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Fortuna Köln: Der „ewige Zweitligist“ gibt sein Comeback im Profifußball

Im Süden von Köln, genauer gesagt im Stadtteil Zollstock, ist der SC Fortuna Köln beheimatet. Der Drittliga-Aufsteiger demonstriert Bescheidenheit und verkörpert das genaue Gegenteil vom Stadtrivalen 1. FC Köln, was die Themen Finanzkraft, Popularität und Geschichte angeht. Es wirkt alles ein wenig bescheidener bei der Fortuna, die zum ersten Mal seit zwölf Jahren ihren wenigen, aber treuen Anhängern Drittliga-Fußball bieten kann. Einst als ewiger Zweitligist von einigen FC-Fans verspottet, zeigt man sich nun zufrieden, wenn der Klassenerhalt in der 3. Liga geschafft werden kann. Durch Finanzprobleme sind die Ansprüche beim zweitgrößten Verein der Domstadt deutlich gesunken. 3-liga.com-Reporter Henning Klefisch hat sich auf die Reise zu diesem ganz besonderen Verein gemacht und hat erkannt, dass Leidenschaft und Herzblut ein wichtiger Trumpf im schweren Kampf um den Klassenerhalt sein wird.

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Fortuna Köln: Der „ewige Zweitligist“ gibt sein Comeback im Profifußball
Foto: Fortuna Köln
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Vereinsboss Ulonska als Herz und Verstand
 
Es wirkt beim langjährigen Zweitligisten (1974 bis 2000) alles ein wenig kleiner und ein Stück weit veralteter als bei einem gewöhnlichen Profiverein. Für die wahren Fußball-Romantiker ist dieser kleine Fleck ein echtes Idyll, denn Prunk und Protz sucht man hier vergebens. Weder die kleine Gaststätte mit vielen Memoralien beschmückt, wo auch der smarte Vereinsboss Klaus Ulonska sein Büro besitzt. Im altehrwürdigen Stadion gibt es aktuell Umbaumaßnahmen im Südstadion. Es wird mit einem Fassungsvermögen von 11.747 Zuschauern gerechnet. Zurzeit kann das Stadion noch nicht mit dem modernen modernen Spiel- und Trainingsstätten im Profifußball verglichen werden. Es wird bei der Fortuna gewerkelt, auf und außerhalb des Spielfeldes, damit es nicht bei einem einjährigem Drittliga-Dasein bleiben wird. Auffällig ist zweifelsfrei die enorme Herzlichkeit, die dieser Verein verströmt. Der lebende Beweis ist der Präsident Ulonska, der jeden Besucher der Anlage persönlich begrüßt, um etwas Wissenswertes über diesen speziellen Verein mitzuteilen. So auch uns als Reporter, die einen näheren Blick auf die urige Vereinskneipe werfen wollten und zu einem Interview gebeten worden sind. Er schildert seinen Weg, den er nach der bedeutungsvollen Löring-Ära beschritten hat: „Ich habe dann versucht die Fortuna in den ersten fünf Jahren aus der Insolvenz herauszuholen. Wir sind ja nie insolvent geworden. Das muss man noch einmal betonen. Wir heißen weiterhin SC Fortuna Köln. Wir haben uns für diesen Weg dann entschieden. Mir blieb jedoch auch überhaupt nichts anderes übrig. Solche Leute wie Löring liefen ja nicht auf der Straße herum, die man nur einfangen muss. Ich habe schlicht und einfach angefangen, auch mit etwas kleineren Beiträgen. Wenn mir heute ein altes Mütterchen 100 Euro in die Hand drückt, danke ich ihr genauso, wie einem reichen Geschäftsmann, der das Vielfache davon investiert. Für ein alte Mütterchen sind diese 100 Euro vielleicht mehr als für einen anderen eine große Summe.“
 
