Borussia Dortmund-Manager Zorc freut sich über starke BVB-Entwicklung


Michael Zorc ist als Erfolgsmanager von Borussia Dortmund in den letzten Jahren maßgeblich in Erscheinung getreten. Mit einer klugen Finanzpolitik hat er dafür sorgen können, dass in den letzten vier Jahren die Borussia zwei Deutsche Meisterschaften, einen DFB-Pokalsieg, sowie zwei Vize-Meisterschaften und je eine Finalteilnahme im DFB-Pokalendspiel 2014 und vor allem im Champions League-Finale 2013 erreichen konnte. Von einer guten Bundesliga-Mannschaft hat sich der BVB in nicht einmal einem halben Jahrzehnt zu einem europäischen Spitzenteam entwickeln können. Auch dazu und zur neuen Saison hat sich nun das ehemalige Spieler-Urgestein Michael Zorc umfassend im Interview mit spox.com äußern können.

Borussia Dortmund-Manager Zorc freut sich über starke BVB-Entwicklung
Intensive Beobachtung der U19-EM

Der deutsche Fußball präsentiert sich in diesen Tagen wahrlich als überaus erfolgreich. Nach dem Gewinn des WM-Titels bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien für die A-Nationalmannschaft konnte nun auch die deutsche U19-Nationalmannschaft in Ungarn den Europameistertitel holen. Dortmund hat in den letzten Jahren auch diese großartigen Erfolge haben können, weil man auf talentierte Kicker gesetzt hat. Das Scouting des westfälischen Traditionsvereins ist wahrlich gewaltig gewesen. Auch beim Endturnier in Ungarn gab es eine besondere Beobachtung durch die Schwarz-Gelben, wie Zorc nun verraten hat: „Wir verfolgen das sehr intensiv. Vor allem über unsere Scoutingabteilung, die natürlich auch vor Ort war. Ich habe mir das Halbfinale sowie das Endspiel live im Fernsehen angeschaut. Da kamen gemischte Gefühle auf, weil unser Spieler Jeremy Dudziak verletzungsbedingt fehlte. Die Freude ist dennoch riesig, dass nach dem WM-Sieg auch der Europameistertitel der U 19 nach Deutschland geht.“

Gutes Klima als Vorteil für Deutschland

Auffällig ist bei den beiden internationalen Titeln für Deutschland jedoch gewesen, dass von Borussia Dortmund einzig Mats Hummels und temporär Dudziak Spielanteile erhalten haben. Sicherlich gibt es in dieser Thematik noch reichlich Steigerungsbedarf, wie nun auch Zorc klar zum Ausdruck bringt, wenn er zu betonen weiß: „Das würde ich nicht zu hoch hängen wollen. Besonders im Nachwuchsbereich gibt es immer wieder mal Jahrgänge, die in den einzelnen Klubs besser und weniger gut besetzt sind. Bei unseren Jungs, die in Brasilien mit dabei waren, glaube ich, dass sie eine wichtige Rolle gespielt haben. Andere Nationalmannschaften haben es dort nicht geschafft, eine verschworene Truppe auf den Platz bringen. Im DFB-Team herrschte dagegen ein wunderbares Klima. Dort wurde die Bedeutung der Spieler, die nicht regelmäßig auf dem Platz standen, hervorgehoben - und das war eindeutig der Vorteil Deutschlands.“

