Die Auswirkungen des Guardiola-Wechsels für die Bundesliga


Die Bundesliga ist weiterhin auf dem Vormarsch. In jeglicher Hinsicht, denn ein Wechsel vom vermeintlich fähigsten Trainer der Welt in die Bundesliga zum Branchenführer FC Bayern München hat eine Sogwirkung für die gesamte Spielklasse. Sicherlich wird er nicht wegen des bayrischen Bieres nach München gekommen sein. Dafür ist der 42-jährige Katalane auch zu sehr Weinliebhaber. Vielmehr geht es ihm um das Konzept des Vereins, welches ihm von der Münchener Vereinsführung vorgelegt worden ist. Es dürfte klar sein, dass sich vieles beim deutschen Rekordmeister ändern dürfte.

Stolz und bescheiden zugleich ist der ehemalige Erfolgstrainer des FC Barcelona, der in vier Jahren 14 Titel für den FCB von Spanien holen konnte. Daher ist es auch nicht allzu verwunderlich gewesen, dass auch die schwerreichen englischen Vereine wie Manchester City und der FC Chelsea London offen ihre Fühler nach Pep ausgestreckt haben. Zugleich kann die Entscheidung von Guardiola pro Bayern auch als Zeichen an die Scheichs von Manchester bis Paris verstanden werden, dass die Idee über dem Geld steht. Guardiola ist ein Verfechter einer Kontinuität. Nicht umsonst ließ er sämtliche Jugendmannschaften beim FC Barcelona im gleichen taktischen System spielen. Die Nachwuchsakademie La Masia brachte zahlreiche Talente hervor, das Dreigestirn der Katalanen Xavi, Iniesta und Messi. Beim FC Bayern kann man sich davon sicherlich einiges abschauen, denn in der Nachwuchsförderung besteht Steigerungsbedarf. Auch durch Guardiola soll die Verzahnung zwischen Jugendarbeit und Profimannschaft weiter verstärkt werden.
Es ist jedoch primär das Profiteam, welches von diesem Transfer profitieren soll. Deshalb soll die Ballzirkulation, das Kombinationsspiel und die Spielfreude von Barca auch in der Allianz Arena Einzug halten. Der Fokus ist das Passspiel, besonders der Flach- und Kurzpass. Dabei soll auch das Spiel ohne Ball verbessert werden. Das Gegenpressing soll druckvoller agieren, auch die schnelle und intelligente Ballrückeroberung soll schon in der Gegenhälfte in Angriff genommen werden. Spielstärke und technische Stärke sind weitere Grundlagen von Pep, der bisher ausschließlich für den FC Barcelona auf Trainerebene tätig gewesen ist und zuletzt ein Sabbatjahr absolviert hat. Guardiola ist der komplette Gegenentwurf zu seinem einstigen Gegenspieler bei Real Jose Mourinho. Er ist ein Gentleman, der wahrlich jedem Gegner Respekt entgegenbringt. Vor allem die Schönheit und die Weiterentwicklung des Spiels ist für ihn von einer enormen Bedeutung. Anders als zum Beispiel van Gaal sucht er den Kontakt zu den Spielern und versucht diese aufzubauen. Wenn er eine Entscheidung getroffen hat, dann steht er komplett dahinter. Barcas Spieler haben ihn auch wegen dieser Konsequenz so sehr in ihr Herz geschlossen, dass bei seinem Abschied im Sommer 2012 sogar Tränen geflossen sind. Aus Talenten kann er internationale Topfußballer machen. Er weiß es eine Mannschaft zu formen. Stars wie Ibrahimovic, Deco oder auch Ronaldinho, die zuweilen ein hohes Maß an Egoismus demonstrierten, entfernte er aus seinem Team. Die mannschaftliche Geschlossenheit besitzt für ihn klare Priorität. Deshalb ist es auch nur allzu verständlich, wenn er konsequent gegen mögliche Störfaktoren angeht.
Das Kommen von Pep Guardiola ist aber auch ein Zeichen an Fußball-Deutschland, dass der eingeschlagene Weg der Richtige ist. Die finanzielle Vernunft, die gezielte Nachwuchsarbeit, die schon Früchte trägt und auch die enorme Fußballbegeisterung sind Faktoren gewesen, die Guardiola ins „good, old Germany“ gelockt haben. Mehr Stars werden diesem Beispiel folgen, vor allem, wenn das Financial Fair Play auch wirklich mit aller Konsequenz durchgesetzt werden sollte. Die Bundesliga ist auf dem Vormarsch. Es muss abgewartet werden, wie sich diese Saison auch international entwickeln kann. Der neue Fernsehvertrag wird die Einnahmen noch weiter steigen lassen, sodass der Zufluss an Stars verstärkt wird. Woanders hätte er mehr Geld verdienen können. Es spricht jedoch für Guardiolas Charakter, wenn er auf die Perspektive penibel achtet und erkannt hat, dass der FC Bayern München die cleverste Lösung für den Wiedereinstieg bedeutet. Dort findet er ein hohes Maß an Kontinuität vor. Angefangen bei einem enormen Maß an Fußballsachverstand mit Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und auch Matthias Sammer, die für ihn auch ein Stück weit Sicherheit bedeutet, weil sich dieses Quartett in diesen Trainer regelrecht verliebt hat. Mehrfach sind sie nach New York gefahren, um mit dem Trainer zu verhandeln. Nun ist also der Wechsel perfekt gemacht worden, der die ganze Fußballwelt regelrecht überrascht hat. Die Voraussetzungen sind gut, dass Guardiola auch beim FC Bayern Erfolg haben wird. Neben der bereits angesprochenen Vereinsführung ist es die Mannschaft, die Hoffnung bereitet, denn diesjährig hat sie in allen drei Wettbewerben demonstrieren können, warum mit ihr auch in Zukunft zu rechnen sein wird. Dieses Team ist titelhungrig, talentiert und demonstriert ein hohes Maß an Selbstbewusstsein, was besonders bei der europäischen Titelvergabe wichtig sein könnte.
Mit gezielten Transfers kann Pep seine Mannschaft noch ein wenig mehr nach seinen Vorstellungen zusammenstellen. Vielleicht findet er auch in der Jugendabteilung geeignete Spieler, die er nach seinem Gusto formen kann. Spannend dürfte diese Beziehung definitiv werden. Bisher hat die ganze Fußball-Welt auf Deutschland geblickt. Zweifelsfrei ist durch diesen Transfer das Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland noch weiter gestiegen. Die Entwicklung in der fußballspielenden Bundesrepublik ist eine Richtige. Der Pep Guardiola-Transfer hat dies eindrucksvoll beweisen können.

Quelle: www.zeit.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Bayern München; Xavi; Iniesta; Messi; FC Barcelona; Mourinho; Guardiola; Rummenigge; Sammer; Beckenbauer; Hoeneß
Datum: 17.01.2013 15:46 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-die-auswirkungen-des-guardiola-wechsels-fuer-die-bundesliga-3678.html


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