Ulonska als Unternehmer, Jungfrau und Politiker aktiv
 
Der 71-jährige gebürtige Kölner ist ein echtes Unikum und zudem ein perfekter Repräsentant dieses Vereins. In vielen unterschiedlichen Bereichen hat er sich versucht und dort meist auch Erfolg gehabt. Als ehemaliger Leichtathlet, der bei den Europameisterschaften 1962 in Belgrad die Goldmedaille für Deutschland holen konnte, kennt er sich im Leistungssport bestens aus. Zudem versteht er auch die wirtschaftlichen Faktoren, da er Geschäftsführer der Dinckels-Ulonska Bedachungsartikel GmbH in Köln ist. In einem Alter, wo andere Zeitgenossen längst ihrem Rentnerleben frönen können, zeigt sich der aktive Ulonska als echter Workaholic, der das „kölsche Lebensgefühl“ auch durch sein ehemaliges Dasein als Jungfrau des Kölner-Dreigestirns beim Karneval 1973 verkörpern kann. Auch politisch war der vielfach Talentierte sehr aktiv, als er mehrere Jahre im Rat der Stadt Köln für die CDU aktiv gewesen ist. Nun lebt er jedoch in der Gegenwart und lebt und liebt diese Fortuna, und das schon seit 2006.
 
Last-Minute-Treffer sichert Drittliga-Aufstieg
 
Selbst die Präsentation der diversen Sponsoren durch ein Mannschaftsfoto moderiert der rhetorisch begabte Ulonska souverän und mit einer gehörigen Portion Charme. Die Menschen rund um die Fortuna schätzen diese Herzlichkeit und unterstützen gerne diesen kleinen, aber feinen Verein aus der Südstadt, der stets im Schatten des omnipräsenten 1. FC Köln gestanden hat. Vielleicht hatte auch der Fußball-Gott am 1. Juni diesen Jahres ein Einsehen mit der Fortuna, als erst in der vierten Minute der Nachspielzeit durch einen Treffer von Oliver Laux zum 1:2 bei Bayern München II der Aufstieg in die Drittklassigkeit bewerkstelligt werden konnte. Mehr als 1000 mitgereiste Fortunen-Fans gerieten nach diesem historischen Treffer im Grünwalder-Stadion zu München regelrecht in Ekstase. Dramatischer hätte die Rückkehr nicht zelebriert werden können. Auch der sonst so sachliche Koschinat wird ein wenig emotional, wenn er sagt: „ Ich habe mich schon dabei häufiger ertappt, dass man sich die Situation noch einmal anschaut. Nicht, weil es so unwirklich war oder weil man es in der ersten Phase nicht so richtig glauben konnte, was da passiert ist, denn wir haben uns emotional schon sehr stark mit dieser Situation vorbereitet.“ Man möchte es diesem Verein gönnen, der schwere Jahre zuletzt durchmachen und bis in die Niederungen der Mittelrheinliga hinabsteigen musste, um nun wieder eine sportliche Renaissance feiern zu können. Vor allem der Teamgedanke ist nun ein entscheidender Faktor, welcher in der Vergangenheit sich nur schwer bei diesem Verein hat durchsetzen lassen. Ulonska ist ein optimistischer Realist, der Respekt vor der Spielklasse hat, wie er deutlich zum Ausdruck bringen kann: „Die Mannschaften sind schon stärker.Man muss sich das auch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist schon eine andere Hausnummer. Auf der anderen Seite haben wir natürlich einen Trainer wie Uwe Koschinat. Uwe Koschinat hatte ein starkes Team. Wir haben auch starke Spiele geliefert.Gegen Bayern München II in der Relegation, gegen Mainz 05 im DFB-Pokal, wir haben tolle Spiele gegen Viktoria Köln absolviert.“ Wenn der Aufstieg in die Drittklassigkeit tatsächlich verpasst worden wäre, hätte sich Grundlegendes bei der Fortuna geändert. Neben einem völligen Kaderumbruch wäre auch Koschinat nach drei Jahren gegangen. Dazu wäre Investor Michael W. Schwetje, der zugleich als Geschäftsführer arbeitet, zurückgetreten. Man wäre im Mittelmaß der Regionalliga West verschwunden, weil erhebliche Einsparungen notwendig gewesen sind. Deshalb kann dieser Aufstieg als einer der Wichtigsten in der Vereinsgeschichte bezeichnet werden.
 
