Bundestrainer Löw nach Irland-Schock: „Der letzte Wille und die letzte Präzision fehlen“


Der Schock saß wahrlich tief im Lager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem Gegentreffer von Irland in der letzten Minute des EM-Qualifikationsspiels. In der 94. Spielminute konnte Irlands-Abwehrchef O`Shea die allgemeine Verunsicherung in der Defensive des amtierenden Weltmeisters ausnutzen und zum 1:1-Ausgleich treffen. Ein Ergebnis, welches bei der drückenden Überlegenheit der Schützlinge von Bundestrainer Joachim Löw alles andere als verdient gewesen ist. Letztlich ist der Fußball jedoch ein Ergebnissport und so verlor das DFB-Team zwei ganz wichtige Punkte im Kampf um die direkte Qualifikation für das Endturnier 2016 in Frankreich. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel hat nun ausführlich Bundestrainer Joachim Löw Stellung zu diesem kläglichen Start in die EM-Qualifikation bezogen. Der Fokus richtet sich nun auf die zukünftigen Spiele. So etwa auch am 14. November, wenn es in Nürnberg gegen den krassen Außenseiter aus Gibraltar gehen wird.

Bundestrainer Löw nach Irland-Schock: „Der letzte Wille und die letzte Präzision fehlen“
„Wir müssen jetzt nach vorne schauen“

In der vierten Minute der Nachspielzeit kassierte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den Gegentreffer gegen Irland und belegt aktuell mit vier Punkten den dritten Rang in der Qualifikationsgruppe. Bundestrainer Löw macht aus seiner Enttäuschung über dieses Resultat kein Geheimnis: „Wir sind natürlich alle sehr enttäuscht. Denn wir hatten uns aus den beiden Spielen in Polen und gegen Irland eine andere Punkteausbeute vorgestellt. Jetzt müssen wir aber nach vorne schauen. Wir werden gegen Gibraltar gewinnen und uns dann ein bisschen sammeln und alle Kräfte bündeln. Dann sind wir im nächsten Jahr wieder da und schlagen zurück.“

„In den letzten Minuten waren wir zu naiv“

In den letzten Spielminuten fehlte es im DFB-Team an der notwendigen Konzentration im Defensivverhalten. Der Bundestrainer sieht ein klares Fehlverhalten seiner Spieler vorliegen: „In den letzten Minuten waren wir zu naiv, haben die Bälle nur noch hoch nach vorne gespielt und die Kontrolle über das Spiel verloren. Wir haben einige Fehlpässe und auch den Ball zu oft zu Manuel Neuer gespielt. Von daher haben wir uns das Gegentor selbst zuzuschreiben. Dennoch ist es sehr ärgerlich, dass die Iren in der letzten Sekunde ihre einzige richtige Chance zum Ausgleich nutzen.“

„Wir haben es den Iren leicht gemacht“

Dazu hat er noch einige andere Mankos im Spiel seiner Mannschaft erkennen können. So weiß er einige Punkte zu nennen: „In der ersten Halbzeit hat in unserem Spiel die Breite und Tiefe gefehlt. Dadurch haben wir es den Iren leicht gemacht, zu verteidigen. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht und mehr Druck entfacht, uns aber leider nicht mit dem zweiten Tor belohnt. Grundsätzlich fehlt einigen Spielern noch die geistige und körperliche Frische, was ich aber fast schon erwartet habe. Dadurch fehlt dann der letzte Wille, die letzte Präzision. Da merkt man bei dem ein oder anderen schon, dass er die WM gespielt hat.“

Hummels mit Nachholbedarf nach Verletzungspause

Das Ende der Fehlerkette lag bei Dortmunds-Innenverteidiger Mats Hummels, der letztlich einen Schritt zu spät gekommen ist und somit den bitteren Ausgleich in der letzten Minute mitverschuldet hat. Allerdings hat Löw auch erkannt, dass Hummels noch einige Defizite vorweist, die schnellst möglichst abgestellt werden müssen: „Die Innenverteidiger haben ihre Sache grundsätzlich gut gemacht. Bei Mats muss man berücksichtigen, dass er später in die Vorbereitung eingestiegen ist und es deswegen normal ist, dass es bei ihm noch ein bisschen an der Frische fehlt. Beim Gegentor haben wir den Torschützen einen Bruchteil einer Sekunde aus den Augen verloren. Diese Dinge passieren aber im Fußball. Uns fehlte in dieser Szene die Zuordnung im Strafraum. Aber man hätte auch schon die Flanke verhindern können.“

Kein Grund für personelle Wechsel

Auf die Frage, ob er nun einen besonderen Druck erwartet, kann Löw antworten: „Nein, diesen Druck kennen wir ja, weil von einer deutschen Mannschaft immer Siege erwartet werden. Das ist als Weltmeister nicht anders als vorher. Wir haben aber immer bewiesen, dass wir mit Druck umgehen können.“ Auffällig ist sowohl bei der 0:2-Niederlage in Polen wie auch bei der Punkteteilung gegen Irland gewesen, dass Deutschland jeweils die deutliche Spielkontrolle hatte und sich zahlreiche Torchancen herausarbeiten konnten, die jedoch nahezu leichtfertig vergeben worden sind. Der gebürtige Schönauer sieht aber keine Veranlassung für eine massive Rotation im Offensivbereich: „Natürlich ist ein Tor in diesen beiden Spielen angesichts der vielen Möglichkeiten zu wenig. Gegen die Iren haben wir nicht ganz so viele Möglichkeiten gehabt wie in Warschau, hätten aber dennoch das 2:0 nachlegen müssen. Ich sehe aber dennoch keine Veranlassung, personell etwas zu verändern.“

Ausfälle sind kein Alibi

Vielleicht war ein Grund für die schwache Ausbeute an diesem Doppelspieltag mit nur einem Punkt aus zwei Partien, dass einige wichtige Stammspieler verletzungsbedingt gefehlt haben, die in schwierigen Situationen mit Leistung vorangehen können. Allerdings sollte das deutsche Team bei der insgesamt hohen Qualität an Spielern auch den Anspruch haben, dass solche Spiele gegen durchschnittliche Nationalteams wie Polen und Irland gewonnen werden. Auch Löw hat indirekt Kritik an einigen anwesenden Führungsspielern geübt: „Natürlich vermissen wir Spieler wie Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira oder Mesut Özil. Aber Manuel Neuer, Thomas Müller, Jerome Boateng und auch Toni Kroos haben in diesen Tagen noch mehr Verantwortung übernommen. Das haben sie gut gemacht. Aber natürlich freuen wir uns, wenn der ein oder andere gestandene Spieler zu uns zurückkehrt.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Joachim Löw, Deutschland, Irland, Hummels, Kroos, Schweinsteiger, EM-Qualifikation
Datum: 15.10.2014 15:29 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-bundestrainer-loew-nach-irland-schock--%84der-letzte-wille-und-die-letzte-praezision-fehlen%93-16245.html


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