Wolfsburgs-Trainer Hecking: "Wir dürfen und von der Kulisse nicht anstecken lassen"


Am morgigen Dienstag ab 20.30 Uhr gibt es die Partie im DFB-Pokalhalbfinale zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg. Für die „Wölfe“ geht es im Auswärtsspiel bei einem europäischen Topteam um den zweiten Einzug in das zweite Pokalendspiel nach 1995. Damals haben die Niedersachsen als Zweitligist eine bittere 0:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach hinnehmen müssen. Vor dem wichtigen Spiel hat sich VfL-Coach Dieter Hecking mit „DFB.de“ über die Partie und die grundsätzlichen Voraussetzungen in der Autostadt unterhalten.

Wolfsburgs-Trainer Hecking:
Knappe Niederlage in Dortmund macht Mut

Es ist erst wenige Tage her, als Wolfsburg in der Bundesliga eine empfindliche 1:2-Niederlage bei Borussia Dortmund erleben musste. Hecking hat folgende Konsequenzen aus dieser Partie ziehen können: „Wir haben in diesem Spiel gesehen, dass wir eine Chance auf den Finaleinzug haben, wenn wir unsere Leistung über 90 Minuten abrufen. Das macht Mut. Genauso war erneut festzustellen, dass Borussia Dortmund trotz vieler Verletzungen eine große Klasse hat.“

Aus Fehlern sollen die richtigen Konsequenzen gezogen werden

Auffällig ist in dieser Begegnung auch zweifelsfrei gewesen, dass der VfL nach einer starken ersten Halbzeit, wo die 1:0-Führung nach 45 Minuten noch deutlich zu wenig gewesen ist, im zweiten Abschnitt von der Dortmunder-Angriffswucht etwas überrascht worden ist. Nach dem 1:1 für den BVB ging die Grundordnung völlig verloren. In diesem Punkt hat Hecking bereits Optimierungsbedarf erkennen können: „Das ist der nächste Schritt, den wir von unserer Mannschaft einfordern. Auch in kritischen Phasen, wenn der Gegner richtig Druck macht, müssen wir die Ruhe beibehalten. Da dürfen wir uns auch von der Kulisse nicht anstecken lassen. So etwas passiert gelegentlich, weil wir auch eine sehr junge Mannschaft haben. In Dortmund waren sechs Spieler unter 22 Jahren auf dem Platz.“

Einbau von VfL-Talenten steigert Identifikation

Der Tabellenvierte tritt beim Zweiten an, was allein schon tabellarisch für ein absolutes Spitzenspiel sprechen kann. Beide haben einen qualitativ hochklassigen Kader. Hecking ist sich jedoch bewusst, dass die Konzentration über das gesamte Spiel über sehr hoch gehalten werden muss: „Es wird sicherlich ein enges Spiel. Wir dürfen uns daher nicht zu viele Fehler erlauben. Für uns ist es ein absolutes Topspiel. Wir haben die Möglichkeit, nach Berlin zu kommen, und das bedeutet uns schon etwas.“ Auffällig ist in den letzten Monaten gewesen, dass die Bindung zu den Fans deutlich stärker stärker ausgeprägt ist. Dies könnte auch damit begründet sein, dass Eigengewächse wie Maximilian Arnold und Robin Knoche für eine höhere Identifikation sorgen können. Hecking sieht diese Tatsache als einen Grund. Zugleich sieht er jedoch auch die Meisterschaft vor fünf Jahren als einen weiteren Grund für diese positive Veränderung: „ Die Jahre zuvor kann ich nur schwer beurteilen. Ich denke, dass bereits durch die Meisterschaft 2009 eine große Identifikation stattgefunden hat. Nur waren die folgenden Jahre nicht sonderlich erfolgreich. Zudem standen sehr viele Spieler unter Vertrag. Das wollten wir korrigieren. Offenbar wird das von unseren Fans sehr gut angenommen. Gerade weil wir den eigenen Nachwuchs einbauen. Sollten wir das Pokalfinale in Berlin erreichen, würde das sicherlich einen weiteren Schub geben.“

Gustavo marschiert mit seiner Leistung vorweg

Zu Saisonbeginn konnte der VfL Wolfsburg europaweit auf sich aufmerksam machen, da mit Luiz Gustavo ein aktueller brasilianischer Nationalspieler in die Autostadt gelockt werden konnte. Trotz Angeboten vom FC Chelsea und aus Italien entschied sich der Mittelfeldspieler für den VfL und hat sich mittlerweile zu einem absoluten Führungsspieler entwickeln können. Hecking bewertet Gustavo gegenüber „DFB.de“ wie folgt: „ Mit seiner Leistung auf dem Platz, wie er vorneweg marschiert, ist er ein Führungsspieler. Selbst in Trainingsspielen gibt er richtig Gas. Er will immer gewinnen.“ Sein Trainer muss jedoch einschränken, dass Gustavo nicht den lautstarken Führungsspieler verkörpert. Er lässt lieber die Leistung auf dem Spielfeld sprechen, wie Hecking betont: „ Der große Lautsprecher ist er sicherlich nicht. Das muss er auch gar nicht sein. Entscheidend ist sein Auftreten auf dem Platz. Er wächst immer mehr in die Rolle eines Führungsspielers hinein. Daher war es für seine Entwicklung der richtige Schritt, zu uns nach Wolfsburg zu kommen.“

