Dortmunds Ilkay Gündogan: „Das wird ein Duell auf Augenhöhe“

Ilkay Gündogan darf zweifelsfrei als ein großer Gewinner bei Borussia Dortmund bezeichnet werden. Der technisch hervorragend ausgebildete Mittelfeldakteur ist im Sommer 2011 vom 1. FC Nürnberg zum BVB gewechselt und sollte dort den zu Real Madrid abwandernden Nuri Sahin ersetzen, was ihm hervorragend gelungen ist. Mit konstant starken Leistungen hat sich der deutsche Nationalspieler sogar einen Stammplatz beim amtierenden Double-Sieger aus Dortmund erkämpfen können. Nun steht auch für ihn das DFB-Pokalviertelfinale bei Bayern München am heutigen Abend ein. Duell auf Augenhöhe, denn in der Allianz Arena treffen die zurzeit besten deutschen Mannschaften aufeinander. Spannung und Vorfreude sind vor diesem echten Spitzenspiel festzustellen, denn bei diesem Pokalduell soll auch die Vormachtstellung der zwei deutschen Vorzeigeteams geregelt werden. Ilkay Gündogan hat immerhin im Gespräch mit „dfb.de“ deutlich gemacht, dass die Titelverteidigung das erklärte Ziel von Borussia Dortmund in dieser Spielzeit darstellt.

