Max Eberl glaubt an Weg aus Gladbachs-Krise


Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach hat sich im Gespräch mit der vereinseigenen Homepage „www.borussia.de“ umfassend Zeit genommen, um über die aktuelle Situation zu sprechen. Zuletzt gab es drei Niederlagen in Serie. Deshalb belegt man mit nunmehr 20 Punkten auch nur den fünften Tabellenplatz. Auch darüber spricht Max Eberl.

Punkt in Wolfsburg wäre verdient gewesen

Eine knappe 0:1-Auswärtsniederlage kassierte die „Elf vom Niederrhein“ im Verfolgerduell beim VfL Wolfsburg. Eberl nennt die Gründe, warum es nicht zu einem Punktgewinn gereicht hat: „Ich denke, es war ein Spiel auf Augenhöhe. Wir haben ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht, aber ein sehr unglückliches Gegentor bekommen, bei dem einige Dinge aus unserer Sicht nicht gut gelaufen sind. Das hat im Grunde genommen schon den Unterschied ausgemacht, denn wir hatten auch gute Möglichkeiten und durch Patrick Herrmann in der ersten Halbzeit sogar eine herausragende Möglichkeit, den Ausgleich zu machen. Der wäre aus meiner Sicht auch verdient gewesen. Momentan haben wir aber die Situation, dass wir ein solches Spiel verlieren – auch weil wir aus den Torchancen, die wir haben, zu wenig machen.“

„Wir waren immer in der Realität“

Es ist erst wenige Wochen her, als die Verantwortlichen vom VfL Borussia Mönchengladbach als möglicher Konkurrent vom scheinbar übermächtigen FC Bayern München in der Expertenrunde gezählt worden sind. Nun sprechen einige besonders eifrige Zeitgenossen bereits von einer Krise beim Traditionsverein vom Niederrhein. Eberl sieht auch daran, dass der Fußball ein extrem schnelllebiges Geschäft ist: „Im Fußball wird von Woche zu Woche entschieden, ob ein Verein eine positive oder eine negative Tendenz hat. Dementsprechend werden auch die Szenarien aufgebaut – positiv wie negativ. Wir waren weder vor vier Wochen Deutscher Meister, noch sind wir vier Wochen später ein Abstiegskandidat. Wir sind eine Mannschaft und ein Verein, der immer in der Realität gelebt hat. Deswegen trifft die Schlagzeile „Gladbach wacht in der Realität auf“ nicht auf uns zu. Wir waren immer in der Realität. Für die anderen, die geträumt haben, können wir nichts. Deren Erwartungen können wir auch nie erfüllen, weil diese Erwartungen immer höher sind als das, was man erreichen kann. Aber wir als Verein sind immer sehr realistisch. Das hat nichts mit Tiefstapeln zu tun, sondern mit der Erkenntnis, was in der Bundesliga möglich ist und was passieren kann. Das sieht man derzeit an anderen Vereinen.“

Keine Krise nach Europacup-Spielen

Auffällig ist im bisherigen Saisonverlauf auch, dass die Borussia aus Mönchengladbach bisher noch keine einzige Partie siegreich gestaltet hat, nachdem sie ein Europapokalspiel bestritten haben. Der gebürtige Niederbayer hingegen ist der Ansicht, dass daraus keine Logik oder negative Entwicklung abgeleitet werden sollte. Vor allem möchte er tunlichst verhindern, dass daraus die Motivation für die Qualifikation des Europacups geringer werden sollte: „Ergebnissen kann man immer Statistiken hinzufügen, die dazu passen, weil es eben sehr viele Statistiken in die eine wie in die andere Richtung gibt. Nach einem Europapokalspiel haben wir in dieser Saison auch 0:0 gegen Bayern München gespielt oder 1:1 gegen Mainz 05. Ein Spiel, das wir eigentlich haushoch gewinnen müssen. Insofern müsste man das schon differenzierter betrachten und nicht so oberflächlich und plakativ. Es ist so, dass wir noch keinen Sieg nach einem Europapokalspiel geholt haben. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns nun nicht mehr für den Europapokal qualifizieren wollen. Wir werden weiter Gas geben und um diese Plätze kämpfen.“

