Borussia Dortmund: Die Mittelfeldauswahl ist Fluch und Segen zugleich


Sein Comeback in der Startformation verlief mit der bitteren 1:4-Heimniederlage gegen den Hamburger SV außerordentlich bitter. In seinem zweiten Spiel in der Anfangsformation gegen den SC Freiburg hat der Neuzugang von Real Madrid dagegen eine echte Demonstration seiner fußballerischen Stärke eindrucksvoll demonstrieren können. Mit zwei Treffern konnte er mitentscheidend sein, um aus einem 0:1 noch einen grandiosen 5:1-Sieg aus BVB-Sicht machen zu können. Der „verlorene Sohn“ scheint nun endgültig angekommen zu sein. Die personellen und folglich taktischen Möglichkeiten sind demnach für Dortmunds-Trainer Jürgen Klopp deutlich größer geworden.

Verschiedene Variationsmöglichkeiten im Mittelfeld
Im Mittelfeld von Borussia Dortmund gibt es mit Akteuren wie Ilkay Gündogan, Sven Bender, Sebastian Kehl, Moritz Leitner und eben Nuri Sahin eine Vielzahl an qualitativ herausragenden Spielern, die je nach Situation und Gegner eingesetzt werden können. Fluch und Segen zugleich, denn während das Leistungsniveau durch solch einen elitären Wettbewerb sicherlich steigen wird, verringert sich auch die Laune der Beteiligten gewiss nicht. Dem begnadet talentiertem Trainer Jürgen Klopp ist es jedoch durchaus zuzutrauen, dass er diese komplizierte Aufgabe mit all seinem Können meistern kann.

Zwei völlig verschiedene Halbzeiten
Kurz vor dem Halbzeitpfiff ist es Nuri Sahin gewesen, der einen exzellenten Pass von Mitspieler Jakub Blaszcykowski mit einem präzisen Ball zum 2:1 für Borussia Dortmund verwandeln konnte. Zuvor hat der SC Freiburg vor über 80.000 Anhängern im Signal-Iduna-Park die Szenerie mit taktischen und spielerischen Stärken bestimmen können. Besonders das geschickte Kombinationsspiel im Mittelfeld war durchaus beeindruckend und bereitete dem BVB große Schwierigkeiten. Der BVB fand im ersten Abschnitt nicht wie gewohnt zu seinem Spiel und musste mit langen Bällen agieren, die jedoch oft nicht den nötigen Abnehmer fanden. Auch der später überragende Sahin suchte noch erkennbar nach seiner Form und spielte Fehlpässe im Mittelfeld, die für ein Raunen bei einigen Besuchern auf der Haupttribüne sorgten.

Präzision als BVB-Tugend
Letztlich ist es Sahin mit seinem wohltemperierten Freistoß in der 41. Spielminute gewesen, der von der halbrechten Position den Kopf von Torjäger Robert Lewandowski getroffen hat. Auch er nahm sich an der Präzision seines Spielgestalters ein Beispiel und köpfte zum 1:1-Ausgleichstreffer ein. Wie bereits erwähnt, war der türkische Nationalspieler Sahin selbst für die 2:1-Führung verantwortlich, bis erneut der polnische Internationale Lewandowski scheinbar mit dem Halbzeitpfiff für das 3:1 sorgen konnte. Im zweiten Spielabschnitt war Dortmund gewohnt selbstbewusst und spielstark und speziell Sahin zeigte eine echte Glanzleistung im schwarz-gelben Dress. Zweikampfstark und passsicher zeigte er seine enormen Qualitäten. Sein zweiter Treffer war technisch hervorragend umgesetzt worden. Auch das Zusammenspiel mit dem türkischstämmigen deutschen Nationalspieler Gündogan war sehr ansprechend. Zu diesem Duett konnte Gündogan nach dem Spiel erklären: „In der ersten Halbzeit standen wir vielleicht in der einen oder anderen Situation auf dem gleichen Fleck, sodass Freiburg auf unserer Sechserposition etwas Raum hatte.“ Und den Unterschied hat er erkennen können: „Aber in der zweiten Halbzeit hat unser Zusammenspiel richtig gut funktioniert." Geschickt gab es ein Zurückfallen von einem Spieler aus dem Duo in die Innenverteidigung, während der Partner in die Offensive vorgestoßen ist. Ein Zusammenspiel, welches durchaus Zukunftsfähigkeit zu haben scheint.

Lewandowski und Sahin als Erfolgsgaranten
Mit zwei Treffern und einer Vorlage war Sahin bei diesem Spiel der alles überragende Spieler auf dem Platz. Auch Lewandowski konnte dem Spiel mit der Beteiligung von drei Toren seinen Stempel aufdrücken. Dennoch wollte Sahin für dieses erprobte und für gut befundene deutsch-türkische Mittelfeld-Duo nicht Partei ergreifen. Diplomatisch erklärte er zu diesem Thema: „Wir haben viele gute Spieler im Mittelfeld und die werden wir auch brauchen." Und er fügte hinzu: „Kehl und Bender sind heute ausgefallen und da ist es wichtig, dass wir keinen Qualitätsverlust auf dieser Position haben." Die Möglichkeiten haben sich für Trainer Klopp jedoch definitiv weiter erhöht.

