Deutsche Europa League-Vertreter: Gewaltiger Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit


Vor der Zwischenrunde in der Europa League haben vielfach die deutschen Mannschaften voller Optimismus gestrotzt. Bayer Leverkusens-Angreifer Stefan Kießling sprach sogar vom Titel in diesem europäischen Wettbewerb, der nun fast gänzlich ohne deutsche Beteiligung ablaufen wird. Borussia Mönchengladbach, Hannover 96 und eben Bayer Leverkusen dürfen sich die spannende Phase nur vor dem Fernseher anschauen. Einzig der VfB Stuttgart darf weiterhin im Europapokal mitmischen.

Sicherlich muss eingeräumt werden, dass sich die Qualität der Gegner enorm erhöht hat. So hat Bayer Leverkusen nach der 0:1-Heim-Niederlage gegen Benfica Lissabon, wo mit einer besseren B-Mannschaft angetreten worden ist, das Rückspiel im Estadio da Luz dominieren können. Dennoch wurde auch dieses Spiel mit 1:2 verloren, sodass der selbsternannte Champions-League-Aspirant sich voll auf die Qualifikation dieser konzentrieren kann. Fehlende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss und fehlende Präzision und Kreativität in Strafraumnähe waren die Mankos. Hinzu kommt die Tatsache, dass leichte Gegentore zugelassen worden sind, die schon bei der Entstehung hätten verhindert werden können. Der Anspruch des Werksklubs war gewaltig. Die Wirklichkeit eher mau. Nun kann man hoffentlich aus solchen Spielen seine Lehren ziehen und es beim nächsten Mal deutlich besser machen.

Ganz schwach präsentierte sich Borussia Mönchengladbach bei der 0:2-Niederlage im Olympiastadion von Rom. Es fehlte das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und das obwohl rund 10.000 Gladbach-Fans die weite Reise in die „ewige Stadt“ auf sich genommen haben. Ohne Selbstvertrauen und mit argen Konzentrationsfehlern war diese Pleite bei Lazio Rom letztlich mehr als verdient. Das 3:3-Unentschieden im Hinspiel war schon eine gewaltige Hypothek gewesen. Nun also diese deutliche Niederlage, die vor Augen geführt hat, dass der Borussia in den K.o.-Spielen noch die notwendige Erfahrung zu fehlen scheint. Nun muss in der Bundesliga versucht werden, dass es eine erneute Qualifikation für die Europa League geben wird. Allerdings hat der niederrheinische Traditionsverein in Spielen gegen Olympique Marseille und Fenerbahce Istanbul dem geneigten deutschem Fußball so manch schöne Stunde im Europapokal bereiten können.

Hannover 96 hat gegen das schwerreiche Team von Anschi Machatschkala die Qualifikation für das Achtelfinale leider verpasst. Nach der 1:3-Hinspielniederlage in Moskau ist das Rückspiel in der heimischen AWD-Arena 1:1-Unentschieden ausgegangen. Dadurch schied das Team von Trainer Mirko Slomka trotz einer starken Vorstellung bei Schneetreiben deutlich früher aus als vor einem Jahr, als sensationell bis ins Viertelfinale vorgedrungen werden konnte. Bei schwierigen, äußeren Bedingungen brachte Roberto da Silva Pinto den Außenseiter von der Leine in der 70. Spielminute in Führung, bis Traore in der 98. Spielminute für das Unentschieden mit einem Konter sorgen konnte. Die Niedersachsen haben sich jedoch gegen das mit Stars wie Eto`o, Willian und Lass Diarra gespickte Starensemble aus Dagestan möglichst teuer verkauft. Das Ausscheiden war nach dieser starken Vorstellung nicht unbedingt verdient. Finanziell war Anschi 96 meilenweit überlegen. Auf dem Spielfeld jedoch bot der DFB-Pokalsieger von 1992 dem Tabellenzweiten aus Russland einen großen Kampf.

Die deutschen Hoffnungen trägt auch weiterhin der VfB Stuttgart. In der Bundesliga konnte die Krise mit einem enorm wichtigen 1:0-Auswärtssieg bei der TSG 1899 Hoffenheim gestoppt werden. Nun wurde nach einer starken Darbietung mit 2:0 bei KRC Genk gewonnen. Das Achtelfinale ist erreicht. Nun muss gegen Gladbach-Bezwinger Lazio Rom gespielt werden. Wahrlich keine leichte Aufgabe. Dennoch ist bei solch einem lukrativen Gegner von einem vollen Stadion auszugehen. Auch die Einnahmesituation gestaltet sich für den finanziell klammen VfB nun deutlich lukrativer, denn die Mehreinnahmen können für die Schuldentilgung verwendet werden. Nach einer schwachen Gruppenphase stellen die Schwaben aus deutscher Sicht nun den letzten „Mohikaner“ dar, der sich anschickt möglichst gut die deutschen Farben zu vertreten.

Insgesamt muss klar konstatiert werden, dass das Abschneiden der deutschen Teams in der Europa-League eine große Enttäuschung darstellt. Weder Lazio, noch Anschi oder Benfica gehörten zur Kategorie unschlagbar. Das zweifelsfrei vorhandene starke Leistungspotential konnte nicht ausreichend in die Tat umgesetzt werden. Das Ausscheiden ist verdient, wirft jedoch nicht unbedingt ein gutes Licht auf die Qualität der Bundesliga. Nach der Vorrunde ist die deutsche Eliteliga wegen seiner Klasse noch gelobt worden. Viele Experten schwärmten von der „vielleicht besten Liga der Welt.“ Letztlich haben sich all die Lobeshymnen nicht bewahrheiten können. Entscheidend ist bekanntlich auf dem Platz und dort wurde nicht die Leistung angeboten, die notwendig gewesen wäre. Nun sind vor allem die Champions League-Teams wie Bayern München, Borussia Dortmund und der FC Schalke die deutschen Mannschaften, die zu den großen Hoffnungsträgern mutiert sind.

Quelle: www.bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Europa League; Borussia Mönchengladbach; Bayer 04 Leverkusen; Hannover 96; VfB Stuttgart; Kießling; Benfica Lissabon; Lazio Rom
Datum: 22.02.2013 18:42 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-deutsche-europa-league-vertreter--gewaltiger-unterschied-zwischen-anspruch-und-wirklichkeit-4273.html


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