Christoph Daum: „Mario Götze wird ein zweiter Messi werden“


Christoph Daum hat in seiner Trainerlaufbahn so einiges erleben dürfen, denn der mittlerweile 59-Jährige durfte bereits bei neun Vereinen in vier Ländern tätig sein. So hat er in Deutschland für den 1. FC Köln, den VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen und zuletzt Eintracht Frankfurt gearbeitet. In Österreich trainierte er Austria Wien, während er in Belgien den FC Brügge trainierte. Seine schönste Zeit hat er in der Türkei, wo er für die türkischen Spitzenvereine Fenerbahce und Besiktas Istanbul und nun Bursaspor arbeitete. Nun nimmt er im Gespräch mit „Sport1.de“ Stellung zu seiner Vergangenheit, zur Gegenwart und auch zur Zukunft. Auffällig ist beim gebürtigen Sachsen, dass ihn besonders das Geschehen im deutschen Fußball sehr zu interessieren scheint.

Christoph Daum: „Mario Götze wird ein zweiter Messi werden“
Bild: dfb.de
„Die Bundesliga hat sich so entwickelt, wie das zu erwarten war“

Acht Spieltage sind bisher absolviert. Großartige Überraschungen sind bisher nicht eingetreten. Auch Fußballfachmann Daum schließt sich der Meinung von vielen Experten an, die den Zweikampf zwischen den beiden Champions League-Finalisten Bayern München und Borussia Dortmund so vorhergesehen haben: „Die Bundesliga hat sich genau so entwickelt, wie das zu erwarten war. Man konnte bei den Bayern nicht davon ausgehen, dass sie genau so weitermachen, wo sie letzte Saison aufgehört hatten. Alle Beteiligten waren sich darüber im Klaren, dass Neuorientierungen zu gewissen Schwierigkeiten führen werden. Die Münchner und Borussia Dortmund werden ihrer Ausnahmestellung absolut gerecht. Leverkusen ist der härteste Verfolger der Beiden und das spiegelt auch die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder. Wenn man die Liga vom Etat her nimmt, dann steht jeder Klub in einer engen Beziehung zwischen Platzierung und Etat, eine Ausnahme ist der VfL Wolfsburg. Ansonsten werden alle Teams den Ansprüchen gerecht.“

„Bayern bleibt das Nonplusultra“

Trotz dieser derzeitigen Dominanz der beiden deutschen Vorzeigeverein glaubt Daum jedoch nicht, dass es in der deutschen Bundesliga zu spanischen Verhältnissen kommen könnte. Er begründet seine Meinung wie folgt: „In der gesamten Liga drohen solche Verhältnisse nicht, weil die Bundesliga etwas wettbewerbsfähiger ist als die spanische Liga. Wenn man das aber nur auf den FC Barcelona und Real Madrid bezieht, sind solche Verhältnisse schon da. Man muss sehen, wie sich der eine oder andere Verein weiterentwickelt, weil die Dortmunder und die Bayern immer weiter weg marschieren werden. Sie werden daher immer die Möglichkeit haben gute Spieler zu halten und neue hinzuzukaufen. Obwohl der BVB einen Mario Götze abgeben musste und nächste Saison den Robert Lewandowski. Wenn das schon für die Dortmunder gilt, dann zählt das für alle anderen Klubs erst recht. Nur Bayern bleibt das Nonplusultra.“

„Pep Guardiola macht alles ausgezeichnet“

Seit dieser Spielzeit steht mit Pep Guardiola der vielleicht weltbeste Trainer beim Bundesliga-Tabellenführer FC Bayern München unter Vertrag. Über diese ganz besondere Anerkennung und vor allem Bewunderung um den ehemaligen Erfolgstrainer des FC Barcelona hat auch Daum eine ganz besondere Meinung, wenn er sagt: „Den Hype haben doch die Medien gemacht, nicht der Guardiola. Er hat sich zurückgezogen, ist nach New York gegangen und hat sich sehr im Hintergrund aufgehalten. Er hat das absolut professionell gehandhabt. Als Trainer der Bayern repräsentierst du nicht nur dich selbst, sondern auch den Verein und die Sponsoren. Und die wollen auch Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit haben. Guardiola macht alles ausgezeichnet - vom sportlichen und auch vom Marketing her.“

„Götzes-Durchbruch erst im nächsten Jahr

Ende April ist die deutsche Fußball-Gemeinde durch die Nachricht in Aufruhr versetzt worden, weil der Wechsel des „German Messi“ Mario Götze von Borussia Dortmund zum Fc Bayern München publik wurde. Daum nennt die Gründe, warum der Stern des 21-Jährigen beim deutschen Rekordmeister bisher noch nicht aufgegangen ist: „Es ging für Mario immer nur nach oben. Er wurde schon mit Messi auf eine Stufe gestellt und es sah so aus, als wenn nach oben die Luft immer dünner wird. Mario hat außergewöhnliche Fähigkeiten und er wird ein zweiter Messi werden, sonst hätten die Bayern nicht so viel Geld in die Hand genommen. Er hat jedoch keine Treppe nach oben genommen, sondern einen Hochgeschwindigkeits-Lift und jetzt stockt der ein bisschen. Die eine oder andere Verletzung, zuletzt der Ausrüster-Zoff - es ist für Mario ein Konsolidierungsjahr, wo er sich neu orientieren muss. Seine Entwicklung ist ganz normal und ich verspreche mir den großen Durchbruch von ihm erst im nächsten Jahr.“