„Keine Sorge, dass die Mannschaft jetzt ein mentales Problem hat“

Der 41-Jährige weiß um die Ausgeglichenheit der Fußball-Bundesliga, wenn man aktuell den scheinbar übermächtigen FC Bayern München einmal gänzlich außer Acht lassen kann. Auch Eberl ist Realist genug, um zu wissen, dass seine Mannschaft nicht auch ohne eine kleinere Krise durch die Liga kommen werden: „Die Bundesliga ist ein Wettbewerb, in dem jeder Verein Wellenbewegungen mitmacht. Der einzige Verein, der sehr seichten Wellengang hat, ist Bayern München. Alle anderen Klubs haben große oder mittelgroße Wellenbewegungen. Dass wir nicht durch eine Bundesliga-, DFB-Pokal- und Europapokalsaison gehen ohne eine Niederlage zu kassieren, ist wohl jedem klar. In Dortmund und in Wolfsburg kann man nicht unbedingt Punkte einplanen. Trotzdem war zumindest die Niederlage in Wolfsburg unnötig. Das Spiel, das uns wirklich alle ärgert, war die Niederlage gegen Frankfurt. Zu Hause hätten wir gerne unsere weiße Weste behalten. Aber die Liga ist eben kein Wunschkonzert. Die Wellenbewegung, die wir nun erleben, lässt uns aber nicht nervös werden. Ich sehe das auch positiv, weil die Sinne jetzt noch einmal geschärft werden. Vielleicht war die Sicht durch die 18 ungeschlagenen Spiele zum Saisonbeginn etwas vernebelt. Die letzten Spiele haben nun gezeigt, dass wir uns zu hundert Prozent auf die Spiele fokussieren müssen, um erfolgreich zu sein. Ich habe aber keine Sorge, dass unsere Mannschaft jetzt ein mentales Problem hat.“

Wichtige Heimspiele vor der Brust

Die kommenden Wochen bis zur Winterpause werden für Borussia Mönchengladbach nun sehr anspruchsvoll, denn neben dem wichtigen Heimspiel gegen den FC Zürich in der UEFA Europa League gibt es auch wichtige Partien vor den heimischen Fans in der Bundesliga. Max Eberl weiß natürlich sehr gut, dass nun eine Heimstärke notwendig ist, um eine gute Basis für die Rückrunde in den verschiedenen Wettbewerben legen zu können: „Zu Hause fühlen wir uns wohl. Deshalb spielen wir in unserer momentanen Situation auch gerne im BORUSSIA-PARK. Ich bin davon überzeugt, dass uns die Fans entsprechend unterstützen werden. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren einiges durchlebt - sehr viel Positives, aber auch Negatives. Wir sind in dieser Zeit als Verein aus meiner Sicht unheimlich zusammengewachsen. Und die Fans haben ein sehr feines Gespür für die Situation. Natürlich hat jeder Einzelne Wünsche und Träume. Aber die Fans wissen auch, dass die Realität eine andere ist.“

Respekt vor Gegner Hertha BSC

Nun gibt es das Heimspiel gegen Hertha BSC, die zurzeit jeden möglichen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt benötigen. Mit 14 Zählern steht der „Hauptstadtklub“ auf dem 13. Tabellenplatz und hat damit zwei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Der Sportdirektor weiß um die Bedeutung dieser Partie: „Hertha ist eine Mannschaft, die gerade auswärts ihre Qualität gezeigt und zuletzt in Köln gewonnen hat. Das wird für uns ein ähnlich schwieriges Spiel wie in Dortmund oder in Wolfsburg. Das heißt nicht, dass wir jetzt tiefstapeln. Aber das heißt, dass wir sehr konzentriert sein müssen, um das Spiel zu gewinnen. Ich bin weit davon entfernt, die Begegnung schon als Finalspiel in die eine oder in die andere Richtung zu betrachten wie es vereinzelt schon gemacht wird. Fakt ist: Wir haben nun zwei Spiele in zwei Wettbewerben, in denen wir die Chance haben, bei einer hochkonzentrierten Leistung wieder in die richtige Richtung zu gehen.“

