DFB-Kicker Sami Khedira: „Gegen Frankreich wollen wir uns den nötigen Schwung holen“


Es gibt wohl kaum einen Spieler in der deutschen Nationalmannschaft, der solch eine ausgezeichnete Entwicklung durchgemacht hat, wie Sami Khedira. Seit der WM 2010 in Südafrika ist der zentrale Mittelfeldspieler von einem Wackelkandidaten im DFB-Team zu einem unumstrittenen Stammspieler mutiert. Nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft ist der 25-jährige Deutsch-Tunesier vom Bundesligisten VfB Stuttgart zum spanischen Weltklub Real Madrid gewechselt. Nun wird er zusammen mit dem deutschen Auswahlteam im Freundschaftsspiel gegen Frankreich versuchen einen wichtigen Prestigeerfolg zu landen.

Medial steht Khedira mächtig im Fokus, denn seit seiner Beziehung mit Top-Model Lena Gerke und dem damit verbundenen Medienecho ist der Sympathieträger zu einer echten Persönlichkeit mutiert. Zuletzt durfte er bei Real Madrid beim 4:0-Sieg über den FC Getafe seinen 50. Sieg in der Primera Division feiern. Für ihn hat diese jedoch keine allzu große Bedeutung, wie er deutlich macht: „Aber das ist ja eigentlich nichts, wofür man sich groß feiern lassen würde. Aber die Zahl ist schön, sie macht mich stolz, auch wenn ich natürlich noch lieber noch mehr Siege errungen hätte.“ Das erste Spiel für den neuen Verein besitzt wahrscheinlich bei jedem Spieler eine ganz besondere Aussagekraft. Khedira bildet diesbezüglich keine Ausnahme, denn seine erste Begegnung beim RCD Mallorca im August 2010 löst ganz besondere Erinnerungen bei ihm aus: „Klar erinnere ich mich noch daran. Zunächst war ich ein wenig enttäuscht, dass ich nicht von Beginn an gespielt habe. Die Mannschaft war damals neu zusammengestellt, der Trainer hat deswegen versucht, trotzdem so viel Stabilität wie möglich zu haben. Deswegen hat er nicht zu früh zu viele neue Spieler zum Einsatz kommen lassen. Ich saß damals neben Mesut Özil auf der Bank, es war sehr aufregend, weil wir nicht wussten, was uns erwartet. Als ich dann reinkam, war es natürlich ein sehr besonderer Moment in meiner Karriere.“
Wie bereits schon eingangs erwähnt, beschreibt er seine vollzogene Entwicklung seit seiner Ankunft in Madrid wie folgt gegenüber „DFB.de“: „Ich hoffe, dass ich im Grundsatz der gleiche Mensch geblieben bin. Mein Ziel ist, dass mich alles, was am Leben als Profi dranhängt, im Wesen nicht verändert. Das schließt nicht aus, dass man sich weiterentwickelt, schon durch das Älterwerden verändert man sich. Real Madrid und der spanische Fußball haben Einfluss auf den Sportler Sami Khedira. Im spielerischen Bereich habe ich ernorm viel gelernt, das kann man ja gar nicht verhindern, wenn man mit so guten Fußballern in einer Mannschaft spielt, wie ich das bei Real darf. Es ist eine große Herausforderung, sich in einer Mannschaft durchzusetzen, in der so viele gestandene Fußballer stehen. Hinzu kommt ein Trainer, der mir taktisch sehr viel mit auf den Weg gibt. Und klar ist auch, dass es mich reifer gemacht hat, die Herausforderung in einem fremden Land, einer fremden Kultur und fremden Sprache anzunehmen und zu bestehen.“
Dabei hat sich Khedira auch deutlich in seinem Spielvortrag verändert, denn während er in seiner Madrider-Anfangszeit den klaren Fokus darauf gelegt hat, dass er sich primär auf seine Abwehraufgaben konzentriert, so ist er zuletzt auch immer häufiger als Vorbereiter und Torschütze in Erscheinung getreten. Über die möglichen Verbesserungsmöglichkeiten in seinem Spiel weiß er zu berichten: „Es stimmt, dass ich in der ersten Saison kein Tor erzielt habe. Als Defensivspieler habe ich zwar andere Prioritäten, dennoch war es für mich sehr unbefriedigend. Aber ich wusste um meine Aufgaben, der Trainer hat von mir verlangt, dass ich die Defensive stabilisiere. Wir hatten damals einen Neuanfang, deshalb wollten wir der Offensive Sicherheit geben, indem wir hinten nicht viel zulassen und wenig Gegentore kassieren. Mittlerweile sind wir so gefestigt, dass ich mein Offensivspiel mehr entfalten kann. Ich sehe mich als Spieler, der beide Bereiche abdecken will und kann. Aber es wird immer so sein, dass die Defensive meine Hauptaufgabe ist.“
