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Darmstadt-Keeper Zimmermann fordert: „Wir dürfen uns nicht mehr in die Tasche lügen“

Mit seinen 28 Jahren ist Jan Zimmermann zweifelsfrei ein echter Führungsspieler beim SV Darmstadt 98. Seit Anfang 2011 ist er als Torwart und Spielführer für die Südhessen aktiv und hat sich seitdem zu einem der besten Keeper in der gesamten 3. Liga etablieren können. Im vorletzten Jahr ist er mit den Lilien aufgestiegen und hat sich mit konstant starken Vorstellungen zu einem der besten Torhüter in der gesamten Drittklassigkeit etablieren können. Nun hat er einige aufregende Wochen hinter sich, denn nach dem sportlichen Abstieg nach dem Heimunentschieden gegen die Stuttgarter Kickers hat man sich durch die Insolvenz der Offenbacher Kickers nun am grünen Tisch den Klassenerhalt im zweiten Anlauf holen können.

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Darmstadt-Keeper Zimmermann fordert: „Wir dürfen uns nicht mehr in die Tasche lügen“
Foto: SV Darmstadt 98
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Auf Rhodos die erfreuliche Nachricht erfahren
Nun äußert Zimmermann sich im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ und erklärt seine Gefühlslage nach dem relativ spontanen Klassenerhalt. So nennt er den Moment als er vom verspäteten Klassenverbleib gesprochen hat: „Ich war im Urlaub auf Rhodos, am Strand. Das Handy lag im Hotelsafe. Ich hatte mir aber wegen der unklaren Situation vorgenommen, mindestens zweimal am Tag aufs Handy zu schauen. Es war, glaube ich, ein Samstag, als auf einmal Anrufe, SMS und Mails en masse drauf waren, alle mit einem ähnlichen Inhalt: Die Kickers erhalten keine Lizenz.“

„Ich hatte Resthoffnung, aber auch Restzweifel“
Dennoch war die Insolvenz des Lokalrivalen für ihn noch längst kein Grund, um in verfrühtem Optimismus zu verfallen, da ein Funken Restzweifel für ihn noch vorhanden gewesen ist, wie er offen verraten hat: „Nein, nein. Ich hatte zwar Riesenhoffnung, aber auch große Restzweifel. Ich habe dem Braten nicht getraut, war immer unsicher. Denn diese verworrene Situation zuletzt war für mich auch ein Spiegelbild der gesamten Saison, die so zerfahren, anstrengend und belastend war. Erst als es jetzt hieß, die Kickers verzichten auf den Einspruch vor dem Schiedsgericht, war ich mir sicher. Aber da war ich schon wieder in Deutschland.“ Zugleich hat er der „Frankfurter-Rundschau“ noch verraten, dass die Spieler keineswegs ohne einen gewissen Hintergedanken sich verabschiedet haben. Vielmehr gab es noch die Resthoffnung auf den Klassenerhalt: „Nein, es war nicht so, dass wir wortlos auseinandergegangen sind, uns einen schönen Urlaub gewünscht haben und das wars dann. Wir haben uns darauf verständigt, abzuwarten, wie es weitergeht. Denn wir wussten ja, dass mit den Lizenzen einiges unklar und vieles in der Schwebe ist. Burghausen war extrem gefährdet, auch Osnabrück, die Kickers sowieso. Und dann kam ja auch noch Duisburg hinzu. Wir waren deshalb alle in ständigem Kontakt und immer auf dem Laufenden.“

„Die ganze Situation war ziemlich belastend“
Der ehemalige Keeper von Eintracht Frankfurt kann jedoch auch nur schlecht verneinen, dass er sich nicht nach neuen möglichen Arbeitgebern umgeschaut hat, da ein Keeper seiner Klasse nicht in der viertklassigen Regionalliga spielen muss. Dennoch hat der SV Darmstadt 98 ganz klare Priorität bei ihm genossen: „Es gab einige Anfragen, mit denen ich mich auch beschäftigt habe. Das muss ich ja, ich bin Profi. Aber es war weder für mich noch für die anderen Vereine einfach, denn keiner wusste ja, ob ich vertragslos bin oder wir drin bleiben und ich einen Vertrag bis 2014 habe. Deshalb waren die Verhandlungen auch nicht weit fortgeschritten. Die ganze Situation war ziemlich belastend.“ Reine Spekulation ist es, ob er denn auch in der Regionalliga weiter für die „Lilien“ im Tor gestanden hätte: „Das weiß ich nicht. Wenn überhaupt, dann nur hier in Darmstadt, weil ich eine große Verbundenheit mit dem Verein spüre, das ist zu einer echten Herzensangelegenheit geworden. Ansonsten ist die Regionalliga nicht mein Anspruch, wenn ich hier weggegangen wäre, dann sicher nur in die zweite oder dritte Liga. Aber das ist ja hinfällig.“

