Der Lewandowski-Wechsel: Sinn oder Unsinn?


Offenbar muss sich der meinungsfreudige Uli Hoeneß beim kenntnisreichen Lothar Matthäus nun erst einmal entschuldigen. Der deutsche Rekordnationalspieler hatte Recht. Robert Lewandowski wechselt im Sommer von Borussia Dortmund zu Bayern München. Offiziell möchten die beiden führenden, deutschen Vereine das Pokalduell am 27. Februar abwarten, bis es zur medialen Bekanntgabe dieses Wechsels kommen wird. Intensive Recherchen haben jedoch nun ergeben, dass es tatsächlich zu einem Transfer des polnischen Wunderstürmers vom amtierenden deutschen Meister zum designierten Titelträger gekommen ist.

Wechsel von Dortmund nach München sind beileibe nicht dazu angetan, um die Beliebtheit des jeweiligen Spielers exorbitant in die Höhe zu treiben. Auf ein Pfeifkonzert muss sich Lewandowski beim heutigen Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt dennoch nicht einstellen, denn wegen der Roten Karte aus der Vorwoche ist der 24-Jährige für zwei Spiele gesperrt worden. Europaweit war „Lewa“ gejagt worden. Dortmunds Erzrivale aus dem Süden der Republik hat nun das Rennen gemacht und damit seinen vermeintlich größten Konkurrenten für die nächsten Jahre entscheidend geschwächt. Eine Methode, die in den letzten Jahren vom deutschen Rekordmeister schon häufiger praktiziert worden ist. Ehrlich muss auch eingeräumt werden, dass die große Finanzkrise des BVB Mitte der Nuller-Jahre in gewissem Maße durch den FC Bayern München eingeleitet worden ist. Bekannt ist, dass damaligen Leistungsträgern von Borussia Dortmund lukrative Angebote vom Vorzeigeverein von der Isar unterbreitet worden sind. Dadurch musste die Vereinsführung der Schwarz-Gelben die Gehälter erhöhen, was für die Gesundung des Vereins sicherlich nicht von Vorteil gewesen ist. Auch die folgenden Jahre lebte Dortmund über seinen Verhältnissen, damit man gegen die scheinbar übermächtigen Bayern doch konkurrieren kann. Nicht nur bei Dortmund, sondern auch bei Teams wie Bremen, Leverkusen oder Stuttgart wurden die besten Spieler weggekauft und damit die Konkurrenz entscheidend geschwächt. Unschuldig zeigen sich die Bayern-Verantwortlichen, wenn sie auf die vorhandene Antipathie angesprochen werden. Auch in der Lewandowski-Thematik muss der Sinn dieses Transfers kritisch hinterfragt werden. Eine Vakanz ist auf dieser Position keinesfalls festzustellen.

Mit Mario Gomez und Mario Mandzukic gibt es zwei Stürmer, die international allerhöchste Qualität darstellen. Beide haben von einem Abgang nichts deutlich werden lassen, sodass die Frage bleibt, warum man sich noch einen weiteren Angreifer holt, wo man auch mit Claudio Pizarro einen verlässlichen Torjäger in der Hinterhand weiß. Hinzu kommt ein Nils Petersen, der zuverlässig in Bremen seine Torjäger-Qualitäten darstellt und als zukünftiger, deutscher Nationalspieler gehandelt wird. Warum also bei dieser Qualität und Quantität an Angreifern einen Robert Lewandowski zu verpflichten, bleibt fraglich. Selbst wenn Pizarro und Petersen den Verein am Saisonende verlassen, bleiben immer noch drei Nationalspieler, die in ihren Ländern unumstritten sind und sich nun um einen freien Platz streiten müssen. Die Frage muss gestellt werden, ob dieser Wechsel denn tatsächlich Sinn macht.

Der mitteilungsbedürftige Lothar Matthäus hatte offenbar doch Recht. Nun sollte Hoeneß Mann genug sein, um sich beim polarisierenden Ex-Profi in aller Öffentlichkeit zu entschuldigen. Der Bayern-Boss besitzt jedoch den Charakter, um dies in den kommenden Tagen zu erledigen. Dies kann realistisch erwartet werden. Erst vor wenigen Tagen äußerte sich Bayerns-Sportdirektor Matthias Sammer gegenüber dem Fernsehsender „Sky“ zu dieser Personalie und erklärte: „Wir haben in der Vergangenheit nichts dazu gesagt, das werden wir auch in Zukunft so handhaben. Ich kann nicht beurteilen, was der Berater sagt. Ich habe gesagt, was ich sagen musste und sagen wollte und was gesagt werden darf.“ Fast schon nichtsahnend präsentierte sich Bayern-Trainer Jupp Heynckes, der gegenüber „spox.com“ deutlich machte: „Wir lassen uns durch solche Berichte nicht beirren. Unsere Spieler sind es gewohnt, dass es immer wieder Spekulationen über neue Spieler gibt.“