Oft geraten Vereine ein wenig in Konflikte, da auch echte Traditionsduelle in der Bundesliga, wie am letzten Spieltag bei Borussia Mönchengladbach, durch diesen omnipräsenten Pokalkracher ein wenig in den Hintergrund gedrängt werden. Für den erst 22-jährigen Gündogan stellt dies jedoch kein allzu großes Problem dar, wie er verraten hat: „Nein, überhaupt nicht. Es war ein sehr wichtiges Bundesligaspiel gegen einen guten Gegner, der den Kontakt zu den internationalen Plätzen halten will. Deswegen war das DFB-Pokalspiel überhaupt nicht in den Köpfen. Im Gegenteil. Wir wollten unseren zweiten Tabellenplatz festigen. Das ist uns nicht zu 100 Prozent gelungen, aber wir haben noch genug Spiele, in denen wir auch dreifach punkten können. Deswegen lassen wir den Kopf nicht hängen, sondern haben am Mittwoch schon wieder das nächste Highlight. Da wollen wir natürlich erfolgreich sein.“
Nach einer klar überlegen geführten ersten Halbzeit in Mönchengladbach mit einer hochverdienten Pausenführung gab es einen späten Ausgleichstreffer, der letztlich zum Verlust von zwei Punkten geführt hat. Dennoch schätzt Gündogan aufgrund des Spielverlaufs dieses Resultat nicht unbedingt als unverdient aus Borussen-Sicht ein: „Das Ergebnis war natürlich enttäuschend, aber auf Grund der zweiten Halbzeit nicht unverdient für Gladbach. Wir haben in der zweiten Halbzeit aus unseren Mitteln zu wenig gemacht, Gladbach durch lange Bälle ins Spiel kommen lassen und die zweiten Bälle nicht gewonnen. Wir wollten das zweite Tor nachlegen, aber das ist uns nicht gelungen. Das ist bitter, weil es bestraft wurde. Letztendlich müssen wir mit dem einen Punkt leben.“ Durch die Tatsache, dass mit Robert Lewandowski und Julian Schieber die einzigen etatmäßigen, echten Stürmer im Kader wegen Sperren gefehlt haben, hat sich Trainer Jürgen Klopp für die „spanische Variante“ entschieden, die vorsieht, dass mit Mario Götze ein kleiner, wendiger Mittelfeldspieler die Position in der Sturmspitze übernimmt. Für Gündogan hat sich diese Variante durchaus als erfolgsversprechend dargestellt: „Ich glaube, ganz ordentlich. Uns war von vornherein klar, dass wir ihn nicht so hoch anspielen können wie Lewi. Wir wollten eher flach nach vorne kombinieren und die Seiten relativ schnell wechseln, um über die Flügel Überzahl zu schaffen. Aber der Grund für das 1:1 ist nicht, dass wir vorne keinen Stoßstürmer hatten. Wir haben einfach aus unseren Möglichkeiten zu wenig gemacht.“ Auch ist er davon überzeugt, dass dieses unbefriedigende Ergebnisse keine gewaltigen Auswirkungen für das heutige DFB-Pokalviertelfinale haben wird, wie er gegenüber „DFB.de“ deutlich macht: „Nein. Das ist ein komplett anderer Wettbewerb. Nun steht der DFB-Pokal an, wo es um den Einzug ins Halbfinale geht. Dazu spielen wir noch bei Bayern München, das ist nicht gerade der schlechteste Gegner. Von daher ist das eine tolle Herausforderung für uns alle, die wir auch annehmen. Wir wollen alle in die nächste Runde einziehen.“
Extrem hilfreich ist die Tatsache, dass Robert Lewandowski pünktlich zum Pokalkracher in die Mannschaft zurückkehren wird. Über die Bedeutung des polnischen Sturmführers sagt der gebürtige Gelsenkirchener Gündogan: „Robert ist ein sehr, sehr wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft. Wir sind froh, dass wir so einen tollen Stürmer mit solchen Qualitäten haben. Ich bin mir sicher, er wird uns am Mittwoch weiterhelfen.“ Wenn zwei Bundesliga-Spitzenklubs aufeinandertreffen, ist dies auch stets ein Stelldichein zahlreicher deutscher Nationalspieler. Auch in diesem Fall kommt es zum direkten Aufeinandertreffen, wie auch im Fall von Ilkay Gündogan und Bastian Schweinsteiger, die sich im Mittelfeld duellieren werden. Über diese brisante Situation kann der meinungsstarke Gündogan folgendes berichten: „Das ist ein Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayern München. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Gleichzeitig gibt er jedoch auch zu, dass die große Anzahl an deutschen Nationalspielern die Attraktivität dieser Begegnung merklich erhöhen kann: „Das ist toll für den deutschen Fußball, dass es so viele tolle Spieler in Deutschland gibt. Es ist schön zu sehen, wenn zwei deutsche Spitzenmannschaften gegeneinander spielen, dass so viele deutsche Nationalspieler auf dem Platz stehen.“
Mit stattlichen 17 Zählern Vorsprung vor Borussia Dortmund steht der FC Bayern München derzeit scheinbar unangefochten an der Tabellenspitze. Besonders das jüngste 6:1 im Bundesliga-Heimspiel über Werder Bremen war eine regelrechte Demonstration der bayrischen Stärke. Der ehemalige Nürnberger Gündogan macht jedoch deutlich, dass sich der BVB auf seine Fähigkeiten konzentrieren wird und keinesfalls chancenlos in diese Begegnung gehen wird: „Respekt haben wir sowieso. Wir wissen, dass Bayern München jedes Jahr enorme Qualitäten hat. Wir haben es geschafft, in den letzten zwei Jahren vor ihnen zu landen. In dieser Saison sieht das in der Liga ein bisschen anders aus, da marschieren sie vorneweg und stehen auch zurecht da oben. Sie haben wirklich tollen Fußball gespielt, sowohl in der Liga als auch in der Champions League. Aber ich glaube, Bayern München hat vor uns genauso viel Respekt wie wir vor ihnen. Deswegen wird es ein Duell auf Augenhöhe. Wer an dem Tag das bessere Spiel macht und die bessere Einstellung hat, der wird das Spiel auch gewinnen.“ Und er spricht auch die starke Serie der Borussen gegen Bayern München an, die für zusätzliche Motivation beim deutschen Rekordmeister sorgen wird. Er ist jedoch nicht der Meinung, dass die Enttäuschung zu enorm ist: „Das glaube ich nicht. Vielleicht ist bei ihnen ein bisschen Wut dabei, weil sie von den letzen fünf Pflichtspielduellen keins gewonnen haben. Sie wollen sicherlich zeigen, dass sie auch gegen uns gewinnen können. Aber letztendlich geht es einfach um den Einzug ins Halbfinale.“
Zweifelsfrei ist die Deutsche Meisterschaft in diesem Jahr schon entschieden. Deshalb liegt der Fokus von Borussia Dortmund neben der Champions League vor allem auch auf dem DFB-Pokal, dessen Weg aus Dortmunder Sicht noch bis ins Finale führen soll. Über den Reiz dieses Wettbewerbs kann er folgendes berichten: „Das brauchen wir nicht, nur weil wir in der Meisterschaft so weit hinter ihnen liegen. Wir wissen einfach, was für ein toller Wettbewerb der DFB-Pokal ist - und dass es sich sehr lohnt, ins Finale zu kommen. Wir kennen das Gefühl, den Pott in den Händen zu halten, und werden alles daran setzen, dieses Gefühl möglichst schnell wieder erleben zu dürfen.“

Vorheriger Artikel:
» Der Glanz des FC Barcelona ermattet immer mehr

Nächster Artikel:
» War Nürnbergs Timo Gebhart in eine Discoschlägerei verwickelt?