„Das war eine extrem nervenaufreibende Spielzeit“
Realismus und Ehrlichkeit sind zwei Tugenden, die für Zimmermann typisch in seiner bisherigen Karriere gewesen sind. Deshalb sieht er die Saison trotz des nachträglichen Klassenerhalts auch als sehr kritisch an. Dennoch hat er auch ganz bewusst auf die massiven, finanziellen Schwierigkeiten der anderen Vereine geachtet. Er nennt verschiedene mögliche Szenarien, wenn er sagt: „Klar, und wir dürfen uns nicht in die Tasche lügen: Wir sind sportlich abgestiegen, auch wenn es knapp war, auch wenn wir eine solide Rückrunde gespielt haben und uns nur ein Tor gefehlt hat. Das war eine extrem nervenaufreibende Spielzeit. Aber dieses Lizenztheater hat uns ja die ganze Saison über begleitet. Erst hieß es, Aachen geht sofort in Insolvenz und die Punkte gegen sie sind hinfällig. Dann hätten wir auf die anderen Klubs vier Punkte gewonnen. Wenn die Kickers während der Runde Insolvenz angemeldet hätten, hätten wir sechs Punkte verloren und wären sicher abgestiegen. Das war also die ganze Zeit ein Thema.“

„Der OFC spielt eine große Rolle in meinem Umfeld“
Auch wenn Darmstadt ein rivalisierendes Verhältnis zu den Offenbacher Kickers aufgrund der regionalen Nähe aufgebaut hat, so gibt Zimmermann auch offen zu, dass er zum OFC eine ganz intensive Beziehung aufgebaut hat, wie er der „Frankfurter Rundschau“ anvertraut hat: „Klar, das ist keine schöne Entwicklung. Viele meiner Freunde und Bekannten gehen alle zwei Wochen auf den Bieberer Berg, sind mit den Kickers verbandelt. Der OFC spielt eine große Rolle in meinem Umfeld. Ich finde es traurig, dass die handelnden Personen so einen großen Verein in den Ruin getrieben haben.“

„Die Spieler sind froh, wenn sie Sicherheit haben“
Die gewaltige Finanzmisere in Offenbach hat auch in Darmstadt einige Erinnerungen aus der Vergangenheit hervorgerufen, wo es eine ähnlich starke finanzielle Misere zu überstehen gab. Zimmermann lobt jedoch ausdrücklich, dass eine positive Entwicklung am Böllenfalltor stattgefunden hat: „Mittlerweile kann man aber behaupten: Das Seriöse ist ein Faustpfand der Lilien. Hier bekommt man pünktlich sein Gehalt, das hat sich herumgesprochen. Ich glaube, das wird dem Verein bei der Verpflichtung von neuen Spielern sicher helfen. Die Spieler sind froh, wenn sie Sicherheit haben: In Offenbach etwa haben sie zwei Monate kein Gehalt bekommen. Das gibt es hier nicht.“

„Ich habe eine ganz extreme Riesenmotivation“
Nach der erfreulichen Nachricht, welche den gesamten Verein aus einer Art Depression entrissen hat, steht nun die Saisonplanung für die kommende Spielzeit auf dem Programm. Der gebürtige Offenbacher ist fest davon überzeugt, dass die sportliche Leitung eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen wird: „Das denke ich sehr wohl. Und ich glaube auch, dass die Spieler, die zurzeit keinen Vertrag haben, gerne hierbleiben würden. Denn die letzte Saison hat uns extrem zusammengeschweißt. Und welchen Charakter diese Mannschaft hat, sieht man daran, dass wir drei Tage nach dem Trauma des Abstiegs das Hessenpokalfinale gewonnen haben und in den DFB-Pokal eingezogen sind obwohl kein Spieler wusste, ob er überhaupt etwas davon hat.“ Und zumindest er persönlich würde sehr gerne eine Trotzreaktion zeigen: „Ich kann nur für mich sprechen: Ich habe eine ganz extreme Riesenmotivation, es in dieser Saison allen zu zeigen. Ich brenne darauf, mich zu beweisen und zu zeigen, dass wir kein Absteiger sind und unter Wert geschlagen wurden. Wir können von diesen Erlebnissen profitieren, wenn wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Es heißt ja: Aus Siegen lernt man, aus Niederlagen doppelt. Und ich bin stolz, in diesem Verein zu spielen: Wie wir im Hessenpokalfinale von den vielen Fans gefeiert wurden, obwohl wir gerade abgestiegen waren, das war für mich ein besonderes Erlebnis, das wiegt kein Geld der Welt auf.“

Quelle: fr-online.de

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Kommentar von Thomas am 12.06.2013 um 19:24 Uhr:

Ich denke, wenn es den Lilien gelingt, einen Großteil ihres Kaders zu halten, werden sie die nächste Saison im sicheren Mittelfeld abschließen.

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