3-liga.com Wie gestaltet sich die Situation, wenn einige Stammspieler ausfallen sollten. Könnten diese Spieler denn annähernd gleichwertig ersetzt werden?
Koschinat: „Auch da sind wir bei der Kaderzusammenstellung einen etwas anderen Weg gegangen. Wir werden das finanziell nicht hinbekommen, auf Drittliganiveau die Positionen doppelt besetzt zu haben mit Spielern, die auch absolutes Drittligapotential haben. Ein elementarer Faktor in der Kaderzusammenstellung, der sich in den letzten Jahren immer bewährt hat, ist der, dass wir auch eine gewisse Zahl an Allroundern im Kader haben, die in der Lage sind, auf hohem Niveau mehrere Positionen zu spielen. Dadurch entgehst du so ein wenig der Notwendigkeit alles doppelt besetzt zu haben.“
3-liga.com: In der Regionalliga West genossen Trainingslager vor den Spielen eher die Seltenheit. Vor allem war dies mit der räumlichen Nähe zu den Konkurrenten zu begründen. Sind in der neuen Spielzeit kleinere Trainingslager geplant?
Koschinat: „Ich sehe schon die Notwendigkeit an, dass wir Strecken nach Rostock, nach Unterhaching oder Cottbus nicht am Tag des Spiels fahren können und werden dann logischerweise auch einen Tag vorher schon Hotels beziehen. Natürlich nicht bei allen Spielen.“
3-liga.com: Was würden sie über die Stärke der Spielklasse und die möglichen Favoriten sagen?
Koschinat: „Die Qualität ist sicherlich noch einmal deutlich gestiegen im Vergleich zur letzten Saison. Zumindest gibt es nun eine deutlich höhere Zahl an Traditionsvereinen. Ich würde aus der Tradition nicht zwingend eine Qualitätssteigerung ableiten. Tatsache ist, dass du gefühlt gegen ganz viele Erst.- und Zweitligisten spielst. Die Rahmenbedingungen und sicherlich auch die Identifikation mit dem Verein sind auf absolut höchstem Niveau. Das muss jedoch nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Spieler, die in diesen Trikots drinstecken auch zwangsläufig diesem Anspruch genügen. Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird. Wenn man die letzten beiden Jahre sieht und sich die Aufsteiger anschaut, dann sind dies eben nicht zwingend die absoluten Traditionsvereine. Ich möchte RB Leipzig nun nicht die Tradition absprechen. Aber es ist nun einmal ein Retortenverein mit unfassbar viel Geld. Aber kein Klub, der diese Strahlkraft nach außen besitzt. Heidenheim ebenfalls nicht. Es gibt neue Erscheinungen, wie man an Hoffenheim und Sandhausen sieht, also Vereine, die noch nicht diese ganz lange Tradition haben. Das ist nun einmal der Zahn der Zeit, wenn sich Vereine optimal aufstellen und einem Investor oder Gönner die Möglichkeit geben in einem solchen Verein auch eine gewisse Machtposition zu besitzen, ist dies absolut in Ordnung, weil die Vereine im Regelfall absolut gesund aufgestellt sind.“
3-liga.com: Die Ultras vieler Vereine sehen solche Vereine jedoch etwas kritischer?
Koschinat: „Diese Fans müssen sich jedoch auch die Frage stellen: Wieviel Mitbestimmung kann ein Verein tatsächlich vertragen? Wenn man sich etwa die Szenarien beim HSV anschaut, dann muss sich natürlich auch ein Ultra die Frage stellen: Ist so etwas Selbstinszenierung oder will ich am Ende tatsächlich sportlichen Erfolg. Wenn ich sportlichen Erfolg habe, dann muss natürlich ein Investor, ein Sponsor sich auch vernünftig repräsentiert sehen. Das kann eben nicht funktionieren mit Krawall, mit völlig aus dem Ruder gelaufenen Jahreshauptversammlungen. Damit kann sich kein seriöser Geschäftsmann am Ende mit identifizieren. Daraus abgeleitet, kann es am Ende gewiss sinnvoll sein, sich als Investor einen Verein zu suchen, bei dem diese Gegebenheiten nicht in diesem Maße vorhanden sind.“
3-liga.com: Wie wird sich die Verzahnung mit dem Jugendbereich gestalten? Ist denn angedacht, den einen oder anderen Spieler aus dem Jugendbereich mit reinzunehmen? Ist ein Spieler auf dem Sprung?
Koschinat: „Am liebsten würde ich es natürlich mit allen Spielern tun, die bei der Fortuna spielen. Das Problem ist natürlich die enorme Diskrepanz in Bezug auf das Leistungsvermögen. Da musst du heute sagen, dass du als Fortuna Köln in diesem magischen Zirkel um Köln herum ganz große Schwierigkeiten hast, deine absoluten Toptalente, wenn sie denn vorhanden sind auch zu halten. Die gehen dann mit zwölf, dreizehn Jahren in die wirklich sehr gut arbeitenden Nachwuchsleistungszentren. Da ist es sicherlich illusorisch zu glauben, man könnte als Fortuna Köln solch einen Spieler halten, damit diese mit 18, 19 Jahren in die erste Mannschaft integriert werden können. Wir gehen da einen anderen Weg. Das sieht man auch an der Kaderzusammenstellung. Wir bedienen uns da wirklich in vernünftigen Absprachen an den sehr gut ausgebildeten Spielern aus den Nachwuchsleistungszentren von den Topteams, die eben nicht sofort Erst-oder Zweitligaspieler werden können. Das ist aktuell auch der deutlich sinnvollere Weg, ohne dass wir bei eigenen Talenten die Augen zumachen. Wenn dort ein Spieler förderungswillig ist, da nenne ich das Beispiel Marko Stojanovic den wir nun im dritten Jahr im Kader haben und der auch schon einige Spielminuten entsprechend Erfahrung gesammelt hat, dann nehmen wir das sehr gerne an. Am Ende muss das entscheidende Kriterium die Leistungsfähigkeit sein, was ganz klar ist.“
3-liga.com: Wie sieht es auf der Torwartposition bei Ihnen aus. Wird durchgehend mit einem Keeper agiert oder lässt man die Keeper auch einmal abwechselnd spielen?
Koschinat: „Ich bin schon davon überzeugt, dass so etwas für den Verein nicht gut ist. Wechseln würde ich dann, wenn ich der Meinung bin, das muss leistungsmäßig so sein.“
Erster Teil
Fortuna Köln-Trainer Koschinat: „Die Qualität der 3. Liga ist noch einmal merklich gestiegen
Im dritten Teil des ausführlichen Interviews äußert sich Koschinat über die Meinungen der Ultras, der Identifikation mit dem Team oder auch die Qualität der Spielklasse. Dazu schätzt er auch seine Kaderqualität ein.
Datum der Veröffentlichung: 04.08.2014 19:17 Uhr | Autor: Henning Klefisch
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Quelle: Klefisch-Exklusiv
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