Die Wirkung des Mentaltrainers
Vor rund einem halben Jahr hingegen war der mögliche Aufstieg von der Regionalliga in die 3. Liga noch alles andere als gesichert. So hatte das Team von der Kaiserlinde 38 Zähler auf der Habenseite und konnte einige Nachholspiele gewinnen, sodass schließlich die Tabellenführung weiter ausgebaut werden konnte. Dabei war der Wunsch nicht ganz so realistisch, denn nach der Winterpause konnten gerade einmal 18 Zähler aus 15 Partien geholt werden. Damit man wieder das notwendige Selbstvertrauen auf dem Spielfeld umsetzen kann, hat sich der SVE durch Mentaltrainer verstärkt. Am 35. Spieltag hat Elversberg im Lokalderby gegen den FC Homburg 08 einen ganz wichtigen Sieg landen können.
„Den Eindruck, dass die Mannschaft im Kopf ein bisschen platt war“
Nach den zuletzt eher schwachen Vorstellungen überlegt sich die Vereinsführung des SV Elversberg nun, ob ein Comeback der Mentaltrainer sinnvoll erscheinen können. So weiß SVE-Sportdirektor Roland Benschneider etwa zu berichten: „Ich hatte den Eindruck, dass die Mannschaft im Kopf ein bisschen platt war.“ Deshalb ist auch der Kontakt zu Mark Klinger, Geschäftsführer von ESBA Academy, und Thomas Immand gesucht worden. Benschneider möchte auch wieder auf das albewährte Konzept setzen. Er begründet dies wie folgt: „Ich finde gut, was sie machen und wie man sieht, funktioniert es auch.“ Und der Ex-Profi fügt hinzu: „Der Erfolg zeigt uns, dass es richtig ist, so zu arbeiten. Das aber alleine als Erfolgsgarant zu nehmen, wäre zu einfach. Dafür ist Fußball zu komplex.“
Die unterschiedliche Bedeutung der Farben
Relativ einfach und praktikabel hingegen sieht das Konzept vom ehemaligen Profi-Kampfsportler Klinger aus, der sein Mentaltraining bereits seit über sechs Jahren in Wirtschaftsunternehmen anzuwenden weiß. Die „Saarbrücker Zeitung“ äußert sich wie folgt zu dieser Thematik: „Anhand eines wissenschaftlich fundierten Analyseverfahrens wird die individuelle Persönlichkeitsstruktur, die „Biostruktur“, ermittelt – und in einem sogenannten „Structogram“, einem Kreisdiagramm mit drei unterschiedlich großen „Kuchenstücken“ in den biologischen Grundfarben Rot, Blau und Grün, dargestellt. Die Farbe Rot steht vereinfacht für Emotionalität, die im Zwischenhirn mit dem Hauptbotenstoff Adrenalin gesteuert wird. Blau steht für Rationalität und das Großhirn mit den Botenstoffen Dopamin/Melatonin und Grün für das Zwischenmenschliche und das Stammhirn mit dem Hauptbotenstoff Serotonin.“
„Menschen streben immer ein psychisch-physisches Gleichgewicht an“
Klinger selbst versucht ein wenig Klarheit in diese nicht leicht zu verstehende Thematik zu bringen, wenn er von der „Saarbrücker Zeitung“ mit folgenden Worten zitiert: „Der Austausch der Botenstoffe ist unterschiedlich und bestimmt unsere Eignungs und Eigenart. Menschen streben immer ein psychisch-physisches Gleichgewicht an. Wenn wir uns in einem Ungleichgewicht befinden, können wir nicht optimal leistungsbereit sein. Sind wir aber in der Lage, das Gleichgewicht herzustellen, können wir erfolgreich arbeiten.“
Unterschied zwischen kommunikativ, selbstreflektierend und physisch
Diese beschriebene Biostruktur kann verglichen werden mit der Netzhaut oder dem Fingerabdruck eines Menschen. Noch einmal Klinger: „Von daher weiß man ganz genau, warum unterschiedliche Menschen in Situationen unterschiedlich wirken. Einer muss seine Probleme eher kommunikativ lösen, ein anderer eher selbstreflektierend und der dritte eher physisch.“ Besonders der bessere Umgang in bestimmten Stresssituationen soll durch diese Methoden verbessert werden. Zuletzt gab es hektische Konzentrationsprobleme in der Partie gegen Borussia Dortmund II. Auch die Athletik der Kicker kann durch dieses Wissen dauerhaft verbessert werden: „Wir sind keine Psychologen. Wir passen die mentale Trainingsmethodik entsprechend der genetischen Voraussetzungen des Sportlers an.“
Mentale Stärke nach Relegationsspielen gegen 1860 München II
In der abgelaufenen Spielzeit war der Erfolg durch den Mentaltrainer bereits relativ schnell sichtbar, denn nach starken und vor allem punktreichen Begegnungen am Saisonende konnte man in zwei Relegationsspielen gegen den TSV 1860 München II (3:2, 1:1) den Aufstieg in die 3. Liga letztlich sichern.
„Bei jedem Spieler individuell das Optimum wecken“
Auch die Entscheidungen von SVE-Trainer Hirsch können durch die neuen Inhalte verbessert werden. So werden Entscheidungen, die für gewöhnlich Hirsch „aus dem Bauch heraus“ treffen kann. Klinger erklärt dazu: „Unser Erfolg liegt in der Zusammenarbeit mit Trainer und Funktionsteam. Wir optimieren die Trainingsprinzipien, die sie ohnehin verfolgen.“ Ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor ist das bestimmte Auswählen von Führungsspielern, was in enger Kooperation zwischen Trainerstab und Funktionsteam durchgeführt werden soll. Dazu weiß Klinger zu berichten: „Führungsspieler wirken als Multiplikator des Trainers über uns zur Mannschaft. Wir können bei jedem Spieler individuell das Optimum wecken.“ Wenn man sich dem Begriff Teamsport etwas genauer betrachtet, dann fällt schnell auf, dass es sich um ein Kollektiv von Einzelsportlern handelt. Insgesamt hat der SV Elversberg eine absolut überzeugende Vorstellung in dieser Spielzeit abgeliefert.
SV Elversberg baut auf die Hilfe von Mentaltrainern
Die 0:5-Heimniederlage des SV Elversberg gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund am vergangenen Spieltag war eher die rühmliche Ausnahme. Bei genauerer Betrachtung der gesamten Hinrunde muss ehrlich konstatiert werden, dass die Drittliga-Spielzeit für den Aufsteiger aus dem Saarland durchaus erfolgsversprechend gewesen ist. Trotz bescheidener, finanzieller Mittel konnten die Schützlinge von Trainer Dietmar Hirsch sich zum Ende der Hinrunde einen Platz im Tabellenmittelfeld sichern.
Datum der Veröffentlichung: 12.12.2013 16:04 Uhr | Autor: Henning Klefisch
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Quelle: saarbruecker-zeitung.de
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