Gündogan und Sahin sind technisch stark
Spielstark sind beide Akteure. Dies haben die beiden technisch starken Spieler schon eindrucksvoll beweisen können. Der Umgang mit dem Ball ist bei den Beiden besonders stark ausgeprägt. Und Gündogan muss ehrlich einräumen: „Wir sind beide nicht von Grund aus die Defensivstärksten. Aber wir haben uns das erarbeitet in den letzten Jahren." Sahin und Gündogan waren zu Beginn ihrer Karriere Offensivspieler und sind immer weiter nach hinten gerückt. Es gibt gewisse Parallelen, aber auch gewaltige Unterschiede im Spiel der Beiden. So scheint Sahin eher der Spielmacher aus der Tiefe zu sein, der als Spielgestalter vor der Abwehr kurz vor der eigenen Abwehr mit dem Ball losmarschiert und primär mit langen Diagonalbällen die Kugel an die Kollegen verteilt. Gündogan hingegen scheint mehr Schnelligkeit und mehr Tricks demonstrieren zu können. Er sucht gerne den Weg in den Strafraum und liebt das Kurzpassspiel, womit er die gegnerische Defensive auszuhebeln versucht. Auch zeigt er sich deutlich dynamischer und sucht regelrecht die Zweikämpfe während Sahin eher der Antizipationsspieler ist und nicht als „Zweikampfmonster“ in die Geschichte des BVB eingehen wird.

Verschiedene Varianten möglich
Dennoch darf mit Kritik nicht gänzlich gespart werden, denn auch gegen Freiburg waren einige Schwächen offensichtlich. Die Defizite in der Schnelligkeit bei Sahin waren offensichtlich. Er war schlichtweg in einigen Situationen zu langsam. Beide Spieler haben nicht die körperliche Robustheit von Bender oder Kehl, um die Zweikämpfe erfolgreich beenden zu können. Die Luftduelle sind ein großes Problem, da die beiden Techniker auch nicht unbedingt als ausgesprochen kopfballstark zu bezeichnen sind. Deshalb wählte er im Champions League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Schachtjor Donezk auch den defensiveren Kehl „weil wir in dieser Phase eine defensivere Lösung brauchten,“ so seine Erklärung gegenüber der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Auch bei den zweikampfstarken Kehl und Bender gibt es gewisse Unterschiede. Bender jagt den Bällen hinterher, während Kehl eher ein wenig absichert. Kehl und Gündogan und Bender und Sahin könnten ein jeweils passendes Tandem abgeben. Dennoch hat auch das Duo Bender/Gündogan auch schon in diesem Spieljahr sehr ansprechende Leistungen demonstrieren können. Insgesamt darf sich BVB-Trainer Klopp aber absolut glücklich schätzen, dass er über solch ein Personal in diesem Mannschaftsteil verfügt, welcher eine immer größere Bedeutung im modernen Fußball erhalten hat.

Klopp hat im Mittelfeld ein Luxusproblem
Wie schon eingangs erwähnt, wird auch der Gegner die Spielernominierung maßgeblich beeinflussen. Wenn die Offensive gestärkt werden soll, benötigt er das Freiburger Erfolgsmodell Gündogan/Sahin, während er für defensive Stabilität auf Bender und Kehl bauen sollte. Reichhaltige Alternative lassen den BVB auch in der Champions League zu einem echten Kandidaten auf den Titel mutieren. Hinzu gesellt sich der universell einsetzbare Moritz Leitner. Sahin und Gündogan könnten sogar offensiver eingesetzt werden. Alles in allem hat Klopp ein Luxusproblem.

Watzke: „Wir liegen im Plan“
Auch Dortmunds-Boss Hans-Joachim Watzke hat sich so seine Gedanken zum Fußball gemacht. In diesem Fall gibt es einen konkreten Bezug zu seinem Verein Borussia Dortmund, wo er schon in diesem Stadium der Saison auf eine erfolgreiche Spielzeit zurückblickt. Dabei hat er sicherlich besonders die Champions League im Fokus. Dazu sagt er gegenüber dem "Spiegel", dass wir jetzt schon „ausscheiden könnten. Wir wollten die Gruppenphase überstehen - das haben wir geschafft. Und in der Meisterschaft möchten wir uns unbedingt direkt für die Champions League qualifizieren, das ist wichtig, um den Verein ökonomisch weiterzuentwickeln. Wir liegen auch hier im Plan." Zugleich hat er verraten, welche Gegner bei der Auslosung für das Viertelfinale in der Königsklasse auf seiner persönlichen Wunschliste gestanden hätten: „Meine drei Wunschgegner waren, in der Reihenfolge: Galatasaray Istanbul, FC Malaga, Paris St. Germain“, so erklärt der 53-Jährige. Dennoch war das Los Malaga kein Grund, um durchzudrehen: „Nein. Und ich werde verrückt, wenn jetzt irgendjemand in unangebrachte Euphorie verfällt.“ Als ein Vorteil könnte sicherlich die Tatsache darstellen, dass zuerst am 3. April in Malaga gespielt wird, bevor am 9. April das Heimspiel in Dortmund folgen wird.

Quelle: derwesten.de ; spiegel.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: BVB; Borussia Dortmund; Sahin; Bender; Gündogan; Klopp; Watzke; Kehl
Datum: 18.03.2013 23:03 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-borussia-dortmund--die-mittelfeldauswahl-ist-fluch-und-segen-zugleich-4606.html


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