De Bruyne scheint allmählich in Wolfsburg angekommen zu sein

Für eine stolze Ablösesumme in Höhe von 22 Millionen Euro ist in der Winterpause Kevin De Bruyne vom englischen Spitzenklub FC Chelsea verpflichtet worden. Er selbst hat deutlich zum Ausdruck bringen können, dass er mit seinen eigenen Leistungen in der bisherigen Rückrunde alles andere als zufrieden gewesen ist. In den letzten beiden Partien hat er wieder mehr von seinem großartigen Potential unter Beweis stellen können. Nun scheint er sich besser bei den Wolfsburgern integriert zu haben, was auch sein Trainer so erkannt hat: „Unsere Mannschaft ist auch sehr pflegeleicht und macht es neuen Spielern einfach, sich zu integrieren. Das Problem von Kevin war einfach die körperliche Verfassung. Er hatte bedingt durch seine wenigen Einsätze überhaupt keinen Spielrhythmus. Weil Chelsea meist drei Spiele die Woche hatte, kam auch die Trainingsarbeit etwas kurz. Aber nun geht es körperlich mit ihm aufwärts. Ein Tor würde ihm natürlich gut tun.“

Hecking findet lobende Worte für Eigengewächs Arnold

Gerade einmal 19 Jahre alt ist derweil Christian Arnold, der häufig auf der Position des Spielgestalters beim VfL eingesetzt wird. Die Entwicklung des ehemaligen Dresdeners erscheint absolut positiv zu sein, da er über eine enorme Konstanz in seinen Leistungen verfügen kann. Sein Coach scheint ein echter Fan vom Teenager zu sein, der noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen zu sein scheint: „Da bin ich tatsächlich überrascht. Das war so nicht abzusehen. Natürlich wussten wir, dass er sich trotz seines jungen Alters schnell in der Bundesliga etablieren kann. Aber wie er sich im Zweikampf verhält, wie er Spielsituationen liest, wie er gegen den Ball arbeitet - das ist für einen 19-Jährigen sehr beachtlich. Zudem strahlt er Torgefahr aus.“ Zudem fügt er hinsichtlich der Bewertung dieses Spielers noch hinzu: „Natürlich müssen wir auf seine Kräfte achten. Er hat fast drei Jahre durchgespielt, weil er zweimal im Sommer an der Deutschen A-Jugendmeisterschaft teilnahm. Er hatte kaum Pausen. In der Trainingswoche ist zu spüren, dass er manchmal etwas müde ist. Aber er schafft es immer wieder, sich für die Spiele so zu motivieren, dass auf dem Feld davon nichts zu sehen ist. Für uns ist es wichtig, ihn nicht zu verheizen. Aber momentan ist er voll in der Spur, so dass wir gar nicht groß aufpassen müssen. Er fühlt sich auf dem Platz einfach am wohlsten.“

Hecking gesteht seinem Team noch etwas Zeit ein

Nach den kostspieligen Transfers von Kevin De Bruyne und Luiz Gustavo, die als Leistungsträger ihrer Nationalmannschaften gelten, ist die Qualität bei den Wölfen noch einmal um ein Vielfaches erhöht worden. Einige Experten haben sogar davon berichtet, dass Wolfsburg mit dem großen FC Bayern München sogar in den Titelkampf eingreifen kann. Für Hecking ein Schritt, der zweifelsfrei zu früh gekommen ist: „Es war voreilig. Wir in Wolfsburg hatten das Gefühl, dass einige Vereine damit von ihren eigenen Geschichten ablenken wollten.“

„Wir haben hier einen Umbruch eingeleitet“

Hecking bewertet diese ganze Szenerie deutlich realistischer und auch ein Stück weit kritischer, da er sein Team noch in einer Entwicklung sieht und deshalb Mannschaften wie Bayern, Dortmund oder auch Schalke auf einer anderen Stufe stehen. Dies bringt der mehrfache Familienvater auch eindeutig zum Ausdruck: „Wir haben hier einen Umbruch eingeleitet und sehen uns noch ein Stück von den Top-3 entfernt. Nichtsdestotrotz haben wir bereits ein sehr ordentliches Niveau und wollen in kleinen Schritten weiter vorankommen. Natürlich würden wir uns freuen, bereits in diesem Jahr maximalen Erfolg zu haben, obwohl es für die Gesamtentwicklung möglicherweise besser wäre, einen Schritt nach dem anderen zu machen.“

„Ich hatte die vergangenen Jahre immer viel Spaß“

Auf seinen letzten Trainerstationen in Nürnberg, Hannover oder Aachen hat er zumeist um den Klassenverbleib spielen können. In diesem Fall sind beim VfL Wolfsburg natürlich die finanziellen Voraussetzungen deutlich besser, weshalb ein dauerhaftes Mitmischen im Kampf um die europäischen Plätze realistisch zu sein scheint. Hecking äußert sich salomonisch, dass er meist Spaß bei der Arbeit hat und es sekundär ist, in welchen Tabellenregionen er sich befindet: „ Ich hatte die vergangenen Jahre immer viel Spaß. Natürlich waren die Voraussetzungen, als ich in Hannover oder Nürnberg angefangen habe, ganz anders. Aber letztendlich hatte ich in Nürnberg nur ein halbes Jahr Abstiegskampf, als ich die Mannschaft übernahm. In Hannover war es ähnlich. Aber klar ist: Je mehr Spiele man gewinnt, desto mehr Spaß macht es.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Dieter Hecking, VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund, DFB-Pokal
Datum: 14.04.2014 14:42 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-wolfsburgs-trainer-hecking---wir-duerfen-uns-von-der-kulisse-nicht-anstecken-lassen-12027.html


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