Zeit für Martin Stranzl bis zum Hertha-Spiel wird knapp

Ein wichtiger Spieler ist zweifelsfrei Martin Stranzl, der zuletzt nach einer Verletzungspause ausgefallen ist. Eberl macht deutlich, dass die Rückkehr des routinierten österreichischen Nationalspielers aktuell noch eher unklar erscheint, da ein erfolgreiches Mannschaftstraining zunächst noch bevorstehen wird: „Martin hat heute individuell trainiert, konnte aber noch nicht wieder mit der Mannschaft auf den Platz. Die Zeit bis zum Spiel gegen Hertha wird knapp. Martin wird nur eine Rolle spielen, wenn er wirklich in dieser Woche mit der Mannschaft trainieren kann. Ansonsten wird Lucien Favre auch sagen, dass das Risiko zu groß ist und auf ihn verzichten. Wir wollen ihn natürlich länger wieder zur Verfügung haben als nur das eine Spiel gegen Hertha.“

Verletzungspech in den letzten Wochen

In den letzten Partien hat sicherlich im Spiel von Borussia Mönchengladbach die notwendige Stabilität im Defensiv-Verbund gefehlt. Ein Grund im Fehlen von Martin Stranzl sehen, will er jedoch keineswegs, denn auch der ehemalige Bayern München-Spieler weiß selbst nur allzu genau, dass insgesamt die Qualität im Team doch von gewaltiger Natur ist. Vielleicht hat die Borussia in diesen Tagen sogar den qualitativ stärksten Kader in der jüngeren Vergangenheit. Dies kann er auch begründen: „Wenn ein Spieler alleine fehlt, dann macht man negative Resultate gerne am Fehlen dieses Spielers fest. Bei uns ist es aber so, dass in der einen Partie auch noch Christoph Kramer gefehlt hat. Und jetzt in Wolfsburg war Granit Xhaka nicht dabei. Von der vermeintlichen Stammachse, von der man vor wenigen Wochen noch gesprochen hat, haben also immer mindestens zwei Spieler gefehlt. Dass Martin für uns aber ein wichtiger Spieler ist, daraus haben wir nie einen Hehl gemacht. Er ist ein Führungsspieler, der mit seiner körperlichen Präsenz eine wichtige Rolle spielt. Wir hätten ihn lieber auf dem Platz als im Krankenstand. Aber wir können es nicht ändern.“

Eberl steht Torlinientechnik offen gegenüber

Ein besonders interessante Thematik in der Bundesliga ist auch stets die Torlinientechnik, die kontrovers diskutiert wird zwischen den Fußball-Romantiken und den modernen Vertretern. Letztlich kam die entscheidende Mehrheit schließlich nicht zustande. Am Donnerstag wird über diese mögliche Neuerung erneut abgestimmt. Max Eberl hat während seiner aktiven Profikarriere und auch danach ohne dieses technische Hilfsmittel auf dem Fußballfeld leben müssen. Nun zeigt er dieser Möglichkeit auch positiv gegenüber, wie er nun verraten hat: „Wie es ausgehen wird, weiß ich nicht. Das Ergebnis war vermeintlich klarer nach dem DFB-Pokalfinale, als Dortmund ein reguläres Tor gegen die Bayern nicht anerkannt worden war. Jetzt scheint das Ergebnis nicht mehr so klar zu sein. Die Zeit hat den ein oder anderen offenbar zum Nachdenken bewogen. Ich kann das nicht ganz verstehen. Im Fußball geht es nun mal um die Frage Tor oder nicht Tor. Das muss richtig entschieden sein. Abseitssituationen sind nicht immer glasklar zu bewerten. Bei Handspielen gibt es mitunter sechs verschiedene Meinungen bei einer Szene. Aber die Frage ob der Ball drin war oder nicht, muss man zweifelsfrei entscheiden können. Das ginge mit der Torlinientechnik recht simpel, weil der Schiedsrichter unmittelbar ein Signal an seine Uhr gesendet bekommt. Deshalb sind wir klare Befürworter dieser Technik. Wir sollten uns den Möglichkeiten, die die moderne Technik mit sich bringt, nicht verschließen. Die Torlinientechnik ist relativ einfach und beeinflusst das Spiel überhaupt nicht. Natürlich ist die Einführung mit Kosten verbunden, aber wir im Fußball sollten uns nicht über Geld beschweren. Dafür hängt einfach zu viel an dieser Entscheidung. Ich hoffe deshalb, dass es am Donnerstag eine gute Entscheidung im Sinne des Fußballs geben wird.“

Quelle: borussia.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Borussia Mönchengladbach, Max Eberl, VfL Wolfsburg, FC Zürich, Stranzl
Datum: 03.12.2014 19:18 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-max-eberl-glaubt-an-weg-aus-gladbachs-krise-17378.html


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