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Haching-Boss Schwabl: „Die bayerische Mentalität tut dem Verein gut“

Die Spielvereinigung Unterhaching hat finanziell mal wieder eine komplizierte Spielzeit erleben müssen. Der Verein aus dem Münchener Süden ist chronisch klamm und hat trotz des jungen Durchschnittsalters und des schmalen Spieleretats einen guten Mittelfeldplatz neun erreichen können. Im Gespräch mit „merkur-Online“ äußert sich nun Hachings-Boss Manfred Schwabl ausführlich und liefert einen Vorgeschmack auf die kommende Spielzeit, welche gewiss auch nicht allzu einfach werden wird. Besonders die Vereinsphilosophie macht ihm sichtbar Freude: „Positiv: Dass der eingeschlagene Weg aufgeht und die Botschaft, dass es mit jungen Spielern funktioniert, mitzuhalten. Das hatten wir erhofft, aber dass es so klappt, war etwas überraschend.“

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Haching-Boss Schwabl: „Die bayerische Mentalität tut dem Verein gut“
Foto: SpVgg Unterhaching
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Nach der Lizenzierung ist vor der Lizenzierung“
Gewohnt kritisch bewertet der Ex-Nationalspieler die derzeitige Situation rund um die Spielvereinigung und nennt erst einmal die negativen Punkte, die es sichtbar zu verbessern gilt: „Negativ ist, dass du permanent mit der Lizenzierung konfrontiert bist. Nach der Lizenzierung ist vor der Lizenzierung. Negativ ist auch, dass wir es nicht geschafft haben – ich an vorderster Front –, mehr Zuschauer anzulocken. Warum auch immer, denn fußballerisch konnte man zuschauen. Positiv ist auch, dass es mit einem normalen menschlichen Umgang geht. Wo es immer heißt, du brauchst Ellbogen.“ Als typischer Bayer ist er ein Mann des offenen Wortes, der Schwächen klar und deutlich anspricht, um möglichst schnell eine Verbesserung herbeiführen zu können. Deshalb ist er für Ehrlichkeit, was er auch dem „Merkur“ so erklärt hat: „Wenn du etwas verändern willst, eckst du schon mal an. Das gehört dazu. Und den einen oder anderen im Umfeld musste man zwischenzeitlich mit deutlichen Worten auf den Boden holen. Es gab ja Momente, da dachten die Leute, wir stürmen Deutschland. Ich flippe mal aus, aber danach kann ich den Leuten immer wieder in die Augen schauen. Und darum geht es.“

„Es wird immer leichter“
Seit einem Jahr ist der 47-Jährige nun also Boss beim ehemaligen Bundesligisten, der 2000 und 2001 massiv in den Meisterschaftskampf der Bundesliga involviert gewesen ist und dadurch auch bundesweite Berühmtheit erlangt hat. Er hat zweifelsfrei eine Entwicklung durchmachen können, die ihn auch hat massiv reifen lassen mit der Zeit. Er nennt Komponenten, die ein erfolgreiches Arbeiten beschleunigen können: „Es wird immer leichter. Weil ich Tag für Tag merke, dass wir den richtigen und vernünftigen Weg eingeschlagen haben. Wirtschaftlich arbeiten wir solide, das Konzept mit Talenten aus der Region ist stimmig, und auch die Außendarstellung ist eigentlich so, wie ich sie mir wünsche. Hier ist ein großes Team entstanden, bis hinunter zu den Trainern der E-Junioren. Die Skepsis weicht. Ein Beispiel: Vor der letzten Saison haben manche gesagt: Du brauchst zwei Eckpfeiler, zwei alte Recken. Ich sagte: Wir können uns die nicht leisten, und wir können sie uns nicht schnitzen. Dann hieß es: Dann geht ihr unter! So war es aber ja nicht. Wir wurden Neunter. Werden wir jetzt 14. oder 15., haben die Finanzen weiter im Griff und spielen einen schönen Fußball, kann ich damit leben. Wenn wir zwei, drei weitere Jahre Dritte Liga planen können, werden wir die nächsten Schritte angehen.“

