VfB Stuttgart-Trainer Veh: „Ich möchte die Chance haben, immer europäisch zu spielen“


Armin Veh ist nun wieder zum VfB Stuttgart zurückgekehrt. Der 53-jährige Fußball-Lehrer übernimmt beim schwäbischen Traditionsverein den Trainerposten und will den VfB wieder zurück in das internationale Geschäft führen. Schon in der kommenden Saison scheint dies nicht gänzlich unrealistisch zu sein, denn die Kaderqualität scheint absolut vorhanden zu sein. Zuletzt hat er Eintracht Frankfurt wieder in die Bundesliga zurückführen können. Nach dem Einzug in die Europa League und der letztjährigen Konsolidierung hat er sich zu einem Abschied von den Hessen entschieden. Nun macht er im ausführlichen Gespräch mit „spox.com“ deutlich, dass er sich auf seine neue, alte Aufgabe sichtlich freut.

VfB Stuttgart-Trainer Veh: „Ich möchte die Chance haben, immer europäisch zu spielen“
„Im Trainerjob gibt es keine Pause“

In einem sehr privaten Gespräch hat er nun auch schnell zum Ausdruck bringen können, dass ein völliges Abschalten vom Trainerjob ihm ausgesprochen schwer fällt: „Wenn man als Trainer angestellt ist, ist Abschalten vom Fußball unmöglich. Der Job beschäftigt einen das ganze Jahr über. In diesem Job gibt es keine Pause.“

„Im Abstiegskampf geht es um Elementares“

Die Existenz von vielen Arbeitsplätzen ist von den Fußball-Lehrern abhängig. Der Druck ist auch deshalb gewaltig, wie er „spox.com“ nun verraten konnte: „Im Abstiegskampf geht es um Elementares. Ein Abstieg ist viel einschneidender, als wenn man zum Beispiel die Europa-League-Plätze verpasst. Der Druck ist ein anderer, wenn Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Zum Glück habe ich meist Teams trainiert, die etwas weiter oben in der Tabelle standen. Aber in Rostock gab es beispielsweise nie ein anderes Ziel, als die Klasse zu halten. Das war damals neu für mich.“

„In Rostock gab es nie eine Chance, etwas zu entwickeln“

Beim FC Hansa Rostock musste er vor einem guten Jahrzehnt unter sehr bescheidenen Mitteln arbeiten. Der Abstiegskampf war damals bei der „Hansa-Kogge“ die Realität. Zugleich hat Veh auch einige Inhalte kennenlernen können, die ihm nun behilflich sein können: „Im Nachhinein ist es gut, dass ich das erleben durfte. In Frankfurt konnte ich dann auf diese Erfahrung zurückgreifen. Es hilft enorm, wenn man im Abstiegskampf weiß, dass man dieser Situation schon einmal entkommen ist. Es hilft nichts, wenn man Erfahrung im Abstiegskampf hat, weil man bisher schon dreimal abgestiegen ist. Ich habe durch diese Erfahrung gewusst, welche Dinge uns geholfen haben, drin zu bleiben.“ Nun hat er jedoch ehrlich eingestehen können, dass der Druck nicht der entscheidende Grund für seinen vorzeitigen Abgang an der Ostsee gewesen ist: „Nein, die Beweggründe für meinen Abschied damals waren andere. Ich war zweimal in Rostock und zweimal haben wir uns am vorletzten Spieltag gerettet. Aber es gab nie eine Chance, etwas zu entwickeln. Ich ließ ja auch defensiver Fußball spielen, weil ich mit einem sehr geringen Etat die Liga halten musste. Aber den Fußball, den ich eigentlich spielen lassen wollte, konnten wir damit nicht umsetzen.“

„Ich wollte meine Ideen umsetzen“

Zudem kann er auch noch einen anderen ganz gewichten Grund nennen, warum er vorzeitig diese Station verlassen hat: „Ich wusste, dass sich das auch in den nächsten Jahren nicht ändern würde. Ich wollte meine Ideen umsetzen, aber das kann ich nicht, wenn sie dem Verein womöglich schaden. Auch wenn diese Art Fußball notwendig war, hatte ich keine große Freude daran. Ich wollte einfach nicht mehr diese Art Fußball spielen. Das war ein Hauptgrund.“

