DFB-Teammanager Oliver Bierhoff zeigt Vorfreude auf das WM-Jahr


Nach mehreren Monaten ist nun endlich die Sommerpause vorüber, denn die Fußball-Bundesliga hat wieder begonnen. Auch die deutsche Nationalmannschaft startet wieder in die neue Serie. Am morgigen Mittwoch gibt es das Länderspiel gegen Paraguay im Kaiserslauterer Fritz-Walter Stadion. Damit wird auch die WM-Saison eröffnet. Für Teammanager Oliver Bierhoff könnte nach den Weltturnieren 2006 und 2010 die dritte Weltmeisterschaft in seiner Funktion anstehen. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert sich nun der 45-Jährige zum anstehenden Länderspieljahr.

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff zeigt Vorfreude auf das WM-Jahr
Bild: dfb.de
„Wir freuen uns über diese gewaltige Resonanz“

In der Mainzer-Coface-Arena kamen zum öffentlichen Training der deutschen Nationalmannschaft stattliche 30.000 Zuschauer. Bierhoff zeigt sich über diese enorme Resonanz sehr erfreut, wie er wie folgt bestätigen kann: „Wir freuen uns riesig über diese gewaltige Resonanz. Es war unser Wunsch, durch solche öffentlichen Trainingseinheiten unsere Nähe und Verbundenheit mit den Fans zu zeigen. Dass so viele Fans im Stadion sind, zeigt einfach, dass die deutsche Nationalmannschaft etwas ganz Besonderes ist.“ Diese ganz spezielle Unterstützung durch die Zuschauer ist für Bierhoff ein ganz wesentlicher Vorteil auf dem Weg zu einem vernünftigen Gemeinschaft: „Das öffentliche Training bedient ganz verschiedene Facetten. Es ist auch für den DFB eine gute Möglichkeit, sich und seine vielen Projekte zu präsenteren. Und für die Spieler ist es einfach ein tolles Erlebnis, in solch einem Rahmen die Begeisterung der Fans zu spüren. Sie erleben diese Zuneigung sonst nur während der Spiele - auch für die Spieler ist es deswegen schön, wenn Sie während des Trainings merken, wie sehr die Fans hinter der Mannschaft stehen.“

Letzte öffentliche Training war 2008

Zuletzt gab es vor fünf Jahren im Jahr 2008 ein öffentliches Training der deutschen Nationalmannschaft. Über den Grund für dieses seltene Erlebnis kann Oliver Bierhoff folgendes berichten: „ Ich verstehe sehr gut, dass sich die Fans wünschten, dass wir uns ihnen häufiger präsentieren. Aber leider ist dies nur ganz selten möglich. Wir müssen ja immer verschiedene Aspekte berücksichtigen. Ein zentraler Grund ist, dass wir in Deutschland nur selten über einen längeren Zeitraum zusammen sind. Meistens haben wir nur wenige Trainingseinheiten, um uns für die anstehenden Partien einzuspielen. Und klar ist ja auch, dass die sportlichen Erwägungen immer Priorität haben müssen. Man muss auch sehen, dass es sehr kostspielig ist, so ein öffentliches Training durchzuführen. Wir reden dabei über einen sechsstelligen Betrag, weil es für uns selbstverständlich war und ist, die Karten kostenlos abzugeben. Wir müssen für die Sicherheit sorgen, das Stadion kostet Geld, die vielen Menschen müssen versorgt werden. Das ist eine Investition, die der DFB sehr gerne tätigt, aber beliebig oft ist sie eben nicht wiederholbar.“

