Bremens Aaron Hunt: „In der Rückrunde werden wir stärker sein“


In Teenagerzeiten kam der junge Aaron Hunt aus dem Harz in das Jugendinternat des SV Werder Bremen. Schnell fand er Eintrag in die Vereinsgeschichte, denn im Alter von 18 Jahren gelang ihm sein erstes Bundesliga-Tor, womit er bis heute der jüngste Torschütze des Vereins ist. Mittlerweile ist der Deutsch-Engländer 27 Jahre alt und hat sich nach einem Jahrzehnt zu einem echten Führungsspieler entwickeln können. Im Gespräch mit „DFB.de“ unterhält sich Hunt über seine Zeit in Bremen und blickt zugleich in die Zukunft.

Bremens Aaron Hunt: „In der Rückrunde werden wir stärker sein“
Bild: dfb.de
Dreierpack beim ersten Werder-Spiel

Vor zehneinhalb Jahren hat der Blondschopf für den SV Werder bei den A-Junioren seine erste Partie absolviert, als er exakt am 30. August 2003 gegen den VfL Osnabrück eingewechselt worden ist. Nun erinnert er sich wie folgt an diesem Moment: „Ich weiß auf jeden Fall noch, dass ich damals bei den A-Junioren von Beginn an gut getroffen habe. Wahrscheinlich auch schon im ersten Spiel.“ Trotz seines Dreierpacks beim 5:2-Auftakterfolg waren die Festivitäten nach der Partie aber eher von einem bescheidenen Ausmaß, wie er nun verraten hat: „Sicher nicht. Ich war schon damals eher ruhig. Außerdem hatte ich mein Ziel, Profifußballer zu werden, bereits fest im Blick.“

„Die A-Jugen-Bundesliga ist für alle wesentlich interessanter geworden“

Mitte des letzten Jahrzehntes waren einzig regionale Duelle für die A-Jugendkicker möglich. Mittlerweile ist das Niveau durch die Einführung der Bundesliga deutlich gestiegen. Der Reiz war ebenfalls größer, wie Hunt nun deutlich gemacht hat: „ Die Liga ist für alle wesentlich interessanter geworden. Ich will niemandem zu nahe treten, aber Spiele gegen Hertha BSC oder Hansa Rostock sind schon etwas anderes, als gegen den TSV Havelse oder den SC Vier- und Marschlande anzutreten. Deshalb haben wir uns auch schon einen Tick mehr auf diese Partien gefreut. Durch die Einführung der Bundesliga wurden wir Woche für Woche mehr gefordert, Kantersiege waren nicht mehr an der Tagesordnung. Das hat sicherlich auch zur positiven Entwicklung des deutschen Nachwuchsfußballs beigetragen.“

Hunt erinnert sich an seine ehemaligen Trainer

Besondere Erinnerungen und Freundschaften hat er ebenfalls nicht vergessen können: „Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück. Es ging bei Werder sehr harmonisch zu. Es gab nicht diesen Druck, wie er heute bei den Profis üblich ist. Ich habe mit vielen Freunden zusammengespielt. Einige Freundschaften sind bis heute geblieben. Etwa mit René Grothus, der inzwischen für Fortuna Düsseldorf arbeitet, oder Jerome Polenz, der jetzt bei den Western Sydney Wanderers in Australien spielt.“ Auch im Trainerbereich gab es einige besondere Menschen in seinem Umfeld. Hunt wird konkret, wenn er sagt: „Zunächst einmal unser Scout Bernd Pfeifer, der mich damals nach Bremen geholt und sich auch sehr für mich eingesetzt hatte. Er war bei der U 17 auch mein erster Trainer. An die Zeit unter Joachim Philipkowski bei der U 19 erinnere ich mich ebenfalls gerne, weil er ein äußerst umgänglicher Typ war und für viel Spaß im Training gesorgt hat. Bei ihm habe ich viel gelernt. Und schließlich Thomas Schaaf, der mich früh zu den Profis hochgezogen und dort auch schon mit 18 Jahren regelmäßig eingesetzt hat.“

