DFB-Kicker in der Realität angekommen

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einen absoluten Fehlstart ins EM-Jahr hingelegt. Der selbst ernannte Turnierfavorit ließ sich von bissigen Franzosen zwei Mal auskontern und hat im Bremer Weserstadion mit 1:2 verloren.

Die beiden Treffer entsprangen einem schnellen Konterspiel von Frankreich, die das deutsche Team mit ihren eigenen Waffen schlugen. Der Auftakt war ernüchternd, denn Deutschland hat gegen die „Equipe Tricolore“ die schwarze Serie nicht beenden können. Das einzige Länderspiel vor der unmittelbaren Vorbereitung auf die Endrunde in Polen und der Ukraine diente damit nicht gerade als Stärkung des Selbstbewusstseins vor dem geplanten vierten Triumph bei Europameisterschaften. Der sichtlich unzufriedene Bundestrainer Joachim Löw erklärte auf der anschließenden Pressekonferenz: „Wenn man ein Spiel verliert, ärgert man sich. Ich ärgere mich aber auch ein bisschen darüber, wie wir es verloren haben.“

Was ihn besonders geärgert haben wird, war die Tatsache, dass der Sieg von Frankreich in allen Belangen verdient war: „Im Laufe des Spiels war uns Frankreich spielerisch überlegen. Im zweiten Durchgang haben wir nicht mehr zu unserem Spiel gefunden. Deshalb war es verdient, dass Frankreich gewonnen hat.“

Für den chronisch ehrgeizigen Thomas Müller war das gesamte Spiel ein absolutes Ärgernis: „Über so ein Spiel kann man noch viel sprechen. Es war ein bisschen undiszipliniert. In der zweiten Halbzeit hatten wir ein bisschen eine zweigeteilte Mannschaft. Wir haben die Verteidigung schön alleine gelassen.“
Die schwarze Serie gegen die „Franzmänner“ bleibt weiterhin bestehen. Schon seit August 1987 und damit fast einem Viertel-Jahrhundert warten die Deutschen auf einen Erfolg. Die 37.800 meist enttäuschten Zuschauer im ausverkauften Bremer Weser-Stadion sahen, dass die Franzosen durch Olivier Giroud (219) und Florent Malouda (69.) zum insgesamt elften Sieg im 24. Duell mit Deutschland kamen. Leider kam der 1:2 Anschlusstreffer durch den eingewechselten Cacau in der Nachspielzeit nach Flanke von Müller ein wenig zu spät.
Löw zeigte sich tief enttäuscht im ZDF: „Ärgerlich, wie wir verloren haben. Fußballerisch war uns Frankreich überlegen.“ Und weiter: „Die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld waren zu groß.“
Beim DFB-Team fehlte es spürbar an der nötigen Aggressivität in den Zweikämpfen und vor allem an der oftmals gezeigten Spielfreude Die Ausfälle mehrerer Stammkräfte wie Spielführer Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und auch Lukas Podolski machten sich deutlich bemerkbar. Auch ein aktueller und zwei ehemalige Werder-Profis konnten die erste Niederlage seit 11 Monaten (1:2 gegen Australien) nicht verhindern. So zeigte nur der jetzige Werder-Keeper Tim Wiese eine gute Leistung, während Real-Profi Mesut Özil und Lazio-Stürmer Miro Klose weit unter ihren Möglichkeiten blieben.
Nationalmannschafts-Verteidiger Mats Hummels versuchte eine Erklärung zu finden: „Die Balance hat nicht immer ganz gestimmt. Nach dem 0:1 und 0:2 haben wir viele Räume offen gelassen. Die Franzosen haben nach dem 0:1 die Räume gut zugemacht, wir haben das weniger gut gemacht. Wenn alle da sind, haben wir eine überragende Mannschaft zusammen. Heute war das vielleicht noch nicht so eingespielt.“
Frankreich-Trainer Laurent Blanc erwies sich als Prophet: „Die Deutschen haben eine starke Anfangsphase,“ sagte der Trainer, „die ersten 20 Minuten müssen wir gut aufpassen, aber dann werden wir eine Antwort haben.“
Das Spiel analysierte „Le President“ wie folgt: „Das Ergebnis hat mich gar nicht interessiert, wir wollten nur einen Schritt nach vorne machen. Wir hatten die Deutschen gut analysiert. Wir haben versucht, möglichst hoch zu stehen, um ihre Offensive nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Das hat geklappt.“
Die Botschaft aus Bremen lautet: Die EM wird kein Selbstläufer, schon in der deutschen Gruppe gibt es Gegner, die mindestens das Kaliber von Frankreich haben.

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