Auch Dortmunds-Boss Hans-Joachim Watzke erklärte gegenüber den „Ruhr-Nachrichten“: „Es gibt keinen neuen Stand. Ich habe weder etwas vom FC Bayern noch vom Spieler gehört.“ Mit der Wahrheit scheinen es beide Vertreter nicht ganz so genau zu nehmen. Eine Taktik, die sicherlich keine Sympathiewerte ergeben hat. Ein wenig offener kommunizierte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der nach dem 2:0-Sieg des FCB beim VfL Wolfsburg erklärte: „Diese Gerüchte lächele ich nur noch weg.“ Und ergänzte auf die Frage nach dem möglichen Wahrheitsgehalt: „Das verrate ich nicht, dann wäre die Spannung weg.“ Die Ablösesumme soll sich zwischen 25 und 30 Millionen Euro belaufen. Im Sommer 2010 ist Lewandowski vom polnischen Spitzenverein Lech Posen für 4,5 Millionen Euro nach Dortmund gewechselt.

Wenn Robert Lewandowski tatsächlich den Lockungen des großen Geldes aus München widerstanden hätte, wäre seine Beliebtheit bei den treuen Dortmunder-Fans in nicht gekannte Ausmaße mutiert. Nun wird er wahrscheinlich von einigen BVB-Anhängern als Söldner gesehen, der zum Erzrivalen von der Isar wechselt, obwohl die sportlichen Perspektiven wahrscheinlich noch nie so gut in Dortmund gewesen sind. Die Dortmunder Verantwortlichen müssen den Blick nun nach vorne richten. Ein Nachfolger steht auf der Fahndungsliste ganz weit oben. Mit Edin Dzeko von Manchester City und Mame Diouf von Hannover 96 sind zwei Kicker auf dem Wunschzettel ganz weit oben, die ihre Torjägerqualitäten schon eindrucksvoll bewiesen haben. Nach Angaben des „Münchner Merkur“ erscheint jedoch auch ein mögliches Stürmerkarussell realistisch. So geht Lewandowski bekanntlich zu den Bayern, Dzeko nach Dortmund und Gomez wechselt dafür zu Manchester City. Eine Option, die auch von anderen Medien ins Spiel gebracht wird. Allerdings ist dies nur eines von mehren Gedankenspielen.

Ein Verbleib von Gomez beim FC Bayern München ist nun relativ unrealistisch. Auch wenn die Bayern-Bosse ihren Stürmer immer wieder öffentliche Rückendeckung gewähren, so ist bekannt, dass der Deutsch-Spanier nicht den Fußball verkörpert, den der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola zukünftig beim deutschen Primus sehen möchte. Der ehemalige Trainer des FC Barcelona favorisiert einen technisch ansprechenden Fußball mit mitspielenden Stürmern. Mario Mandzukic und selbst Claudio Pizarro sind in dieser Hinsicht besser geeignet als Gomez. Lewandowski verkörpert das „Barca-Spiel“ am besten, weil es gewisse Parallelen zum BVB-Spiel gibt. Ein Wechsel für rund 40 Millionen Euro ist bei Mario Gomez im Bereich des Möglichen. Damit hätte der FCB noch einen erkennbaren Gewinn machen können, da ein Lewandowski-Wechsel rund 10 bis 15 Millionen Euro günstiger sein wird.

Letztlich wird entscheidend sein, was auf dem Fußballplatz wirklich passieren wird. Lewandowski hat die notwendige Klasse, um beim deutschen Rekordmeister bestehen zu können. In Dortmund hätte er jedoch zu einer Klubikone aufsteigen können, ein Idol in der Fankurve, während er in München einer unter vielen sein wird. Die Unantastbarkeit von Dortmund wird zumindest in der Anfangsphase in München auf die harte Probe gestellt.

Quelle: spox.com
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Bayern München; Borussia Dortmund; Lewandowski; Mandzukic; Gomez; Hoeneß; Dzeko; Manchester City; Guardiola
Datum: 16.02.2013 16:06 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-der-lewandowski-wechsel--sinn-oder-unsinn--4188.html


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