Daum und die hohe Meinung von Leverkusen und Schalke

Der härteste Rivale vom FCB und BVB ist bislang Daums-Ex-Verein Bayer Leverkusen, der zurzeit den dritten Tabellenplatz belegt und mit einem Sieg heute Abend bei der TSG 1899 Hoffenheim zumindest für eine Nacht die Tabellenführung in der deutschen Eliteklasse übernehmen kann. Daum hat neben der Werkself zudem noch den FC Schalke 04 auf der Rechnung, wenn er sagt:„Leverkusen wird immer ein Klub sein, der Bayern und Dortmund eine ganze Saison ärgern kann. Auch Schalke muss man da nennen. Ich glaube aber nicht, dass die Zwei mit ihrer Mehrfachbelastung über eine ganze Saison auf diesem hohen Niveau spielen können. Das konnte man letzte Saison schon sehen, als wichtige Spieler ausgefallen sind. Selbst Dortmund konnte das nicht so kompensieren wie die Bayern. Da zeigt sich der Qualitäts-Unterschied in den Klubs. Die Ausnahmestellung von Bayern und Dortmund wird aber generell auch nicht von Leverkusen und Schalke in Gefahr gebracht werden können.“

„Erfreulich zu sehen, wie Berlin in die Bundesliga gestartet ist“

Wie Christoph Daum bereits eingangs erwähnt hat, gibt es im bisherigen Saisonverlauf für ihn keine allzu großen Überraschungen. Dennoch hat es ihm besonders der Aufsteiger aus der Bundeshauptstadt angetan, der mit erfrischendem Offensivfußball bis auf den sechsten Tabellenplatz in der bisherigen Saison geklettert ist. Allerdings schätzt der routinierte Fußball-Lehrer auch die Tatsache ein, dass die Spielklasse sehr ausgeglichen ist und erst einmal die nächsten Wochen abgewartet werden müssen, bevor ein klares Fazit gezogen werden kann: „Groß Überraschendes ergibt sich für mich nicht, außer, dass Hertha BSC als Aufsteiger fast sensationell in die Saison gestartet ist. Aber man hat bei der „Alten Dame“ auch schon eine tolle Hin-Serie gesehen, auf die dann der Absturz in der Rückrunde folgte. Es war aber erfreulich zu sehen, wie die Berliner in die Bundesliga gestartet sind. Alle anderen Vereine bewegen sich in dem Rahmen, den man ihnen auch zugetraut hat.“

„Jürgen Klopp hat in den letzten Jahren nachgewiesen, dass er ein herausragenden Trainer ist“

Von Guardiola zeigt sich der Stuttgarter-Meistertrainer von 1992 sehr angetan. Von Dortmunds-Trainer Klopp hat er ebenfalls eine hohe Meinung, da dieser mit mannigfaltigen Fähigkeiten in der jüngeren Vergangenheit auf sich aufmerksam machen konnte, wie Daum richtig erkannt hat: „Er hat viele Spieler zu absoluten Weltklassespielern gemacht und das ist eine der wichtigen Trainer-Aufgaben. Klopp hat ja nicht nur mit fertigen Spielern gearbeitet, sondern hat aus unbekannten Jungs internationale Topspieler geformt. Darüber hinaus hat Klopp über Jahre im nationalen und internationalen Bereich gezeigt, dass er eine Mannschaft formen kann. Unter Berücksichtigung beider Kriterien hat Klopp in den letzten Jahren ganz klar nachgewiesen, dass er ein herausragender Trainer ist.

„Ich hatte genügend Angebote aus dem Ausland und muss nicht auf einen Klub warten“

Die Bundesliga scheint für den langjährigen Trainer in der deutschen Vorzeigeliga derzeit keine Alternative mehr zu sein. Dafür werden seine großartigen Qualitäten im Ausland deutlich höher eingeschätzt. Bei seinem derzeitigen Verein Bursaspor ist man sichtlich stolz, dass man solch einen herausragenden Trainer tatsächlich verpflichten konnte. Dennoch hat er eine Rückkehr in die Bundesliga noch nicht gänzlich aufgegeben, wie er „sport1.de“ anvertraut hat: „ Es kam leider kein Anruf aus der Bundesliga. Aus irgendwelchen Gründen hat sich außer Absichtserklärungen von Vereinen nichts ergeben und es gab keine konkreten Gespräche. In der Tat hat es mich schon verwundert, dass ich viele Komplimente bekam, aber die Entscheidungen dann anders getroffen wurden. Das respektiere ich natürlich und damit habe ich kein Problem. Ich kann ganz gut damit leben, dass ich nicht in jedes Vereins-Profil passe. Ich hatte genügend Angebote aus dem Ausland und muss nicht auf einen Klub warten. Ich hätte aber schon gerne wieder eine Aufgabe in der Bundesliga übernommen.“

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Christoph Daum, Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, FC Schalke 04
Datum: 18.10.2013 15:40 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-christoph-daum--„mario-goetze-wird-ein-zweiter-messi-werden“-8260.html


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