1899 Hoffenheim glaubt wieder an den Klassenerhalt – Favorit gegen Kaiserslautern


Der Spielplan war ganz nach dem Geschmack der eingefleischten, traditionsreichen Borussia Dortmund-Anhänger. Am letzten Spieltag die TSG 1899 Hoffenheim zu Gast, die von vielen BVB-Sympathisanten als Gegenentwurf zum Champions League-Finalisten gesehen wird. Die schnelle 1:0-Führung schien den Abstieg der Kraichgauer noch zu beschleunigen, zumal im weiteren Spielverlauf sich die Gisdol-Kicker als klar unterlegen präsentierten. Zwei Elfmeter für 1899 konnten aus dem 0:1 noch einen 2:1-Auswärtssieg herstellen und damit die Chance in zwei Relegationsspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern doch noch für den verspäteten Klassenerhalt zu sorgen. Die Fußballrepublik blickt dem weiteren Erstligaverbleib des Emporkömmlings aus Hoffenheim mit gemischten Gefühlen entgegen.

Hoffenheimer-Euphorie nach Dortmund-Coup
Für Hoffenheimer-Verhältnisse ist nun eine Art Euphorie bei den Zuschauern entstanden. 3600 Fans haben ihr Team in Dortmund live vor Ort unterstützt. Mehrere Zehntausend waren beim Public Viewing im heimischen Stadion zugegen. Am gestrigen Sonntagmorgen haben rund 300 Fans am Trainingsgelände in Zuzenhausen den Siegern Mut für die anstehenden Relegationsspiele gemacht. Beim obligatorischen Auslaufen konnten die 1899-Spieler Hände schütteln, Autogramme schreiben und sich Komplimente für das sensationelle Comeback abholen.

„Wir haben gestern etwas ganz Besonderes erlebt“
Vielumjubelter Held war zweifelsfrei Sejad Salihovic, der mit seinen beiden Elfmetertreffern für die Teilnahme an den beiden Relegationsspielen sorgen konnte. Gegenüber den Medienvertretern machte er nach dem Spiel dementsprechend auch deutlich: „Wir haben gestern etwas Besonderes erlebt.“ Zuviel Euphorie sollte jedoch auch nicht angebracht sein, denn mit dem 1. FC Kaiserslautern wartet ein extrem leidenschaftlicher Gegner, der alles Erdenkliche in die Waagschale werfen wird, um den Hoffenheimer tatsächlich um den Erstligaverbleib zu bringen. Am kommenden Donnerstag erwartet die TSG den Südwest-Nachbarn aus der Pfalz zum ersten Endspiel im Kampf um die Erstliga-Lizenz. Für den bosnischen Nationalspieler Salihovic scheint zumindest klar zu sein: „Noch ist nichts erreicht. Am Donnerstag geht es weiter. Jetzt haben wir den Klassenerhalt wieder selbst in der Hand.“

„Dieser Sieg gibt uns Selbstvertrauen“
Im eigenen Stadion möchte die TSG letztlich den Grundstein für den Klassenerhalt legen und geht als klarer Favorit, da die Kaderqualität anhand der finanziellen Möglichkeiten deutlich ausgeprägter erscheint. Wenn es dem FCK allerdings gelingen sollte einen Treffer in der Rhein-Neckar-Arena zu erzielen, ist für den mehrfachen deutschen Meister alles möglich. Klar scheint zumindest zu sein, dass dieser Sieg beim scheinbar übermächtigen BVB der TSG deutliche Stärke verliehen hat, wie auch Sebastian Rudy gegenüber „sport1.de“ erklärt hat: „Niemand hatte uns auf der Rechnung. Dieser Sieg gibt uns Selbstvertrauen.“

Hoffenheim bereit für Relegationsduelle
Die von SAP-Gründer Dietmar Hopp umfassend finanzierte Mannschaft hat in den letzten Spielen Moral bewiesen, denn auch in den letzten vier Begegnungen konnten immerhin sieben Punkte geholt werden. Hoffenheim fühlt sich bereit für den Kampf gegen die Foda-Schützlinge, die trotz des dritten Tabellenplatzes keineswegs als gefestigt erscheinen. Für Kevin Volland scheint zumindest schon einmal klar zu sein: „Unterschätzen dürfen wir die Mannschaft nicht. Aber wenn wir unseren positiven Trend fortsetzen, haben wir gute Chancen.“ Womit er durchaus Recht hat, da Lautern nach der Heimniederlage gegen den FC St. Pauli sicherlich nicht mit dem allergrößten Selbstvertrauen antreten wird. Auch die personelle Qualität ist bei Hoffenheim besser als bei den „Roten Teufeln“, die jedoch den großen Teil von Fußball-Deutschland hinter sich zu schätzen wissen und zudem einen optimistischen Trainer mit Franco Foda besitzen. Dieser sagt: „Wir sind trotzdem gut vorbereitet, sehr fokussiert und glauben fest daran, Hoffenheim in den zwei Relegationsspielen besiegen zu können.“ Und Defensivspezialist Jan Simunek stellt klar: „Lieber haben wir heute verloren, als am Donnerstag.“