Am Saisonende ist die Kritik an Real Madrid sehr laut geworden, da die Zusammenarbeit zwischen Trainer Jose Mourinho und dem Team offensichtlich nicht frei von Problemen gewesen ist. In das neue Spieljahr sind die Königlichen jedoch deutlich besser gestartet, denn in der Primera Division konnten drei Erfolge ohne Niederlage gefeiert werden. Zuletzt wurde diese Siegesserie jedoch durch die völlig unerwartete Niederlage gegen den Außenseiter aus Granada erlitten. An einer möglichen Gelbsperre von Nationalmannschaftskamerad Mesut Özil lag es jedoch nach Ansicht von Khedira nicht: „Diese Erklärung ist wohl etwas zu einfach, auch wenn uns Mesut natürlich gefehlt hat. Wir hatten am Mittwoch zuvor ein sehr intensives Spiel im Pokal gegen Barcelona, aber das darf keine Ausrede sein. Es war ein herber Rückschlag, den ich mir noch nicht so recht erklären kann. Denn es stimmt: Wir waren zuvor sehr gut drauf. Wir haben einen fast perfekten Januar gespielt, haben acht Spiele in Serie ohne Niederlage bestritten. Gegen Granada müssen wir einfach anders auftreten, das Spiel war sehr unbefriedigend und nicht würdig für Real Madrid.“
Ähnlich wie Borussia Dortmund in der Bundesliga kann auch Real Madrid die Meisterschaft in ihrer Liga vergessen, denn bei einem Abstand von 16 Zählern auf den Erzrivalen FC Barcelona dürfte der nationale Titel unrealistischer Natur sein. Dies hat auch der Deutsche erkannt, der sich andere Ziele nun gesetzt hat: „Mann muss es wohl sagen: Der Meistertitel ist unmöglich. Aber, wir sind Dritter. Unser Ziel muss es sein, auf jeden Fall noch Zweiter zu werden. Kein Geheimnis ist aber auch, dass wir im Halbfinale des Pokals stehen und in der Champions League noch gute Chancen haben. Es ist das erklärte Ziel aller Fans von Real Madrid, den zehnten Titel in der Königsklasse nach Madrid zu holen. Wir werden alles tun, dies umzusetzen. Das geht aber nur, wenn wir unsere Leistung auch in der Liga bringen und uns dort unser Selbstvertrauen holen. Die Liga ist also für den weiteren Verlauf der Saison sehr wichtig.“
Ein wenig antik scheint auf den ersten Blick die Tatsache zu sein, dass Sami Khedira erst seit jüngster Zeit eine eigene Homepage hat. Normalerweise ist der gebürtige Schwabe ein offener, moderner junger Mann, der jedoch auch eine verständliche Begründung für diese Zeitverzögerung aufbringen kann: „Ich konnte mich lange nicht mit den herkömmlichen Internetseiten identifizieren. Ich wollte nicht einfach nur eine Homepage haben, wie sie jeder hat. Durch meine Facebook-Seite habe ich langsam den Zugang zu den sozialen Netzwerken und der "virtuellen" Welt bekommen. Mir macht es Spaß, auf diese Weise den Kontakt zu den Fans zu behalten und ihnen die Möglichkeit zu geben, gewisse Einblicke in mein Privatleben und mein Leben als Fußballer zu bekommen. Und irgendwann bin ich dann zu dem Schluss gekommen, dass ich mich auch als Person im Internet zeigen will. Ich wollte eine Homepage haben, auf der sich Leute, die sich für mich und meinen Werdegang interessieren, informieren können. Für alle Leute, die sich fragen, wer ist Sami Khedira, soll es dort Antworten geben.“ Zugleich versucht er die Intention und die Vorzüge seiner Homepage in wenigen Worten zu beschreiben, wenn er gegenüber „DFB.de“ erklärt: „Die Seite ist international aufgebaut, sie ist nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch und Spanisch. Mir war es wichtig, dass die Seite weltweit zu lesen ist. Die Besucher können eine Reise durch verschiedene Welten machen. Diese Welten spiegeln mein Leben. Mein Geburtsort Stuttgart, Tunesien, die Heimat meines Vaters, Südafrika, das Land, in dem ich bei der WM 2010 meinen internationalen Durchbruch hatte. Und meine neue Heimat Madrid. Die Reise führt über vier verschiedene Länder und drei Kontinente. Ich wollte, dass die Fans nachvollziehen können, wo ich herkomme, welche Entwicklung ich genommen habe und wie ich wirklich bin. Das ganze ist in Videos, Bildern und Kommentaren großer Sportler, die ich als Freunde bezeichnen darf, dargestellt.“