„Die Belastungsgrenze ist teilweise überschritten“

Als ein erheblicher Nachteil könnte sich auch für den fünffachen Deutschen Meister erweisen, dass eine gemeinsame, gezielte Vorbereitung diesmal aufgrund der zahlreichen WM-Teilnehmer nicht möglich erscheint. Zorc kann aus Erfahrungswerten berichten, wenn er in diesem Risiko zugleich auch eine Chance erkannt haben mag: „Dieses Phänomen ist nach großen Turnieren nicht neu. Natürlich ist es nicht ideal, aber man kann damit umgehen. Für die Spieler, die ansonsten weniger im Vordergrund stehen, ist es eine gute Chance, sich nun anzubieten.“ Zugleich erhebt Zorc auch Kritik, dass die Belastung für Top-Spieler zu gewaltig erscheint: „ Durch die Anzahl der Spiele, die im Laufe einer Saison auf die Jungs zukommen, ist die Belastungsgrenze mittlerweile erreicht, teilweise sogar überschritten. Man hat das bei den Nationen gesehen, die Ligen mit 20 Vereinen haben und noch einmal vier Spiele mehr absolvieren mussten als wir in der Bundesliga. So ganz frisch wirkten die Spieler während der WM nicht mehr.“

Terminkalender soll verzerrt werden

Auf ein Verständnis und folglich eine Entzerrung des Spielkalenders zu hoffen, ist beim Fußball-Weltverband FIFA nicht möglich. Vielmehr liegt es in derem Interesse, dass möglichst viele Spiele stattfinden, um dementsprechend auch Einnahmen generieren zu können. Zorc hat keine allzu große Hoffnung, dass diesbezüglich zeitnah eine Besserung eintreten kann. Er kann diese Problematik auch begründen, wenn er zu berichten weiß: „Wie ein einsamer Rufer in der Wüste - so kommt man sich da bisweilen vor. Der Rahmenterminkalender ist immer auf viele Jahre festgelegt. Ich hoffe, dass bei den Verbänden langsam auch das Denken entsteht, da nicht noch weiter draufzusatteln. Wir müssen aufpassen, dass an dieser Schraube nicht weiter gedreht wird. Ich finde es jetzt schon mal gut, dass wir vor Saisonbeginn kein Länderspiel mehr haben.“

Problematik mit Nachzüglern kennt man

Es ist zu erwarten, dass neben der obligatorischen Bundesliga auch im DFB-Pokal und in der Champions League auf die BVB-Profis zahlreiche Spieler hinzukommen werden. Nicht zu verachten sind dabei auch die zahlreichen Länderspiele der Nationalspieler. Am 13. August wird es ein erstes echtes Highlight geben, wenn es zum Supercup-Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayern München kommen wird. Zorc macht gegenüber „spox.com“ deutlich, dass die Bedeutung dieser Partie eher einen untergeordneten Charakter einnimmt: „Wir haben ihn letztes Jahr deutlich gegen Bayern München gewonnen. Trotzdem habe ich das ganze Jahr lang nichts darüber gelesen. Daran kann man sehen, dass der Supercup in der Bedeutung noch hinterher hinkt. Dennoch geht es immer ums Prestige, wenn der BVB in einem offiziellen Wettbewerb auf die Bayern trifft. Ich denke, dass sich die Bedeutung des Supercups in den kommenden Jahren sukzessive steigern wird. Er wurde ja einst abgeschafft, dann wieder neu eingeführt. Es muss also vielleicht noch etwas Tradition rein, um die Bedeutung zu steigern. Der Faktor Zeit wird hier wichtig sein.“