„Wir haben damals ein wenig neidisch auf die Niederlande geblickt“

Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es den Fan Club Nationalmannschaft, wo Oliver Bierhoff auch als Pate fungiert. Über die bisherige Entwicklung kann er nun folgendes berichten: „Ich war 2003 zur Geburtsstunde schon dabei, das war noch, bevor ich Manager der Nationalmannschaft wurde. Ich war damals Coca-Cola-Markenbotschafter und habe das Projekt mit Coca-Cola zusammen initiiert. Ich weiß noch, wie viel Skepsis uns damals entgegengeschlagen ist, viele hatten Zweifel, ob ein solcher Fan Club von den Fans tatsächlich angenommen wird. Heute können wir sagen, dass der Fan Club einen fantastischen Weg genommen hat. Er ist sehr authentisch, ist nicht aufgesetzt, nicht kommerzialisiert. Der Fan Club wird von den Fans akzeptiert und gelebt. Heute haben wir mehr als 50.000 Mitglieder, das ist wirklich toll. Ich finde auch, dass zu merken ist, dass sich die Stimmung in den Stadien durch den Fan Club noch einmal verbessert hat. Zu meiner Zeit gab es bei Länderspielen immer vereinzelte Fangruppierungen, heute haben wir große gemeinsame Choreografien und eine wirkliche breite und tolle Unterstützung.“ Und er nennt einen Vergleich zum Nachbarland: „ Manchmal schon. Wir haben damals ein wenig neidisch etwa auf die Niederländer geblickt, die ein ganzes Stadion in Orange hinter sich stehen hatten. Eine Wand in Weiß hatten wir damals nicht.“

„In der weltweiten Anerkennung war das Finale von Wembley ein Riesenerfolg für den deutschen Fußball“

Zum ersten Mal in der Historie der Champions League gab es ein deutsches Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. Bierhoff zeigt sich darüber höchst erfreut und macht deutlich, dass sich der deutsche Fußball deutlichst auf dem Vormarsch befindet. So erklärt er etwa folgendes dazu: „In der weltweiten Anerkennung war das Finale von Wembley ein Riesenerfolg für den deutschen Fußball. Deutsche Mannschaften und deutsche Spieler haben für den deutschen Fußball Beeindruckendes geleistet. Das fußballerische Niveau des Spiels war hoch, es war aber genauso fantastisch, wie fair sich die Spieler - und auch die Fans - präsentiert haben. Und natürlich war der Erfolg für die Bayern-Spieler enorm wichtig. Es wurde ihnen langsam der Stempel aufgedrückt, dass sie international keinen Titel gewinnen können. Das haben sie eindrucksvoll widerlegt. Ich bin sicher, dass ihnen durch den Sieg in der Champions League einiges Gewicht von den Schultern gefallen ist. Und ich glaube, dass ihnen das helfen wird, bei der WM in einem Jahr befreiter aufzutreten.“

„Im kommenden Jahr steht eine WM in Brasilien an, das ist das Größte, was man als Fußballer gewinnen kann“

Der Ex-Nationalspieler ist nicht davon überzeugt, dass die Nationalspieler nach diesem großartigen Erfolg noch einmal in ein mentales Loch fallen könnten. Dies stellt er fest, wenn er sagt: „Ich glaube, dass sich in meiner Vita zeigt, dass mir das nicht schwergefallen ist. Ich bin 1998 in der Serie A Torschützenkönig und Fußballer des Jahres geworden, 1999 dann Italienischer Meister. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen um unsere Spieler, im Gegenteil: Im kommenden Jahr steht eine WM in Brasilien an, das ist das Größte, was man als Fußballer gewinnen kann. Wenn sich ein Spieler für so ein Ziel nicht motivieren könnte, dann wäre er gar nicht hier.“

„Die Jungs können unglaublich gut miteinander, sie können Klub und Nationalmannschaft gut trennen“

Mit den Spielern der beiden Champions League-Finalisten aus München und Dortmund gibt es zwei große Blöcke in der Nationalmannschaft. Oliver Bierhoff glaubt nicht, dass dies zu einer echten Gefahr mutieren könnte, wie er wie folgt begründet: „Das sehe ich nicht. Wenn die Spieler hier bei uns sind, kann ich nicht feststellen, dass es zwei Fronten geben würde. Die Jungs können unglaublich gut miteinander, sie können Klub und Nationalmannschaft gut trennen. Das hat auch damit zu tun, dass die meisten sich schon lange kennen, auch aus den Junioren-Nationalmannschaften. Für mich ist es ganz klar ein Vorteil, dass viele Spieler auch in der täglichen Arbeit zusammen sind. Gerade wenn wir bei der Nationalmannschaft vor einem Spiel nur wenige Trainingseinheiten haben, ist es für die Mannschaft dadurch viel leichter, sich einzuspielen.“

