Andreas Möller: „In diese Dortmunder Mannschaft kann man sich verlieben“


Vielleicht ist Andreas Möller der erfolgreichste deutsche Fußballspieler, der nie für den FC Bayern München gespielt hat. Mit der deutschen Nationalmannschaft ist er 1990 Welt- und sechs Jahre später Europameister geworden. 1997 gelang ihm mit Borussia Dortmund der Gewinn der UEFA Champions League. Vier Jahre zuvor konnte er mit Juventus Turin den UEFA-Pokal gewinnen. Zudem konnte er Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger werden. Zweifelsfrei hat er seine sportlich größte Zeit beim BVB erleben können, bei dem er 1995 und 1996 sogar zweimal Meister in Folge werden konnte. Nun spricht der mittlerweile 45-Jährige im Gespräch mit "DFB.de" über die Chancen von Borussia Dortmund auf den Champions League-Triumph 16 Jahre später.

Großer Erfolg? „Eine starke Mannschaft und ein gutes Umfeld“
Er muss es wissen, wie man tatsächlich große Titel gewinnen kann. So erklärt Möller gegenüber "DFB.de" die „Zutaten“ für den ganz großen Erfolg: „Mit einer starken Mannschaft und einem guten Umfeld. Es geht nur über die Qualität, und die nötige Portion Glück gehört manchmal auch dazu. Es gibt kein Patentrezept für den Erfolg. Wichtig ist auf jeden Fall interne Konkurrenz, um sich gegenseitig anzutreiben und besser zu machen.“ Und er macht zugleich auch deutlich, dass seine Freude über die Dortmunder-Heldentaten in der diesjährigen Champions League-Saison sehr groß ist: „Als ehemaliger Borusse freue ich mich natürlich ganz besonders über die Entwicklung. Beim Viertelfinale gegen Malaga sind bei uns zu Hause emotional alle Dämme gebrochen. Das Erreichen des Endspiels wäre eine ganz tolle Sache für den Verein und das Ergebnis der fantastischen Arbeit, die in den vergangenen Jahren in Dortmund geleistet wurde. In diese Mannschaft kann man sich verlieben. Sie hat so viel Energie, so viel Charakter und so viele tolle Fußballer. Großes Kompliment, was der BVB da aufgebaut hat.“

„97er Mannschaft ist mit der heutigen Dortmunder-Mannschaft nicht zu vergleichen“
Offen gibt er jedoch auch zu, dass ihm ein Vergleich zwischen der 97er Mannschaft und dem heutigen Team sichtlich schwer fällt, da viele Komponenten völlig unterschiedlich sind. Der gebürtige Hesse hat einige Unterschiede erkennen können: „Das kann man nicht vergleichen. Wir hatten damals einige Italien-Legionäre, die in die Bundesliga zurückgekehrt waren. Die Mannschaft hatte viel Erfahrung, es war eine andere Zeit. Am aktuellen Team erstaunt mich, dass so viele junge Spieler so herausragend auftreten. Spieler wie Reus, Götze oder Gündogan bewegen sich auf Topniveau. Das ist gut für den deutschen Fußball, davon profitiert auch die Nationalmannschaft.“ Zugleich lobt er das derzeitige Niveau des deutschen Fußballs, der für ihn derzeit die Nummer eins in Europa darstellt: „Ich denke, wir sind momentan die Nummer eins in Europa und an großen Ligen wie Spanien oder England vorbeigezogen. Die Hinspiele im Champions-League-Halbfinale waren ein Ausrufezeichen. Wir haben in Deutschland eine Ansammlung vieler talentierter Spieler mit einem sehr hohen Niveau. In den U-Nationalmannschaften kommen schon wieder tolle Jungs nach. Wir müssen also keine Angst haben, dass der aktuelle Erfolg eine Eintagsfliege ist.“

Möller outet sich als Fan vom Dortmunder-Spiel
Im Halbfinale der Champions League treffen viele verschiedene Spielsysteme aufeinander. Möller hat einen klaren Favoriten erkennen können: „Ich war schon immer ein Freund des schnellen Kombinationsspiels. Mit vielen Doppelpässen, dem direkten Weg zum Tor, ohne großes Ballgeschiebe. Darum sagt mir am meisten das schnelle Umschaltspiel zu, wie es der BVB praktiziert. Dieses Team hat viele Facetten und ist deswegen auch schwer zu bespielen.“ Zuletzt hat die mutmaßlich beste Mannschaft der Welt, der FC Barcelona, sein Auswärtsspiel beim FC Bayern München im Halbfinale der europäischen Königsklasse sehr deutlich mit 0:4 verloren. Auf eine gewisse Selbstzufriedenheit von Barca angesprochen, antwortet Möller: „Natürlich haben die Spieler viel erreicht. Für solche Vereine und Mannschaften ist es ganz gut zu erkennen, dass sie wieder mehr tun müssen. Barca und Real sind nach den Hinspielen an der Ehre gepackt, darum erwarte ich auch noch Widerstand in den Rückspielen - gerade in Madrid. Grundsätzlich lässt der Hunger aber nie nach, wenn man Fußball spielt. Eine Karriere kann so schnell vorbei sein, da muss man jede Saison nutzen und alles mitnehmen, was geht.“

„Ich kam mit Druck immer gut klar“
Es wäre übertrieben zu sagen, dass Andreas Möller bei Borussia Dortmund immer noch ein Publikumsliebling ist. Dafür haben ihm die BVB-Fans seinen Wechsel im Sommer 2000 zum Erzrivalen FC Schalke 04 zu sehr übel genommen. Auch der Transfer von Eintracht Frankfurt zu Borussia Dortmund Ende der 80er Jahre verlief nicht gänzlich ohne Komplikationen ab. Für viele Fans war Andreas Möller eine Art Feindbild, da er häufig auch wenig respektvoll als „Weichei“ und „Heintje“ klassifiziert worden ist. Über diese nicht immer einfache Zeit kann er nun berichten: „Ich kam mit Druck immer gut klar, ob es bei Vereinswechseln oder bei großen Turnieren mit der Nationalmannschaft war. Das ist auch ein Prozess. Je länger man im Profigeschäft ist, desto besser kann man damit umgehen. Wenn man an seine eigene Stärke glaubt, stellt sich der Erfolg relativ schnell ein. Das Drumherum muss man ausblenden. Und man braucht Trainer und Mitspieler, die hinter einem stehen. Außerdem sind die Aufregung und die Wut der Fans bei Vereinswechseln nicht mehr so dramatisch wie in den 70er- oder 80er-Jahren. Damals war so etwas eher ein Weltuntergang.“

„Götze kann mit Druck umgehen“
Derzeit steht die Personalie von Mario Götze im Fokus, der von Dortmund zum FC Bayern München im Sommer wechseln wird. Möller beurteilt diese Situation wie folgt: „Mario ist zwar noch ein sehr junger Spieler, aber er hat schon einiges erlebt. Er ist zweimal Deutscher Meister geworden, hat den DFB-Pokal gewonnen, steht jetzt im Halbfinale der Champions League. Er kann mit Druck umgehen. Ich glaube nicht, dass dieses Thema ein großes Problem für ihn ist. Er ist mental so stark, dass er es in München schaffen wird. Zumal er ein fantastischer Fußballer ist. Das hat man ja auch im Hinspiel gegen Real Madrid wieder gesehen.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Andreas Möller; BVB; Borussia Dortmund; Reus; Götze; Gündogan; FC Bayern München
Datum: 29.04.2013 21:37 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-andreas-moeller--„in-diese-dortmunder-mannschaft-kann-man-sich-verlieben“-5260.html


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