„Wir kennen Ciro schon sehr lange“

Für die italienische Neuverpflichtung Ciro Immobile wird dieses Spiel ganz gewiss ein ganz Besonderes sein, da er zum ersten Mal eine Partie im heimischen Signal Iduna Park bestreiten wird. Zorc hat nun verraten können, wie man auf die Verpflichtung dieses Spielers gekommen ist: „Zunächst: Der Trainer hat ihn sicher nicht 70 Mal live gesehen, sondern vorrangig in Videosequenzen. Wir kennen Ciro schon sehr lange. Damals spielte er noch in Italiens zweiter Liga bei Pescara und war U-21-Nationalspieler. Dort ist er uns zum ersten Mal aufgefallen. Seitdem haben wir seinen Weg nachverfolgt. Er ist von seiner ganzen Art her ein Spieler, der zum Spielstil unseres Trainers passt. Wir hoffen, dass er sich relativ schnell an die höhere Intensität im deutschen Fußball und speziell bei Borussia Dortmund gewöhnt. Wir sind überzeugt, dass das klappen wird.“ Trotz der großen Stärke des WM-Teilnehmers möchte man den 24-jährigen Blondschopf ganz bewusst nicht mit einer zu hohen Bürde ausstatten. So soll er nicht als alleiniger Lewandowski-Nachfolger postuliert werden. Zorc geht sogar davon aus, dass es zu einer Veränderung im Dortmunder-Spiel kommen wird: „ Es hängt nicht die komplette Erwartungshaltung an Ciro Immobile. Wir haben immer gesagt, dass wir niemanden holen, der Robert Lewandowski eins zu eins ersetzen soll. Das muss im Verbund geschehen. Darüber hinaus hat sich nach den Abgängen wichtiger Spieler in den letzten Jahren unser Spiel auch immer ein wenig verändert. Das wird wahrscheinlich auch in der kommenden Saison so sein.“

„Wir müssen konstatieren, dass Bayern München der absolute Top-Favorit auf die Meisterschaft ist“

In den letzten beiden Jahren konnte der BVB bis auf den bedeutungslosen Supercup keinen bedeutenden Titel gewinnen. Zwei deutsche Vize-Meisterschaften und je eine Finalteilnahme in der Champions League und im DFB-Pokal hat man immerhin erringen können. Stets war der FC Bayern München der Sieger im Kampf um die Titel. Über die Erwartungen vor der kommenden Spielzeit kann Zorc folgendes beurteilen: „ Die Erwartungshaltung ist eigentlich unverändert dieselbe wie vor der letzten Saison. Wir müssen einfach konstatieren, dass Bayern München der absolute Top-Favorit auf die Meisterschaft ist. München gehört nun mal zu Deutschland. Wir wollen das Beste aus unseren Möglichkeiten machen. Das ist uns in den letzten vier Jahren hervorragend gelungen. Unsere Ziele sind formuliert - und an ihnen kann sich auch gar nichts ändern.“

Stolz über erfolgreiche BVB-Gegenwart

Er ist auch Fachmann und Realist genug, um zu wissen, dass sich selbstverständlich die Erwartungshaltung im Umfeld gesteigert hat, auch wenn er dies nicht offen zugeben möchte: „Ich finde schon, dass sich die Erwartungshaltung in den letzten Jahren gar nicht so dramatisch verändert hat. Die Leute in und um Dortmund wissen sehr genau, welcher Anstrengungen es bedarf, um dort zu landen, wo wir zuletzt immer gelandet sind. Wir können nicht wegdiskutieren, dass Bayern München bessere Rahmenbedingungen hat als wir. Wer das ignoriert, ist ein Träumer. Es hat in der Historie unseres Vereins noch keinen Zeitabschnitt gegeben, in dem wir binnen vier Jahren zweimal Meister, zweimal Vizemeister und zudem so präsent in der Champions League waren.“

Große Wertschätzung im Ausland für den BVB

Natürlich ist der BVB aufgrund der größeren Erfolge nun auch auf dem Transfermarkt in andere Bereiche vorgestoßen. Dies gestaltet sich nicht immer als sehr einfach, wie auch der 51-Jährige nun klar zum Ausdruck bringen konnte: „Sie ist natürlich angenehmer, wenn man etwas mehr finanziellen Spielraum zur Verfügung hat. Gleichzeitig greift man aber auch in andere Regale als früher - und dort wird die Luft für einen Verein wie den BVB auch schnell dünner. Da gibt es Mitbewerber, die ganz andere wirtschaftliche Möglichkeiten haben. Das ist aber in Ordnung so. Wir merken, wie groß die Wertschätzung für unsere Arbeit gerade im Ausland ist. Und wenn ich lese, dass wir nach Einschätzung einer großen deutschen Zeitung bei den Marktwerten von allen Klubs auf der Welt mittlerweile auf Rang neun liegen, dann macht uns das stolz. Das ist Herausforderung und Motivation für die kommenden Jahre.“

