Assistenztrainer Hansi Flick: „Wir haben es selbst in der Hand“


Heute Abend ab 20:45 Uhr wird es nun also für die deutsche Nationalmannschaft ernst werden, wenn es zum wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen das Nachbarland Österreich kommen wird. Ein Heimsieg in der ausverkauften Münchener Allianz Arena kann bereits einen ganz wichtigen Schritt für die WM Qualifikation 2014 in Brasilien bedeuten. Im Spitzenspiel der Gruppe C spielt der Erste gegen den Zweiten. Grund genug für „DFB.de“, um mit Co-Trainer Hansi Flick ein ausführliches Interview über dieses hochinteressante Spiel zu führen.

Assistenztrainer Hansi Flick: „Wir haben es selbst in der Hand“
Bild: dfb.de
„Alle Spieler haben verinnerlicht, was wir von ihnen erwarten“

Direkt nach den letzten Meisterschaftsspielen der Nationalspieler am Sonntag haben Bundestrainer Joachim Löw und Assistent Flick die DFB-Kicker versammeln können. Solch einen langen Zeitraum gab es vor Länderspielen selten. Für Flick erwies sich diese Tatsache als ein echter Segen, wie er „DFB.de“ verraten hat: „Es ist doch klar, dass uns das hilft. Und im Hinblick auf die Qualifikation hat es eine große Bedeutung. Wir haben es selbst in der Hand, einen riesigen Schritt in Richtung Brasilien zu machen. Vor dem Spiel gegen Österreich war es wichtig, genügend Zeit zu haben, um in mehreren Trainingseinheiten an den Automatismen zu arbeiten und uns die Grundprinzipien unserer Spielphilosophie noch einmal zu verinnerlichen. Gerade nach dem Spiel gegen Paraguay gab es Kritik an der Defensivarbeit der Mannschaft, auf diese sind wir noch einmal intensiv eingegangen. Wir haben hier mit allen Mannschaftsteilen noch einmal ausführlich gesprochen, das war sehr hilfreich. In den Trainingseinheiten war zu spüren, dass alle Spieler verinnerlicht haben, was wir von ihnen erwarten.“

„Wir müssen kompakt stehen“

Besonders die Defensive war nach dem jüngsten 3:3-Unentschieden im Testspiel gegen Paraguay harsch in der Kritik. Die neue Idee, um die Abwehr zunehmend stabiler zu machen, erklärt Flick nun wie folgt, wenn er sagt: „ Wenn man es vereinfacht, lässt sich diese auf ein Wort reduzieren: Kompaktheit. Wir müssen kompakt stehen, müssen, wenn der Gegner in Ballbesitz ist, das Zentrum sichern. Wir wollen Druck auf den Gegner ausüben. Dafür müssen alle Spieler mit hoher Intensität agieren. Es ist messbar, dass wir immer dann Probleme bekommen haben, wenn bei der Laufbereitschaft ein paar Prozente gefehlt haben, auch wenn wir im Vergleich zu wenig gesprintet sind. Deswegen haben wir in den vergangenen Tagen im Training den Fokus auf diese Intensität gelegt. Wir wollen den Gegner immer wieder fordern, wollen das Spiel bestimmen, auch wenn der Gegner in Ballbesitz ist. Das geht nur, wenn wir ihn sofort unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen.“

„Ein Abstand von acht bis zehn Metern ist unsere Wunschvorstellung“

Über die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen kann der Taktikfachmann auch einige Details verraten, wenn er gegenüber „DFB.de“ offenbart: „Das ist natürlich immer auch von der Spielsituation abhängig. Ein Abstand von acht bis zehn Metern ist unsere Wunschvorstellung. Wichtiger ist aber die grundsätzliche Abstimmung. Gerade bei Spielern, die nicht im selben Verein spielen, ist es wichtig, dass sie viel miteinander reden. Dass sie einen Blick dafür haben, wie die Abstände sind oder ob ein Spieler noch weiter mit herausrücken muss. Da helfen ganz einfache Kommandos: 'zwei Meter links, geh rauf, ich sicher dich ab, ein Schritt nach vorne.“ Über die verschiedenen Varianten der Viererkette kann er nur mitteilen, dass sie sowohl auf einer Linie, als in gewissen Spielsituationen auch als ein Halbkreis agieren soll.Flick erklärt diese taktische Variante etwas näher: „ Ja, das ergibt sich daraus, dass es grundsätzlich wichtig ist, möglichst immer ein Absicherung zu haben. Wenn der Gegner im Ballbesitz ist und unsere Außenverteidiger Druck auf den Ballführenden ausübt, ist es wichtig, dass er Rückendeckung von 'seinem' Innenverteidiger hat. Die Situation darf nicht entstehen, dass der Weg zum Tor frei ist, wenn der Außenverteidiger ausgespielt ist. Deswegen streben wir in diesen Situationen eine defensive Staffelung an, auch um damit den Pass in der Rücken der Abwehr zu verhindern.“

„Das Erste, was man falsch machen kann, ist nach Ballbesitz abzuschalten“

Die Verteidigung soll zukünftig noch ausgeprägter schon bei den Angreifern beginnen. Über die möglichen Fehler beim Gegenpressing kann Flick folgendes erklären: „Das Erste, was man falsch machen kann, ist, nach Ballverlust abzuschalten. Selbst eine halbe Sekunde genügt dem Gegner manchmal schon, um sich in einer Situation zu befreien, in der wir auf ihn hätten Druck ausüben können. Das darf nicht passieren. Die Intensität muss nach Ballverlust eher steigen. Bei den Spielen in Frankreich (2:1) und gegen die Niederlande in Amsterdam (0:0) haben wir genau das sehr gut gemacht.“

