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Darmstadt-Keeper Jan Zimmermann: „Wir müssen die Philosophie von Trainer Seeberger möglichst schnell umsetzen“

Der Saisonstart vom Traditionsverein SV Darmstadt 98 war so gewiss nicht geplant, denn der Abstiegsplatz 18 lässt die treuen Fans der „Lilien“ ein wenig sorgenvoll in die Zukunft blicken. Dennoch sollte Realismus rund um das Böllenfalltor Einzug halten, denn bei den finanziell bescheidenen Möglichkeiten war einzig der Klassenerhalt eine realistische Zielsetzung für den ehemaligen Bundesligisten. Im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ äußert sich Torhüter Jan Zimmermann zur schwierigen Situation des SVD.

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Darmstadt-Keeper Jan Zimmermann: „Wir müssen die Philosophie von Trainer Seeberger möglichst schnell umsetzen“
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Zweifelsfrei hat der 27-Jährige bisher immer seine Leistungen konstant bringen können. Bis zum 30. Juni 2014 ist der Spielführer noch an den Abstiegskandidaten der 3. Liga vertraglich gebunden. In diesen schwierigen Tagen ist er umso mehr als absolute Führungspersönlichkeit gefragt und stellt sich ehrlich und offen der größer werdenden Kritik. Dennoch möchte er explizit nicht davon sprechen, dass Angst ein beherrschendes Thema beim Darmstadt Sportverein ist. Vielmehr predigt er ein Stück weit mehr Realismus: „Es ist eher so, dass nun auch der Letzte begriffen hat, um was es geht. Vorher war die öffentliche Meinung ja eher so, dass es ja nur eine Frage der Zeit ist, bis wir den Anschluss ans Mittelfeld finden. Nach der Niederlage gegen Dortmund kann keiner die Tabelle mehr nach seiner Art interpretieren. Es geht gegen den Abstieg, sonst um nichts.“
Über die möglichen Gründe, warum dieser Absturz so schmerzlich ausfällt, wurden auch im Umfeld schon verschiedene Theorien angestellt. Als Realist muss man jedoch auch konstatieren, dass die Möglichkeiten nicht dafür ausgereicht haben, dass tatsächlich um den Aufstieg mitgespielt werden könnte. Der langjährige Keeper von Eintracht Frankfurt kann einige Gründe nennen: „Die ganze Saison ist ja nicht optimal gelaufen, wir haben es als Mannschaft noch nicht geschafft, an unser Toplevel heranzukommen. Ich würde nicht sagen, dass wir jetzt grundlegend etwas ändern müssen, wir sind nicht an dem Punkt, an dem ich sage: ,So kann es nicht weitergehen.’ Nein, es sind Kleinigkeiten, aber die sind halt auch entscheidend. Und wir haben von außen schon recht früh auf die Mütze bekommen. Direkt nach unserem ersten Spiel gegen Unterhaching hagelte es bereits Kritik − wie sich aber herausstellte, ist Haching eine Spitzenmannschaft. Von da an war es so, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen und wir auch psychologisch einiges verkraften mussten. Wir haben mental mehr Probleme als fußballerisch, davon bin ich überzeugt. Es ist eher so, dass der Kopf die Beine lähmt.“
Als Beispiel nennt er konkret das letzte Heimspiel gegen den Tabellenletzten Borussia Dortmund II, welches noch mit 1:2 verloren gegangen ist. Dazu Zimmermann: „Nehmen Sie das letzte Spiel gegen Dortmund, da führen wir 1:0, doch dann haben wir auf einmal nur noch Angst, das Ergebnis zu verlieren. Das ist für mich ein klares Zeichen für Verunsicherung.