Big Mourinho is watching you

Die Portugiesen haben wirklich alles Erdenkliche versucht. Besonders in der Schlussphase schossen sie aus allen Rohren auf das Tor von DFB-Keeper Manuel Neuer. Deutschland konnte sich aber mit Kampf und dem notwendigen Glück letztlich mit 1:0 durchsetzen. Nun ist der Druck groß vor dem Duell gegen das Überraschungsteam aus Dänemark. Ein Sieg ist Pflicht, möchte man nicht nach der Vorrunde nach Hause fahren.

Irgendwie ist “The Special One” was ganz Besonderes. Denn das Gute ist, dass nicht nur er sich so sieht, sondern auch viele seiner Spieler. Einige sind im Kader von Portugal. Irgendwie ist die Kamera stets auf den sich selbst mögenden Real Madrid-Trainer gerichtet. Portugals Nationaltrainer Bento ist darüber nicht gerade erfreut, weil er den Fokus auf das Sportliche legen möchte.

Mourinho hat mit Fabio Contrao, Pepe und Cristiano Ronaldo gleich drei Spieler aus dem Nationalteam von Portugal unter seinen Fittichen bei Real. Es gilt als offenes Geheimnis, dass sich Mourinho ausführlich Zeit genommen hat und seine Spieler wieder versucht hat aufzubauen. So berichtet die Tageszeitung Correio da Manha: “Mourinho tröstet weinenden Contrao“.

Auch Cristiano Ronaldo hat zugegeben, dass ihm sein Vereinstrainer ein “Kompliment” gemacht habe. So erklärte er gegenüber den Medien: “Er hat gesagt, dass er großes Vertrauen in uns hat. Er meinte, wenn wir so spielen, gewinnen wir."

Nationaltrainer Paulo Bento hat sich zu dieser Kontaktaufnahme noch nicht gegenüber Journalisten geäußert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass ihm dies nicht gefallen haben kann, da “Mou” irgendwie auch den Ablauf stört. Bento möchte ungestört mit seinen Spielern arbeiten. Dies ist unmöglich, wenn ständig der Madrid-Trainer sich in diverse Belange einmischt. Bento tut dies bei Real Madrid auch nicht und hält sich sehr stark zurück. Das Gleiche verlangt er nun auch von seinem Altersgenossen.

In der Medienlandschaft hingegen wird die Kritik am ehemaligen Mittelfeldspieler der einstigen Goldenen Generation immer größer. Als Anführer und Respektsperson wird er nicht gesehen. Daran kann auch die ansprechende Leistung gegen Deutschland zum EM-Auftakt nichts ändern. Die Ergebnisse waren nicht gerade beeindruckend. So hat er die direkte EM-Qualifikation verpasst. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es eine kollektive Unzufriedenheit bei den mit hohen Ansprüchen gesegneten Portugiesen. Auch der überragende 6:2 Sieg im Playoff-Rückspiel gegen Bosnien Herzegowina konnte die schwache Position des 42-Jährigen nicht wirklich stärken.

Es ist wahrlich keine Liebesbeziehung zwischen Bento und den Medien aus Portugal. Nach dem Spiel in Lemberg erklärte er mürrisch auf der Pressekonferenz: “Lasst mich hier arbeiten. Wenn das Turnier vorbei ist, ziehen wir Bilanz. Dann übernehme ich für alles die Verantwortung.”

Ein Wort, welches Gewicht hat, ist das von Abwehrspieler Pepe, der zuverlässig seinem Dienst nachgeht. In der portugiesischen Nationalmannschaft genauso wie bei Real Madrid. Der kantige Defensivakteur versucht den vielmals kritisierten Trainer zu stärken, indem er sagt: “Jeder hat seinen eigenen Stil”, so der Leistungsträger. “Mourinho arbeitet jeden Tag mit uns und hat es deshalb leichter. Paulo ist erst seit Kurzem Trainer, hat aber schon eine Menge Erfahrung. Er weiß, was die Spieler denken."

Auch der mit Abstand beste Spieler des “Seleccion” Cristiano Ronaldo ist voll des Lobes über Bento. "Er vertraut uns, und wir vertrauen ihm. Wir sind mit ihm auf dem richtigen Weg." Dennoch erwähnt er in einem Nebensatz, dass “Der Besondere” jedoch besser ist, denn: "Mourinho ist der beste Trainer der Welt.”

Mourinho arbeitet derweil als Experte für den arabischen Fernsehsender “Al Jazeera” und nimmt gewohnt kein Blatt vor den Mund. So wurde auch Spaniens Nationaltrainer Vicente Del Bosque nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Italien kritisiert. Irgendwie merkt man in diesen Tagen der Euro 2012 in Polen und der Ukraine erst Recht, wie mächtig und selbstbewusst zugleich Jose Mourinho eigentlich ist.

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