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Fortuna Köln-Boss Ulonska: „Ich habe vom ersten Tag an auf mehrere Schultern gesetzt"

Klaus Ulonska ist das Herz und auch der Verstand des SC Fortuna Köln. Der Präsident verkörpert perfekt die Eigenschaften des Vereins und präsentiert den Klub glänzend in der Öffentlichkeit. Der ehemalige Leichtathlet gilt als rhetorisch extrem geschickt und zudem als Mann der klaren Worte. Im Interview mit 3-liga.com-Reporter Henning Klefisch äußert sich der 72-Jährige vor der ersten Drittliga-Spielzeit der Fortuna seit zwölf Jahren. Dabei präsentiert er sich gewohnt meinungsstark.

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Fortuna Köln-Boss Ulonska: „Ich habe vom ersten Tag an auf mehrere Schultern gesetzt
Foto: Fortuna Köln
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3.liga.com: Wichtig ist die Vorsorge, damit die Spieler auch nach ihrer Profi-Karriere eine Aufgabe und vor allem auch eine finanzielle Sicherheit haben. Gibt es vom Verein auch die notwendige Hilfe für die Fußball-Profis nach der Laufbahn?

Ulonska: „Wenn sie in der ersten Bundesliga spielen, einen guten Vertrag über zwei, drei Jahre besitzen, haben sie für die Zukunft zweifelsfrei ausgesorgt. Vielleicht brauchen Sie dann nur noch einen kleinen Job. In der 3. Liga ist das schon verdammt schwierig. Da müssen Sie die Fußballer selbst fragen. Ich habe von den Fußballern, die in meiner Mannschaft spielen, einen so guten Eindruck, dass die sich irgendwo weiterbilden, ob mit Studium oder Fernstudium, dass sie etwas für die Zukunft machen. Wenn sich die Spieler in dieses Geschäft hineinbegeben, müssen sie auch dieses Geschäft zu Ende führen.“
 
3-liga.com: Also sagen Sie ganz offen, dass die Spieler sich ausschließlich selbst darum kümmern müssen?

Ulonska: „Ich rede nur von dem Gehalt mit Steuerabgaben, wofür wir unter anderem sorgen. Für das andere muss der Spieler selbst sorgen in Zusammenarbeit mit seinem Berater. Ich gehöre aber zu den Menschen, die sehr behilflich sind. Wenn ein Spieler zu mir kommt und nach Rat und Tat fragt, helfe ich dem Spieler sehr gerne. Ich helfe dem Spieler auch bei Arztbesuchen, bei Autos, bei Wohnungen, bei der Kartenvergabe für die Lanxess-Arena. Auch da kann ich beratend mitwirken, aber die Entscheidung über das, was sie aktuell und in Zukunft machen werden, liegt bei einem erwachsenen Mann in jedem Fall bei sich selbst. Ich hoffe für alle Spieler, die sich in das Fußballgeschäft hineinbegeben von der Bundesliga bis in die Regionalliga, dass sie sich das alles gut überlegt haben und dass sie alle sehr vernünftig sind. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Spieler eine Partnerin haben, die vielleicht in einem guten Beruf ist und nicht ins Uferlose fallen würden. Wenn sie dann planmäßig, wissensmäßig vorgesorgt haben, kann man mit einem Übergang auch noch etwas erreichen. Das sehe ich so und ich bin davon überzeugt, dass die Spieler der Fortuna auch so gestrickt sind.“
 
3-liga.com: Könnte es vielleicht einen Boom durch den Weltmeistertitel geben. Vielleicht wollen immer mehr Kinder ihren Vorbildern nacheifern und melden sich bei Ihnen an?
 
Ulonska: „Wir sind so eng, dass wir gar keine Jugendlichen mehr aufnehmen können. Wir sind in allen Mannschaften zu. Von Fall zu Fall werden wir nach einem jeweiligen Probetraining entscheiden, ob wir geeignete Spieler aufnehmen können. Wir haben über 500 Kinder und Jugendliche im Verein, was die Spitze im DFB bedeutet. Das soll uns erst einmal einer nachmachen.“
 
3-liga.com: War in der Ägide von Mäzen Jean Löring die Abhängigkeit zu gewaltig?

Ulonska: „Es wäre sicherlich gut gewesen, wenn man noch ein paar Schultern gehabt hätte. Ich habe vom ersten Tag an auf mehrere Schultern gesetzt.“
 
3-liga.com: Das neue Konzept ist sicherlich deutlich zukunftsfähiger, oder??