Erfahrung im Ausland ist wichtig

Vermehrt wechseln deutsche Nationalspieler ins Ausland. Auch vor dieser Saison ist dies passiert. So konnte Andre Schürrle von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea in die englische Premier League wechseln, während Mario Gomez von Bayern München zum AC Florenz in die Serie A wechseln konnte. Bierhoff sieht diese Wechsel durchaus positiv: „Egal, welcher Spieler von uns zuletzt den Schritt ins Ausland gemacht hat, alle erzählen nur positiv, wenn sie wieder bei uns sind. Die neuen Eindrücke, die die Spieler gewinnen, sind vor allem in der Persönlichkeitsentwicklung wertvoll. Ich bin deswegen fast immer ein Freund davon, wenn sich Spieler für die Erfahrung im Ausland entscheiden. Auch wenn man heute aus rein sportlicher Sicht die Bundesliga nicht mehr verlassen müsste. Dennoch kann es im Einzelfall auch aus sportlicher Sicht sinnvoll sein, sich einem neuen Verein anzuschließen. Ich bin der Überzeugung, dass es Mario Gomez sehr gut tun wird, in Florenz absolut gesetzt zu sein. Er ist dort der große Star, der Spieler, auf den sich alles fokussiert. Das wird ihn sportlich und menschlich mehr wachsen lassen, als der möglicherweise zermürbende Konkurrenzkampf in München.“

„Die Serie A ist heute nicht mehr das, was sie früher war“

Einen direkten zu seiner eigenen Zeit in Italien als aktiver Profi möchte er jedoch keineswegs anstellen, da sich der Fußball bekanntlich kolossal geändert hat: „Das stimmt, aber so richtig vergleichen lässt es sich nicht. Schon deswegen, weil die Serie A heute nicht mehr das ist, was sie früher war. Wirtschaftlich, sportlich, auch atmosphärisch. Als ich 1991 nach Italien gegangen bin, haben die weltbesten Spieler fast ausnahmslos in Italien gespielt. Heute ist das ja ganz anders. Dennoch ist der Schritt für Mario wichtig. Der italienische Fußball ist immer noch bekannt für seine Taktik, für die Akribie im Training, auch für seine Defensive. Mario wird - insbesondere als Stürmer - neue Aspekte des Fußballs kennenlernen, die seine Fähigkeiten ergänzen und schulen.“ Ehrlich räumt Bierhoff auch ein, dass ein Kontakt mit dem deutschen Nationalstürmer stattgefunden hat: „Wir haben telefoniert. Ich habe ihm berichtet, was ich vom Fußball dort halte und welche positiven Aspekte ich sehe. Aber groß beeinflusst habe ich ihn nicht, so eine Entscheidung ist ja immer etwas sehr Persönliches, das der Spieler letztlich allein verantworten muss.“

„Wir wollen mit Begeisterung Fußball spielen und Begeisterung entfachen“

Bekanntlich gibt es am morgigen Mittwoch die Begegnung gegen das Auswahlteam von Paraguay. Sicherlich ist ein Sieg auch für die anstehenden WM-Qualifikationsspiele ein eminent wichtiges Zeichen. Zu dieser Begegnung kann Bierhoff folgendes mitteilen: „Wir freuen uns sehr auf das Spiel. Es ist der erste Auftritt in der WM-Saison, wir wollen mit Begeisterung Fußball spielen und Begeisterung entfachen. Der Test ist vor allem wichtig mit Blick auf die wichtigen Qualifikationsspiele im September gegen Österreich und die Färöer. Wir wollen uns so früh wie möglich für die WM qualifizieren, das Spiel gegen Paraguay ist ein erster Schritt auf dem Weg dorthin.“

