Brasilien-Coach Scolari: „Bayern ist ein spektakuläres Team“


In dieser Woche stehen die Länderspiele auf dem Programm. Die Nationalmannschaften starten in das WM-Jahr und erhoffen sich sich unisono, dass am Ende die Weltmeisterschaft 2014 als Belohnung wartet. Der Druck wird dementsprechend nicht unbedingt geringer. Insbesondere gilt das auch für die Nationalmannschaft von Brasilien, wo Nationalcoach Luiz Felipe Scolari unter ganz besonderer Beobachtung steht. Der Druck ist für die Selecao zweifelsfrei am gewaltigsten, denn beim Weltturnier 2014 werden die Mannen vom Zuckerhut Gastgeber sein. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert sich Nationaltrainer Felipe Scolari zur derzeitigen Situation des mehrmaligen Weltmeisters.

Brasilien-Coach Scolari: „Bayern ist ein spektakuläres Team“
Bild: dfb.de
„Lionel Messi wird in den nächsten ein, zwei Jahre der beste Spieler der Welt sein“

Im Januar 2014 wird die Auszeichnung Weltfußballer des Jahres vergeben. Neben diversen Spielern des amtierenden Champions League-Siegers FC Bayern München macht sich auch Brasiliens Neymar und Argentiniens Lionel Messi berechtigte Hoffnung auf diese Auszeichnung. Für Scolari wird der ehemalige Weltfußballer auch der zukünftige Weltfußballer sein. So sagt er dazu: „Ich denke, dass Lionel Messi noch die nächsten ein, zwei Jahre der beste Spieler der Welt sein wird. Messi spielt für das Kollektiv, hat aber auch wunderbare individuelle Fähigkeiten. Er kann mit seinen Stärken ein Spiel alleine entscheiden. Die deutschen Stars glänzen mehr als Mannschaftsspieler und nicht so sehr individuell. Sie werden deshalb weniger wahrgenommen als ein Messi. Neymar kann bei Barcelona jetzt seine technischen Qualitäten zeigen und es bei individuellen Aktionen Messi gleichtun.“

„Wir in Braslien halten uns nicht so streng an taktische Marschrouten wie in Europa“

Bekanntlich ist Neymar in diesem Sommer für die stolze Ablösesumme von 57 Millionen Euro zum FC Barcelona gewechselt. Über die Veränderungen, die sich fpr Brasiliens besten Spieler ergeben werden, weiß Scolari zu berichten: „Er wird in seinem ersten Jahr in Spanien vor allem lernen, sich einem taktischen Schema unterzuordnen. Auch wenn er das schon hier in Brasilien gemacht hat. Beim FC Santos, in der Selecao hat er sich stets an die taktischen Vorgaben gehalten. In Spanien wird er aber damit sogar tagtäglich leben müssen. Wir hier in Brasilien halten uns nicht so streng an taktische Marschrouten wie in Europa. Das wird eine kleine Umstellung für ihn sein. Wichtig für ihn, wichtig für uns. Sein Vorteil ist, dass er bereit ist zu lernen. Und dann wird er in der spanischen Liga spielen, in der Champions League, auf einem anderen Niveau als Brasilien. Vor allem unter taktischen Aspekten, wie man gegen ein Team spielt, das sich mit neun Mann hintenreinstellt. Davon werden wir als Selecao profitieren.“
„Guardiola hat eine exzellente Entscheidung getroffen“
Fast der ganze Weltfußball ist begeistert, das Barcas-Trainerlegende Pep Guardiola nach seinem Sabbatjahr zum vielleicht weltbesten Verein derzeit, den FC Bayern München gewechselt ist. Der Weltmeistertrainer von 2002 urteilt wie folgt über diese Entscheidung: „Guardiola hat eine exzellente Entscheidung getroffen. Bayern München ist ein spektakuläres Team. Das gilt auch andersherum für Bayern mit der Wahl Guardiolas. Ebenfalls spektakulär. Ein Trainer von hoher Qualität. Er wird seine Idee vom Spiel mit der Form, wie Bayern auftritt, mischen, weil er ein hochintelligenter Trainer ist. Meine Meinung war es von beiden Seiten eine sehr glückliche Wahl.“

„In Braslien wird das Team gewinnen, das sich am besten vorbereitet“

Im Finale des Confed-Cup ist besonders schnell deutlich geworden, dass Spanien vielleicht auch aufgrund der klimatischen Verhältnisse Gastgeber Brasilien deutlich unterlegen gewesen ist. Über den möglichen Vorteil für sein Heimatland im Vergleich zu den europäischen Titelkandidaten wie Spanien, Deutschland, Italien und die Niederlande weiß Scolari zu berichten: „Wenn das stimmen würde, wäre Brasilien ja außerhalb seines Kontinentes nie Weltmeister geworden. Heute kommt man mit dem Flugzeug auf komfortable Weise schnell überall hin. Vor 20, 30 Jahren war das vielleicht noch ein Problem. Heute gibt es Physiotherapeuten, eine Gruppe, die wissenschaftliche Daten über die Form des Spiels sammelt. In Brasilien wird das Team gewinnen, das sich am besten vorbereitet.“