Halbzeitentlassung von Trainer Schumacher
 
So hat man aus der Vergangenheit lernen können, denn zwischen 1973 und 2000 erlebte man zwar seine beste sportliche Zeit in der Vereinsgeschichte, als man nach dem Bundesliga-Abstieg in der Spielzeit 1973/74 für stattliche 26 Jahre ununterbrochen in der 2. Fußball-Bundesliga spielen und lange Zeit den ersten Platz in der ewigen Tabelle dieser Spielklasse belegen konnte.Mittlerweile ist man von Alemannia Aachen überholt worden, belegt aber trotz 14-jähriger Zweitliga-Abstinenz immer noch den zweiten Platz in dieser prestigeträchtig wichtigen Rangliste. 1983 gelang der Einzug ins DFB-Pokalfinale, welches gegen den Stadtrivalen 1. FC Köln jedoch unglücklich mit 0:1 verloren worden ist. Der sportliche Erfolg war vor allem Jean Löring zu verdanken, der den Verein im Stile eines Monarchen führte, viel Eigenkapital hineinsteckte, was ihm auch die ganze Macht zusicherte. Unvergesslich und bis heute einmalig war sicherlich auch die Entlassung vom damaligen Coach Toni Schumacher in der Halbzeitpause des Spiels gegen den Chemnitzer FC in der Saison 1999/2000. Die Abhängigkeit zum „Schäng“ war wahrlich enorm und so war sein Rückzug auch gleichzeitig mit dem schleichenden Abstieg der Fortuna verbunden. 2000 musste man nach 26-jähriger Zweitligazugehörigkeit zunächst den Abstieg aus dem deutschen Fußball-Unterhaus verkraften. Die Finanzprobleme wurden immer größer, da sich Löring immer stärker zurückgezogen hatte. Daraus hat der clevere Ulonska nun aber gelernt: „Es wäre sicherlich gut gewesen, wenn man noch ein paar Schultern gehabt hätte. Ich habe vom ersten Tag an auf Schultern gesetzt.“
 
Seit 2002 beginnt die Talfahrt
 
Nach einem fünften Platz in der ersten Regionalliga Nord-Spielzeit musste man in der Saison 2002 als Tabellenachtzehnter absteigen. Nach zwei Spielzeiten in der Oberliga Nordrhein, wo Mittelfeldplätze belegt werden konnten, musste man nach der Hinrunde 2004/05 die Mannschaft zurückziehen und in der Verbandsliga Mittelrhein einen Neuanfang starten. 2008 erfolgte der Wiederaufstieg in die fünftklassige NRW-Liga. Dabei profitierte man beim ersten Aufstieg seit 35 Jahren auch von der fehlenden Lizenz des Meisters VfL Leverkusen. Drei Jahre später konnte man sich für die Regionalliga West qualifizieren. Die Verpflichtung von Trainer Uwe Koschinat erwies sich als ein echter Segen. Fachlich und menschlich repräsentiert der 43-Jährige den Traditionsverein perfekt nach außen. Der Taktikfachmann zeigt sich überaus freundlich gegenüber Fans, Medien und Sponsoren. Der Blondschopf passt perfekt zu diesem Verein. Er gilt ähnlich akribisch und umgänglich wie Dortmunds-Trainer Klopp. Ihn als „Menschenfänger“ zu bezeichnen, ist gewiss nicht übertrieben. Koschinat hat stets einen Plan, den er klar und konsequent verfolgt. Er weiß, was er tut und präsentiert sich nicht als Lautsprecher. Mit seinem Coaching und Menschenführung gibt er die Antworten. Populistische Sprüche sind ihm fremd. Ein großer Vorteil ist, dass die Spieler universell einsetzbar sind, was jedoch auch finanzielle Gründe hat, wie Koschinat nun verraten hat: Wir werden das finanziell nicht hinbekommen, auf Drittliganiveau die Positionen doppelt besetzt zu haben mit Spielern, die auch absolutes Drittligapotential haben. Ein elementarer Faktor in der Kaderzusammenstellung, der sich in den letzten Jahren immer bewährt hat, ist der, dass wir auch eine gewisse Zahl an Allroundern im Kader haben, die in der Lage sind auf hohem Niveau mehrere Positionen zu spielen.“

Zweiter Teil

Quelle: Klefisch-Exklusiv

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