Mit Stuttgart in besserer Perspektive als bei Eintracht Frankfurt

Bei der Eintracht in Frankfurt hat für ihn letztlich die Perspektive nicht gestimmt, da er Interesse an einer realistischen Teilnahme an der Europa League gezeigt hat, die ihm in Frankfurt eher nicht garantiert werden konnte. Nun gibt es für ihn beim VfB Stuttgart eine deutlich bessere Perspektive, wie er klar verraten konnte: „ Das stimmt nicht. Ich habe das nicht als Stress empfunden. Aber ich möchte immer die Chance haben, in Zukunft europäisch zu spielen. Das ist schwer genug für viele Traditionsklubs. Hier in Stuttgart ist es aus meiner Sicht aber ein wenig realistischer als in Frankfurt, da wir hier ein anderes Budget haben.“

„Ich finde wichtig zu wissen, was im Verein los ist“

Armin Veh hat seine ganz klaren Vorstellungen. Nur sehr ungern lässt er sich in seine Arbeit hineinreden. Es hat bei ihm immerhin in den letzten Jahren schon eine klare Wandlung zu mehr Teamgedanken gegeben. Er erklärt dies nun wie folgt: „Ich habe mich in dieser Hinsicht über die Jahre geändert. Früher musste ich als Trainer alles selbst erledigen. Heute sind wir ein hochprofessionelles Team, da gebe ich Teile meiner Arbeit an meine Kollegen ab. Zudem finde ich auch wichtig zu wissen, was im Verein los ist. Der Trainerjob besteht nicht nur im Abhalten der Trainingseinheiten, es geht auch um Management. Man muss das gesamte Projekt mit dem Verein gestalten und dafür muss ich wissen, was im Bereich des Möglichen ist.“

„Ich musste alles selbst übernehmen“

Ein sehr weitreichendes Aufgabengebiet hat Armin Veh beim SSV Reutlingen besitzen können, wo er sich um enorm viele Inhalte kümmern musste. Dort hat er gelernt, dass er auch in verschiedenen Positionen funktionieren musste, wie er nun gegenüber „spox.com“ ehrlich konstatieren konnte: „Ja, auf jeden Fall. Dort hatte ich ein völlig anderes Budget, mit dem ich keine zusätzlichen Leute einstellen konnte, die dann auch noch einen guten Job machen und gut verdienen wollen. Also musste ich alles selbst übernehmen. Bei einem Bundesligisten hingegen, der 100 bis 120 Millionen Euro umsetzt, braucht man zusätzliche Mitarbeiter mit entsprechender Qualität.“

Veh ärgert sich immer noch über Aufsichtsrat in Hamburg

Das völlige Gegenteil ist sicherlich die Zeit beim Hamburger SV gewesen, wo er sich maßgeblich von Vereinsoberen in die Arbeit hineinreden lassen musste. Auf die Frage, ob ein Aufsichtsrat Wissen vom Fußball haben muss, kann Veh dazu folgendes antworten: „ Ein Aufsichtsrat braucht aus meiner Sicht in erster Linie keine Fußballkompetenz. Das ist nicht entscheidend. Es ist auch nicht notwendig, dass jedes Aufsichtsratsmitglied fußballerisch tätig war. Aber der Aufsichtsrat sollte sich nicht ins Tagesgeschäft einschalten, weil er dafür nicht verantwortlich ist. In Hamburg hat sich der Aufsichtsrat täglich eingemischt. Das war kontraproduktiv, so hilft ein Aufsichtsrat nicht weiter.“ Wer Veh genau kennt, wird gewiss nicht allzu verwundert gewesen sein, dass die Herausgabe von Interna an die Öffentlichkeit ihm überhaupt nicht geschmeckt haben. Offen gibt er nun auch zu, dass er sichtbar verärgert gewesen ist darüber: „Natürlich war ich das. Vor allem weil es viele Indiskretionen gab. Es schadet dem Verein, wenn ständig irgendwelche Spielernamen, die intern aus Budgetgründen diskutiert werden mussten, am nächsten Tag in der Zeitung stehen. Dadurch werden sie bestimmt nicht billiger. Darüber habe ich mich geärgert.“

Quelle: spox.com
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Armin Veh, VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt
Datum: 15.08.2014 19:41 Uhr
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