„Ich verliere nicht mal beim Tischtennis gerne“
Vielleicht ist diese Entwicklung bei der Spielvereinigung Unterhaching tatsächlich etwas zu zügig gegangen, da nach der formidablen Hinrunde, die Spielvereinigung sich sogar berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga machen durfte. Der Kader hat auch wegen der klammen Finanzen ein Durchschnittsalter von gerade einmal knapp über 20 Jahre gehabt. Vielleicht war auch die mangelnde Erfahrung ein wesentlicher Punkt, warum der Aufstieg letztlich doch verpasst worden ist. Der Blick ging nicht auf das Wesentliche. Schwabl zeigt sich sichtlich stolz, dass sein Verein sich so prächtig entwickelt hat: „Ich gewinne auch am liebsten. Ich verliere nicht mal im Tischtennis gern, beim Schafkopf noch weniger gern und beim Fußball gleich drei Mal nicht. Wir sind hier keine Larifari-Veranstaltung. Aber ich messe uns noch lange nicht nur am Tabellenplatz. Soweit sind wir nicht. Es ist wichtig, dass das alle begreifen. Und ich merke ja, dass dieses Haching ankommt. Die Leute sehen jetzt: Hoppla, Haching, da wächst was zusammen.“

„Sponsorensuche habe ich unterschätzt“
Sehr schwierig gestaltete sich zweifelsfrei die Suche nach einem neuen Hauptsponsor, welcher für die finanzielle Situation eine außerordentliche Wichtigkeit besitzt. Dies hat auch Schwabl so erkannt: „Das habe ich wirklich unterschätzt. Erst sagte ich, bis August haben wir einen, dann im Herbst, dann Weihnachten – und erst jetzt haben wir einen gefunden, zu Beginn der neuen Saison. Aber man muss auch Geduld haben, bis der kommt, der zum Verein passt.“ Richtig überzeugende Angebote haben nicht vorgelegen, wie der Ex-Bayern und 1860 Spieler ehrlich dem „Merkur“ verraten hat: „Nicht ein einziges Mal. Entweder man hat ein Konzept und zieht es durch oder nicht. Es gab Gespräche, da hieß es: Wir machen mit – aber ihr müsst in einem Jahr in der Zweiten Liga sein. Da sagte ich: Da müsst ihr euch einen anderen suchen. Unser Wunsch war immer, dass der Partner zum Konzept passt. Das sehen auch meine Präsidiumskollegen Robert Perchtold und Peter Wagstyl übrigens so. Den beiden bin ich generell sehr dankbar: Wir sagen uns die Meinung, aber wir treffen Entscheidungen einvernehmlich. So soll es sein.“

„Auf Sicht ein solider Zweitligist zu werden“
Die 2. Bundesliga sieht er durchaus als mittelfristiges Ziel. Zudem erhofft er sich Schuldenfrei zu sein und einen attraktiven Fußball zu spielen. Dennoch betrachtet er diesen Wunschgedanken auch realistisch: „Auf Sicht ein solider Zweitligist zu werden. Schuldenfrei, mit einem schlüssigen Konzept und mit schönem Fußball. Keiner von uns geht her und sagt, er will 15 Jahre Dritte Liga spielen. Aber es geht nicht mit Harakiri.“

„Ich finde super, dass Hoeneß sich immer für meine Aufgabe in Haching interessiert“
Bekanntlich hat Schwabl aus der gemeinsamem Bayern-Zeit ein freundschaftliches Verhältnis zu Uli Hoeneß aufbauen können. Über die Kontakte in den letzten Wochen hat er folgendes zu Erzählen: „Ich finde es super, dass er sich immer für meine Aufgabe in Haching interessiert – er hat ja nicht wenig zu tun. Ich habe ihn auch zuletzt angerufen und ihm natürlich zum Tripple gratuliert. Er ist der Architekt des Bayern-Erfolges. Nachdem er nicht der Einzige im Land ist, der einen Fehler gemacht hat – ich nehme mich da nicht aus – sollte man seine Verdienste und seine sozialen Kompetenzen wieder mehr in den Vordergrund rücken. Denn die überwiegen mit Sicherheit bei weitem.“