„Werder war damals schon sehr fortschrittlich“

Wie bereits erwähnt, ist Hunt aus dem Harz gebürtig. Genau aus Goslar. Seinen Weg von der Kleinstadt zum ehemaligen deutschen Spitzenteam beschreibt er nun wie folgt: „Werder war damals schon sehr fortschrittlich, hatte bereits ein Internat. Dort bin ich mit 14 Jahren eingezogen. Nachdem ich zuvor ein Probetraining absolviert hatte, musste alles rasend schnell gehen. Praktisch von Null von 100.“ Zugleich konnte er die Träume eines Kindes zumindest auf den ersten Blick ein wenig stillen, wie er zugibt: „Wer träumt als Kind nicht davon, Profi zu werden? Mit meinem Wechsel zu Werder hatte sich dieser Wunsch dann noch verstärkt. Umso schöner, dass es geklappt hat.“

„Die Nachwuchsförderung ist noch einen Tick besser als zu meiner Zeit“

Es hat sich in den letzten Jahren einiges zum Positiven verändern können. Die Nachwuchsarbeit hat sich noch einmal maßgeblich professionalisieren können, was auch die Qualität der aufrückenden Talente erkennbar werden lässt. Hunt zeigt sich begeistert von den neuen Methoden: „Die Nachwuchsförderung ist mit Sicherheit noch einen Tick besser als zu meiner Zeit. In den vergangenen sechs oder sieben Jahren hat sich noch einmal viel getan. Nicht nur in Bremen, sondern in ganz Deutschland. Es kommt nicht von ungefähr, dass so viele junge Spieler Jahr für Jahr den Sprung nach oben schaffen.“

Enge Verzahnung mit Nachwuch

Mit seiner Vita und seinen fußballerischen Fähigkeiten gilt Aaron Hunt als echtes Vorbild für die zahlreichen Jugendspieler des SV Werder Bremen. Über den Kontakt zu den Spielern aus der eigenen Nachwuchsabteilung berichtet er wie folgt: „ Noch stärker als früher, denn unser Cheftrainer Robin Dutt legt sehr großen Wert darauf, viele junge Spieler bereits in den Trainingsbetrieb bei den Profis einzubinden. So werden sie noch schneller herangeführt. Umgekehrt schauen wir uns auch schon mal die Spieler der Nachwuchsmannschaften an. Zuletzt habe ich die U 23 gegen meinen früheren Verein Goslarer SC gesehen.“

„Ich hatte Bock auf jedes Training“

Mit seinen mittlerweile 27 Jahren dient er auch durchaus als eine Art Ratgeber für Nachwuchsfußballer. Folgende Voraussetzungen sieht Hunt als notwendig: „ Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, immer mit Spaß bei der Sache zu sein. So war es bei mir selbst auch. Ich hatte Bock auf jedes Training, habe mich immer auf die Spiele gefreut. Dazu gehören sicher auch Talent und besonders der Ehrgeiz, sich immer weiter verbessern und seine Ziele erreichen zu wollen.“

Kontinuität in der sportlichen Führung

Der SV Werder Bremen ist vergleichsweise ein völlig anderer Verein, da seit Hunts-Ankunft im Jahr 2001 mit Thomas Schaaf und nun Robin Dutt gerade einmal zwei Cheftrainer auf der Kommandobrücke gestanden haben. Hunt nennt zudem das Argument, dass auch auf der Management-Ebene Kontinuität vorgeherrscht hat. Voll des Lobes beschreibt er seinen Arbeitgeber: „ Wir hatten in dieser Zeit mit Klaus Allofs und Thomas Eichin auch nur zwei Manager. Das ist schon etwas Besonderes in der Bundesliga. Der SV Werder steht eben für Kontinuität und präsentiert sich nach außen sehr sympathisch, auch wenn die aktuelle Phase für uns alle nicht einfach ist.“

Jüngster Bundesliga-Torschütze aller Zeiten

Der 2:0-Sieg im Februar 2005 gegen Borussia Mönchengladbach ist Aaron Hunt noch in bester Erinnerung, denn in dieser Partie gelang ihm sein erster Bundesligatreffer, womit er bis heute der jüngste Bundesliga-Torschütze von Bremen aller Zeite ist. Er macht keinerlei Geheimnis daraus, dass ihn dass auch durchaus stolz machte: „ Es freut mich, einen Platz in der Vereinsgeschichte einzunehmen. Ich hätte aber überhaupt nichts dagegen, wenn bald ein noch jüngerer Bursche kommt und uns mit seinem ersten Bundesligator drei Punkte bringt.“