„Wichtig, dass die Investoren über ein nachhaltiges Sponsoring-Interesse verfügen“

Borussia Dortmund ist auch für Anleger und strategische Partner mittlerweile zu einer äußerst attraktiven Marke geworden. Deshalb ist auch Ende Juni der Deal mit „Evonik“ eingefädelt und vollendet worden. Dies spült neue Einnahmen in die BVB-Kasse. Schon zeitnah sollen sich noch weitere Partner dazu gesellen. Über die Grundlagen für diese Handlung kann Zorc folgende Inhalte verraten: „Die Voraussetzungen dafür wurden bereits vor einigen Jahren auf der Hauptversammlung geschaffen, indem unsere Aktionäre genehmigtes Kapital gebilligt haben. Wenn unsere Gespräche mit namhaften Investoren zu einem erfolgreichen Abschluss wie mit "Evonik" führen, dann eröffnet uns dies mittelfristig weitere Möglichkeiten und macht Sinn. Wichtig dabei ist aber, dass diese Investoren auch über ein nachhaltiges Sponsoring-Interesse verfügen sollten.“

Zorc zeigt Respekt vor Barcas, Reals und Man Uniteds-Finanzpolitik

Auch wenn Dortmund sportlich durch die letzten beiden starken Jahre in der Champions League wieder den Anschluss die absolute Top-Teams wie Barcelona oder Real Madrid herstellen konnte, so ist die Finanzkraft der beiden spanischen Kultklubs deutlich stärker, wie auch an den diesjährigen Transfers wieder allzu schnell deutlich geworden ist. Für Zorc beinhaltet dieses Transfergebaren schon eine gewisse Tradition: „Das ist doch alles nicht neu. Vor etlichen Jahren ist Zinedine Zidane für eine ähnlich astronomische Summe gewechselt. Klubs wie Barca, Real oder auch Manchester United machen eine halbe Milliarde Euro Umsatz und erzielen mitunter Gewinne von 40 Millionen nach Steuern. Die sind gesund. Man glaubt offenbar häufig, dass da überall Hasardeure am Werk sind. Man muss diesbezüglich aber tunlichst unterscheiden.“

Zorc zeigt Verständnis für Heidel

Nach der 0:3-Testspielniederlage des FC Chelsea bei Bundesliga-Konkurrent Werder Bremen hat sich Chelsea-Coach Jose Mourinho eher negativ über die allgemeine Qualität in der Bundesliga geäußert. So hat er etwa die Langeweile in der Bundesliga kritisiert, wo Bayern München und Borussia Dortmund in den nächsten Jahren die deutsche Meisterschaft unter sich ausmachen würden. Die Gefahr ist tatsächlich gegeben, dass neben Bayern, Dortmund noch Schalke dazukommen wird, die als echte Traditionsvereine an der nationalen Spitze stehen. Dazu gibt es großzügig finanzierte Vereine, wie Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim und vielleicht schon bald auch Zweitliga-Aufsteiger RB Leipzig, die aufgrund ihrer Finanzkraft andere Traditionsvereine verdrängen werden. Dies hat auch FSV Mainz 05-Manager Christian Heidel so kritisiert. Zorc zeigt sich als Pragmatiker, kann die Sorgen von Heidel aber definitiv auch nachvollziehen: „Die Liga hat doch aber die Ausnahmeregelung für Vereine wie Leverkusen und Wolfsburg schon vor Jahrzehnten genehmigt. Dieses Rad jetzt wieder zurückdrehen zu wollen, ist natürlich schwierig. Ich kann Christian Heidels Sorgen allerdings nachvollziehen, weil der wirtschaftliche Nachteil einfach da ist.“

Quelle: spox.com
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Borussia Dortmund, Michael Zorc, Klopp, Bayern München,
Datum: 04.08.2014 16:23 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-borussia-dortmund-manager-zorc-freut-sich-ueber-starke-bvb-entwicklung-14458.html


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