DFB-Kicker Höwedes: „Wir wollen den deutschen Fußball würdig vertreten“


Als Spielführer des deutschen Spitzenvereins FC Schalke 04 hat Benedikt Höwedes wichtige Erfahrungswerte sammeln können, die ihm auch bei der deutschen Nationalmannschaft als Vorteil erweisen könnten. Derzeit befindet sich der 25-jährige Defensivspezialist mit dem DFB-Team auf Länderspielreise in den USA, um gegen Ecuador und die USA zwei Länderspiele zu bestreiten. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert er sich zu verschiedenen Themen.

„Bisher ist alles super“
So erklärt der meinungsstarke gebürtige Haltener sein Wohlbefinden in diesen Tagen während des Nationalmannschaftsaufenthalts in Miami: „Bisher ist alles super. Die Umgebung hier macht es einem unheimlich leicht, sich wohl zu fühlen. Das Wetter ist natürlich bisher ein Traum, wobei es zum Fußballspielen fast zu heiß und die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Die Trainingseinheiten sind dadurch anstrengender und intensiver, als wir das aus Deutschland gewohnt sind.“ Damit auch der Kopf ein wenig frei wird, haben die Auswahlkicker das Conference-Final der NBA zwischen Miami und Indiana besucht. Über dieses Erlebnis berichtet er wie folgt: „Das war ein Highlight. Auch ich bin von der Stimmung mitgerissen worden. Die Amis verstehen es einfach, zu animieren und zu entertainen. Die ganze Inszenierung war faszinierend. Da ist das Spiel fast Nebensache. Es war interessant zu sehen, wie die Leute mitgerissen werden und wie sie abgehen. Einfach phänomenal.“ Und er wird ein wenig konkreter, wenn er sagt: „Für mich war es einfach als Erlebnis toll. Es ist ja auch klar, dass man das nicht annähernd mit dem Fußball in Deutschland vergleichen kann. Schon weil das Spiel ganz anders funktioniert. Man hat viel mehr Körbe und viel mehr Unterbrechungen und dadurch viel mehr Möglichkeiten für Showeinlagen abseits des Spiels.“

Höwedes mag die Anonymität
Ein großer Vorteil des USA-Aufenthaltes ist es sicherlich, dass das Interesse der Amerikaner für den Fußball und ihre Stars bei weitem nicht so stark ausgeprägt ist, wie dies in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Konkreten der Fall ist. Diese Nichtbeachtung durch die Passanten stellt für Höwedes durchaus ein angenehmes Gefühl dar, wie er gegenüber „DFB.de“ deutlich macht: „Das ist sehr angenehm. Wir müssen hier nicht auf jeden Schritt achten. In Deutschland geht die Tendenz dahin, dass man sich immer beobachtet fühlt und deswegen nicht völlig frei verhält. Hier ist es so, dass es nicht viele Leute interessiert, was die Fußballer machen. Schon gar nicht die Fußballer aus Deutschland. Beim Basketball haben selbst die Tänzerinnen des Dancing Teams eine Autogrammstunde gehabt. Es war wirklich witzig, daneben zu stehen und das zu erleben.“

„Es braucht hier niemand Nachhilfe von mir“
Schon im Vorfeld gab es teils hitzige Debatten über Sinn und Unsinn dieser USA-Reise. Viele Stars haben diese Reise abgesagt. Deshalb kommen einige Bundesligaspieler zu ihrem etwas überraschend anmutenden Debüt in der Nationalmannschaft. Für Höwedes ist die Atmosphäre im Team ausgesprochen gut, wie er gegenüber „DFB.de“ deutlich macht: „Die Stimmung hier ist sehr gut. Wir kennen uns zwar alle aus der Bundesliga, wobei ich dennoch bemerkenswert finde, dass die Harmonie mit so vielen neuen Spielern so schnell so groß war. Wahrscheinlich tragen dazu auch das Ambiente und das Drumherum hier bei. Außerdem genießen alle die Atmosphäre, die vom DFB bei der Nationalmannschaft geschaffen wird.“ Und er gibt unumwunden zu, dass auch die Neulinge selbstständig genug sind: „Dafür besteht kaum Bedarf. Natürlich gebe ich gerne Rat, wenn ich darum gefragt werde. Aber alle, die hier sind wissen, wie der Fußball zu treten ist. Es braucht hier niemand von mir Nachhilfe.“ Zur Konkurrenzsituation weiß er zu berichten: „Bei der Nationalmannschaft hat man immer Konkurrenz, das ist doch nicht anders, wenn die Spieler von Bayern und Dortmund dabei sind. Fußballer sind es gewohnt, sich behaupten zu müssen. Konkurrenz gehört zum Geschäft, wer sich vor Konkurrenz fürchtet, ist bei der Nationalmannschaft fehl am Platze.“

„Ein komisches Gefühl, wenn Dortmund die Champions League gewonnen hätte“
Am vergangenen Samstag haben bekanntlich Borussia Dortmund und der FC Bayern München das erste deutsche Champions League-Finale in der Geschichte dieses Wettbewerbs ausgetragen. Höwedes zeigt sich voll des Lobens über die Leistungen der beiden deutschen Spitzenteams: „Es war ein interessantes und temporeiches Spiel. Beide Teams haben offensiv und mutig nach vorne gespielt. Die Bayern wirkten zu Beginn des Spiels nervös, sie haben aber immer besser ins Spiel gefunden und am Ende auf Grund der eindeutigeren Torchancen verdient gewonnen.“ Über den Ausgang des Spiels war er nicht unzufrieden, wie er auch begründen kann: „Ich habe mich vor allem für Manu gefreut. Aber es wäre auch sonst ein komisches Gefühl gewesen, wenn Dortmund die Champions League gewonnen hätte. Schon weil wir als Schalker uns dann im Pott einiges hätten anhören müssen.“

