WM 2014: Götze schießt Deutschland zum WM-Titel gegen Argentinien


Auf diesen Erfolg musste Deutschland fast zweieinhalb Jahrzehnte warten. Mit einem 1:0-Sieg über Argentinien im WM-Finale 2014 von Rio de Janeiro ist der deutschen Nationalmannschaft der Eintrag in die Geschichtsbücher gelungen, denn zum ersten Mal konnte eine europäische Mannschaft auf dem amerikanischen Kontinent gewinnen. In der 113- Minute war es Mario Götze, der mit einem der schönsten Treffer der WM-Geschichte die DFB-Auswahl in den Fußball-Olymp schießen konnte. Es war ein verdienter WM-Titel für das Team um Bundestrainer Joachim Löw, der die Mannschaft seit 2006 als Cheftrainer führt und immer zumindest im Halbfinale gewesen ist. Nach 1954, 1974 und 1990 ist Deutschland damit zum vierten Mal das beste Team der Welt.

WM 2014: Götze schießt Deutschland zum WM-Titel gegen Argentinien
Kramer muss verletzten Khedira ersetzen

Dieses Endspiel ist zweifelsfrei eines der besten in der Geschichte dieses Weltturniers gewesen. Taktisch und technisch auf allerhöchstem Niveau in einem Duell zweier Weltklassemannschaften, die völlig zurecht in diesem Endspiel gestanden haben. Dabei begann die Partie für Deutschland mit einem echten Schock, denn Sami Khedira hat sich beim Aufwärmen Wadenprobleme zugezogen und ist durch den jungen Gladbacher Christoph Kramer ersetzt worden. Auch Argentinien musste einen wichtigen Spieler ersetzen, denn Khediras-Vereinskollege Angel Di Maria blieb wegen Wadenproblemen nur auf der Ersatzbank. Für ihn spielte Ezequiel Lavezzi vom französischen Meister Paris St. Germain.

Gute deutsche Anfangsphase

Die Atmosphäre im mit über 74.000 Zuschauern ausverkauften Maracana-Stadion zu Rio de Janeiro war dem eines WM-Endspiels absolut würdig. Deutschland übernahm zunächst die Spielkontrolle und kam nach einem Foulspiel von Marcos Rojo an Thomas Müller zu einem Freistoß durch Toni Kroos, der jedoch in die Mauer geschossen wurde. Im direkten Gegenzug hatte Huguain eine gute Torchance, die er jedoch aus spitzem Winkel vergeben hat. In den weiteren Spielminuten ging es für Deutschland darum die Spielkontrolle zu übernehmen und mit gelungenen Kombinationen Sicherheit für das eigene Spiel zu bekommen. Richtige Torchancen konnten sich jedoch nicht erarbeitet werden. Auch Argentinien zeigte seine spielerische Klasse und setzte auf ein entschlossenes Konterspiel.

Argentinien mit glänzenden Chancen zur Führung

Nach rund 20 Minuten musste Kramer nach einem rücksichtslosen Check von Ezequiel Garay behandelt werden, da er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Der insgesamt schwache Schiedsrichter Nicola Rizzoli hat nicht reagiert, was zu seinem Gesamtbild passte. Eine Viertelstunde später ist schließlich Andre Schürrle für den benommenen Kramer eingewechselt worden. Deshalb kam es im deutschen Spiel auch zu einer taktischen Umstellung, da Kroos fortan gemeinsam mit Schweinsteiger die Doppelsechs bildete, während Mesut Özil auf die Spielmacherposition wechselte. Insgesamt war diese erste Halbzeit besonders aus deutscher Sicht jedoch nichts für schwache Nerven, da Kroos mit einem Kopfball zurück auf Keeper Manuel Neuer perfekt „Gaucho-Angreifer Gonzalo Higuain bedienen konnte, der völlig freistehend jedoch neben das Tor schoss. Eine Monster-Chance für die „Albiceleste.“

Clevere Deutschen

Deutschland insgesamt aktiver und um Spielkontrolle bemüht, während Argentinien sich auf eine stabile Defensive konzentrierte und geschickt verschieben konnte. Die Räume wurden extrem eng gemacht, sodass für Kombinationen kaum Platz gelassen werden konnte. Das DFB-Team hat es bewusst versucht, das Spiel deutlich schneller zu machen, um die Lücken zu finden.

Kurz vor Halbzeit eine große Höwedes-Chance

Auf der anderen Seite hat sich Messi gegen Hummels durchsetzen können. Der überragende Innenverteidiger Jerome Boateng hat auf der Torlinie die Kugel klären können. Nur 180 Sekunden später besaß Kroos eine exzellente Chance, die er jedoch leichtfertig vergeben hat, als dem starken argentinischen Keeper Sergio Romero in die Arme geschossen hat. Deutschland kam in der letzten Minute der ersten Halbzeit durch Angreifer Miroslav Klose noch einmal zu einer exzellenten Torchance, als er eine schöne Flanke von Thomas Müller nur knapp verpasste. In der Nachspielzeit ist es Höwedes gewesen, der nach einem Kroos-Eckball mit einem Kopfball nur den Torpfosten treffen konnte.

