann das Ausscheiden von Borussia Dortmund im Champions League-Viertelfinale bedeuten: „Mit Sicherheit ist es eine sehr gefährliche Ausgangssituation. Wir wollen gewinnen, weil wir mit einem Sieg auf jeden Fall weiter wären. Wir wissen aber auch, dass das sehr schwer wird. Wir dürfen uns nicht so unclever anstellen wie vor dem 1:2 gegen Augsburg. Da sind wir in einen blöden Konter gelaufen. Das wäre das Schlimmste, was uns passieren kann. Wir dürfen nur nicht leichtsinnig sein.“ Und er nennt weitere mögliche Erfolgsfaktoren: „Wir sollten die richtige Balance finden zwischen unserem angestrebten Offensivfußball und einer gesunden Absicherung. Wir sind zu Hause immer gut für ein Tor, vielleicht auch für zwei.“

„Für die vier Heimsiege in der Champions League können wir uns nichts kaufen“
Bisher haben die „Schwarz-Gelben“ im heimischen Signal-Iduna-Park eine blütenreine Weste. Sämtliche vier Heimspiele gegen Mannschaften wie Real Madrid, Manchester City, Ajax Amsterdam und Schachtjor Donezk konnten siegreich gestaltet werden. Dies könnte ein kleiner Vorteil sein, wie auch Bender erkannt hat: „Dafür können wir uns nichts mehr kaufen, aber es zeigt, dass wir eine heimstarke Mannschaft sind und die Gegner mit Respekt zu uns kommen. Wir müssen den kleinen Vorteil, den wir vielleicht haben, nutzen.“ Und gleichzeitig macht er auch deutlich, dass die Vorfreude vor diesem Match immer noch sehr stark ausgeprägt ist: „Jetzt, nachdem wir das Augsburg-Spiel mit dem Dreier abgehakt haben, ist die Vorfreude schon groß. Die meisten von uns haben bisher nur ein Viertelfinale gespielt. Jetzt gibt's das Rückspiel, das hat auch noch nicht jeder so oft gehabt. Da hat jeder Bock drauf.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: BVB; Borussia Dortmund; Sven Bender; FC Bayern München; FC Malaga; Champions League
Datum: 09.04.2013 17:30 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-dortmunds-sven-bender--„wir-muessen-uns-ueberhaupt-nicht-verstecken--wenn-wir-unser-spiel-durchziehen“-4891.html


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