Der Weg wird steinig und schwer, da nach dem 0:4 gegen Sandhausen vor allem mentale Aufbauhilfe in Anspruch genommen werden muss. Nach der peinlichen Vorstellung bleibt allerdings nicht mehr viel Zeit, bis morgen Tabellennachbar Arminia Bielefeld nach Wiesbaden kommt.
Die Schamesröte schien Vollmann ins Gesicht zu steigen. Erst ein paar Tage war er im Amt. Neuen Schwung konnte er seinem Team nicht bringen. Nach der sportlichen Demütigung durch den Aufstiegskandidaten aus Sandhausen, verkroch er sich auf der Trainerbank und verfolgte fast schon regungslos die hilflose Vorstellung seiner Mannschaft. Damit präsentierte er sich als das genaue Gegenteil, was zwei Jahre lang sein Vorgänger Gino Lettieri an der Außenlinie demonstrierte. Während Lettierie oft als Rumpelstilzchen daherkam, agiert Vollmann als Stoiker mit ruhiger Hand. Bisher konnten jedoch beide nicht den ambitionierten Drittligisten in die Spur bringen, der mit dem Anspruch in die Saison gegangen war, den Aufstieg in das Unterhaus zu schaffen.
Mit dem Aderlass von acht verletzten oder gesperrten Spielern stellt sich seine Mannschaft quasi von selbst auf. Dennoch hatte er sich nicht vorstellen können, dass es solch eine miserable Partie werden würde. Seinem Team wurden die fußballerischen Grenzen aufgezeigt. Für die 2.300 Zuschauer war es eine Zumutung, was ihr Heimteam bot. Vor laufenden Fernsehkameras sprach Vollmann Klartext, gab zu „eine auf die Fresse“ bekommen zu haben. Eine Wortwahl, die nicht jedem im Verein gefiel. Aber vielleicht ist es besser, Tacheles zu reden, als die Situation zu beschönigen. Der neue Trainer relativierte: „Trotzdem fahre ich jetzt nicht mit dem Rasenmäher drüber und stutze alle zurecht.“
Es ist jetzt vor allem wichtig mit Ruhe und Geduld an den Fehlern zu arbeiten, auch wenn der neue Hoffnungsträger zugeben muss: „Die Mängelliste ist sehr, sehr lang.“
Die Hintermannschaft präsentierte sich nicht drittligareif. Zweikampfverhalten wurde fast gänzlich ignoriert. Die Gäste wurden zum Tore schießen regelrecht eingeladen. Nach einer guten Chance in der ersten Hälfte durch Zlatko Janjic brach das Team in sich zusammen. Drei Gegentore in der ersten Halbzeit brauchen auch ein Stück weg die Moral der Hessen. Aus Fehlern schienen die Mannen aus der Landeshauptstadt nicht zu lernen. Anders ist es nicht zu erklären, dass mehrmals grobe individuelle Fehler zu den Gegentoren führten. So war für Abwehrchef Quido Lanzaat das 0:2 die Vorentscheidung. „Danach waren alle down und die Köpfe gingen runter“, so der Niederländer. Was folgte war eine Demütigung. Bei Betrachtung dieser Begegnung fiel es schwer zu glauben, wie der SVWW den Klassenerhalt schaffen möchte. So mutlos und brotlos agierte das gesamte Team.
Schon am kommenden Dienstag muss das Team jedoch wieder antreten. Zum Nachholspiel gegen den ehemaligen Bundesligisten Arminia Bielefeld. So gab Vollmann zu: „Das war eine richtig bittere Pille“, versuchte aber nach vorne zu schauen: „Wir müssen versuchen, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Jetzt sollen Einzelgespräche mit den Spielern helfen, damit das Selbstvertrauen wieder erhöht wird. Eine Videoanalyse soll helfen, die Fehler klar zu analysieren und die Truppe bestmöglich gegen Bielefeld vorzubereiten.
Lanzaat prophezeit eine „ganz harte Zeit“. Das Problem ist, dass es viele Problemstellen im Verein gibt. Wie zum Beispiel auch Orlando Smeekes, dem es trotz seines Tor-Riechers an jeglichem taktischen Gefühl fehlt, „dass du aber nicht von heute auf morgen bekommst.“ Bei Rechtsaußen Milan Ivana gibt es erhebliche Kommunikationsprobleme. Da der Slowene weder gut deutsch noch englisch sprechen kann, ist eine Kommunikation kaum möglich. Für Vollmann unverständlich: „Das sind alles Dinge, die mich in den Wahnsinn treiben.“
Missratene Premiere für Vollmann
Seine Premiere auf der Trainerbank des SV Wehen Wiesbaden hatte sich der neue Trainer Peter Vollmann sicherlich ganz anders vorgestellt. Mit hohen Ambitionen war er gestartet, wollte den ehemaligen Zweitligisten zurück in die Erfolgsspur führen.
Datum der Veröffentlichung: 20.02.2012 20:26 Uhr | Autor: Henning Klefisch
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Quelle: fr-online.de
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