Lautern mit großem Respekt vor Hoffenheim
Trotz all der mutmachenden Worte dürfte jedoch auch klar sein, dass dieser Endspurt des polarisierenden Vereins die Sorgenfalten in der Pfalz intensiviert hat, denn von der Qualität der Einzelspieler stellen die Hoffenheimer zweifelsfrei die stärkste der drei möglichen Kontrahenten dar. Der FC Augsburg und Fortuna Düsseldorf wären allgemein als schlagbarer angesehen worden. Nun macht Angreifer Sven Schipplock gegenüber „sport1.de“ deutlich: „So ein Finale kennt man sonst nur aus dem Fernsehen. Da war alles dabei. So viel Adrenalin hatte ich noch nie im Körper.“ Und der 43-jährige Trainer Gisdol stellt klar: „Das waren Emotionen pur. Du denkst an nichts mehr. Ich wollte nur noch in die Kabine und meine Ruhe finden.“ Nun möchte er seine Mannschaft „clever und sachlich“ auf die anstehende Aufgabe gegen den 1. FC Kaiserslautern vorbereiten. Derzeit spricht wirklich enorm viel für die TSG 1899 Hoffenheim als Sieger aus diesen beiden Play-Off-Spielen. Allerdings wünschen sich die meisten Fußballinteressierten ein Weiterkommen des traditionsreichen 1. FC Kaiserslautern, da sie dem Volksmund zufolge eine größere Bereicherung für die Bundesliga darstellen.

„Wir sind sehr dankbar für die Chance“
Auch der Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp hat nun wieder spürbar Kraft für den Klassenerhalt getankt. In Dortmund war er nicht vor Ort, um die traditionellen Schmähgesänge der Dortmunder-Fans nicht mit anzuhören. Nach dem Sieg beim letztjährigen deutschen Doublesieger zeigt sich der 73-Jährige nun wieder deutlich optimistischer als in den letzten Wochen. So erklärte er dazu: „Wir sind sehr dankbar für die Chance, diese Spiele bestreiten zu dürfen und sehen diesen voller Zuversicht entgegen.“ Auf die fast schon historische Schlussphase mit zwei späten Hoffenheimer-Treffern angesprochen, erklärte er: „Das scheinbar Unmögliche ist passiert. Unsere 3600 Fans und eine leidenschaftlich kämpfende Mannschaft haben sich beim Champions-League-Finalisten Respekt verschafft.“

Hopp als Feindbild der Dortmund-Fans
Diese letzte Bundesligapartie bei Borussia Dortmund war nicht völlig frei von Spannungen. Hopp war als Feindbild der Dortmunder ausgemacht worden. Die Fans hatten den vermögenden Neuankömmling aus dem 3.000 Seelen-Ort als eine echte Bedrohung für die Bundesliga angesehen und dies mit klaren Botschaften gegen Dietmar Hopp auch deutlich gemacht: „Im Fadenkreuz. Hasta la vista, Hopp.“ Hopp hat sich durch seine Anzeige gegen dieses Plakat nicht unbedingt Freunde im Borussen-Lager gemacht und sich nach Ansicht einiger Fußballfans als dünnhäutig präsentiert. Auch haben zuletzt Aussagen von Dortmunds-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke für einigen Gesprächsstoff gesorgt. So hat der BVB-Boss unlängst im Januar erklärt: „Dietmar Hopp ist komplett in Ordnung, aber die Bundesliga braucht Hoffenheim nicht zwingend.“ Ebenso gab es im August 2011 die so genannte „Beschallungsaffäre“, die jedoch auch von den Medien ein wenig übertrieben dargestellt worden ist. In diesem Spiel steht auch die Zukunft der TSG 1899 Hoffenheim auf dem Spiel. Vielleicht kann der kleine Verein aus der Nähe von Heidelberg aus den begangenen Fehlern auch ein wenig lernen.

Quelle: sport1.de ; fussball.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: TSG 1899 Hoffenheim; Borussia Dortmund; 1. FC Kaiserslautern; Relegation; Gisdol; Salihovic
Datum: 20.05.2013 16:20 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-1899-hoffenheim-glaubt-wieder-an-den-klassenerhalt-–-favorit-gegen-kaiserslautern-5609.html


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