„Ich habe nie abgestritten, dass wir natürlich zu den Favoriten gehören“

Vor einigen Monaten hat Bierhoffs-Aussage, dass der Gewinn der Weltmeisterschaft beim kommenden Turnier in Brasilien für die deutsche Nationalmannschaft reichlich unrealistisch sein würde. Joachim Löw sieht dies jedoch definitiv anders, da er das DFB-Team in der Rolle des Mitfavoriten sieht. Von einer möglichen Meinungsverschiedenheit möchte Bierhoff jedoch explizit nicht sprechen: „Überhaupt nicht. Ich habe ja nie abgestritten, dass wir natürlich zu den Favoriten zählen. Und ich habe auch immer gesagt, dass wir mit voller Überzeugung in dieses Turnier gehen werden, dass wir diese WM gewinnen können. Ich wollte nur ein Bewusstsein dafür schaffen, dass ein Erfolg wie der WM-Titel niemals ein Selbstläufer sein kann. Schon gar nicht in Brasilien. Wir reden zu Recht viel über die positive Entwicklung des deutschen Fußballs, über unsere tollen Talente und deren Förderung. Das alles gipfelte zuletzt in dem wirklich grandioses Finale der Champions League. Dabei wird aber oft vergessen, dass neben den vielen deutschen Nationalspielern bei Bayern auch sechs Ausländer in der Startformation standen. Und dass ein Robert Lewandowski im Halbfinale vier Tore für den BVB geschossen hat und Dortmund ohne ihn gegen Real womöglich ausgeschieden wäre. Es gibt in Deutschland die Tendenz, die Dinge nur Schwarz oder Weiß zu sehen. Und ich wollte ein bisschen gegensteuern, auch weil mir dabei manchmal der Respekt vor den Anstrengungen in anderen Ländern fehlt.“

„Ich freue mich sehr auf das Land und die Herausforderung“

Dieses Turnier in Brasilien wird anders sein, da Entfernung, Klima und auch Infrastruktur nicht in allen Bereichen mit Europa vergleichbar sind. Keine einfache Aufgabe für das Organisationstalent Bierhoff, der jedoch positiv in die Zukunft blicken kann: „ Man kann es ein wenig mit der Situation in Südafrika vergleichen, auch dort konnten wir im Vorfeld nicht davon ausgehen, dass alles perfekt organisiert sein wird. Tatsächlich wurden wir dann eines Besseren belehrt. Was Brasilien betrifft: Wir werden alles tun, um der Mannschaft ideale Vorrausetzungen zu bieten, sie aber zugleich darauf vorbereiten, dass sie dort keine europäischen Bedingungen vorfinden wird. Klima, Unterkünfte, die ganze Logistik - alles wird dort von dem abweichen, was die Spieler kennen. Es ist eine gemeinsame Arbeit der Trainer und des gesamten Betreuerteams, als gesamte Nationalmannschaft eine Philosophie und Mentalität zu entwickeln, dass wir alle etwaigen Widerstände nicht als solche sehen. Wir wollen die Herausforderungen, die uns erwarten, gemeinsam lösen und uns von ihnen nicht vom Weg abbringen lassen.“ Ehrlich räumt er auch ein, dass die Motivation für ihn noch deutlich größer erscheint: „Absolut. Ich freue mich sehr auf das Land und die Herausforderung. Ich war mittlerweile dreimal in Brasilien, habe dort die Begeisterung der Menschen gespürt und erfahren, welche Bedeutung der Fußball und dieses Ereignis für das gesamte Land haben. Für mich ist es eine fantastische, reizvolle und fordernde Aufgabe, mit daran zu arbeiten, ein solches Ereignis für die deutsche Nationalmannschaft bestmöglich zu organisieren.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Oliver Bierhoff, Deutschland, Joachim Löw
Datum: 13.08.2013 11:23 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-dfb-teammanager-oliver-bierhoff-zeigt-vorfreude-auf-das-wm-jahr-6907.html


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