Schwächen des Gegner ausnutzen

Über die Zielsetzung des geschickten Anlaufens des Stürmer an den ballbesitzenden gegnerischen Defensivspieler kann Flick folgende Anmerkungen machen: „Nein, der Stürmer muss den Gegner so anlaufen, dass er Passwege zumacht und so viele Gegenspieler wie möglich isoliert. Der Stürmer ist im Grunde der Signalgeber dafür, wie der Rest der Mannschaft den Gegner angreift. Wenn unser Stürmer dem Gegner die rechte Seite anbietet, dann wissen alle anderen, dass sie dorthin verschieben müssen, um Kompaktheit in Ballnähe herzustellen. Unser Ziel ist immer, dass wir mit unserem Angriffsverhalten versuchen, den gegnerischen Spieler in Ballbesitz zu bringen, der die meisten Probleme mit dem Spielaufbau hat. Wenn wir gegen ein Team spielen, das eine starke rechte Seite hat, müssen unsere Stürmer so anlaufen, dass der Gegner seinen Spielaufbau nur über die linke Seite betreiben kann.“ Möglichst schnell soll der Ballbesitz erlangt werden, da dadurch der Weg zum gegnerischen Gehäuse deutlich kürzer erscheint. Dazu sagt der ehemalige Profi: „Eigentlich ergibt sich das von selbst. Wenn wir innerhalb von sieben, acht Sekunden keinen Zugriff auf den Gegner haben, dann ist es klar, dass man sich neu orientieren muss. Auch wenn der Gegner den Ball zum Torhüter zurückspielt.“

„Wir haben Respekt vor Österreich“

Die österreichische Nationalmannschaft hat in den letzten Jahren eine erstaunlich gute Entwicklung nehmen können. Deshalb ist es auch nicht allzu verwunderlich, wenn das Selbstbewusstsein bei den Spielern deutlich gestiegen ist. Spieler wie Christian Fuchs und Marko Arnautovic sprechen sogar offen davon, dass bei Ausschöpfung des vollen Potentials sogar ein Auswärtssieg möglich erscheint. Flick ist sich der Schwere der Aufgabe absolut bewusst, wenn er sagt: „Wir haben Respekt. Österreich hatte lange keine Mannschaft mehr, die über so großes Potenzial verfügte. Sie haben einen Trainer, den ich sehr schätze. Marcel Koller arbeitet mit der Mannschaft sehr akribisch, er ist in der Lage, das Team taktisch gut einzustellen.“

„Unsere Spieler müssen versuchen zu antizipieren“

Er ist davon überzeugt, dass Österreich sich keineswegs verstecken wird, sondern offensiv dieses prestigeträchtige Spiel angeht. Vieles im Spielverlauf hängt ganz gewiss auch vom DFB-Team ab, wie er wie folgt begründet: „Die Österreicher werden bestrebt sein, uns unter Druck zu setzen. Sie haben viele schnelle Leute auf dem Platz und werden versuchen, diese einzusetzen. Wenn wir Druck machen, werden die Österreicher viel mit langen Bällen spielen und damit versuchen, bei uns Unordnung für Unordnung zu sorgen. Und sie haben zentrale Stürmer, die solche Zuspiele gut verarbeiten können, die den Ball behaupten oder gut prallen lassen. Gerade auf diese zweiten Bälle müssen wir gut aufpassen.“ Über den konkreten Umgang mit dem so genannten zweiten Bällen hat er folgende Erklärung: „Wichtig ist, dass die Nebenmänner gut funktionieren, auch hier ist also eine Absicherung wichtig. Dafür muss auch das Mittelfeld nachrücken. Unsere Spieler müssen versuchen, zu antizipieren, wo der zweite Ball hinkommen könnte und sich so einen Positionsvorteil gegenüber den Spielern des Gegners zu verschaffen.“ Über die Elemente wie Laufarbeit und Bereitschaft auch in den Zweikämpfen kann er sagen: „Immer, das ist der Schlüssel.“

„Dem Gegner den notwendigen Respekt entgegenbringen“

Einige Nationalspieler von Österreich sind auch in der Bundesliga aktiv. Flick ist sich dessen durchaus bewusst und weiß auch deshalb um die exorbitante Qualität der Gegenspieler. Einen Spieler vom FC Bayern München nennt er, wenn es darum geht den vermeintlich besten Spieler zu benennen: „ David Alaba. Er hat bei Bayern eine hervorragende Entwicklung genommen und als linker Außenverteidiger einfach großartig gespielt. Bei Österreich spielt er im Mittelfeld und bringt seine technische Qualität und seine Dynamik ein. Martin Harnik ist auch zu beachten, er kann die Räume schnell überbrücken und ist gefährlich, wenn ein langer Ball kommt. Mit Andreas Weimann haben Sie zudem einen jungen Stürmer, der sich in England durchgesetzt hat.“ Trotzdem ist er sich jedoch auch durchaus bewusst, dass ein Heimsieg gegen den Erzrivalen das erklärte Ziel sein muss: „ Ja, aber nur, wenn wir unsere Leistung bringen. Ich finde, dass wir gut beraten sind, dem Gegner den notwendigen Respekt entgegen zu bringen. Aber wir wissen auch, was wir können. Wir sind die Nummer zwei der Welt. Wir haben Vertrauen. Wenn bei uns alle Spieler an ihre Leistungsgrenze gehen, wird es am Ende so sein, dass Deutschland gewinnt.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Deutschland, Österreich, Joachim Löw, Hansi Flick
Datum: 06.09.2013 17:41 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-assistenztrainer-hansi-flick--„wir-haben-es-selbst-in-der-hand“-7437.html


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