DFB-Spielführer Philipp Lahm: „Wir wissen, dass wir nicht immer alle Erwartungen erfüllt haben“


Das finale Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft steht kurz bevor. Der Erzrivale aus den Niederlanden wird der Gegner für das DFB-Team sein, welches zuletzt sich heftiger Kritik erwehren musste und mit einem positiven Ergebnis das EM-Jahr 2012 abschließen möchte. Im Juni diesen Jahres bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine konnte das Team von Bundestrainer Joachim Löw das westlich gelegene Nachbarland in einem guten Spiel mit 2:1 schlagen. Nun sollen also in der Amsterdam Arena mit einem weiteren Erfolg gegen „Oranje Boven“ die Gemüter beruhigt werden.

DFB-Kapitän Philipp Lahm ist bekannt dafür, dass er ehrlich seine Meinung sagt und zu verschiedenen Themen seine Meinung kundtut. Dies beherzigt er auch im Gespräch mit „DFB.de“, wo der 29-Jährige einen Rückblick und zugleich einen Vorausblick wahrt. Vielfach wurde über die Ansetzung und die Sinnhaftigkeit solch einer prestigeträchtigen Begegnung gesprochen. Einige deutsche Stammspieler sind kurzfristig aus verschiedenen Gründen unpässlich, weshalb Spieler aus der „zweiten Reihe“ der deutschen Nationalmannschaft eine Bewährungsprobe auf hohem Niveau erhalten. Über die Bedeutung dieser Begegnung meint Lahm: „Wir haben mit diesem Spiel die Möglichkeit, das Jahr mit einem positiven Erlebnis abzuschließen. Das wollen wir unbedingt schaffen. Wir haben 2012 begeisternde und erfolgreiche Länderspiele absolviert, wir wissen aber auch, dass wir nicht immer alle Erwartungen erfüllt haben. Umso wichtiger wäre es, am Ende noch einmal zu zeigen, zu welchen Leistungen wir fähig sind. Die Mannschaft hat unglaubliches Potenzial, nicht nur in der Offensive. Im Spiel heute soll wieder beides passen und die Balance in der Mannschaft stimmen.“
Es gibt wahrscheinlich kaum ein Spiel im Weltfußball, welches von solch einer Intensität geprägt ist. Deshalb werden die Emotionen in diesem interessanten Vergleich hoch kochen, auch weil die Beziehung zwischen diesen beiden Fußballnationen so ausgeprägt erscheint. Der 29-jährige Lahm charakterisiert diese Begegnung wie folgt: „Es ist ein Duell unter Nachbarn, zwischen zwei großen Fußballnationen, es geht um viel Prestige. Wenn Deutschland gegen die Niederlande spielt, sind beide Mannschaften immer topmotiviert. In beiden Reihen stehen absolute Weltklassespieler, viele Akteure kennen sich zudem aus den Vereinen in der Bundesliga. Mit Arjen Robben, Klaas-Jan Huntelaar, Ibrahim Afellay und Rafael van der Vaart spielen mittlerweile vier zentrale Akteure der "Elftal" in Deutschland. Da will sich niemand in den nächsten Wochen irgendwelche Sprüche anhören müssen. Es wird also zur Sache gehen.“
In der „Elftal“ kickt mit dem offensiven Flügelspieler Arjen Robben Lahms Vereinskamerad. Der deutsche Außenverteidiger beschreibt seine Form der Kommunikation mit dem Niederländer wie folgt: „In München konzentrieren wir uns auf die Aufgaben mit dem FC Bayern. Wir haben in allen drei Wettbewerben noch schwere Spiele, bis Weihnachten können wir wichtige Weichen stellen. Aber natürlich gibt es hier und da mal einen Spruch, natürlich wird bei uns auch geflachst. Es kam schon vor, dass wir Arjen an die EURO und daran erinnern mussten, wie das Spiel in Charkiw ausgegangen ist.“
Im Duell der ehemaligen Weggefährten gibt es auch ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Bayern-Trainer Louis van Gaal, der zwischen 2009 und 2011 den FC Bayern München zeitweise recht erfolgreich trainiert hat, wie Lahm positiv hervorheben kann: „Wir sind unter ihm 2010 Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger geworden, dazu haben wir das Finale der Champions League erreicht. Louis van Gaal ist ein Trainer, der großen Wert auf Disziplin legt, der manchmal viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und die Mannschaft dadurch entlastet. Ich freue mich sehr, ihn wieder zu sehen.“
In der Vergangenheit war es der Fall, dass die deutsche Nationalmannschaft speziell im spielerischen Bereich den traditionell technisch so beschlagenen Niederländern häufig eklatant unterlegen gewesen ist. Trotz dieser Tatsache, konnte das DFB-Team in der Historie gegen Holland häufig erfolgreich agieren. Über die Gründe dafür sinniert Lahm: „Es ist ja nicht so, dass es nicht auch bittere Niederlagen gegen die Niederlande gegeben hätte. Das Halbfinale der EM 1988 in Deutschland ist ein Beispiel. Aber es stimmt schon: Oft hat Deutschland gegen die Niederlande gewonnen, wenn es um sehr viel ging, obwohl die Spieler der Niederlande individuell jedenfalls nicht schlechter waren. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass wir gegen sie mehr motiviert sind als umgekehrt.“
Über seine Weltpremiere als DFB-Kicker gegen den niederländischen Erzrivalen erinnert sich Philipp Lahm gegenüber „DFB.de“: „Das war bei der EM 2004 in Portugal, ganz zu Beginn meiner Karriere in der Nationalmannschaft. Kaum zu glauben, dass das fast schon zehn Jahre her ist. Ich hatte vor dem Turnier beziehungsweise vor der Vorbereitung gerade ein Länderspiel absolviert, ich musste mich bei der Nationalmannschaft erst etablieren. Wir haben damals bei der EM enttäuscht, das wissen wir selbst. Das 1:1 gegen die Niederlande war für uns der Auftakt und noch unser bester Auftritt. Wir sind sogar in Führung gegangen, haben dann aber leider kurz vor Schluss durch Ruud van Nistelrooy den Ausgleich kassiert.“
Zugleich wagt er jedoch auch noch einen Ausblick auf das kommende Jahr, welches kein Großturnier bereithalten wird. Seine Erwartungen drückt er in Worten aus: „Ich will den größtmöglichen Erfolg. Mit den Bayern heißt das, Titel zu gewinnen, mit der Nationalmannschaft wollen wir uns vorzeitig für die WM 2014 in Brasilien qualifizieren. Vor allem geht es für uns aber immer darum, unser Spiel weiterzuentwickeln. Wir sind gut, aber wir müssen und wollen noch besser werden. Da geht es um wichtige Kleinigkeiten: die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen, Laufwege, Automatismen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, den wollen wir fortsetzen.“ Einen Weg, der jedoch nicht immer ohne Komplikationen vonstatten gegangen ist, da die Konstanz im deutschen Spiel häufig gefehlt hat. Ein Paradebeispiel war das 4:4-Unentschieden gegen Schweden beim letzten WM-Qualifikationsspiel Mitte Oktober, als nach einer scheinbar beruhigenden 4:0-Führung innerhalb von einer halben Stunde noch der Ausgleich hingenommen werden musste. Seitdem ist mächtig Kritik von verschiedenen Seiten auf die deutsche Fußballnationalmannschaft eingeprasselt.

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Deutschland; Niederlande; Lahm; van Gaal; Robben; Huntelaar; van der Vaart; Affelay
Datum: 14.11.2012 20:15 Uhr
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