Die Technik-Revolution spaltet die Fußballwelt


Man darf schon fast von einer Revolution im Weltfußball sprechen. Mit der Einführung des Hawk-Eyes, aber auch der Torkamera, sowie des magnetfeldbasierten GoalRefSystems wurden von den Regelhütern des International Football Board (kurz Ifab) am vergangenen Donnerstag Neuerungen bekannt gegeben, die den Fußball kolossal verändert werden. Damit wurde auch auf die Kritik von vielen Beteiligten reagiert, die nach dem nicht gegebenen Treffer der Ukraine gegen England bei der abgelaufenen EM auf die Funktionäre der FIFA hereingebrochen ist.

Deutsche Firma entwickelt das System

Besonders interessant ist das GoalRef-System, welches vom Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen entwickelt worden ist. Das nicht immer harmonische Gremium hat die genannten Themen einstimmig abgesegnet.

„Entscheidender Tag für den Fußball“

Viele freundliche Gesichter gab es nach dieser für den Fußball exorbitant wichtigen Sitzung zu beobachten. Eines davon war das von Jerome Valcke, der als Generalsekretär der FIFA eine enorme Wichtigkeit in Regeltechnikfragen besitzt. Gegenüber den wartenden Journalisten meinte er: „Natürlich ist es ein ganz entscheidender Tag für den Fußball. Es wurde jahrelang diskutiert. Nun haben wir eine klare Richtlinie.“

Bei Klub-WM Weltpremiere

Es wurde jedoch auch festgelegt, dass dieser Einsatz vorerst nur auf die Klub-Weltmeisterschaft im Dezember in Japan, den Confederations Cup 2013 und die WM 2014 in Brasilien beschränkt sein.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), aber auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) werden über diese Thematik verhandeln und dann entscheiden, ob diesen Argumenten auch zugestimmt wird. Jedoch ist davon auszugehen, dass beide Verbände sich für diese Technik aussprechen werden, wenn die Technik zuverlässig funktionieren sollte.

DFB und DFL sind skeptisch

So erklärt DFB-Boss Wolfgang Niersbach gegenüber „welt-online“: „Schnellschüsse in der Umsetzung darf es nicht geben. Zur neuen Saison ist eine Einführung absolut unmöglich.“ Ähnliche Gedankenspiele hatte Liga-Präsident Reinhardt Raubal, der den Einsatz der Torlinientechnologie ab der im August beginnenden Saison als „absolut ausgeschlossen“ bezeichnete und anmerkte: „Ich kann mir das frühestens zur Saison 2013/2014 vorstellen.“

Klopp mit einer einfachen Begründung

Sicherlich gibt es auch klare Befürworter dieser Technik. Wie zum Beispiel den Dortmunder Meistercoach Jürgen Klopp, der eine einfache Erklärung für diese zugelassene Möglichkeit hat: „Wenn ein Spieler ein Tor schießt, finde ich es ganz praktisch, wenn es dann auch gilt“, so wird er von der „dpa“ zitiert. Für einen wirtschaftlich potenten Verein wie Dortmund stellt die Finanzierung kein Problem dar. Für Hannover-Präsident Martin Kind ist die Finanzierung schon längst klar: „Die Anschaffungskosten werden letztlich die Vereine übernehmen müssen. Alles andere halte ich für unrealistisch.“ Summen von bis zu 300.000 werden in der Branche gehandelt. Immerhin könnte Adidas als Sponsor für das GoalRef-System gehandelt werden, während Sony sich bereits beim Hawk Eye engagiert hat.

Kosten müssen erst geklärt werden

Es wird noch geklärt werden müssen, um welche Kosten es geht, denn die Installation und auch die Wartung dürfte nicht gerade billig sein. Es müsste vorerst geklärt werden, wer für diese Ausgaben aufkommen muss. Auch deshalb wird die Bundesliga erst in der übernächsten Saison von dieser Technik Gebrauch machen. Anders sieht es hingegen in der Premier League aus, die schon in der kommenden Saison von dieser „Vereinfachung“ Gebrauch machen möchte.