„Das letzte Jahr hat uns geholfen“
Vor der letzten Spielzeit gab es mächtiges Theater bei der Spielvereinigung Unterhaching, da viele Komponenten noch völlig unklar gewesen sind. Doch ein Jahr später hat sich einiges zum Positiven gewendet, wie der gebürtige Holzkirchener offen zugeben kann: „Das letzte Jahr hat uns geholfen. Die Spieler sehen, dass sie hier drankommen. Dieses Jahr ist es mir nicht schwergefallen, die zu überzeugen, die wir haben wollten. Da kann man die Arbeit unseres Trainerteams Manuel Baum und Claus Schromm nicht genug loben. Sie schauen sich sogar Spiele der U13 an, jedes Talent hier weiß: Man ist bei den zwei in besten Händen.“ Als Leistungsträger im Team nennt er folgende Spieler: „Benny Schwarz ist aufgrund seiner Erfahrung und der Tatsache, dass er schon wesentlich höher gespielt hat, einer an dem sich die anderen orientieren. Er ist ein Häuptling. Dann sehe ich einen Maxi Welzmüller, der gereift ist. Mario Erb bringt sicher Erfahrung mit. Beim Rest wird man sehen, wer in eine Führungsrolle wächst. Das hat sich letztes Jahr auch ergeben.“

„Heute sind wir so regional wie nie zuvor“
Ein Neuzugang ist Fabian Götze, der unter anderem auch wegen seines deutlich prominenteren Bruders Mario nach Unterhaching gewechselt ist. Bekanntlich ist Mario Götze in diesem Sommer von Borussia Dortmund zum FC Bayern München gewechselt. Über diesen Wechsel weiß Schwabl zu berichten: „Der Tipp kam anfangs überraschend. Wir wussten damals gar nicht, dass Mario zu Bayern geht. Ein bodenständiger Typ, sehr emsig, vom Charakter passt er – und er kommt aus Memmingen, was für uns ja auch eine Bedeutung hat. Heuer sind wir so regional wie nie zuvor. Wir haben nur Spieler aus Bayern unter Vertrag. Weil diese bayerische Mentalität dem Klub gut tut.“

„Wir sparen uns nicht zu Tode“
Der Sparmodus ist bei der Spielvereinigung Unterhaching besonders stark ausgeprägt. Eine echte Gefahr, dass durch zu viel Sparen der Verein eine enorme Substanz und damit auch Potential verliert sieht Schwabl keineswegs: „Die Frage stellt sich nicht. Wir geben nicht mehr aus als wir einnehmen. Wir machen alles, was in einem vernünftigen Rahmen zulässig ist. Aber wir sparen ja nicht, weil das unser Ziel ist. Hier würde keiner vor Freude durch die Gegend hüpfen, wenn wir unseren Etat auf 500.000 Euro runterschrauben würden. Wir sparen uns nicht zu Tode. Wir geben aus, was der Sache gerecht ist. Dass dieser Weg der richtige ist, werden noch einige Drittligisten erkennen.“ Und er führt auch die abgelaufene Spielzeit an, wo in der gut besetzten 3. Liga trotzdem leistungsmäßig bestanden werden konnte: „Das bestätigt einen. Aber Stolz ist der falsche Begriff. Stolz macht mich, wenn ein 14-jähriges Talent wie etwa Mark Zettl hier seinen Weg macht. Das freut mich mehr.“

„Aufgrund meiner Historie denke ich rot-blau“
Wie bereits erwähnt, hat Manfred Schwabl für den FC Bayern München und auch dem Lokalrivalen TSV 1860 München gespielt. Bei der Spielvereinigung Unterhaching ist er nun als Vereinsboss aktiv. Über seine Identifikation mit dem Verein hat er auch eine eigene Meinung: „Ich denke schon aufgrund meiner Historie rot-blau: Rot aus meiner Bayern- und blau aus meiner Löwen-Zeit. Darum passt es wahrscheinlich auch ganz gut hier mit mir. Ich denke rot-blau – also denke ich Haching.“ Über die Tatsache, dass die „Löwen“ einen neuen Präsidenten suchen, drückt er seine Hoffnung in Worten aus, dass nicht er die Lösung sein wird, da er sich bei der Spielvereinigung in Unterhaching bestens aufgehoben fühlt: „...und ich denke, sie werden einen vernünftigen Mann finden. Haching ist für mich eine sehr interessante Aufgabe für die nächsten Jahre. Hier kann ich etwas bewegen. Ich fühle mich sehr, sehr wohl. Und ein bisschen näher an Holzkirchen ist es auch.“

Quelle: merkur-online.de

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