Inspiration hat er sich von einem Mannschaftskollegen aus der Nationalmannschaft geholt, wie er freimütig zugibt: „Mich hat die Seite von Jérome Boateng inspiriert, meine Seite wurde auch von derselben Firma realisiert. Mir hat der Stil gefallen, er passt zu Jérome. Die ganze Aufmachung finde ich sehr aufwändig und überzeugend. Ich habe diese Firma deswegen kontaktiert und sie gebeten, auch für mich eine Seite zu gestalten.“
Beim letzten Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft im November gegen die Niederlande glänzte Sami Khedira verletzungsbedingt durch Abwesenheit. Ebenso beim WM-Qualifikationsmatch gegen Schweden. Über das Spiel gegen den ehemaligen Welt- und Europameister weiß er folgendes zu berichten: „Leider musste ich die Partie gegen die Niederlande verletzungsbedingt absagen, insofern war die Pause tatsächlich relativ lang. Nimmt man die Partie zuvor gegen Schweden dazu, so habe ich zwei Spiele in Serie aussetzen müssen, und ich bin sehr froh, dass es nun wieder klappt. Hinzukommt, dass wir mit Frankreich einen absoluten Topgegner haben. Es wird ein Spiel auf allerhöchstem Niveau, auf das ich mich sehr freue.“
Als ein kleiner Vorteil könnte sich möglicherweise die Tatsache erweisen, dass drei französische Nationalspieler in Diensten von Real Madrid gespielt haben. Sehr lobend äußert sich Khedira über Lassana Diarra, den es mittlerweile nach Russland gezogen hat: „Lassana Diarra spielt mittlerweile in Russland. Über ihn kann ich nur Gutes sagen. Denn er war von der Position her mein Konkurrent, dennoch hat er mir gerade am Anfang sehr geholfen. Er spricht gut Englisch und war deswegen für mich ein guter Ansprechpartner. Er ist ein sehr aggressiver, technisch aber sehr versierter Spieler.“
Auch Raphael Varane und Karim Benzema bringen gute, fußballerische Anlagen mit, die Khedira den Respekt abnötigen: „Varane musste ja leider wegen einer Verletzung absagen. Für sein Alter ist er unglaublich abgeklärt. Er ist 19 Jahre jung, und man hat den Eindruck, er sei schon zehn Jahre als Profi unterwegs. Er ist wahnsinnig athletisch, sehr schnell und technisch sehr gut. Das macht die Franzosen ganz generell aus: die Athletik, verbunden mit der Technik.“ Eine echte Lobeshymne stimmt Khedira auf Karim Benzema an, den er sogar zu den besten drei Angreifern im Weltfußball zählt: „Karim ist ein sehr guter Junge. Er gehört für mich zu den besten drei Stürmern der Welt. Er besitzt alles. Er ist technisch perfekt, er ist eiskalt vor dem Tor, er ist schnell. Und er ist ein Fuchs. Er weiß, wo er sich zu bewegen hat, er ahnt Situationen. Für die Verteidiger ist er unheimlich schwer zu fassen. Ich bin froh, dass er für Real Madrid spielt.“
Zuletzt ist die deutsche Nationalmannschaft massiv in die Kritik geraten, denn das große, fußballerische Potential konnte nicht ausreichend auf dem Spielfeld umgesetzt werden. Deshalb wäre ein Auswärtssieg bei den starken Franzosen auch die beste Antwort auf die zahlreicher werdenden Kritiker: „Nach dem Remis gegen Schweden sind wir in der WM-Qualifikation ein wenig unter Zugzwang. Im März haben wir das Doppel-Länderspiel gegen Kasachstan. Dafür wollen wir uns Schwung holen. Das können wir, wenn wir gegen Frankreich überzeugend spielen und gewinnen. Und genau das haben wir vor.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: DFB-Team; Nationalmannschaft; Khedira; Özil; Frankreich; Deutschland; Diarra; Benzema; Varane
Datum: 06.02.2013 20:37 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-dfb-kicker-sami-khedira--„gegen-frankreich-wollen-wir-uns-den-noetigen-schwung-holen“-4023.html


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