„Deutschland hat in den letzten Jahren unglaublich aufgeholt“
Der deutschen Fußball hat in den letzten Jahren eine sehr erfreuliche Entwicklung nehmen können. Dies hat die internationale Presse auch registriert, die publiziert hat, dass die Bundesliga derzeit das Nonplusultra im kontinentalen Fußball darstellt. Zu dieser Aussage hat Höwedes ebenfalls eine Meinung: „Fakt ist, dass Deutschland in den vergangenen Jahren unheimlich aufgeholt hat. Sowohl bei der Nationalmannschaft als auch auf Klubebene. Es war kein Zufall, dass Dortmund und Bayern im Finale gestanden haben. In Deutschland wird seit Jahren intensiv, seriös und kompetent gearbeitet. Taktisch, technisch, spielerisch. Das zahlt sich jetzt aus.“ Der Ur-Schalke hat jedoch keineswegs die Befürchtung, dass es zu einer langjährigen Dominanz der beiden Teams von Bayern und Dortmund mutieren könnte, da er auch sein Team als hartnäckigen Rivalen im Kampf um die deutsche Spitze sieht: „Ich bin optimistisch, dass wir in den nächsten Jahren ein Wörtchen mitreden können. Tatsache ist, dass Bayern in diesem Jahr unheimlich dominant war. Sie haben ihre einzigartigen finanziellen Möglichkeiten sinnvoll eingesetzt. Auf Schalke können wir keinen Spieler für 40 Millionen Euro verpflichten. Wir müssen versuchen, auf junge Spieler zu bauen und uns ganz gezielt und sinnvoll zu verstärken. Ich bin aber sicher, dass auch wir über große Qualität verfügen und in der Lage sind, in den kommenden Jahren weiter oben dabei bleiben zu können. In den vergangenen Jahren haben wir konstant um die vorderen Plätze gespielt und waren insgesamt eine der erfolgreichsten deutschen Mannschaften. Das wollen wir auch in Zukunft bleiben.“

„Wir haben es selbst in der Hand, die Kritiker verstummen zu lassen“
Am morgigen Mittwoch wartet mit Gegner Ecuador ein Team auf die deutsche Nationalmannschaft, welches in der WM-Qualifikation einen beachtlichen zweiten Platz belegt und über eine spielstarke Mannschaft verfügt. Höwedes bewertet den Kontrahenten wie folgt: „Sie sind Zehnter der Weltrangliste, das scheint eine richtig gute Truppe zu sein. Wobei sie über keine Einzelspieler verfügen, die einen großen Namen haben. Wir werden uns jetzt noch intensiv mit dem Gegner beschäftigen. Klar ist, dass wir Respekt vor Ecuador haben. Klar ist aber auch, dass wir - auch mit der neuformierten Mannschaft - den Anspruch haben, eine gute Leistung abzuliefern und das Spiel zu gewinnen.“ Und zur Bedeutung dieses Spiels sagt er folgendes: „Es wurde viel diskutiert, ob das Spiel und die ganze Reise überhaupt sinnvoll sind. Ich finde diese Diskussion unfair allen Spielern gegenüber, die hier dabei sind. Aber wir haben es selbst in der Hand, die Kritiker verstummen zu lassen. Wir müssen einfach eine gute Leistung bringen und zeigen, dass wir den DFB und den deutschen Fußball würdig vertreten.“

Sein gutes Verhältnis zu Mertesacker
In der Innenverteidigung könnte er mit Arsenal London-Spieler Per Mertesacker in der Innenverteidigung spielen. Über die Beziehung zum ehemaligen Bremer weiß er folgendes zu berichten: „Bei der EM haben wir uns richtig gut angefreundet. Das lag auch daran, dass wir beide keine großen Spielanteile hatten und deswegen viel Zeit miteinander verbracht haben. Dabei haben wir gemerkt, dass wir den gleichen Humor haben, dass wir über viele Dinge ähnlich denken und uns einfach sehr gut verstehen. Auch wenn wir nicht bei der Nationalmannschaft sind, tauschen wir uns immer mal wieder aus.“ Und über den Vor- oder Nachteil dieses exzellenten Verständnisses erklärt er: „Es schadet bestimmt nicht, aber ich glaube nicht, dass es ein riesiger Vorteil ist.“ Bekanntlich wird Holger Badstuber wegen seines Kreuzbandrisses noch für mehrere Monate ausfallen. Höwedes zeigt ein wenig Mitleid mit dem Bayern-Spieler, wie er gegenüber „DFB.de“ deutlich macht: „Mir tut es unheimlich leid für ihn. Er hat gewaltige Schritte gemacht und sich bei Bayern und auch in der Nationalmannschaft absolut etabliert. Natürlich ist es bitter, dass er jetzt länger ausfällt. Es ist nicht leicht, damit umzugehen. Aber so, wie ich ihn kennengelernt habe, bin ich sicher, dass er sich zurückkämpfen wird. Dafür wünsche ich ihm ganz viel Kraft und viel Glück.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Nationalmannschaft; USA; Höwedes; Mertesacker; Ecuador; Länderspiel; FC Bayern München; Borussia Dortmund; FC Schalke 04
Datum: 28.05.2013 18:05 Uhr
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