Nicht finanzierbar für Zweitligisten?

Die Gewinner stehen jetzt schon fest, denn Hunderte Profiklubs müssen womöglich bald ihre Stadien mit der revolutionären Technik aufrüsten. Für Bundesligisten dürfte dies kein Problem darstellen. Aber schon in der 2. Bundesliga gibt es mehrere finanziell angeschlagene Vereine, für die 300.000 Euro ein unüberwindbares Hindernis sein werden. Dazu Dynamo Dresden-Trainer Ralf Loose gegenüber der „dpa“: „Wenn der Verein aber die Kosten tragen muss, bin ich dafür, dass das viele Geld lieber in gute Spieler investiert wird, damit das Spiel noch attraktiver wird.“ Eine Meinung mit der er gewiss nicht alleine sein wird.

Was ist, wenn die Technik versagt?

Allerdings steht nicht die gesamte Bundesliga hinter dieser High-Tech-Revolution. Der meinungsfreudige Eintracht.Boss Heribert Bruchhagen möchte sich nicht allzu sehr der Technik ausliefern, wenn er sagt: „Ich befürchte, dass die technische Fehlerquote die gleiche sein wird wie die menschliche.“ Ein interessanter Punkt, der bestimmt in den nächsten Wochen für reichlich Diskussionsstoff sorgen wird. Ähnlich denkt auch der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner, der erklärte: „Das System muss zu 100 Prozent funktionieren. Das ist Voraussetzung dafür, dass es genommen wird.“

UEFA-Boss Platini ist dagegen

Es wird jedoch auch Kritik laut. Einer der prominentesten Gegner dieser neuen Technik ist UEFA-Boss Michel Platini, der sich in mehreren Interviews immer wieder gegen diesen Einsatz von Technik ausgesprochen hatte. Selbst nach den eklatanten Fehlern des Torrichters beim Spiel Spanien gegen Kroatien und Ukraine gegen England wollte er an dieser alten Methode festhalten. Da die UEFA in Europa bekanntlich sämtliche Rechte besitzt, ist es sehr gut möglich, dass der Sturkopf Platini in den Wettbewerben, die unter der Schirmherrschaft der UEFA stattfinden, weiterhin mit dem mehr oder minder bewährten Torrichter arbeiten möchte. Auch der deutsche Fußball sollte sich zeitnah entscheidend positionieren. Dazu nochmals Valcke: „Zu den deutschen Verbänden kann ich nichts sagen. Der Ball liegt bei ihnen.“

Hawk-Eye schon beim Tennis getestet

Bevor jedoch konkret über die Umsetzung nachgedacht werden kann, müssen die Systeme erst einmal von der FIFA zertifiziert werden. So berichtet die „faz“, dass bei der Hawk-Eye-Technologie mehrere Hochgeschwindigkeitskameras das Spielgeschehen in Tornähe filmen werden. Ein spezieller Computer kann dann durch geometrische Berechnungen die genaue Position des Ball berechnen und dies dann bei einem erzielten Treffer auf die Armbanduhr des Referees spielen.

Bei GoalRef-System gibt es ein Magnetfeld

Das GoalRef-System läuft hingegen ein wenig anders, denn dort gibt es ein Magnetfeld rund um das Gehäuse. Wenn drei so genannte Schlaufenantennen überschritten werden, dann wird durch das Magnetfeld eine Veränderung registriert. Auch in diesem Fall wird der Schiedsrichter das entsprechende Signal erhalten.

Tests werden folgen

Beide Systeme müssen jedoch erst noch genauestens auf die Wirksamkeit getestet werden. Wenn die geplanten Tests jedoch erfolgreich sein sollten, dann dürfte allen genannten Anbietern ein warmer Geldregen bevorstehen.

Quelle: www.faz.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Fussball; Technik
Datum: 08.07.2012 15:55 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-die-technik-revolution-spaltet-die-fußballwelt-1866.html


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