Chancen auf beiden Seiten

Aus der Halbzeit kamen die Südamerikaner besser und so gab es eine erhebliche Unordnung in der deutschen Defensive, die Messi zwei Minuten nach Wiederanpfiffb fast nutzen konnte. Er schoss jedoch am rechten Torpfosten vorbei. In der 50. Minute wurde Klose im Strafraum von den aufmerksamen Argentiniern gestoppt. Nach einer Stunde Spielzeit war es Schürrle, der von der linken Seite Richtung gegnerisches Gehäuse lief. Seine Flanke in die Mitte konnte Özil nicht mehr kontrollieren. In den weiteren Minuten gab es auf beiden Seiten gute Ansätze für einen Torerfolg. Stark war sicherlich auch die Antizipation von Bastian Schweinsteiger, der eine Rojo-Flanke richtig erkennen konnte und dadurch ein Zuspiel an Higuian verhindern konnte. Nach 80 Spielminuten war es abermals Defensivspezialist Benedikt Höwedes, der gefährlich im gegnerischen Strafraum auftreten konnte. Ihm fehlte es jedoch letztlich an der notwendigen Durchschlagskraft im Abschluss. Zwei Minuten später hat nach einem starken Özil-Zuspiel diesmal Kroos die mögliche Führungschance leichtfertig vergeben. Nach 88 Minuten wurde schließlich Mario Götze für den ausgepowerten WM-Rekordtorschützen Miroslav Klose eingewechselt. Das ganze Stadion applaudierte letztlich für den 36-Jährigen, der seine vierte und letzte Weltmeisterschaft gespielt hat.

Intensives Spiel mit Spannung

Höwedes hat defensiv eine starke Vorstellung für seine Möglichkeiten bieten können. In der letzten Spielminute konnte er gegen den eingewechselten Rodrigo Palacio klären. In der dreiminütigen Nachspielzeit drängte Deutschland vehement auf den Siegtreffer. Zunächst war Götzes-Torschuss zu harmlos, ehe auch bei Schürrles-Kopfball die notwendige Präzision spürbar fehlte. Dann ging es in die Verlängerung, die eindeutig von Deutschland beherrscht werden konnte. Götze konnte eine starke Vorlage auf Schürrle liefern, der aus einer guten Schussposition jedoch Romero nur in die Arme schoss. Sechs Minuten danach ein dicker Stellungsfehler von Mats Hummels, wodurch Palacio völlig freistehend zum Abschluss kam. Der Heber des Angreifers von Inter Mailand ging jedoch über den Kasten. Hummels konnte kurze Zeit später seinen Fehler wieder gutmachen, als er eine exzellente Torchance von Aguero entschärfen konnte.

Götze schießt sich in die Geschichtsbücher

Im weiteren Teil der Verlängerung ist immer wieder der überragende Schweinsteiger Opfer von bösen Fouls der „Gauchos“ geworden. Nach 110 Minuten hat er nach einem Faustschlag von Aguero im Luftkampf sogar einen Cut unter dem rechten Auge davongetragen. Großkreutz stand für eine mögliche Einwechslung in diesem Moment schon parat. Der 29-jährige Führungsspieler vom FC Bayern München machte jedoch weiter, sodass der Dortmunder Großkreutz neben seinem Vereinskameraden Durm und dem Freiburger Ginter der einzige Feldspieler gänzlich ohne Einsatzminute gewesen ist. Dazu gesellen sich erwartungsgemäß noch die beiden Keeper Roman Weidenfeller und Ron-Robert Zieler. Nach 113 Spielminuten fiel schließlich der alles entscheidende Siegtreffer, als sich FC Chelsea-Spieler Schürrle gekonnt auf der linken Seite durchsetzen konnte und auf Götze flankte, der die Kugel mit der Brust annehmen konnte und mit einem Volleyschuss ins lange Eck Torwart Romero keine Chance ließ. In den restlichen sechs Minuten hielt Deutschland Argentinien von seinem Tor fern.

Hier ist die Aufstellung:
Die deutsche Aufstellung: Neuer - Lahm, Boateng, Hummels, Höwedes - Schweinsteiger, Kramer (30. Schürrle) - Müller, Kroos, Özil (119. Mertesacker) - Klose (88. Götze)
Die argentinische Aufstellung:Romero - Zabaleta, Demichelis, Garay, Rojo - Biglia, Mascherano - Perez, Lavezzi (46. Aguero) - Messi, Higuain (86. Palacios).

Dazu haben wir die Stimmen aus beiden Lagern gesammelt.

Joachim Löw (Trainer Deutschland): "Niemand hat es so sehr verdient wie wir. Wir waren eine verschworene Einheit, die für diesen Titel gekämpft hat. Mario ist ein Spieler, der Spiele entscheidet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er heute das Ding zu Ende bringt. Wir haben uns in diesen Jahren kontinuierlich gesteigert, sind immer besser geworden, haben an uns geglaubt. Das war jetzt einfach fällig. Diese Mannschaft ist nicht am Ende."