Ulonska: „Den Jean Löring kenne ich als Sportausschussvorsitzender der Stadt Köln persönlich.Ich habe mit Löring immer etwas zu tun gehabt. Einem Mann wie Löring muss man dankbar sein, dass er das überhaupt gemacht hat. Jetzt muss man allerdings auch eine Sache sagen: Die Zeiten von damals kann man heute gar nicht mehr vergleichen. Damals war der Löring die richtige Person. Schade, dass es ihm zum Schluss geschäftlich nicht mehr so gut ging.Er wurde teils unfair von den Medien behandelt. Ich habe dann versucht, die Fortuna in den ersten fünf Jahren aus der Insolvenz herauszuholen. Wir sind ja nie insolvent geworden. Das muss man noch einmal betonen. Wir heißen weiterhin SC Fortuna Köln. Wir haben uns für diesen Weg dann entschieden. Mir blieb jedoch auch überhaupt nichts anderes übrig. Solche Leute wie Löring liefen ja nicht auf der Straße herum, die man nur einfangen muss. Ich habe schlicht und einfach angefangen, auch mit etwas kleineren Beträgen. Wenn mir heute ein altes Mütterchen 100 Euro in die Hand drückt, danke ich ihr genauso
, wie einem reichen Geschäftsmann, der das Vielfache davon investiert. Für ein altes Mütterchen sind diese 100 Euro vielleicht mehr als für einen anderen eine große Summe.“
 
3-liga.com: Können Sie uns bitte etwas über das Zuschauerpotential in diesem Verein mitteilen. Was wird als Durchschnitt erwartet?
 
Ulonska: „Unser Geschäftsführer Herr Schwentje erwartet zweieinhalbtausend Zuschauer. Ich bin ja der berühmte Optimist und erwarte deshalb 4000 Fans pro Spiel. Ich erwarte 4000 plus im Schnitt. Neben unserem euphorisierten eigenen Anhang kommen Mannschaften wie Münster, Duisburg, Dresden. Allein unser Anhang kann bei gewissen Spielen schon rund 4000 Zuschauer mitbringen. Dazu kommen die Schlachtenbummler von den den populären Gegnern.“
 
3-liga.com: Würden Sie denn sagen, dass sich das Niveau der Spielklasse noch einmal merklich verstärken konnte. Wie ist ihre Meinung?
 
Ulonska: „Die Mannschaften sind schon stärker.Man muss sich das auch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist schon eine andere Hausnummer. Auf der anderen Seite haben wir natürlich einen Trainer wie Uwe Koschinat. Uwe Koschinat hatte ein starkes Team. Wir haben auch starke Spiele geliefert.Gegen Bayern München II in der Relegation, gegen Mainz 05 im DFB-Pokal, wir haben tolle Spiele gegen Viktoria Köln absolviert. Bei Viktoria muss man nun fast schon nachdenken, warum sind die nicht Erster geworden.Das ist das Werk von diesem Supertrainer Uwe Koschinat. Wenn ich Uwe Koschinat sage, meine ich das Team. Wenn ich von mir rede, meine ich auch das Team.“
 
3-liga.com: Fortuna Köln ist nun aus der semiprofessionellen Regionalliga West in den Profibereich der 3. Liga gewechselt. Wie intensiv haben Sie sich auf den Aufstieg, aber auch ein mögliches Scheitern vorbereitet?
 
Ulonska: „Wir haben uns auf den Aufstieg vorbereitet. Wir haben zweigleisig geplant. Das sehen sie schon an unserem Sponsoringheft. Da stehen zwei Preise drin. Regionalliga und Dritte Liga. Das sind überall Pakete. Der Unterschied zwischen der 3. Liga und Regionalliga ist wirklich enorm. Allerdings benötigen wir auch mehr Geld.Wir fahren nach Kiel, wir fahren nach Rostock, wir fahren nach Halle, wir fahren nach Cottbus, wir fahren nach Stuttgart, wir fahren nach Unterhaching, wir fahren nach Regensburg. Das ist der absolute Wahnsinn. Deshalb brauchen wir das Geld auch dringend.“
 
3-liga.com: Bundesweit wird die Daseinsberechtigung von Reserveteams in der 3. Liga
kontrovers diskutiert. Wie ist ihre Meinung dazu?
 
Ulonska: „Das ist mir persönlich so etwas von egal. Zumal die Fortuna gegen die zweiten Mannschaften in der Vergangenheit immer ausgesprochen gut ausgesehen hat. Deshalb stört mich das in dem Maße auch nicht. Ob das richtig ist, das soll der DFB entscheiden. Das ist nicht meine Entscheidung.“
 
3-liga.com: Wie bewerten sie Mannschaften wie RB Leipzig oder der FC Ingolstadt 04, die von großen Konzernen maßgeblich finanziert werden?
 
Ulonska: „Wir haben das schon früher gehabt. Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, wir haben den Herrn Hopp, wir haben den Herrn Kind in Hannover. Damals gab es noch Bayer Uerdingen. Die Welt hat sich verändert. Warum soll sie sich nicht auch im Fußball verändern. Wenn ich höre, dass ein Messi im Jahr 30 Millionen Euro verdient, dann kann ich das persönlich nicht nachvollziehen. Da ich gönnen kann, gönne ich sie ihm auch wenn es Menschen gibt, die ihm das bezahlen. Ob das alles so richtig ist und in die heutige Welt hineinpasst, kann ich nicht beurteilen. Auch gewisse Ausgaben zu tätigen, wenn ein Spieler 50 Millionen Euro kostet. Wenn ich das Sagen hätte, würde solch ein Spieler einfach nicht gekauft. Das kann ein Spieler nicht wert sein. Die Ausgabe kann ich auch nicht machen. Das ist aber vielleicht auch die Aussage von einem Leichtathleten, der bis heute noch immer nicht den Fußballverstand besitzt.“
 

Quelle: Klefisch-Exklusiv

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