Der Glanz des FC Barcelona ermattet immer mehr


In vielen Ländern wird das „El Clasico“ versucht kopiert zu werden. Aber einzig in Spanien gibt es das Original, das stets hochinteressante Geschichten bereithält. Wie auch in diesem konkreten Fall, denn beim Halbfinale des spanischen Pokals musste sich der FC Barcelona im heimischen Camp Nou dem Erzrivalen Real Madrid völlig verdient mit 1:3 geschlagen geben. Nun wird auch die Kritik am katalanischen Vorzeigeverein deutlich, der mehr Probleme hat, als ihm lieb sein kann.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Klubs in Europa explizit den FC Barcelona als den Inbegriff des schönen und erfolgreichen Fußballs sehen und den spanischen Spitzenklub sogar zu ihrem Vorbild auserkoren haben. Das schöne „Tiki-Taka“-Kurzpassspiel ist zweifelsfrei noch vorhanden. Allerdings hat sich die erfolgreiche Komponente zuletzt ein wenig gewandelt, da in den jüngsten Begegnungen zwei höchst empfindliche Niederlagen eingesteckt werden mussten. Im Champions League-Achtelfinale gab es die äußerst bittere 0:2-Niederlage beim AC Mailand, bevor nun das Ausscheiden im spanischen Pokal folgte. Immer mehr reift die Erkenntnis, dass der FC Barcelona auch tatsächlich einen neuen Trainer benötigt.

Es ist gut möglich, dass der FCB bis auf die spanische Meisterschaft keinen einzigen Titel abstauben kann. Wenn dem AC Milan im kommenden Rückspiel auch nur ein Treffer gelingen sollte, dann müsste Barca schon deren vier erzielen, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. Nun hat Jose Mourinho mit Real Madrid die vermutlich weltbeste Mannschaft entzaubert. Der Glanz strahlt nicht mehr ganz so prominent, wie einst, denn viele Gegner haben das Spiel der Katalanen durchschauen können. Auch für Real Madrid ist es nun relativ einfach gewesen, denn defensiv wurde konsequent verteidigt. Die Viererkette muss konzentriert die Räume eng machen und eng am gegnerischen Spieler bleiben. Zugleich müssen auch die Offensivspieler defensiv mitarbeiten. Eine Kontertaktik mit einem schnörkellosen Spiel ist meist das richtige Mittel, um das Team aus Barcelona überraschen zu können. In diesem Fall war es Doppeltorschütze Cristiano Ronaldo, der in die Lücken effizient gestoßen ist. Nun hat der stark in die Kritik geratene Mourinho jedoch mit drei Treffern im Camp Nou einen Rekord aufstellen können, der sein Selbstbewusstsein noch weiter steigen lassen dürfte.

Besonders die Abwehrspieler haben dieses Spiel mitentscheiden können, denn während Varane und Ramos absolut glänzen konnten, sah dies bei Puyol und Pique nicht ganz so erfolgsversprechend aus. Souverän konnte die vielbeinige Real-Abwehr gegen die wuseligen Barca-Kicker die zahlreichen Angriffe überstehen. Auch das zentrale Mittelfeld mit Sami Khedira und Xabi Alonso reagierte in vielen Situation vorausdenkend und zweikampfstark. Diese Tugenden, die durch einen wieder mal überragenden Cristiano Ronaldo gepaart werden konnten, waren letztlich ausschlaggebend für diesen Triumph im „Feindesland“, der für viele Experten ein wenig überraschend daherkam. Zweimal Ronaldo und einmal Abwehrspieler Varane konnten die verdienten Treffer für die Hauptstädter erzielen, die ihre Leistungsfähigkeit voll ausschöpfen konnten.

Ganz anders präsentierte sich jedoch der FC Barcelona, der seine klarste Tormöglichkeit in Form von Lionel Messi vergeben hat, dessen Freistoß nur knapp am Torpfosten vorbeigesegelt ist. Ansonsten präsentierte sich der beste Fußballer der Welt aber seltsam blass und inspirationslos. Auch die Abwehrspieler Carles Puyol und Gerard Pique offenbarten Defizite in Sachen Aufmerksamkeit und Spielstärke. Alle drei Gegentreffer hätten durch ein konzentrierteres Eingreifen verhindert werden können. Derzeit scheint es so zu sein, dass Barca große Schwierigkeiten mit einem ausgeklügeltem Defensivkonzept zu haben scheint. Nach 25 Begegnungen hat Barca stolze 16 Punkte Vorsprung in der Meisterschaft auf Real Madrid. Dort wird die Dominanz deutlich. Nicht so jedoch in den Pokalwettbewerben, wo man auf unvorhergesehene Situationen nicht angemessen reagieren kann.

Zweifelsfrei als großes Problem hat sich das Fehlen von Barcelonas-Trainer Tito Vilanova erwiesen, der wegen seiner diagnostizierten Krebserkrankung sich derzeit in New York einer
Strahlen- und Chemotherapie unterziehen muss. Er bleibt von der amerikanischen Metropole zwar in ständigem Kontakt zu seiner Mannschaft. Auch das Verfolgen der Trainingseinheiten kann er durch die technischen Möglichkeiten verfolgen. Allerdings ist die Kommunikation mit seinem Assistenz-Trainer Jordi Roura davon geprägt, dass die Taktik offensichtlich Optimierungsbedarf besitzt. In der Hinrunde konnte Vilanova mit 18 Siegen und nur einem Remis sogar den übermächtig erscheinenden Vorgänger Pep Guardiola übertrumpfen. Nun wird er schon seit dem 21. Januar schmerzlichst vermisst, was auch Rechtsverteidiger Dani Alves deutlich macht, wenn er sagt: „Es ist sicherlich kein Vorteil für uns, dass uns unser Trainer fehlt. Wir vermissen ihn sehr.“

Es gibt jedoch auch positive Meldungen, die berichten, dass die Behandlung des Ohrspeicheldrüsenkrebses offenbar erfolgreich zu sein scheint. Es ist realistisch, dass schon Mitte März Vilanova sein Comeback auf der Trainerbank des FC Barcelona erleben könnte.

Quelle: www.rp-online.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Barcelona; Real Madrid; Messi; Ronaldo; Pique; Mourinho; Ramos; Varane; Puyol
Datum: 27.02.2013 20:43 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-der-glanz-des-fc-barcelona-ermattet-immer-mehr-4352.html


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