„Es war ein großer Traum, der Wirklichkeit wurde“

Wie bereits erwähnt konnte Scolari mit der brasilianischen Nationalmannschaft im WM-Finale 2002 mit 2:0 gegen Deutschland gewinnen. Über seine Erinnerungen an diesen ganz besonderen Moment und den letzten Welttitel der Südamerikaner kann er nun folgendes berichten: „Ich habe nur positive Erinnerungen, die dazu geführt haben, dass ich - wie Alberto Parreira - zur Selecao zurückgekehrt bin. Parreira als Weltmeister 1994, ich als Weltmeister 2002. Mit Blick auf die WM im eigenen Land haben wir die Einladung des Verbandes angenommen, mit der Nationalmannschaft auf den WM-Sieg 2014 hinzuarbeiten. Die Erinnerungen an Japan sind fantastisch, auch weil wir dort immer freundlich aufgenommen wurden. Es war ein großer Traum, der Wirklichkeit wurde.“

„Die Fans haben sich nach einer Selecao gesehnt, die vibriert, die mit Herz gespielt“

Es gab viele eindrucksvolle Bilder vom jüngsten Confed-Cup in Brasilien. Besonders beeindruckend war sicherlich auch, dass eine neue Harmonie zwischen dem Nationalteam und dem Publikum vorherrscht. Über diese neueste Entwicklung kann Scolari ebenfalls einiges zu erzählen: „Wir sind mit einem Team zum Confed-Cup gekommen, von dem niemand wusste, ob es das Zeug zum Titel hat oder nicht. Jetzt, nach dem Ende des Turniers, ist die Stimmung eine ganz andere. So, wie wir gespielt, taktisch agiert haben und natürlich auch wie die Spieler innerhalb der Selacao vor der Nation aufgetreten sind, zählen wir wieder zu den Kandidaten mit großen Chancen auf den WM-Titel. Die Fans haben sich nach einer Selecao gesehnt, die vibriert, die mit Herz gespielt.“

„Ich kann ruhiger und entspannter sein“

Im Vergleich zur letzten WM 2010 in Südafrika hat die Selecao vor allem auch spielerisch eine enorme Entwicklung genommen. Auch taktisch wurden weitere Verbesserungen erkennbar. Es scheint sich so langsam eine feste Formation gefunden zu haben, die echte Hoffnungen auf den Titelgewinn im eigenen Land machen kann. Dies hat auch der erfahrene Nationaltrainer so beobachten können, der erklärte: „Ich konnte im Juni beobachten, dass die Gruppe, die ich für den Confed-Cup zusammengestellt habe, wirklich Qualität besitzt. Ich konnte beobachten, dass sie wirklich Lust haben zu lernen. Dass sie wirklich das hinzufügen wollen, was für ihren Fußball gut ist. So habe ich Vertrauen gewonnen, dass ich auch an die Spieler weitergebe. Heute bin ich beruhigt. Obwohl ich Respekt vor Deutschland, Argentinien, England, Spanien, Holland, Italien, Frankreich, eben vor all diesen großartigen Fußballnationen mit ihren Mannschaften habe, die hierherkommen und gewinnen können, vertraue ich meinen Spielern. Sie haben, wenn sie in physischer und technischer Bestform sind, das Zeug Weltmeister zu werden. Deshalb kann ich ruhiger und entspannter sein.“

„Wenn es gelingt die Katar-WM auf den dortigen Winter zu verlagern, wäre das optimal“

Keine Weltmeisterschaft wurde im Vorfeld so kontrovers diskutiert, wie das Turnier 2022 in Katar. Aufgrund der enormen, sportuntauglichen Temperaturen ist deshalb schon überlegt worden, ob dieses Turnier nicht im Winter statt wie ursprünglich vorgesehen im Sommer stattfinden soll. Scolari nennt folgende persönliche Überlegung: „Die FIFA wird das eingehend studieren. Ich habe in der arabischen Welt gearbeitet. Aber um 20 oder 21 Uhr abends haben sich die Tagestemperaturen von 40 Grad auf 27, 28 Grad abgekühlt. Das ist zwar immens heiß, aber noch erträglich. Aber wenn es gelingt, die WM auf den dortigen Winter zu verlagern, wäre das optimal. Im Winter liegen die Temperaturen bei 25 Grad.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Brasilien, Felipe Scolari, Deutschland, Spanien, Italien, Niederlande
Datum: 12.08.2013 16:56 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-brasilien-coach-scolari--„bayern-ist-ein-spektakulaeres-team“-6893.html


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