Finalniederlagen in besonderer Erinnerung

Im Jahr 2009 hat er nach dem Finalsieg über Bayer Leverkusen den DFB-Pokal holen können. Auch Finalniederlagen stellen für den gereiften Profi jedoch ganz besondere Momente dar: „Dazu gehören trotz der Niederlagen auch die beiden Endspiele im UEFA-Pokal gegen Schachtjor Donezk 2009 und im DFB-Pokal gegen Bayern München 2010. Das waren ebenfalls einmalige Erlebnisse, von denen jeder Profi zehrt.“

„Es war klar, dass es eine schwierige Saison wird“

In der bisherigen Spielzeit sind die Dutt-Schützlinge mit einem 1:0-Sieg zum Ende der Hinrunde positiv in die Winterpause gegangen. Allerdings war insgesamt die Hinrunde alles andere als erfolgreich, da besonders die Defensive mit maßgeblichen Problemen kämpfen musste. Realistisch scheint auch in dieser Spielzeit der Klassenerhalt zu sein. Hunt nennt hier die Probleme: „Diesmal war es klar, dass es eine schwierige Saison wird. Robin Dutt hat nicht umsonst von einem Übergangsjahr gesprochen. Wichtige Leistungsträger wie Sokratis oder Kevin de Bruyne hatten uns im Sommer verlassen, und Werder ist aktuell nicht in der Lage, solche Abgänge nahtlos mit hochkarätigen Zugängen zu kompensieren. Der Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben, noch stärker auf junge Spieler zu setzen. Deshalb muss man mit Rückschlägen rechnen.“ An eine enge Spielzeit glaubt er jedoch nicht: „Davon gehe ich nicht aus. Denn ich bin mir sicher, dass wir in der Rückrunde stärker sein werden.“

„Da wächst etwas heran“

Auf Dauer wird Werder Bremen jedoch nach seiner Meinung wieder in die oberen Tabellenregionen vorstoßen können. Er glaubt fest an die Perspektive des Vereins: „Warum nicht? Wir haben viele interessante junge Spieler, die ihren Weg machen werden. Ich selbst bin ja mit 27 Jahren fast schon ein "Oldie". In unserer aktuellen Lage hört es sich vielleicht etwas seltsam an, aber: Da wächst etwas heran.“

Hunt sieht eigene Länderspielkarriere skeptisch

Seine eigene Perspektive bezüglich der deutschen Nationalmannschaft schätzt er dagegen deutlich pessimistischer ein, denn er weiß, dass der Kader bereits fast vollständig ist und die Konkurrenz gewaltig: „Um ganz ehrlich zu sein: nein. Ich weiß zwar, dass im Fußball sehr viel möglich ist. Aber das kann aktuell für mich kein Thema sein. Zum einen ist gerade auf meiner Position die Konkurrenz in Deutschland riesengroß, zum anderen fehlen mir auch die Erfolge im Verein, um noch stärker auf mich aufmerksam zu machen. Ich konzentriere mich darauf, mit Werder eine gute Rückrunde zu spielen.“

„Der DFB-Kader besitzt riesiges Potential“

Große Hoffnungen hat er in das DFB-Team, welches er absolut zu den Titelfavoriten zählt. Er begründet diese Annahme wie folgt: „Ich traue den Jungs auf jeden Fall, um den Titel mitzuspielen. Der Kader besitzt riesiges Potenzial und gehört aus meiner Sicht neben Brasilien und vielleicht einer Überraschungsmannschaft auf jeden Fall zu den Top drei.“

„In Deutschland habe ich alles gelernt“

Wie bereits erwähnt hat Hunt auch britische Wurzeln, da seine Mutter Engländerin ist. Er fühlt sich allerdings zu Deutschland mehr hingezogen, wie er gegenüber „DFB.de“ erklärt: „Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, habe hier alles gelernt. Deutsch ist auch ganz klar meine Muttersprache. Wir haben zwar noch Verwandte in England, ich fühle mich aber deutlich zu Deutschland hingezogen.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Aaron Hunt, SV Werder Bremen, Thomas Schaaf, Robin Dutt, Klaus Alloffs, Thomas Eichin
Datum: 07.01.2014 10:26 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-bremens-aaron-hunt--%84in-der-rueckrunde-werden-wir-staerker-sein%93-9880.html


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