Mario Götze: "Es gab den einen oder anderen Spieler, der gesagt hat: 'Du machst das heute, ich glaube an dich!'. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Ich bin überglücklich. Wir haben allen Grund zu feiern Schürrle hat den überragend reingebracht. Dann war der Ball einfach drin. Man konnte es nicht realisieren. Das war eine Erlösung für die Mannschaft."

Manuel Neuer: "Unglaublich. Auch die, die nicht auf dem Platz gestanden haben, haben einen wahnsinnigen Zusammenhalt in die Mannschaft gebracht. Wir hatten vor der WM einige Rückschläge. Auch die Spieler, die verletzt nicht dabei sind, sind Weltmeister. Ganz Deutschland ist Weltmeister."

Philipp Lahm: "Es fühlt sich unglaublich an. Wie wir über 120 Minuten geackert haben. Wir hatten die beste Mannschaft, haben uns immer wieder gesteigert. Haben uns von keinem Störfeuer irritieren lassen und sind unseren Weg gegangen."

Mats Hummels: "Ich bin noch völlig in einer anderen Welt gefangen, körperlich auch zu erschöpft, um mich schon ganz euphorisch freuen zu können. Das wird aber in den nächsten Tagen kommen.Weltmeister wird man nur, wenn man als Mannschaft agiert. Das haben wir allen die ganze Zeit klarmachen wollen, und das haben wir geschafft, auch wenn uns im Finale das Quäntchen Glück beigestanden hat, als wir schon ein bisschen auf das Elfmeterschießen gewartet haben."

Christoph Kramer: "An viel kann ich mich nicht erinnern, aber das ist auch egal jetzt. Ich muss einen Gruß an meine Oma senden, die hatte Geburtstag und ich habe sie nicht erreicht."

Bastian Schweinsteiger: "Wir genießen den Moment, unglaublich. Danke an ganz Deutschland für die Unterstützung. Wir haben das gespürt hier, wie ihr hinter uns standet. Heute wird überall gefeiert, wir geben Vollgas hier. Unglaubliche Leistung, aber wie die Jungs von der Bank mitgegangen sind, ich habe sowas noch nie erlebt. Das gibt so viel Power, nur deswegen haben wir den Pokal gewonnen. Ganz spezieller Gruß an jemanden, ohne den wir alle nicht hier wären: Uli Hoeneß, vielen Dank für die Unterstützung, wir glauben daran, dass alles gut wird und unterstützen Sie sehr."

Miroslav Klose: "Es war immer ein Traum, da oben zu stehen und nicht auf dem Rasen zu applaudieren. Ich habe Mario gesagt, du machst das Ding! Ich glaube, ich lass das erstmal sacken. Dann schlafe ich ein paar Nächte drüber."

Alejandro Sabella (Trainer Argentinien): "Es war ein ausgeglichenes Spiel. Wir hatten sehr gute Chancen, waren aber nicht effektiv genug. Deutschland hat einen Tag mehr Zeit gehabt. Ich möchte meine Spieler beglückwünschen. Sie haben eine fantastische Weltmeisterschaft gespielt. Ich bin stolz. Sie haben sich für die Farben Argentiniens aufgeopfert. Natürlich sind wir sehr traurig, aber alle können in den Spiegel schauen. Glückwunsch an Deutschland."

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: "Ich bin natürlich überglücklich. Ich habe mir vor dem Finale die Frage gestellt, ob sich bei einem Titelgewinn noch einmal so ein Glücksgefühl wie 1990 einstellen kann, als ich nach dem 1:0 gegen Argentinien in meiner damaligen Position als Pressesprecher wie ein Känguru über den Platz in Rom gehüpft bin. Und ich habe festgestellt, dass es geht. Für den deutschen Fußball ist das sehr wichtig, weil wir so lange keinen Titel gewonnen hatten. Die Mannschaft ist jetzt auf dem Gipfel angekommen. Das hat sie sich redlich verdient. Das ist ein echtes Team, mit allen seinen 23 Spielern."

Bundespräsident Joachim Gauck: "Es war ein Nervenspiel. Ich habe so gezittert. Ich habe gedacht: Wo ist die Mannschaft, die Brasilien mit 7:1 geschlagen hat?"

Christian Seifert (Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga, DFL): "Mein Glückwunsch an dieses Team und alle, die an diesem Erfolg mitgearbeitet haben! Das ist ein historischer Triumph, die Mannschaft steht damit auf einer Stufe mit den Weltmeistern von 1954, 1974 und 1990. Viermal in Folge mindestens im WM-Halbfinale und dabei nun als erste europäische Mannschaft Weltmeister auf dem amerikanischen Kontinent: Diese herausragende Entwicklung unterstreicht ebenso wie die Ergebnisse in der Champions League in den letzten Jahren, dass der Sieg von Rio kein Zufall ist. Die gemeinsamen Anstrengungen des deutschen Fußballs seit der Jahrtausendwende wurden mit dem Titel belohnt."

Quelle: dfb.de, welt.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: WM 2014, Deutschland, Argentinien, Klose, Löw, Sabella
Datum: 14.07.2014 15:21 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-wm-2014--goetze-schiesst-deutschland-zum-wm-titel-gegen-argentinien-14019.html


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