Brasiliens Ronaldo: „Wir verdienen die WM einfach“

In diesen Tagen hat Ronaldo wahrlich enorm viel zu tun. Der 37-jährige Brasilianer arbeitet als Botschafter der WM 2014 und ist rund zwei Monate vor Beginn der Weltmeisterschaft in Brasilien in vielen Ländern rund um die Welt unterwegs, um für das globale Turnier zu werben. Seine Beliebtheit ist auch weiterhin enorm, was jedoch beim Blick auf seine Titel auch nicht allzu verwunderlich ist. So gehört der ehemalige Stürmer zu einem der erfolgreichsten Kicker überhaupt, wenn seine Erfolge betrachtet werden: zweimal Weltmeister, dreimal Weltfußballer, Europapokalsieger, Meister, Torjäger, Phänomen. Nun nimmt er im aktuellen Interview mit dem „DFB-Journal“ zu verschiedenen Themen vor dem Weltturnier Stellung. Hier ist der erste Teil des Interviews.

„Die Menschen werden etwas Großartiges erleben“

Wohl in keinem anderen Land der Welt ist die Begeisterung für den Fußball so stark ausgeprägt wie in Brasilien, wo dieser Sport fast schon eine Ersatzreligion darstellt. Dies bringt auch Ronaldo klar zum Ausdruck, wenn er sagen kann: „Fußball gehört bei uns einfach zum Leben, zum Alltag dazu, deshalb sprechen auch alle darüber. Das Gefühl der Vorfreude ist seit dem Confederations Cup immer stärker geworden - und seit der WM-Auslosung erst recht. Seitdem alle Ausrichterstädte wissen, wer bei ihnen spielen wird, hat es sich noch einmal gesteigert. Seither gibt es für viele Brasilianer gar kein anderes Thema mehr. Brasilien wird bereit sein, und wir sind uns sicher, dass die Menschen, die in unser Land kommen, etwas Großartiges erleben werden.“

Das ganz besondere WM-Turnier in Brasilien

Man soll nicht verhehlen, dass wahrlich vor jedem Weltturnier die jeweiligen Veranstalter darauf hinweisen, dass dieses Turnier ein ganz besonderes darstellen. Brasilien macht dabei auch keine Ausnahme, wenn man sich selbst nicht gerade bescheiden versucht zu charakterisieren. Ronaldo, dem grundsätzlich Eigenschaften wie Bescheidenheit und Demut nicht unbedingt zugetan sind, schwingt regelrecht in Lobeshymnen, wenn er über sein Land spricht: „Nun, es hat ja einen Grund, dass wir uns selbst das "Land des Fußballs" nennen, nicht wahr? Die Begeisterung und Lebensfreude sind einfach außergewöhnlich. Viele Menschen reden über unser Land und über den Fußball dort, aber nicht jeder hat die Chance, einmal hierherzukommen und das zu erleben, geschweige denn, selbst hier zu spielen. Aus meiner Zeit in Europa weiß ich, dass das nicht vielen vergönnt ist. Wie auch? Wann spielen europäische Mannschaften schon in Brasilien? Deshalb glaube ich, dass viele Spieler wissen, wie besonders dieses Turnier wird - und dass sie diese Chance auf keinen Fall verpassen wollen.“

Ronaldo mit wichtigen Aufgaben für die WM

Ronaldo firmiert offiziell unter dem Namen „WM-Botschafter“ für sein Heimatland und stellt das Turnier rund um den Globus vor. Über sein Aufgabengebiet weiß er folgendes zu berichten: „Ich repräsentiere mein Land, den brasilianischen Fußball und die WM, alles auf einmal. Das ist eine große Verantwortung. Aber ich reise auch viel im Auftrag des Organisationskomitees. Für mich ist das eine tolle Erfahrung, weil ich so hautnah die WM-Vorbereitungen verfolgen kann. Ich nehme aus dieser Zeit sehr viel mit für mich, und es ist einfach ein schönes Gefühl, an einer WM teilzunehmen - wenn auch diesmal in anderer Rolle.“ Zudem hat er „DFB.de“ auch verraten können, dass er stets und ständig an das Weltturnier denken muss, seit im Dezember die Auslosung stattgefunden hat: „Ja, das gilt für mich und alle meine Landsleute. Die Leute sprechen ohnehin schon so viel über Fußball, stellen Sie sich mal vor, wie das seit der Auslosung ist!“

Wichtige soziale Aspekte durch die WM

Trotz all der Lobeshymnen gibt es jedoch auch einige negative Punkte, die sich vor allem bei den Bürgerprotesten und den teils eklatanten Verspätungen beim Stadionbau niederschlagen. Ronaldo will dies jedoch differenziert betrachten, wenn er erklärt: „Wir müssen hier unterscheiden. Die Menschen haben das Recht zu protestieren, und ich habe immer meine Unterstützung zu friedlichen Demonstrationen geäußert. Aber diese bezogen sich nicht auf die WM. Umfragen zeigen, dass die Mehrheit unserer Bürger diese WM will und dass sie der Ansicht ist, dass die WM gut für unser Land ist. Durch dieses Turnier werden Arbeitsplätze geschaffen, und es bringt wichtige infrastrukturelle Projekte voran. Und zu den Stadien: Sie werden fertig, und wir werden Zeit haben, sie zu testen, das ist das Wichtigste.“

„Es fühlt sich so großartig an, dass die WM zurück nach Brasilien kommt“

Zudem hat der 37-Jährige auch nicht vergessen können, dass der Fußball auch für das Selbstwertgefühl eine enorme Wertschätzung genießen kann. Fast schon pathetisch wird er mit folgenden Worten zitiert: „Er bedeutet so unglaublich viel! Vielleicht hat die Welt erst durch den Fußball so richtig von uns erfahren. Im Ernst: Ich glaube, "Brasilien" und "Fußball" lassen sich gar nicht trennen. Wir alle sind stolz, schon fünfmal Weltmeister geworden zu sein, so oft wie keine andere Nation. Darum fühlt es sich so großartig an, dass die WM zurück nach Brasilien kommt. Wir verdienen das einfach.“

Ronaldo will keine Wiederholung der WM 1950

Beim letzten Fußball-Weltturnier im eigenen Land, der WM 1950 gab es eine ganz bittere Heimniederlage gegen Uruguay, die bei einigen Fußballfreunden von der Copacobana immer noch sichtlich schmerzt. Ronaldo wünscht sich explizit keine Wiederholung solch einer Schmach: „Natürlich hoffe ich, dass das nicht noch mal passiert. Aber es ist auch nicht so, dass die Menschen hier noch immer viel darüber sprechen, dafür ist es einfach zu lange her. Und wir haben seitdem so viel gewonnen! Aber ich bin mir sicher: Wenn wir zu Hause den WM-Pokal gewinnen, hören die Menschen niemals auf, von uns zu erzählen. Diese Erwartungshaltung ist deutlich spürbar.“

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