“ Besonders auffällig ist jedoch auch die Tatsache, dass die eigene Anhängerschaft sehr kritisch mit der nicht einfachen Situation umgeht und offenbar andere Ansprüche hat. Der Führungsspieler versucht die Fans an die Gemeinschaft zu erinnern: „Unser Ziel war ja, uns zu verbessern im Vergleich zur letzten Saison. Das heißt auch, mehr als 49 Punkte zu holen. Das ist schon ambitioniert, vor allem hätte es bedeutet, dass wir eine ganze Saison in ruhigem Fahrwasser verbringen. Jetzt stecken wir aber schon im Abstiegskampf, da ist natürlich eine Diskrepanz in der Wahrnehmung. Ich habe Verständnis für die Enttäuschung der Zuschauer, aber wir alle zusammen sind Darmstadt 98. Die Fans können uns helfen, sie haben großen Einfluss auf unser Spiel, sie müssen ein Gespür dafür entwickeln, dass wir sie brauchen. Denn die Unterstützung der Zuschauer kann einen im Spiel beflügeln, sie kann einen aber auch verkrampfen lassen. Es ist nicht förderlich, dass gepfiffen wird, wenn einer einen Fehlpass spielt. Das ist doch ganz klar.“
Da Zimmermann mit seinen 27 Jahren zu den erfahrenen Akteuren im Kader von Trainer Jürgen Seeberger gehört, beeinflusst er auch seine Mitspieler dahingehend, dass durch Selbstbewusstsein und Konzentration die nächsten, schweren Aufgaben angegangen werden. Zimmermann erklärt seine Funktion: „Wir haben ja einige jüngere Spieler, für die diese Situation neu und nicht leicht ist. Ich führe viele Gespräche, wir machen auch einen Mannschaftsabend, an dem Tacheles gesprochen wird. Mit Friede, Freude, Eierkuchen, mit Harmonie und Ruhe kommt man auch nicht raus aus dieser misslichen Situation. Wir sind aber in der Lage, ernst und aufrichtig miteinander zu reden. Aber eines ist auch klar: Ich bin kein Lautsprecher, der populistische Forderungen erhebt und auf den Tisch haut, um mir oder der Mannschaft ein Alibi zu verschaffen.“
Für eine schwach in die Saison gestartete Mannschaft ist es nie einfach, wenn auf einmal der Trainer den Verein verlässt. Über den Trainerwechsel von Kosta Runjaic zu Jürgen Seeberger sagt der Schlussmann gegenüber der „Frankfurter Rundschau“: „Wir haben das professionell aufgenommen, es kommt ja vor, dass ein Trainer die Chance ergreift und in der zweiten Liga sein Glück versucht. Das ist nichts außergewöhnliches. Das Problem ist natürlich, dass hier alles sehr, sehr Kosta-lastig war, er hat den Verein im sportlichen Bereich ja alleine gestaltet, er hat den Kader über Jahre hinweg zusammengestellt, er hatte die alleinige Verantwortung. Das heißt, es war alles nur auf eine Person zugeschnitten. Das ist für den neuen Trainer nicht leicht, weil er einen Kader übernommen hat, der zum Teil auf anderen Vorstellungen aufgebaut wurde. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir die Philosophie des neuen Trainers so schnell wie möglich umsetzen.“
Bekanntlich hat der Ex-Trainer, den es zum MSV Duisburg weitergezogen hat, eine Spielidee von technisch feinem Fußball und schönem Kombinationsfußball gefordert. Zimmermann beschreibt die Spielidee des neuen Übungsleiters wie folgt: „Seeberger verlangt von uns auch, Fußball zu spielen und nicht nur lange Bälle, aber sein Augenmerk liegt gerade auf Gegenpressing, im Spiel gegen den Ball erwartet er viel mehr Aggressivität. Das ist in unserer Situation ja auch richtig. Und man muss sehen, dass wir ja schon verunsichert waren, als er hier anfing. Da musste er den Hebel anders ansetzen. Da hat man keine Zeit, in Ruhe ein Spielkonzept zu entwerfen. Für uns geht es, jenseits irgendeiner Philosophie, darum wieder Zutrauen und Glauben in uns zu finden, um wieder mutiger zu spielen. Dann kommen wir da unten auch heraus.“ Immerhin gibt es beim sympathischen Zimmermann genügend Optimismus. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass in Kürze schon fleißig gepunktet werden sollte, wenn tatsächlich der Klassenerhalt bewerkstelligt werden sollte.

Quelle: fr-online.de

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